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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839.

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nichts von meiner Habe verkaufen, sei es auch um den ange-
botenen Preis meines Schattens, und unterschreibe also nichts.
Daraus läßt sich auch abnehmen, daß die Verkappung, zu
der Sie mich einladen, ungleich belustigender für Sie als für
mich ausfallen müßte; halten Sie mich also für entschuldigt,
und da es einmal nicht anders ist, -- laßt uns scheiden!" --

"Es ist mir leid, Monsieur Schlemihl, daß Sie eigen-
sinnig das Geschäft von der Hand weisen, das ich Ihnen
freundschaftlich anbot. Indessen, vielleicht bin ich ein ander-
mal glücklicher. Auf baldiges Wiedersehen! -- A propos,
erlauben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen,
die ich kaufe, keineswegs verschimmeln lasse, sondern in Ehren
halte, und daß sie bei mir gut aufgehoben sind." --

Er zog sogleich meinen Schatten aus seiner Tasche, und
ihn mit einem geschickten Wurf auf der Heide entfaltend, brei-
tete er ihn auf der Sonnenseite zu seinen Füßen aus, so, daß
er zwischen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei-
nen und dem seinen, daher ging, denn meiner mußte ihm
gleichfalls gehorchen und nach allen seinen Bewegungen sich
richten und bequemen.

Als ich nach so langer Zeit einmal meinen armen Schat-
ten wieder sah, und ihn zu solchem schnöden Dienst herab-
gewürdigt fand, eben als ich um seinetwillen in so namenloser
Noth war, da brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu
weinen an. Der Verhaßte stolzierte mit dem mir abgejagten
Raub, und erneuerte unverschämt seinen Antrag:

"Noch ist er für Sie zu haben, ein Federzug, und Sie
retten damit die arme unglückliche Mina aus des Schuftes
Klauen in des hochgeehrten Herrn Grafen Arme -- wie ge-
sagt, nur ein Federzug." Meine Thränen brachen mit erneu-
ter Kraft hervor, aber ich wandte mich weg, und winkte ihm,
sich zu entfernen.

nichts von meiner Habe verkaufen, ſei es auch um den ange-
botenen Preis meines Schattens, und unterſchreibe alſo nichts.
Daraus läßt ſich auch abnehmen, daß die Verkappung, zu
der Sie mich einladen, ungleich beluſtigender für Sie als für
mich ausfallen müßte; halten Sie mich alſo für entſchuldigt,
und da es einmal nicht anders iſt, — laßt uns ſcheiden!« —

»Es iſt mir leid, Monſieur Schlemihl, daß Sie eigen-
ſinnig das Geſchäft von der Hand weiſen, das ich Ihnen
freundſchaftlich anbot. Indeſſen, vielleicht bin ich ein ander-
mal glücklicher. Auf baldiges Wiederſehen! — A propos,
erlauben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen,
die ich kaufe, keineswegs verſchimmeln laſſe, ſondern in Ehren
halte, und daß ſie bei mir gut aufgehoben ſind.« —

Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner Taſche, und
ihn mit einem geſchickten Wurf auf der Heide entfaltend, brei-
tete er ihn auf der Sonnenſeite zu ſeinen Füßen aus, ſo, daß
er zwiſchen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei-
nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner mußte ihm
gleichfalls gehorchen und nach allen ſeinen Bewegungen ſich
richten und bequemen.

Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen armen Schat-
ten wieder ſah, und ihn zu ſolchem ſchnöden Dienſt herab-
gewürdigt fand, eben als ich um ſeinetwillen in ſo namenloſer
Noth war, da brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu
weinen an. Der Verhaßte ſtolzierte mit dem mir abgejagten
Raub, und erneuerte unverſchämt ſeinen Antrag:

»Noch iſt er für Sie zu haben, ein Federzug, und Sie
retten damit die arme unglückliche Mina aus des Schuftes
Klauen in des hochgeehrten Herrn Grafen Arme — wie ge-
ſagt, nur ein Federzug.« Meine Thränen brachen mit erneu-
ter Kraft hervor, aber ich wandte mich weg, und winkte ihm,
ſich zu entfernen.

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[41/0059] nichts von meiner Habe verkaufen, ſei es auch um den ange- botenen Preis meines Schattens, und unterſchreibe alſo nichts. Daraus läßt ſich auch abnehmen, daß die Verkappung, zu der Sie mich einladen, ungleich beluſtigender für Sie als für mich ausfallen müßte; halten Sie mich alſo für entſchuldigt, und da es einmal nicht anders iſt, — laßt uns ſcheiden!« — »Es iſt mir leid, Monſieur Schlemihl, daß Sie eigen- ſinnig das Geſchäft von der Hand weiſen, das ich Ihnen freundſchaftlich anbot. Indeſſen, vielleicht bin ich ein ander- mal glücklicher. Auf baldiges Wiederſehen! — A propos, erlauben Sie mir noch, Ihnen zu zeigen, daß ich die Sachen, die ich kaufe, keineswegs verſchimmeln laſſe, ſondern in Ehren halte, und daß ſie bei mir gut aufgehoben ſind.« — Er zog ſogleich meinen Schatten aus ſeiner Taſche, und ihn mit einem geſchickten Wurf auf der Heide entfaltend, brei- tete er ihn auf der Sonnenſeite zu ſeinen Füßen aus, ſo, daß er zwiſchen den beiden ihm aufwartenden Schatten, dem mei- nen und dem ſeinen, daher ging, denn meiner mußte ihm gleichfalls gehorchen und nach allen ſeinen Bewegungen ſich richten und bequemen. Als ich nach ſo langer Zeit einmal meinen armen Schat- ten wieder ſah, und ihn zu ſolchem ſchnöden Dienſt herab- gewürdigt fand, eben als ich um ſeinetwillen in ſo namenloſer Noth war, da brach mir das Herz, und ich fing bitterlich zu weinen an. Der Verhaßte ſtolzierte mit dem mir abgejagten Raub, und erneuerte unverſchämt ſeinen Antrag: »Noch iſt er für Sie zu haben, ein Federzug, und Sie retten damit die arme unglückliche Mina aus des Schuftes Klauen in des hochgeehrten Herrn Grafen Arme — wie ge- ſagt, nur ein Federzug.« Meine Thränen brachen mit erneu- ter Kraft hervor, aber ich wandte mich weg, und winkte ihm, ſich zu entfernen.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1839, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/Yw_7531_1/59>, abgerufen am 25.11.2024.