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Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733].

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Das heißt so viel: Die unter diesem Steine ruhende Maria, Stiliconis
Tochter und des Kaysers Honorii vermählte Braut, welche ihnen durch
einen frühzeitigen Tod entfallen, rufft ihrem lieben Vater Stiliconi und ih-
rem vermählten Bräutigam Honorio mit verschlossenem Munde zu: Ach
lieber Bräutigam Honori, lieber Vater Stilicho, lebet lange, lebet wohl,
die Parcae setzen euren Jahren meine Jahre zu, die sie mir abgekürtzt, die
ich noch, biß ich zum Tode recht reiff worden, hätte leben sollen und kön-
nen. Ach unsre wohlseelige Jungfer Böttnerin und erblaßte Jungfer
Braut
hat sich, als die da ist eine Gerechte, derer nimmermehr vergessen
wird, ihr Gedächtniß bleibt in Seegen, mit ihren letzten Worten die
Nacht vor ihrem seeligen Ende eine vor die hinterbliebene Hochleidtragen-
de
viel tröstlichere Grab-Schrifft gestellt, Sie sprach zu der Wärterin:
Je solte ich mich nicht freuen? seht ihrs nicht, ich habe die schöne gül-
dene Crone auf meinem Haupte, die mir mein Heyland erworben, ich
bin eine Himmels-Braut. Weckt doch den Herrn Vater und die Frau
Mutter auf, daß Sie sich auch mit mir freuen, daß ich nun eine Him-
mels-Braut, und mit meinem Seelen-Bräutigam vereiniget bin.

Diese merckwürdige Worte veranlassen mich denen Hochleidtragenden
zu Trost, und der wohlseeligen Jungfer Braut zu ihrem letzten Ehren-
Gedächtniß folgende Grab-Schrifft auf ihr Grab zu setzen:

Ego Christiana Theodora Boettneriana
Vere sum maneoqve Christi Sponsa
Vivatis
Sponse, Parentes.

Jch Christiana Theodora Böttnerin, deren Gebeine unter diesem
Grabes-Steine ruhen, bin und bleibe in Ewigkeit eine wohlgeschmückte
Himmels- und JEsus-Braut. Gehabt euch wohl, betrübte Eltern und
bestürtzter Herr Bräutigam, die Jahre, die ich bey so frühzeitigem Ab-
sterben der Ordnung der Natur nach bey euch zu leben gehabt hätte, setze
der grosse GOTT, mein Seelen-Bräutigam, eurem Leben zu. Lebet
wohl! Eine JEsus-Braut mit Wahrheit seyn und heissen, ist ein weit
herrlichers Lob und grösserer Ruhm, als eines Königes oder gar eines
Kaysers Braut oder Gemahlin seyn. Zwar spricht Salomon Prov. 6, 26.

ein
D 2

Das heißt ſo viel: Die unter dieſem Steine ruhende Maria, Stiliconis
Tochter und des Kayſers Honorii vermaͤhlte Braut, welche ihnen durch
einen fruͤhzeitigen Tod entfallen, rufft ihrem lieben Vater Stiliconi und ih-
rem vermaͤhlten Braͤutigam Honorio mit verſchloſſenem Munde zu: Ach
lieber Braͤutigam Honori, lieber Vater Stilicho, lebet lange, lebet wohl,
die Parcæ ſetzen euren Jahren meine Jahre zu, die ſie mir abgekuͤrtzt, die
ich noch, biß ich zum Tode recht reiff worden, haͤtte leben ſollen und koͤn-
nen. Ach unſre wohlſeelige Jungfer Boͤttnerin und erblaßte Jungfer
Braut
hat ſich, als die da iſt eine Gerechte, derer nimmermehr vergeſſen
wird, ihr Gedaͤchtniß bleibt in Seegen, mit ihren letzten Worten die
Nacht vor ihrem ſeeligen Ende eine vor die hinterbliebene Hochleidtragen-
de
viel troͤſtlichere Grab-Schrifft geſtellt, Sie ſprach zu der Waͤrterin:
Je ſolte ich mich nicht freuen? ſeht ihrs nicht, ich habe die ſchoͤne guͤl-
dene Crone auf meinem Haupte, die mir mein Heyland erworben, ich
bin eine Himmels-Braut. Weckt doch den Herrn Vater und die Frau
Mutter auf, daß Sie ſich auch mit mir freuen, daß ich nun eine Him-
mels-Braut, und mit meinem Seelen-Braͤutigam vereiniget bin.

Dieſe merckwuͤrdige Worte veranlaſſen mich denen Hochleidtragenden
zu Troſt, und der wohlſeeligen Jungfer Braut zu ihrem letzten Ehren-
Gedaͤchtniß folgende Grab-Schrifft auf ihr Grab zu ſetzen:

Ego Chriſtiana Theodora Bœttneriana
Vere ſum maneoqve Chriſti Sponſa
Vivatis
Sponſe, Parentes.

Jch Chriſtiana Theodora Boͤttnerin, deren Gebeine unter dieſem
Grabes-Steine ruhen, bin und bleibe in Ewigkeit eine wohlgeſchmuͤckte
Himmels- und JEſus-Braut. Gehabt euch wohl, betruͤbte Eltern und
beſtuͤrtzter Herr Braͤutigam, die Jahre, die ich bey ſo fruͤhzeitigem Ab-
ſterben der Ordnung der Natur nach bey euch zu leben gehabt haͤtte, ſetze
der groſſe GOTT, mein Seelen-Braͤutigam, eurem Leben zu. Lebet
wohl! Eine JEſus-Braut mit Wahrheit ſeyn und heiſſen, iſt ein weit
herrlichers Lob und groͤſſerer Ruhm, als eines Koͤniges oder gar eines
Kayſers Braut oder Gemahlin ſeyn. Zwar ſpricht Salomon Prov. 6, 26.

ein
D 2
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[27/0027] Das heißt ſo viel: Die unter dieſem Steine ruhende Maria, Stiliconis Tochter und des Kayſers Honorii vermaͤhlte Braut, welche ihnen durch einen fruͤhzeitigen Tod entfallen, rufft ihrem lieben Vater Stiliconi und ih- rem vermaͤhlten Braͤutigam Honorio mit verſchloſſenem Munde zu: Ach lieber Braͤutigam Honori, lieber Vater Stilicho, lebet lange, lebet wohl, die Parcæ ſetzen euren Jahren meine Jahre zu, die ſie mir abgekuͤrtzt, die ich noch, biß ich zum Tode recht reiff worden, haͤtte leben ſollen und koͤn- nen. Ach unſre wohlſeelige Jungfer Boͤttnerin und erblaßte Jungfer Braut hat ſich, als die da iſt eine Gerechte, derer nimmermehr vergeſſen wird, ihr Gedaͤchtniß bleibt in Seegen, mit ihren letzten Worten die Nacht vor ihrem ſeeligen Ende eine vor die hinterbliebene Hochleidtragen- de viel troͤſtlichere Grab-Schrifft geſtellt, Sie ſprach zu der Waͤrterin: Je ſolte ich mich nicht freuen? ſeht ihrs nicht, ich habe die ſchoͤne guͤl- dene Crone auf meinem Haupte, die mir mein Heyland erworben, ich bin eine Himmels-Braut. Weckt doch den Herrn Vater und die Frau Mutter auf, daß Sie ſich auch mit mir freuen, daß ich nun eine Him- mels-Braut, und mit meinem Seelen-Braͤutigam vereiniget bin. Dieſe merckwuͤrdige Worte veranlaſſen mich denen Hochleidtragenden zu Troſt, und der wohlſeeligen Jungfer Braut zu ihrem letzten Ehren- Gedaͤchtniß folgende Grab-Schrifft auf ihr Grab zu ſetzen: Ego Chriſtiana Theodora Bœttneriana Vere ſum maneoqve Chriſti Sponſa Vivatis Sponſe, Parentes. Jch Chriſtiana Theodora Boͤttnerin, deren Gebeine unter dieſem Grabes-Steine ruhen, bin und bleibe in Ewigkeit eine wohlgeſchmuͤckte Himmels- und JEſus-Braut. Gehabt euch wohl, betruͤbte Eltern und beſtuͤrtzter Herr Braͤutigam, die Jahre, die ich bey ſo fruͤhzeitigem Ab- ſterben der Ordnung der Natur nach bey euch zu leben gehabt haͤtte, ſetze der groſſe GOTT, mein Seelen-Braͤutigam, eurem Leben zu. Lebet wohl! Eine JEſus-Braut mit Wahrheit ſeyn und heiſſen, iſt ein weit herrlichers Lob und groͤſſerer Ruhm, als eines Koͤniges oder gar eines Kayſers Braut oder Gemahlin ſeyn. Zwar ſpricht Salomon Prov. 6, 26. ein D 2

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: I. N. J. Der Nach Gottes Willen seelig entschlaffenen Gott und Tugend ergebenen Jungfer. Lauban, [1733], S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/542451/27>, abgerufen am 23.11.2024.