Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635.einen bescheydenen Herrn / nach Italien abgefertiget / ohne dessen Raht Ferdinandus nichts hette fürnehmen dörffen. Also hette Jhre Majest. mit Abstellung dero fürnehmen getrewen Diener für rahtsamer geachtet / dero Reputation zu suspendiren / als mit Gewalt der Stände Vnwillen zu legen. Hergegen als eben dieser mächtige Keyser nach erlangtem Triumph von Teutschland Anno 1552. in der Berahtschlagung von ferrnerer Bestallung der Administration desselben / mehr dem Duca de Alba, welcher gerahten / daß der Keyser die Teutschen / so er schon gedemütiget hette / nimmer zu den vorigen Freyheiten solte kommen / sondern mit Ernst vnd Schärpff regieren lassen / als dem erfahrnen vnd vernünfftigen Obristen Castaldo / so zur Moderation / vnd der zur Freyheit geneigten Teutschen Nation etwas nachzugeben gerahten / gefolgt / hette der Keyser vnversehener Sachen allen Ruhm vnd Reputation / so er bißhero in den mächtigen Königreichen / als Franckreich / Italien / Teutschland vnd Spanien stattlich erhalten / mit seiner Flucht vor dem Mauritio gantz außgelescht vnd verloren: sintemal die Reichs Fürsten vnd Stände hernacher viel mehr Freyheiten / so wol in Religions- als Weltlichen vnd Politischen Sachen bekommen / als sie nie begehrt hetten. Nichts köndte aber heller vnd lauterer seyn / als der Verlust mit Niderland / wie derselbe wegen etlicher beschwerlichen Newerungen mit der Inquisition / Bermehrungen der Bistthumben Anzahl / Einführung der Spanier / nach vielem vergeblichen Suppliciren entstanden. Vnd als König Philippus in der wichtigen Berahtschlagung wider deß Gometzii Wissen / vnd zu allem Glimpff vnd gnädigster Nachgebung gegebenem Rath / dem Duca di Alba, der seinem Gebrauch nach zur Schärpffe / Straff vnd Raach / vngehört der beschwerdten Theil / gefolget / in nichts weichen / vnd mit dem Schwerdt die Reputation erhalten wöllen / hette er neben Verlust vnzehlicher Millionen Golds / vnd vermehrung seiner Schulden seine schöne erbliche Reich vnd stattliche Land / mit allen deren Einkommen verloren / vnd mit begebung der Königlichen Reputation / den Frieden seinen gewesenen Vnderthanen anerbieten / mit jhnen schliessen / vnnd sie für freye Stände erkennen müssen. Also bliebe wahr auß der Ehfahrenheit der Weltlichen Handlung / daß gemeiniglich welche grosse Potentaten in grossen Gefährlichkeiten / als Auffständen / Vnruhen vnd Rebellionen / wichen / die suspendirten zwar die Reputation auff ein kleine Zeit / aber die nicht weichen wolten / verlöhren dieselbe offt ewig. Darwider were dieser Einwurff: Das Haupt der Christenheit seye schuldig das Vnrecht zu straffen: were wol geredet / wann solche Straff ohne grosse Vngerechtigkeit / ohne grosse Beleydigung der Vnschuldigen / zu Verbesserung deß gemeinen Wesens abgehen köndte / aber wo der Vnschuldige durch solche Buß mehr litte / als der Schuldigen / da were besser hundert Sünder zu absolviren / als einen Gerechten zu verdammen. Jhre Majest, klagten vber dreyssig Personen / von denen sie offendirt / vnd viel Tausendt armer vnschuldiger Menschen verderbten sie mit dem [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]rieg / Mord / Raub / Brand[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] / man stehle / plündere / verwüste / schände / fluche vnd tractire vbel / die jenige so von Jhrer Majestät solten vertheydiget werden / alle Justitien würden gesperret / alle Policeyen vmbgekehrt / die wahre Gottesforcht vnd der wahre Gottesdienst verschwinde / darob Jhre Majest, zu halten schuldig / die abschewlichsten Sünden / Laster vnd Grewel würden begangen / so ein Potentat außrotten solte / vnd die da den Fluch vnd Vermaledeyung vber Herrn / Land vnd Leute zögen. Das hiesse ja nicht vnrecht straffen / sondern vermehren: Es hiesse nicht Reputation / sondern Devastation: So were auch das keine Reputation zu nennen / mit Gewalt jemandt bezwingen vnd vndertrucken können / weil dergleichen Lob auch mit jedem vbermächtigen Erbfeind / Tyrannen vnd Vntugend samen gemein were: Aber das were deß Namens würdig / löblich vnd nicht gemein / mit Weißheit / Glimpff / ohne Gewalt vnd Zorn / einen Auffstandt oder Rebellion zu dämpffen / durch Vernunfft vnnd Ansehen die Waffen jhren Vnderthanen auß Händen nehmen / die Vnruhen stillen / Frieden verschaffen / die Leute zur Gebühr bringe / vnd darinnen mit Lieb vnd gutem Willen erhalten können. Non parvum negocium esse, sage König Ladislaus II. zu Vngarn / placare reg[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]um novitatis avidum. Dann gleich wie ein berühmbter guter Medicus einen schweren vngedultigen Pattenten mit fleissiger Wartung / gesunder Wohnung / subti lem vnd reinen Tranck / besser tractirte vnd vielmehr verschonete / als eines gesunden / vnd wo er es nicht thete / die Kranckheit mehr zunehme / der Medicus aber mehr Mühe / vnd weniger Ehr davon hette: Also were jede Rebellion / Auffstandt vnd dergleichen Vnruhe / ein Kranckheit in der Republica, wolte man sie mit der Schärffe dämpffen / so blase man das Fewer auff / vnd das brenne hernach stärcker. Aber mit auffrichtiger Weißheit / Moderation / vnd würcklicher guter Reformation würde alles zum besten gewendet: Vnd were der Waffen / oder außländischer Hülffe eben so wenig noth / als wann der Medicus zu geschwinder Heylung sich auff frembde Specereyen / die er nicht vermög / noch auch allezeit haben können / verlassen wolte. Jhre Majest. hetten zu Antrettung dieser schönen Länder / den Frieden männiglich zugesagt: darauff verliessen sich alle Land / erfreweten sich vnd frolockten darüber / vnd empfinden / daß sie das hoch bedörfften: Jetzo aber / da Jhre Majest in allen dero Landen gross Werbungen anbefohlen / die jenigen bekriegen wolten / ein solch trefflich Königreich angreiffen / vnd jhre getrewe Landt auffs eusserste / ohne einig Verursachen / beschweren liessen: da köndte darauff anderst nichts folgen / als schweres Blutvergiessen / vnd Mißtrawen vnter den Christen / die Jhrer Majestät zu schützen / vnd vor Vnglück zuverwahren vertrawet weren: das stritte wider alle Reputation: dann kein Christen- einen bescheydenen Herrn / nach Italien abgefertiget / ohne dessen Raht Ferdinandus nichts hette fürnehmen dörffen. Also hette Jhre Majest. mit Abstellung dero fürnehmen getrewen Diener für rahtsamer geachtet / dero Reputation zu suspendiren / als mit Gewalt der Stände Vnwillen zu legen. Hergegen als eben dieser mächtige Keyser nach erlangtem Triumph von Teutschland Anno 1552. in der Berahtschlagung von ferrnerer Bestallung der Administration desselben / mehr dem Duca de Alba, welcher gerahten / daß der Keyser die Teutschen / so er schon gedemütiget hette / nimmer zu den vorigen Freyheiten solte kommen / sondern mit Ernst vnd Schärpff regieren lassen / als dem erfahrnen vnd vernünfftigen Obristen Castaldo / so zur Moderation / vnd der zur Freyheit geneigten Teutschẽ Nation etwas nachzugeben gerahten / gefolgt / hette der Keyser vnversehener Sachen allen Ruhm vnd Reputation / so er bißhero in den mächtigen Königreichen / als Franckreich / Italien / Teutschland vnd Spanien stattlich erhalten / mit seiner Flucht vor dem Mauritio gantz außgelescht vnd verloren: sintemal die Reichs Fürsten vnd Stände hernacher viel mehr Freyheiten / so wol in Religions- als Weltlichen vnd Politischen Sachen bekommen / als sie nie begehrt hetten. Nichts köndte aber heller vnd lauterer seyn / als der Verlust mit Niderland / wie derselbe wegen etlicher beschwerlichen Newerungen mit der Inquisition / Bermehrungen der Bistthumben Anzahl / Einführung der Spanier / nach vielem vergeblichen Suppliciren entstanden. Vnd als König Philippus in der wichtigen Berahtschlagung wider deß Gometzii Wissen / vnd zu allem Glimpff vnd gnädigster Nachgebung gegebenem Rath / dem Duca di Alba, der seinem Gebrauch nach zur Schärpffe / Straff vnd Raach / vngehört der beschwerdten Theil / gefolget / in nichts weichẽ / vnd mit dem Schwerdt die Reputation erhalten wöllen / hette er neben Verlust vnzehlicher Millionen Golds / vnd vermehrung seiner Schulden seine schöne erbliche Reich vnd stattliche Land / mit allen deren Einkommen verloren / vnd mit begebung der Königlichen Reputation / den Frieden seinen gewesenen Vnderthanen anerbieten / mit jhnen schliessen / vnnd sie für freye Stände erkennen müssen. Also bliebe wahr auß der Ehfahrenheit der Weltlichen Handlung / daß gemeiniglich welche grosse Potentaten in grossen Gefährlichkeiten / als Auffständen / Vnruhen vnd Rebellionen / wichen / die suspendirten zwar die Reputation auff ein kleine Zeit / aber die nicht weichen wolten / verlöhren dieselbe offt ewig. Darwider were dieser Einwurff: Das Haupt der Christenheit seye schuldig das Vnrecht zu straffen: were wol geredet / wann solche Straff ohne grosse Vngerechtigkeit / ohne grosse Beleydigung der Vnschuldigen / zu Verbesserung deß gemeinen Wesens abgehen köndte / aber wo der Vnschuldige durch solche Buß mehr litte / als der Schuldigen / da were besser hundert Sünder zu absolviren / als einen Gerechten zu verdammen. Jhre Majest, klagten vber dreyssig Personen / von denen sie offendirt / vnd viel Tausendt armer vnschuldiger Menschẽ verderbten sie mit dem [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]rieg / Mord / Raub / Brand[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] / man stehle / plündere / verwüste / schände / fluche vnd tractire vbel / die jenige so von Jhrer Majestät solten vertheydiget werdẽ / alle Justitien würden gesperret / alle Policeyen vmbgekehrt / die wahre Gottesforcht vnd der wahre Gottesdienst verschwinde / darob Jhre Majest, zu halten schuldig / die abschewlichsten Sünden / Laster vnd Grewel würden begangen / so ein Potentat außrotten solte / vnd die da den Fluch vnd Vermaledeyung vber Herrn / Land vnd Leute zögen. Das hiesse ja nicht vnrecht straffen / sondern vermehren: Es hiesse nicht Reputation / sondern Devastation: So were auch das keine Reputation zu nennen / mit Gewalt jemandt bezwingen vnd vndertrucken können / weil dergleichen Lob auch mit jedem vbermächtigen Erbfeind / Tyrannen vnd Vntugend samen gemein were: Aber das were deß Namens würdig / löblich vnd nicht gemein / mit Weißheit / Glimpff / ohne Gewalt vnd Zorn / einen Auffstandt oder Rebellion zu dämpffen / durch Vernunfft vnnd Ansehen die Waffen jhren Vnderthanen auß Händen nehmen / die Vnruhen stillen / Frieden verschaffen / die Leute zur Gebühr bringe / vnd darinnen mit Lieb vnd gutem Willen erhalten können. Non parvum negocium esse, sage König Ladislaus II. zu Vngarn / placare reg[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]um novitatis avidum. Dann gleich wie ein berühmbter guter Medicus einen schweren vngedultigen Pattenten mit fleissiger Wartung / gesunder Wohnung / subti lem vnd reinen Tranck / besser tractirte vnd vielmehr verschonete / als eines gesunden / vnd wo er es nicht thete / die Kranckheit mehr zunehme / der Medicus aber mehr Mühe / vnd weniger Ehr davon hette: Also were jede Rebellion / Auffstandt vnd dergleichen Vnruhe / ein Kranckheit in der Republica, wolte man sie mit der Schärffe dämpffen / so blase man das Fewer auff / vnd das brenne hernach stärcker. Aber mit auffrichtiger Weißheit / Moderation / vnd würcklicher guter Reformation würde alles zum besten gewendet: Vnd were der Waffen / oder außländischer Hülffe eben so wenig noth / als wañ der Medicus zu geschwinder Heylung sich auff frembde Specereyen / die er nicht vermög / noch auch allezeit haben könnẽ / verlassen wolte. Jhre Majest. hetten zu Antrettung dieser schönen Länder / den Frieden männiglich zugesagt: darauff verliessen sich alle Land / erfreweten sich vnd frolockten darüber / vnd empfinden / daß sie das hoch bedörfften: Jetzo aber / da Jhre Majest in allen dero Landen gross Werbungen anbefohlẽ / die jenigen bekriegen wolten / ein solch trefflich Königreich angreiffen / vnd jhre getrewe Landt auffs eusserste / ohne einig Verursachen / beschweren liessen: da köndte darauff anderst nichts folgen / als schweres Blutvergiessen / vnd Mißtrawen vnter den Christen / die Jhrer Majestät zu schützen / vnd vor Vnglück zuverwahren vertrawet weren: das stritte wider alle Reputation: dann kein Christen- <TEI> <text> <body> <div> <div> <p><pb facs="#f0102" n="65"/> einen bescheydenen Herrn / nach Italien abgefertiget / ohne dessen Raht Ferdinandus nichts hette fürnehmen dörffen. Also hette Jhre Majest. mit Abstellung dero fürnehmen getrewen Diener für rahtsamer geachtet / dero Reputation zu suspendiren / als mit Gewalt der Stände Vnwillen zu legen. Hergegen als eben dieser mächtige Keyser nach erlangtem Triumph von Teutschland Anno 1552. in der Berahtschlagung von ferrnerer Bestallung der Administration desselben / mehr dem Duca de Alba, welcher gerahten / daß der Keyser die Teutschen / so er schon gedemütiget hette / nimmer zu den vorigen Freyheiten solte kommen / sondern mit Ernst vnd Schärpff regieren lassen / als dem erfahrnen vnd vernünfftigen Obristen Castaldo / so zur Moderation / vnd der zur Freyheit geneigten Teutschẽ Nation etwas nachzugeben gerahten / gefolgt / hette der Keyser vnversehener Sachen allen Ruhm vnd Reputation / so er bißhero in den mächtigen Königreichen / als Franckreich / Italien / Teutschland vnd Spanien stattlich erhalten / mit seiner Flucht vor dem Mauritio gantz außgelescht vnd verloren: sintemal die Reichs Fürsten vnd Stände hernacher viel mehr Freyheiten / so wol in Religions- als Weltlichen vnd Politischen Sachen bekommen / als sie nie begehrt hetten.</p> <p>Nichts köndte aber heller vnd lauterer seyn / als der Verlust mit Niderland / wie derselbe wegen etlicher beschwerlichen Newerungen mit der Inquisition / Bermehrungen der Bistthumben Anzahl / Einführung der Spanier / nach vielem vergeblichen Suppliciren entstanden. Vnd als König Philippus in der wichtigen Berahtschlagung wider deß Gometzii Wissen / vnd zu allem Glimpff vnd gnädigster Nachgebung gegebenem Rath / dem Duca di Alba, der seinem Gebrauch nach zur Schärpffe / Straff vnd Raach / vngehört der beschwerdten Theil / gefolget / in nichts weichẽ / vnd mit dem Schwerdt die Reputation erhalten wöllen / hette er neben Verlust vnzehlicher Millionen Golds / vnd vermehrung seiner Schulden seine schöne erbliche Reich vnd stattliche Land / mit allen deren Einkommen verloren / vnd mit begebung der Königlichen Reputation / den Frieden seinen gewesenen Vnderthanen anerbieten / mit jhnen schliessen / vnnd sie für freye Stände erkennen müssen. Also bliebe wahr auß der Ehfahrenheit der Weltlichen Handlung / daß gemeiniglich welche grosse Potentaten in grossen Gefährlichkeiten / als Auffständen / Vnruhen vnd Rebellionen / wichen / die suspendirten zwar die Reputation auff ein kleine Zeit / aber die nicht weichen wolten / verlöhren dieselbe offt ewig.</p> <p>Darwider were dieser Einwurff: Das Haupt der Christenheit seye schuldig das Vnrecht zu straffen: were wol geredet / wann solche Straff ohne grosse Vngerechtigkeit / ohne grosse Beleydigung der Vnschuldigen / zu Verbesserung deß gemeinen Wesens abgehen köndte / aber wo der Vnschuldige durch solche Buß mehr litte / als der Schuldigen / da were besser hundert Sünder zu absolviren / als einen Gerechten zu verdammen. 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Das hiesse ja nicht vnrecht straffen / sondern vermehren: Es hiesse nicht Reputation / sondern Devastation: So were auch das keine Reputation zu nennen / mit Gewalt jemandt bezwingen vnd vndertrucken können / weil dergleichen Lob auch mit jedem vbermächtigen Erbfeind / Tyrannen vnd Vntugend samen gemein were: Aber das were deß Namens würdig / löblich vnd nicht gemein / mit Weißheit / Glimpff / ohne Gewalt vnd Zorn / einen Auffstandt oder Rebellion zu dämpffen / durch Vernunfft vnnd Ansehen die Waffen jhren Vnderthanen auß Händen nehmen / die Vnruhen stillen / Frieden verschaffen / die Leute zur Gebühr bringe / vnd darinnen mit Lieb vnd gutem Willen erhalten können. 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Aber mit auffrichtiger Weißheit / Moderation / vnd würcklicher guter Reformation würde alles zum besten gewendet: Vnd were der Waffen / oder außländischer Hülffe eben so wenig noth / als wañ der Medicus zu geschwinder Heylung sich auff frembde Specereyen / die er nicht vermög / noch auch allezeit haben könnẽ / verlassen wolte.</p> <p>Jhre Majest. hetten zu Antrettung dieser schönen Länder / den Frieden männiglich zugesagt: darauff verliessen sich alle Land / erfreweten sich vnd frolockten darüber / vnd empfinden / daß sie das hoch bedörfften: Jetzo aber / da Jhre Majest in allen dero Landen gross Werbungen anbefohlẽ / die jenigen bekriegen wolten / ein solch trefflich Königreich angreiffen / vnd jhre getrewe Landt auffs eusserste / ohne einig Verursachen / beschweren liessen: da köndte darauff anderst nichts folgen / als schweres Blutvergiessen / vnd Mißtrawen vnter den Christen / die Jhrer Majestät zu schützen / vnd vor Vnglück zuverwahren vertrawet weren: das stritte wider alle Reputation: dann kein Christen- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0102]
einen bescheydenen Herrn / nach Italien abgefertiget / ohne dessen Raht Ferdinandus nichts hette fürnehmen dörffen. Also hette Jhre Majest. mit Abstellung dero fürnehmen getrewen Diener für rahtsamer geachtet / dero Reputation zu suspendiren / als mit Gewalt der Stände Vnwillen zu legen. Hergegen als eben dieser mächtige Keyser nach erlangtem Triumph von Teutschland Anno 1552. in der Berahtschlagung von ferrnerer Bestallung der Administration desselben / mehr dem Duca de Alba, welcher gerahten / daß der Keyser die Teutschen / so er schon gedemütiget hette / nimmer zu den vorigen Freyheiten solte kommen / sondern mit Ernst vnd Schärpff regieren lassen / als dem erfahrnen vnd vernünfftigen Obristen Castaldo / so zur Moderation / vnd der zur Freyheit geneigten Teutschẽ Nation etwas nachzugeben gerahten / gefolgt / hette der Keyser vnversehener Sachen allen Ruhm vnd Reputation / so er bißhero in den mächtigen Königreichen / als Franckreich / Italien / Teutschland vnd Spanien stattlich erhalten / mit seiner Flucht vor dem Mauritio gantz außgelescht vnd verloren: sintemal die Reichs Fürsten vnd Stände hernacher viel mehr Freyheiten / so wol in Religions- als Weltlichen vnd Politischen Sachen bekommen / als sie nie begehrt hetten.
Nichts köndte aber heller vnd lauterer seyn / als der Verlust mit Niderland / wie derselbe wegen etlicher beschwerlichen Newerungen mit der Inquisition / Bermehrungen der Bistthumben Anzahl / Einführung der Spanier / nach vielem vergeblichen Suppliciren entstanden. Vnd als König Philippus in der wichtigen Berahtschlagung wider deß Gometzii Wissen / vnd zu allem Glimpff vnd gnädigster Nachgebung gegebenem Rath / dem Duca di Alba, der seinem Gebrauch nach zur Schärpffe / Straff vnd Raach / vngehört der beschwerdten Theil / gefolget / in nichts weichẽ / vnd mit dem Schwerdt die Reputation erhalten wöllen / hette er neben Verlust vnzehlicher Millionen Golds / vnd vermehrung seiner Schulden seine schöne erbliche Reich vnd stattliche Land / mit allen deren Einkommen verloren / vnd mit begebung der Königlichen Reputation / den Frieden seinen gewesenen Vnderthanen anerbieten / mit jhnen schliessen / vnnd sie für freye Stände erkennen müssen. Also bliebe wahr auß der Ehfahrenheit der Weltlichen Handlung / daß gemeiniglich welche grosse Potentaten in grossen Gefährlichkeiten / als Auffständen / Vnruhen vnd Rebellionen / wichen / die suspendirten zwar die Reputation auff ein kleine Zeit / aber die nicht weichen wolten / verlöhren dieselbe offt ewig.
Darwider were dieser Einwurff: Das Haupt der Christenheit seye schuldig das Vnrecht zu straffen: were wol geredet / wann solche Straff ohne grosse Vngerechtigkeit / ohne grosse Beleydigung der Vnschuldigen / zu Verbesserung deß gemeinen Wesens abgehen köndte / aber wo der Vnschuldige durch solche Buß mehr litte / als der Schuldigen / da were besser hundert Sünder zu absolviren / als einen Gerechten zu verdammen. Jhre Majest, klagten vber dreyssig Personen / von denen sie offendirt / vnd viel Tausendt armer vnschuldiger Menschẽ verderbten sie mit dem _rieg / Mord / Raub / Brand_ / man stehle / plündere / verwüste / schände / fluche vnd tractire vbel / die jenige so von Jhrer Majestät solten vertheydiget werdẽ / alle Justitien würden gesperret / alle Policeyen vmbgekehrt / die wahre Gottesforcht vnd der wahre Gottesdienst verschwinde / darob Jhre Majest, zu halten schuldig / die abschewlichsten Sünden / Laster vnd Grewel würden begangen / so ein Potentat außrotten solte / vnd die da den Fluch vnd Vermaledeyung vber Herrn / Land vnd Leute zögen. Das hiesse ja nicht vnrecht straffen / sondern vermehren: Es hiesse nicht Reputation / sondern Devastation: So were auch das keine Reputation zu nennen / mit Gewalt jemandt bezwingen vnd vndertrucken können / weil dergleichen Lob auch mit jedem vbermächtigen Erbfeind / Tyrannen vnd Vntugend samen gemein were: Aber das were deß Namens würdig / löblich vnd nicht gemein / mit Weißheit / Glimpff / ohne Gewalt vnd Zorn / einen Auffstandt oder Rebellion zu dämpffen / durch Vernunfft vnnd Ansehen die Waffen jhren Vnderthanen auß Händen nehmen / die Vnruhen stillen / Frieden verschaffen / die Leute zur Gebühr bringe / vnd darinnen mit Lieb vnd gutem Willen erhalten können. Non parvum negocium esse, sage König Ladislaus II. zu Vngarn / placare reg_um novitatis avidum.
Dann gleich wie ein berühmbter guter Medicus einen schweren vngedultigen Pattenten mit fleissiger Wartung / gesunder Wohnung / subti lem vnd reinen Tranck / besser tractirte vnd vielmehr verschonete / als eines gesunden / vnd wo er es nicht thete / die Kranckheit mehr zunehme / der Medicus aber mehr Mühe / vnd weniger Ehr davon hette: Also were jede Rebellion / Auffstandt vnd dergleichen Vnruhe / ein Kranckheit in der Republica, wolte man sie mit der Schärffe dämpffen / so blase man das Fewer auff / vnd das brenne hernach stärcker. Aber mit auffrichtiger Weißheit / Moderation / vnd würcklicher guter Reformation würde alles zum besten gewendet: Vnd were der Waffen / oder außländischer Hülffe eben so wenig noth / als wañ der Medicus zu geschwinder Heylung sich auff frembde Specereyen / die er nicht vermög / noch auch allezeit haben könnẽ / verlassen wolte.
Jhre Majest. hetten zu Antrettung dieser schönen Länder / den Frieden männiglich zugesagt: darauff verliessen sich alle Land / erfreweten sich vnd frolockten darüber / vnd empfinden / daß sie das hoch bedörfften: Jetzo aber / da Jhre Majest in allen dero Landen gross Werbungen anbefohlẽ / die jenigen bekriegen wolten / ein solch trefflich Königreich angreiffen / vnd jhre getrewe Landt auffs eusserste / ohne einig Verursachen / beschweren liessen: da köndte darauff anderst nichts folgen / als schweres Blutvergiessen / vnd Mißtrawen vnter den Christen / die Jhrer Majestät zu schützen / vnd vor Vnglück zuverwahren vertrawet weren: das stritte wider alle Reputation: dann kein Christen-
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Zitationshilfe: | Abelin, Johann Philipp: Theatrum Europaeum, Oder Außführliche/ und Wahrhaftige Beschreibung aller und jeder denckwürdiger Geschichten. Frankfurt (Main), 1635, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abelinus_theatrum_1635/102>, abgerufen am 16.02.2025. |