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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten
grossen Stoß und befördert meisten-
theils den Tod. Der nasse Winter
ist schädlicher als der trockne mit hel-
ler Lufft/ denn durch jenen wird die
Fäulung befordert/ und bringet gefähr-
lichen Husten mit sich. Ja die Kälte
ist ein schädlich Ding/ wie oben ge-
dacht/ die man ernstlich meiden sol.
Im Winter isset der Mensch stärcker/
als im Sommer/ quia calor magis est
intrinsecus & intensivus, aestate magis
extrinsecus & extensivus,
weil die Wär-
me mehr innerlich und beysammen/
im Sommer mehr euserlich und
weit ausgebreitet
oder weil im Win-
ter die Säure des Magens von der
Kälte verstärcket wird/ wie einige wol-
len/ welches aber nichts anders macht/
als die concentrirte Geister. In die-
sem sag ich/ sol man die Kälte meiden/
so viel immer müglich ist/ warme
Speisen und Tranck geniessen/ als ein
gutes Torgauer Bier und ein Glaß
guten Wein/ nicht aber auf die Art/
wie Horatius meinet/ (16) der der

Wollust
(16) Lib. 1. Carm. Od. IX.

Studenten-Kranckheiten
groſſen Stoß und befoͤrdert meiſten-
theils den Tod. Der naſſe Winter
iſt ſchaͤdlicher als der trockne mit hel-
ler Lufft/ denn durch jenen wird die
Faͤulung befordert/ und bringet gefaͤhr-
lichen Huſten mit ſich. Ja die Kaͤlte
iſt ein ſchaͤdlich Ding/ wie oben ge-
dacht/ die man ernſtlich meiden ſol.
Im Winter iſſet der Menſch ſtaͤrcker/
als im Sommer/ quia calor magis eſt
intrinſecus & intenſivus, æſtate magis
extrinſecus & extenſivus,
weil die Waͤr-
me mehr innerlich und beyſammen/
im Sommer mehr euſerlich und
weit ausgebreitet
oder weil im Win-
ter die Saͤure des Magens von der
Kaͤlte verſtaͤrcket wird/ wie einige wol-
len/ welches aber nichts anders macht/
als die concentrirte Geiſter. In die-
ſem ſag ich/ ſol man die Kaͤlte meiden/
ſo viel immer muͤglich iſt/ warme
Speiſen und Tranck genieſſen/ als ein
gutes Torgauer Bier und ein Glaß
guten Wein/ nicht aber auf die Art/
wie Horatius meinet/ (16) der der

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[258/0284] Studenten-Kranckheiten groſſen Stoß und befoͤrdert meiſten- theils den Tod. Der naſſe Winter iſt ſchaͤdlicher als der trockne mit hel- ler Lufft/ denn durch jenen wird die Faͤulung befordert/ und bringet gefaͤhr- lichen Huſten mit ſich. Ja die Kaͤlte iſt ein ſchaͤdlich Ding/ wie oben ge- dacht/ die man ernſtlich meiden ſol. Im Winter iſſet der Menſch ſtaͤrcker/ als im Sommer/ quia calor magis eſt intrinſecus & intenſivus, æſtate magis extrinſecus & extenſivus, weil die Waͤr- me mehr innerlich und beyſammen/ im Sommer mehr euſerlich und weit ausgebreitet oder weil im Win- ter die Saͤure des Magens von der Kaͤlte verſtaͤrcket wird/ wie einige wol- len/ welches aber nichts anders macht/ als die concentrirte Geiſter. In die- ſem ſag ich/ ſol man die Kaͤlte meiden/ ſo viel immer muͤglich iſt/ warme Speiſen und Tranck genieſſen/ als ein gutes Torgauer Bier und ein Glaß guten Wein/ nicht aber auf die Art/ wie Horatius meinet/ (16) der der Wolluſt (16) Lib. 1. Carm. Od. IX.

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/284>, abgerufen am 28.11.2024.