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Beuthelius, Johann: Christliches Leben vnd Seliges Sterben. Wittenberg, 1603.

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Wie dis an den beyden Reichen im Luca zu ersehen/ weil es
Cap. 12. 16.jnen nur geht nach jren lüsten/ so halten sie das für jr bestes le-
ben. Solche Leut leben auch nicht dem HErrn/ sondern jnen
selber: Denn sie lieben die Welt/ vnd was in der Welt ist. So
jemand die Welt lieb hat/ in dem ist nicht die liebe des Vaters/
1. Iohan. 2.Denn alles was in der Welt ist/ (nemlich des Fleisches lust/
Augenlust vnd hoffertiges leben) ist nicht vom Vater/ sondern
von der Welt vnd die Welt vergehet mit jrer lust. Sie nemen
Rom. 8.aber auch ein böse final nach dem Außspruch des Apostels:
Wo jhr nach dem Fleisch lebet/ so werdet jr sterben müssen.
Galat. 5.Vnd die solchs thun/ werden das Reich Gottes nicht ererben.

IV.

Andere leben auch ohne Liebe des Nehesten/ dienen
Niemand denn nur sich selbst/ sagen:

Proximus sum ego-
met mihi.
Jch bin mir selbst der Neheste. Dilige sic alios,
ut sis tibi charus amicus.

Sich das du also andre libst/
Das du dir selbst der Neheste bleibst.

Von denen sagt man auch: Er ist nur ein Mensch für
sich selbst/ Er lebt nur für sich. Hos tu Germane caveto,
Denn die also leben/ sind erger denn ein vnuernünfftig Thier/
welches sich seines gleichens annimpt wenn es leidet.

V.

Andere leben in Fressen/ sauffen/ vnnd wollust dieser
Philip. 3.Welt/ darin weiden sie sich wie die Laus imGrinde. Quorum
Deus venter est,
denen der Bauch jhr Gott ist. Sagen mit
jenem Cyelopischem gehirne:

Victimas uni Deorum maximo,
Ventri offero, Deos ignoro caeteros.

Kein grösser Gott zu finden ist/
Den ich höher zu lieben wüst/
Als meinen Bauch/ dem thu ich ehr/
Mit opffern/ vnd sonst keinem mehr.

Vnd halten mit der Sardanapalischen Saw dis für jhr

bestes,

Wie dis an den beyden Reichen im Luca zu erſehen/ weil es
Cap. 12. 16.jnen nur geht nach jren luͤſten/ ſo halten ſie das fuͤr jr beſtes le-
ben. Solche Leut leben auch nicht dem HErrn/ ſondern jnen
ſelber: Denn ſie lieben die Welt/ vnd was in der Welt iſt. So
jemand die Welt lieb hat/ in dem iſt nicht die liebe des Vaters/
1. Iohan. 2.Denn alles was in der Welt iſt/ (nemlich des Fleiſches luſt/
Augenluſt vnd hoffertiges leben) iſt nicht vom Vater/ ſondern
von der Welt vnd die Welt vergehet mit jrer luſt. Sie nemen
Rom. 8.aber auch ein boͤſe final nach dem Außſpruch des Apoſtels:
Wo jhr nach dem Fleiſch lebet/ ſo werdet jr ſterben muͤſſen.
Galat. 5.Vnd die ſolchs thun/ werden das Reich Gottes nicht ererben.

IV.

Andere leben auch ohne Liebe des Neheſten/ dienen
Niemand denn nur ſich ſelbſt/ ſagen:

Proximus ſum ego-
met mihi.
Jch bin mir ſelbſt der Neheſte. Dilige ſic alios,
ut ſis tibi charus amicus.

Sich das du alſo andre libſt/
Das du dir ſelbſt der Neheſte bleibſt.

Von denen ſagt man auch: Er iſt nur ein Menſch fuͤr
ſich ſelbſt/ Er lebt nur fuͤr ſich. Hos tu Germane caveto,
Denn die alſo leben/ ſind erger denn ein vnuernuͤnfftig Thier/
welches ſich ſeines gleichens annimpt wenn es leidet.

V.

Andere leben in Freſſen/ ſauffen/ vnnd wolluſt dieſer
Philip. 3.Welt/ darin weiden ſie ſich wie die Laus imGrinde. Quorum
Deus venter eſt,
denen der Bauch jhr Gott iſt. Sagen mit
jenem Cyelopiſchem gehirne:

Victimas uni Deorum maximo,
Ventri offero, Deos ignoro cæteros.

Kein groͤſſer Gott zu finden iſt/
Den ich hoͤher zu lieben wuͤſt/
Als meinen Bauch/ dem thu ich ehr/
Mit opffern/ vnd ſonſt keinem mehr.

Vnd halten mit der Sardanapaliſchen Saw dis fuͤr jhr

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Zitationshilfe: Beuthelius, Johann: Christliches Leben vnd Seliges Sterben. Wittenberg, 1603, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542550/20>, abgerufen am 21.11.2024.