Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].Hier auf die Waage legt, wird andrerMeinung seyn. Ein solcher Donnerschlag zermalmt wohl einen Stein, Geschweige denn ein Hertz, besonders in der Brust Desselben, welcher sich die angenehmste Lust Durch ein vergnügtes Band mit ihr schon vorgestellt, Und dem durch diesen Fall sein Hertz mit ihr entfällt. Die keusche Liebe war in beyden gleich entbrandt, Doch trennt des Höchsten Schluß noch vor der Zeit diß Band. Wiewohl, was regt mein Reim den Schmertzen, der sie drückt! Hochwertheste! Mein Kiel ist zwar nicht so geschickt Jn ihre Wunden was zur Linderung zu streun, Denn was Sie schmertzt, dringt mir zugleich ins Hertz hinein. Jedoch der Text, den sich die Seelge, selbst erwehlt, Apoc. II, 10. Der Jhrer Liebe Treu und deren Lohn erzehlt, Hält einen Trost in sich, der allen Schmertz vertreibt, Und Jhren Geist bestillt, so bald er fest bekleibt. Caspar Tornau, C. WJr macht, Betrübte, selbst Jhr Trauern grossen Schmertz Und also dringts bey Jhn viel tieffer in das Hertz. Ein Kind, ein einig Kind, in Staub der Erden legen, Das muß viel tausend Ach! gantz Jammer-voll erregen. Ein Kind das Freude gab, das wohl erzogen hieß, Das alle Anmuth ja von sich stets sehen ließ, Des Tugend auch ein Hertz bereits so überwunden, Daß in denselben es alleine Platz gefunden. Das ist gewißlich schwer den Eltern, wenn es stirbt, Weil Hoffnung, Freud und Lust auf einmahl da verdirbt. Wo bleibt der Trost in Last? Erqvickung in Beschwerden? Wo findet man den Stab, wenn man wird älter werden? Wer drückt das Augen-Paar uns nach dem Tode zu? Wer sorgt vor unser Grab? Wer bringt uns dann zur Ruh? So werden Sie itzo, Betrübte, offte klagen: Jedoch darff ich ein Wort bey diesem Trauern sagen, So
Hier auf die Waage legt, wird andrerMeinung ſeyn. Ein ſolcher Donnerſchlag zermalmt wohl einen Stein, Geſchweige denn ein Hertz, beſonders in der Bruſt Deſſelben, welcher ſich die angenehmſte Luſt Durch ein vergnuͤgtes Band mit ihr ſchon vorgeſtellt, Und dem durch dieſen Fall ſein Hertz mit ihr entfaͤllt. Die keuſche Liebe war in beyden gleich entbrandt, Doch trennt des Hoͤchſten Schluß noch vor der Zeit diß Band. Wiewohl, was regt mein Reim den Schmertzen, der ſie druͤckt! Hochwertheſte! Mein Kiel iſt zwar nicht ſo geſchickt Jn ihre Wunden was zur Linderung zu ſtreun, Denn was Sie ſchmertzt, dringt mir zugleich ins Hertz hinein. Jedoch der Text, den ſich die Seelge, ſelbſt erwehlt, Apoc. II, 10. Der Jhrer Liebe Treu und deren Lohn erzehlt, Haͤlt einen Troſt in ſich, der allen Schmertz vertreibt, Und Jhren Geiſt beſtillt, ſo bald er feſt bekleibt. Caſpar Tornau, C. WJr macht, Betruͤbte, ſelbſt Jhr Trauern groſſen Schmertz Und alſo dringts bey Jhn viel tieffer in das Hertz. Ein Kind, ein einig Kind, in Staub der Erden legen, Das muß viel tauſend Ach! gantz Jammer-voll erregen. Ein Kind das Freude gab, das wohl erzogen hieß, Das alle Anmuth ja von ſich ſtets ſehen ließ, Des Tugend auch ein Hertz bereits ſo uͤberwunden, Daß in denſelben es alleine Platz gefunden. Das iſt gewißlich ſchwer den Eltern, wenn es ſtirbt, Weil Hoffnung, Freud und Luſt auf einmahl da verdirbt. Wo bleibt der Troſt in Laſt? Erqvickung in Beſchwerden? Wo findet man den Stab, wenn man wird aͤlter werden? Wer druͤckt das Augen-Paar uns nach dem Tode zu? Wer ſorgt vor unſer Grab? Wer bringt uns dann zur Ruh? So werden Sie itzo, Betruͤbte, offte klagen: Jedoch darff ich ein Wort bey dieſem Trauern ſagen, So
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Hier auf die Waage legt, wird andrerMeinung ſeyn.
Ein ſolcher Donnerſchlag zermalmt wohl einen Stein,
Geſchweige denn ein Hertz, beſonders in der Bruſt
Deſſelben, welcher ſich die angenehmſte Luſt
Durch ein vergnuͤgtes Band mit ihr ſchon vorgeſtellt,
Und dem durch dieſen Fall ſein Hertz mit ihr entfaͤllt.
Die keuſche Liebe war in beyden gleich entbrandt,
Doch trennt des Hoͤchſten Schluß noch vor der Zeit diß Band.
Wiewohl, was regt mein Reim den Schmertzen, der ſie druͤckt!
Hochwertheſte! Mein Kiel iſt zwar nicht ſo geſchickt
Jn ihre Wunden was zur Linderung zu ſtreun,
Denn was Sie ſchmertzt, dringt mir zugleich ins Hertz hinein.
Jedoch der Text, den ſich die Seelge, ſelbſt erwehlt, Apoc. II, 10.
Der Jhrer Liebe Treu und deren Lohn erzehlt,
Haͤlt einen Troſt in ſich, der allen Schmertz vertreibt,
Und Jhren Geiſt beſtillt, ſo bald er feſt bekleibt.
Caſpar Tornau, C.
WJr macht, Betruͤbte, ſelbſt Jhr Trauern groſſen Schmertz
Und alſo dringts bey Jhn viel tieffer in das Hertz.
Ein Kind, ein einig Kind, in Staub der Erden legen,
Das muß viel tauſend Ach! gantz Jammer-voll erregen.
Ein Kind das Freude gab, das wohl erzogen hieß,
Das alle Anmuth ja von ſich ſtets ſehen ließ,
Des Tugend auch ein Hertz bereits ſo uͤberwunden,
Daß in denſelben es alleine Platz gefunden.
Das iſt gewißlich ſchwer den Eltern, wenn es ſtirbt,
Weil Hoffnung, Freud und Luſt auf einmahl da verdirbt.
Wo bleibt der Troſt in Laſt? Erqvickung in Beſchwerden?
Wo findet man den Stab, wenn man wird aͤlter werden?
Wer druͤckt das Augen-Paar uns nach dem Tode zu?
Wer ſorgt vor unſer Grab? Wer bringt uns dann zur Ruh?
So werden Sie itzo, Betruͤbte, offte klagen:
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