Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.

Bild:
<< vorherige Seite

blutbadt im Haupt der Christenheit verantwortlich / noch viel weniger solcher Christen / die Jhrer Keyserl. Majestät Regierung vnterworffen / vnd deroselben Leib / Schutz vnd Vnterhaltung anbefohlen vnd vertrawet weren: dahero man die löbliche Regenten vnd Potentaten Vätter deß Vatterlands nennete.

Wann die Kinder vnterweilen vngehorsamb / mutwillig vnd böse weren / hawete man sie doch nicht zu todt / sondern damit sich der Vatter nicht selbst deß seinigen beraube / vnd darauß jhm grosse Rew vnd Hertzenleydt verursache / hawete er sie an das Ort / da er vermeynet / daß jhnen am allerwenigsten Schaden vnd Mangel bringen möchte: Also wann die Vnderthanen bißweilen auffstünden / vnd rebellirten / were solchs nicht mit deß Schwerts Schärpffe vnd Betrohungen / als gegen Frembden vnd Feinden / an deren Verlust denselben Potentaten nichts von dem seinigen [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ntgienge: sondern mit Vätterlichen Verweissungen / mit allerhandt weiser Verschonung / Cedirung vnd züchtigen wider zum Gehorsam zu bringen / damit er sich nicht selbsten deß seinigen / mit schwerer Verantwortung vnd Nachtheil seiner Nachkommen beraube. Dahero man von deß gierung / als deme wegen Erhaltung der Freyheit viel seiner Orientalischen Provincien rebellirt / ja die seine Gesandten / so sie darumb straffen wöllen / gar zu todt geschlagen / jhnen gleichwol die begehrte Freyheit mit Gnaden zugelassen / vnd also die Provincien bey seinem Reich erhalten / rc. diß Sprichwort in gemein auffgebracht: Romanosignoscendo crescere: Welches den Potentaten ein sehr grosses Lob [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]nd Reputation bringe. Derhalben were auch am allermeisten das Hauß Oesterreich so hoch gestiegen / daß es vber alle andere hohe Häusser mit Lindigkeit / Milte vnd Gütigkeit gemeiniglich regieret / dahero das Sprichwort kommen were: daß ein Oesterreichtsche Vngnad besser seye / als ein Sächsische Gnade. Weil ohne Zweifel bey dem Hauß Sachsen etwa vor Jahren die Schärpffe vnd genawe Bestraffung gemeiniglich der Gnade fürgezogen were.

Weil dann Jhr. Majest. Herr Vatter Maximilian der Ander / vnter vielen andern schönen Exempeln der weisen glimpfflichen Reguln / da Hertzog Friderich zu Sachsen / der zu Gotha mit vielen vornehmen Leuten / wider den Keyser / Churfürsten vnd das gantze Römische Reich rebellirt / der Römischen Cron mit Gewalt nachstellet / solches offentlich an Tag zu geben nicht geschewet: nicht allem am Leben nicht gestrafft / sondern er hette jhn auch längst vor seinem Ende auß der Verhafftung gelassen / wann nicht das Reich vnd Hauß Sachsen selbst / wegen Beysorg allerhand Vnruh seine Verhafftung für besser befunden. Mit dergleichem friedlichen vnd löblichen Regieren hette er aller Menschen Liebnuß an sich gezogen / auch dahero was er gewolt / glücklich erhalten. Ja durch die sanffte vnd weise Regierung hette das Hauß Oesterreich bißhero das Römische Reich mit höchster Reputation gleichsamb erblich possedirt: Hergegen hassete vnd versiuchte man die Spanische Regierung / wegen deren grossen Schärpffe vnd gefaßten Reputation / daß alle der Freyheit liebhabende Völcker dieselbe fast für vnleydelich hielten / vngeachtet die Schuldt nicht der Herren / sondern der Diener seye / die jhnen dardurch ein grosses Ansehen vnd Respect vor andern zu erlangen vermeyneten: Aber eben damit all jhr Fürnchmen bey der gantzen Welt verdächtig vnd verhaft machten.

Schließlich würde man auch ohn allen Zweifel Jhrer M. einbilden / es würde wider Jhrer Majestät vnd deß Hauses Oesterreich Reputation / daß die Böhmen sich armirten / Jhre Majest. aber nicht. Darwider weren hicoben mit etlich Exempeln erwiesen / daß gewaltige Keyser vnd Potentaten darob kein Bedencken getragen / auch wo sie schon Kriegsvolck gehabt / dasselbe wider erlassen hetten. Vnd wer diese jetzige Zeit recht ansehe / der befinde / daß der Böhmen Armirung auß Forcht Keys. M. Offension / vnd daß sie den Land-Officirern vnd andern / die der Cron gedrohet hetten / sonderlich weil die Jesuiter sehr zur Raach antrieben / beschehen / vnd weil sie nicht traweten / vnd sich wider den Angriff versichern wolten / wie der Böhmen Schrifft vnd Schreiben offentlich außweisen. Aber Jhrer Majest. Armirung geschehe nicht auß Forcht der Böhmen / noch wegen jhrer eignen Person / oder Jhrer Länder Versicherung / sondern die Böhmen zum Gehorsam zu bringen: Also daß Jhr. Maiest. ohne alle Beschmälerung dero Reputation jhr Volck erlassen köndten / dar durch die Land der Beschwer zu entladen / vnd die Böhmen sich nicht zu entschuldigen / sie hetten auß Forcht vnd Schew deß Keyserl. Kriegsvolcks jhr Obligen Keys. M. nicht anbringen dörffen. Dienete also die Vnterlassung der Werbung viel mehr Jhrer Majestät Großmütigkeit zu bezeugen / vnd zuverstehen zu geben / daß sie Jhrer Vnderthanen Arma gleichsamb für nichts achteten / vnd jhr wol getraweten allein durch dero Keyserliche Authorität solche ohne Waffen niderzulegen / als wann sie mit jhren Vnderthanen fechten wolten.

Solten nun Jhre M. wider so greiffliche Vrsachen mit der Werbung lassen fortfahren / so würden sie groffes Mißtrawen nicht allein bey frembden / sondern auch bey jhren eignen Ländern erwecken / gleich samb were solche Werbung nicht allein auff Böheim / sondern auff jhre andere Oesterreichische Lande / oder Reformation angesehen / welches dero löblicher Vorältern bey jhren Ständen erhaltenem Vertrawen vnd Reputation sehr zuwider were.

Weil dann durch diese beschehene Außführung männiglich vor Augen gestellet würde / daß Jhre Keys. Majest. Jhr vnd jhrem Hauß Oesterreich / dero Landen vnd Leuten nichts schädlichers / nichts gefährlichers / noch dero Reputation etwas widrigers vnd verderblichers möchte gerahten worden seyn / als die Böhmen zubekriegen: So were nunmehr gar leicht vber das / was bey der Sachen zuthun / sich allergnädigst zu resolviren / wann nur auff einigen finem gesehen würde / nämlich damit Jhrer Majest die Cron Böheim für sich vnd dero

blutbadt im Haupt der Christenheit verantwortlich / noch viel weniger solcher Christen / die Jhrer Keyserl. Majestät Regierung vnterworffen / vnd deroselben Leib / Schutz vnd Vnterhaltung anbefohlen vnd vertrawet weren: dahero man die löbliche Regenten vnd Potentaten Vätter deß Vatterlands nennete.

Wann die Kinder vnterweilen vngehorsamb / mutwillig vnd böse weren / hawete man sie doch nicht zu todt / sondern damit sich der Vatter nicht selbst deß seinigen beraube / vnd darauß jhm grosse Rew vnd Hertzenleydt verursache / hawete er sie an das Ort / da er vermeynet / daß jhnen am allerwenigsten Schaden vnd Mangel bringen möchte: Also wann die Vnderthanen bißweilen auffstünden / vnd rebellirten / were solchs nicht mit deß Schwerts Schärpffe vnd Betrohungen / als gegen Frembden vnd Feinden / an derẽ Verlust denselben Potentaten nichts von dem seinigen [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ntgienge: sondern mit Vätterlichen Verweissungen / mit allerhandt weiser Verschonung / Cedirung vnd züchtigen wider zum Gehorsam zu bringen / damit er sich nicht selbsten deß seinigen / mit schwerer Verantwortung vnd Nachtheil seiner Nachkommen beraube. Dahero man von deß gierung / als deme wegen Erhaltung der Freyheit viel seiner Orientalischen Provincien rebellirt / ja die seine Gesandten / so sie darumb straffen wöllen / gar zu todt geschlagen / jhnen gleichwol die begehrte Freyheit mit Gnaden zugelassen / vnd also die Provincien bey seinem Reich erhalten / rc. diß Sprichwort in gemein auffgebracht: Romanosignoscendo crescere: Welches den Potentaten ein sehr grosses Lob [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]nd Reputation bringe. Derhalben were auch am allermeisten das Hauß Oesterreich so hoch gestiegen / daß es vber alle andere hohe Häusser mit Lindigkeit / Milte vnd Gütigkeit gemeiniglich regieret / dahero das Sprichwort kommen were: daß ein Oesterreichtsche Vngnad besser seye / als ein Sächsische Gnade. Weil ohne Zweifel bey dem Hauß Sachsen etwa vor Jahren die Schärpffe vnd genawe Bestraffung gemeiniglich der Gnade fürgezogen were.

Weil dann Jhr. Majest. Herr Vatter Maximilian der Ander / vnter vielẽ andern schönen Exempeln der weisen glimpfflichen Reguln / da Hertzog Friderich zu Sachsen / der zu Gotha mit vielen vornehmen Leuten / wider den Keyser / Churfürstẽ vnd das gantze Römische Reich rebellirt / der Römischen Cron mit Gewalt nachstellet / solches offentlich an Tag zu geben nicht geschewet: nicht allem am Leben nicht gestrafft / sondern er hette jhn auch längst vor seinem Ende auß der Verhafftung gelassen / wann nicht das Reich vnd Hauß Sachsen selbst / wegen Beysorg allerhand Vnruh seine Verhafftung für besser befunden. Mit dergleichem friedlichen vnd löblichen Regieren hette er aller Menschen Liebnuß an sich gezogen / auch dahero was er gewolt / glücklich erhalten. Ja durch die sanffte vnd weise Regierung hette das Hauß Oesterreich bißhero das Römische Reich mit höchster Reputation gleichsamb erblich possedirt: Hergegen hassete vnd versiuchte man die Spanische Regierung / wegen deren grossen Schärpffe vnd gefaßten Reputation / daß alle der Freyheit liebhabende Völcker dieselbe fast für vnleydelich hielten / vngeachtet die Schuldt nicht der Herren / sondern der Diener seye / die jhnen dardurch ein grosses Ansehen vnd Respect vor andern zu erlangen vermeyneten: Aber eben damit all jhr Fürnchmen bey der gantzẽ Welt verdächtig vñ verhaft machtẽ.

Schließlich würde man auch ohn allen Zweifel Jhrer M. einbilden / es würde wider Jhrer Majestät vnd deß Hauses Oesterreich Reputation / daß die Böhmẽ sich armirten / Jhre Majest. aber nicht. Darwider weren hicoben mit etlich Exempeln erwiesen / daß gewaltige Keyser vnd Potentatẽ darob kein Bedencken getragen / auch wo sie schon Kriegsvolck gehabt / dasselbe wider erlassen hettẽ. Vnd wer diese jetzige Zeit recht ansehe / der befinde / daß der Böhmẽ Armirung auß Forcht Keys. M. Offension / vnd daß sie den Land-Officirern vnd andern / die der Cron gedrohet hetten / sonderlich weil die Jesuiter sehr zur Raach antrieben / beschehen / vnd weil sie nicht traweten / vnd sich wider den Angriff versichern woltẽ / wie der Böhmẽ Schrifft vnd Schreiben offentlich außweisen. Aber Jhrer Majest. Armirung geschehe nicht auß Forcht der Böhmen / noch wegẽ jhrer eignen Person / oder Jhrer Länder Versicherung / sondern die Böhmen zum Gehorsam zu bringen: Also daß Jhr. Maiest. ohne alle Beschmälerung dero Reputation jhr Volck erlassen köndtẽ / dar durch die Land der Beschwer zu entladen / vnd die Böhmen sich nicht zu entschuldigen / sie hetten auß Forcht vnd Schew deß Keyserl. Kriegsvolcks jhr Obligen Keys. M. nicht anbringen dörffen. Dienete also die Vnterlassung der Werbung viel mehr Jhrer Majestät Großmütigkeit zu bezeugen / vnd zuverstehen zu geben / daß sie Jhrer Vnderthanen Arma gleichsamb für nichts achteten / vnd jhr wol getraweten allein durch dero Keyserliche Authorität solche ohne Waffen niderzulegen / als wann sie mit jhren Vnderthanen fechten wolten.

Solten nun Jhre M. wider so greiffliche Vrsachen mit der Werbung lassen fortfahrẽ / so würden sie groffes Mißtrawen nicht allein bey frembden / sondern auch bey jhren eignen Ländern erwecken / gleich samb were solche Werbung nicht allein auff Böheim / sondern auff jhre andere Oesterreichische Lande / oder Reformation angesehen / welches dero löblicher Vorältern bey jhren Ständen erhaltenem Vertrawen vnd Reputation sehr zuwider were.

Weil dann durch diese beschehene Außführung männiglich vor Augen gestellet würde / daß Jhre Keys. Majest. Jhr vnd jhrem Hauß Oesterreich / dero Landen vnd Leuten nichts schädlichers / nichts gefährlichers / noch dero Reputation etwas widrigers vnd verderblichers möchte gerahten worden seyn / als die Böhmen zubekriegen: So were nunmehr gar leicht vber das / was bey der Sachen zuthun / sich allergnädigst zu resolviren / wann nur auff einigen finem gesehen würde / nämlich damit Jhrer Majest die Cron Böheim für sich vnd dero

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <p><pb facs="#f0103" n="66"/>
blutbadt im Haupt der                      Christenheit verantwortlich / noch viel weniger solcher Christen / die Jhrer                      Keyserl. Majestät Regierung vnterworffen / vnd deroselben Leib / Schutz vnd                      Vnterhaltung anbefohlen vnd vertrawet weren: dahero man die löbliche Regenten                      vnd Potentaten Vätter deß Vatterlands nennete.</p>
          <p>Wann die Kinder vnterweilen vngehorsamb / mutwillig vnd böse weren / hawete man                      sie doch nicht zu todt / sondern damit sich der Vatter nicht selbst deß seinigen                      beraube / vnd darauß jhm grosse Rew vnd Hertzenleydt verursache / hawete er sie                      an das Ort / da er vermeynet / daß jhnen am allerwenigsten Schaden vnd Mangel                      bringen möchte: Also wann die Vnderthanen bißweilen auffstünden / vnd                      rebellirten / were solchs nicht mit deß Schwerts Schärpffe vnd Betrohungen / als                      gegen Frembden vnd Feinden / an dere&#x0303; Verlust denselben Potentaten nichts von dem                      seinigen <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>ntgienge: sondern mit Vätterlichen Verweissungen / mit allerhandt                      weiser Verschonung / Cedirung vnd züchtigen wider zum Gehorsam zu bringen /                      damit er sich nicht selbsten deß seinigen / mit schwerer Verantwortung vnd                      Nachtheil seiner Nachkommen beraube. Dahero man von deß gierung / als deme wegen                      Erhaltung der Freyheit viel seiner Orientalischen Provincien rebellirt / ja die                      seine Gesandten / so sie darumb straffen wöllen / gar zu todt geschlagen / jhnen                      gleichwol die begehrte Freyheit mit Gnaden zugelassen / vnd also die Provincien                      bey seinem Reich erhalten / rc. diß Sprichwort in gemein auffgebracht:                      Romanosignoscendo crescere: Welches den Potentaten ein sehr grosses Lob <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>nd                      Reputation bringe. Derhalben were auch am allermeisten das Hauß Oesterreich so                      hoch gestiegen / daß es vber alle andere hohe Häusser mit Lindigkeit / Milte vnd                      Gütigkeit gemeiniglich regieret / dahero das Sprichwort kommen were: daß ein                      Oesterreichtsche Vngnad besser seye / als ein Sächsische Gnade. Weil ohne                      Zweifel bey dem Hauß Sachsen etwa vor Jahren die Schärpffe vnd genawe                      Bestraffung gemeiniglich der Gnade fürgezogen were.</p>
          <p>Weil dann Jhr. Majest. Herr Vatter Maximilian der Ander / vnter viele&#x0303; andern                      schönen Exempeln der weisen glimpfflichen Reguln / da Hertzog Friderich zu                      Sachsen / der zu Gotha mit vielen vornehmen Leuten / wider den Keyser /                      Churfürste&#x0303; vnd das gantze Römische Reich rebellirt / der Römischen Cron mit                      Gewalt nachstellet / solches offentlich an Tag zu geben nicht geschewet: nicht                      allem am Leben nicht gestrafft / sondern er hette jhn auch längst vor seinem                      Ende auß der Verhafftung gelassen / wann nicht das Reich vnd Hauß Sachsen selbst                      / wegen Beysorg allerhand Vnruh seine Verhafftung für besser befunden. Mit                      dergleichem friedlichen vnd löblichen Regieren hette er aller Menschen Liebnuß                      an sich gezogen / auch dahero was er gewolt / glücklich erhalten. Ja durch die                      sanffte vnd weise Regierung hette das Hauß Oesterreich bißhero das Römische                      Reich mit höchster Reputation gleichsamb erblich possedirt: Hergegen hassete vnd                      versiuchte man die Spanische Regierung / wegen deren grossen Schärpffe vnd                      gefaßten Reputation / daß alle der Freyheit liebhabende Völcker dieselbe fast                      für vnleydelich hielten / vngeachtet die Schuldt nicht der Herren / sondern der                      Diener seye / die jhnen dardurch ein grosses Ansehen vnd Respect vor andern zu                      erlangen vermeyneten: Aber eben damit all jhr Fürnchmen bey der gantze&#x0303; Welt                      verdächtig vn&#x0303; verhaft machte&#x0303;.</p>
          <p>Schließlich würde man auch ohn allen Zweifel Jhrer M. einbilden / es würde wider                      Jhrer Majestät vnd deß Hauses Oesterreich Reputation / daß die Böhme&#x0303; sich                      armirten / Jhre Majest. aber nicht. Darwider weren hicoben mit etlich Exempeln                      erwiesen / daß gewaltige Keyser vnd Potentate&#x0303; darob kein Bedencken getragen /                      auch wo sie schon Kriegsvolck gehabt / dasselbe wider erlassen hette&#x0303;. Vnd wer                      diese jetzige Zeit recht ansehe / der befinde / daß der Böhme&#x0303; Armirung auß                      Forcht Keys. M. Offension / vnd daß sie den Land-Officirern vnd andern / die der                      Cron gedrohet hetten / sonderlich weil die Jesuiter sehr zur Raach antrieben /                      beschehen / vnd weil sie nicht traweten / vnd sich wider den Angriff versichern                      wolte&#x0303; / wie der Böhme&#x0303; Schrifft vnd Schreiben offentlich außweisen. Aber Jhrer                      Majest. Armirung geschehe nicht auß Forcht der Böhmen / noch wege&#x0303; jhrer eignen                      Person / oder Jhrer Länder Versicherung / sondern die Böhmen zum Gehorsam zu                      bringen: Also daß Jhr. Maiest. ohne alle Beschmälerung dero Reputation jhr Volck                      erlassen köndte&#x0303; / dar durch die Land der Beschwer zu entladen / vnd die Böhmen                      sich nicht zu entschuldigen / sie hetten auß Forcht vnd Schew deß Keyserl.                      Kriegsvolcks jhr Obligen Keys. M. nicht anbringen dörffen. Dienete also die                      Vnterlassung der Werbung viel mehr Jhrer Majestät Großmütigkeit zu bezeugen /                      vnd zuverstehen zu geben / daß sie Jhrer Vnderthanen Arma gleichsamb für nichts                      achteten / vnd jhr wol getraweten allein durch dero Keyserliche Authorität                      solche ohne Waffen niderzulegen / als wann sie mit jhren Vnderthanen fechten                      wolten.</p>
          <p>Solten nun Jhre M. wider so greiffliche Vrsachen mit der Werbung lassen fortfahre&#x0303;                      / so würden sie groffes Mißtrawen nicht allein bey frembden / sondern auch bey                      jhren eignen Ländern erwecken / gleich samb were solche Werbung nicht allein                      auff Böheim / sondern auff jhre andere Oesterreichische Lande / oder Reformation                      angesehen / welches dero löblicher Vorältern bey jhren Ständen erhaltenem                      Vertrawen vnd Reputation sehr zuwider were.</p>
          <p>Weil dann durch diese beschehene Außführung männiglich vor Augen gestellet würde                      / daß Jhre Keys. Majest. Jhr vnd jhrem Hauß Oesterreich / dero Landen vnd Leuten                      nichts schädlichers / nichts gefährlichers / noch dero Reputation etwas                      widrigers vnd verderblichers möchte gerahten worden seyn / als die Böhmen                      zubekriegen: So were nunmehr gar leicht vber das / was bey der Sachen zuthun /                      sich allergnädigst zu resolviren / wann nur auff einigen finem gesehen würde /                      nämlich damit Jhrer Majest die Cron Böheim für sich vnd dero
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0103] blutbadt im Haupt der Christenheit verantwortlich / noch viel weniger solcher Christen / die Jhrer Keyserl. Majestät Regierung vnterworffen / vnd deroselben Leib / Schutz vnd Vnterhaltung anbefohlen vnd vertrawet weren: dahero man die löbliche Regenten vnd Potentaten Vätter deß Vatterlands nennete. Wann die Kinder vnterweilen vngehorsamb / mutwillig vnd böse weren / hawete man sie doch nicht zu todt / sondern damit sich der Vatter nicht selbst deß seinigen beraube / vnd darauß jhm grosse Rew vnd Hertzenleydt verursache / hawete er sie an das Ort / da er vermeynet / daß jhnen am allerwenigsten Schaden vnd Mangel bringen möchte: Also wann die Vnderthanen bißweilen auffstünden / vnd rebellirten / were solchs nicht mit deß Schwerts Schärpffe vnd Betrohungen / als gegen Frembden vnd Feinden / an derẽ Verlust denselben Potentaten nichts von dem seinigen _ntgienge: sondern mit Vätterlichen Verweissungen / mit allerhandt weiser Verschonung / Cedirung vnd züchtigen wider zum Gehorsam zu bringen / damit er sich nicht selbsten deß seinigen / mit schwerer Verantwortung vnd Nachtheil seiner Nachkommen beraube. Dahero man von deß gierung / als deme wegen Erhaltung der Freyheit viel seiner Orientalischen Provincien rebellirt / ja die seine Gesandten / so sie darumb straffen wöllen / gar zu todt geschlagen / jhnen gleichwol die begehrte Freyheit mit Gnaden zugelassen / vnd also die Provincien bey seinem Reich erhalten / rc. diß Sprichwort in gemein auffgebracht: Romanosignoscendo crescere: Welches den Potentaten ein sehr grosses Lob _nd Reputation bringe. Derhalben were auch am allermeisten das Hauß Oesterreich so hoch gestiegen / daß es vber alle andere hohe Häusser mit Lindigkeit / Milte vnd Gütigkeit gemeiniglich regieret / dahero das Sprichwort kommen were: daß ein Oesterreichtsche Vngnad besser seye / als ein Sächsische Gnade. Weil ohne Zweifel bey dem Hauß Sachsen etwa vor Jahren die Schärpffe vnd genawe Bestraffung gemeiniglich der Gnade fürgezogen were. Weil dann Jhr. Majest. Herr Vatter Maximilian der Ander / vnter vielẽ andern schönen Exempeln der weisen glimpfflichen Reguln / da Hertzog Friderich zu Sachsen / der zu Gotha mit vielen vornehmen Leuten / wider den Keyser / Churfürstẽ vnd das gantze Römische Reich rebellirt / der Römischen Cron mit Gewalt nachstellet / solches offentlich an Tag zu geben nicht geschewet: nicht allem am Leben nicht gestrafft / sondern er hette jhn auch längst vor seinem Ende auß der Verhafftung gelassen / wann nicht das Reich vnd Hauß Sachsen selbst / wegen Beysorg allerhand Vnruh seine Verhafftung für besser befunden. Mit dergleichem friedlichen vnd löblichen Regieren hette er aller Menschen Liebnuß an sich gezogen / auch dahero was er gewolt / glücklich erhalten. Ja durch die sanffte vnd weise Regierung hette das Hauß Oesterreich bißhero das Römische Reich mit höchster Reputation gleichsamb erblich possedirt: Hergegen hassete vnd versiuchte man die Spanische Regierung / wegen deren grossen Schärpffe vnd gefaßten Reputation / daß alle der Freyheit liebhabende Völcker dieselbe fast für vnleydelich hielten / vngeachtet die Schuldt nicht der Herren / sondern der Diener seye / die jhnen dardurch ein grosses Ansehen vnd Respect vor andern zu erlangen vermeyneten: Aber eben damit all jhr Fürnchmen bey der gantzẽ Welt verdächtig vñ verhaft machtẽ. Schließlich würde man auch ohn allen Zweifel Jhrer M. einbilden / es würde wider Jhrer Majestät vnd deß Hauses Oesterreich Reputation / daß die Böhmẽ sich armirten / Jhre Majest. aber nicht. Darwider weren hicoben mit etlich Exempeln erwiesen / daß gewaltige Keyser vnd Potentatẽ darob kein Bedencken getragen / auch wo sie schon Kriegsvolck gehabt / dasselbe wider erlassen hettẽ. Vnd wer diese jetzige Zeit recht ansehe / der befinde / daß der Böhmẽ Armirung auß Forcht Keys. M. Offension / vnd daß sie den Land-Officirern vnd andern / die der Cron gedrohet hetten / sonderlich weil die Jesuiter sehr zur Raach antrieben / beschehen / vnd weil sie nicht traweten / vnd sich wider den Angriff versichern woltẽ / wie der Böhmẽ Schrifft vnd Schreiben offentlich außweisen. Aber Jhrer Majest. Armirung geschehe nicht auß Forcht der Böhmen / noch wegẽ jhrer eignen Person / oder Jhrer Länder Versicherung / sondern die Böhmen zum Gehorsam zu bringen: Also daß Jhr. Maiest. ohne alle Beschmälerung dero Reputation jhr Volck erlassen köndtẽ / dar durch die Land der Beschwer zu entladen / vnd die Böhmen sich nicht zu entschuldigen / sie hetten auß Forcht vnd Schew deß Keyserl. Kriegsvolcks jhr Obligen Keys. M. nicht anbringen dörffen. Dienete also die Vnterlassung der Werbung viel mehr Jhrer Majestät Großmütigkeit zu bezeugen / vnd zuverstehen zu geben / daß sie Jhrer Vnderthanen Arma gleichsamb für nichts achteten / vnd jhr wol getraweten allein durch dero Keyserliche Authorität solche ohne Waffen niderzulegen / als wann sie mit jhren Vnderthanen fechten wolten. Solten nun Jhre M. wider so greiffliche Vrsachen mit der Werbung lassen fortfahrẽ / so würden sie groffes Mißtrawen nicht allein bey frembden / sondern auch bey jhren eignen Ländern erwecken / gleich samb were solche Werbung nicht allein auff Böheim / sondern auff jhre andere Oesterreichische Lande / oder Reformation angesehen / welches dero löblicher Vorältern bey jhren Ständen erhaltenem Vertrawen vnd Reputation sehr zuwider were. Weil dann durch diese beschehene Außführung männiglich vor Augen gestellet würde / daß Jhre Keys. Majest. Jhr vnd jhrem Hauß Oesterreich / dero Landen vnd Leuten nichts schädlichers / nichts gefährlichers / noch dero Reputation etwas widrigers vnd verderblichers möchte gerahten worden seyn / als die Böhmen zubekriegen: So were nunmehr gar leicht vber das / was bey der Sachen zuthun / sich allergnädigst zu resolviren / wann nur auff einigen finem gesehen würde / nämlich damit Jhrer Majest die Cron Böheim für sich vnd dero

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Frederike Neuber, Marcus Baumgarten: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Das zweispaltige Layout wurde bei Transkription und Auszeichnung des Textes nicht berücksichtigt.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/103
Zitationshilfe: Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/103>, abgerufen am 22.11.2024.