Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.Studenten-Kranckheiten ereignen. Derowegen sol man in me-dicinischen Sachen meistentheils von dem Effect schliessen/ (a posteriori) als welcher erst die Warheit an den Tag giebet/ und nicht a priori, als wie in phy- sicis. Zeugnüß genug giebt uns das En- gelland/ als woselbsten die Scharbocki- sche Schwindsucht (atrophia scorbutica) und andere faule Kranckheiten ordinair anzutreffen/ welches die meisten den Stein-Kohlen und stätiger Nässe zu schreiben. Wer der Stein-Kohlen schädliche Art nicht glauben wil/ der be- suche nur Bilder/ und andere metallische Sachen derjenigen/ die etwas näher wohnen/ und die Mäßinge Knöpffe auf hohen Thürmen/ der wird gestehen müs- sen/ daß der Dampff höchst schädlich sey/ weil er selbige Dinge so scheußlich färbet/ daß sie starck anlauffen. Dero- wegen ubi rerum testimonia adsunt, non opus est verbis. Demnach sol man erst- lich nicht wohnen/ wo solche dicke/ nasse und ungesunde Vapores oder Dünste aufsteigen/ sondern etwas entfernet seine Studier-Stuben suchen/ die eine reine Lufft
Studenten-Kranckheiten ereignen. Derowegen ſol man in me-diciniſchen Sachen meiſtentheils von dem Effect ſchlieſſen/ (à poſteriori) als welcher erſt die Warheit an den Tag giebet/ und nicht à priori, als wie in phy- ſicis. Zeugnuͤß genug giebt uns das En- gelland/ als woſelbſten die Scharbocki- ſche Schwindſucht (atrophia ſcorbutica) und andere faule Kranckheiten ordinair anzutreffen/ welches die meiſten den Stein-Kohlen und ſtaͤtiger Naͤſſe zu ſchreiben. Wer der Stein-Kohlen ſchaͤdliche Art nicht glauben wil/ der be- ſuche nur Bilder/ und andere metalliſche Sachen derjenigen/ die etwas naͤher wohnen/ und die Maͤßinge Knoͤpffe auf hohen Thuͤrmen/ der wird geſtehen muͤſ- ſen/ daß der Dampff hoͤchſt ſchaͤdlich ſey/ weil er ſelbige Dinge ſo ſcheußlich faͤrbet/ daß ſie ſtarck anlauffen. Dero- wegen ubi rerum teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis. Demnach ſol man erſt- lich nicht wohnen/ wo ſolche dicke/ naſſe und ungeſunde Vapores oder Duͤnſte aufſteigen/ ſondern etwas entfernet ſeine Studier-Stuben ſuchen/ die eine reine Lufft
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Studenten-Kranckheiten
ereignen. Derowegen ſol man in me-
diciniſchen Sachen meiſtentheils von
dem Effect ſchlieſſen/ (à poſteriori) als
welcher erſt die Warheit an den Tag
giebet/ und nicht à priori, als wie in phy-
ſicis. Zeugnuͤß genug giebt uns das En-
gelland/ als woſelbſten die Scharbocki-
ſche Schwindſucht (atrophia ſcorbutica)
und andere faule Kranckheiten ordinair
anzutreffen/ welches die meiſten den
Stein-Kohlen und ſtaͤtiger Naͤſſe zu
ſchreiben. Wer der Stein-Kohlen
ſchaͤdliche Art nicht glauben wil/ der be-
ſuche nur Bilder/ und andere metalliſche
Sachen derjenigen/ die etwas naͤher
wohnen/ und die Maͤßinge Knoͤpffe auf
hohen Thuͤrmen/ der wird geſtehen muͤſ-
ſen/ daß der Dampff hoͤchſt ſchaͤdlich
ſey/ weil er ſelbige Dinge ſo ſcheußlich
faͤrbet/ daß ſie ſtarck anlauffen. Dero-
wegen ubi rerum teſtimonia adſunt, non
opus eſt verbis. Demnach ſol man erſt-
lich nicht wohnen/ wo ſolche dicke/ naſſe
und ungeſunde Vapores oder Duͤnſte
aufſteigen/ ſondern etwas entfernet ſeine
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