Römer, Daniel: Jesus! Himmels-Verlangen Stillt Seelen-Bangen. Bautzen, 1678.Himmels-Verlangen Cap. 24.JEsu. Der heilige Augustinus war auch gantz und gar vondiesem Verlangen nach biesem Himmels-Hause eingenommen/ wie Er von ihm selber zeuget in seinem Manual. Da Er seine Seele also anredet: O anima mea suspira ardenter, & desi- dera vehementer, ut possis pervenire ad istam supernam civitatem, de quantam gloriosa dicta sunt. Amore po- tes adscendere, amanti nihil est diifficile, nihil impossibile, anima, quae amat, adscendit frequenter, & currit fami- liariter per plateas coelestis Jerusalem, visitando illos Pa- triarchas & Prophetas, salutando Apostolos, admiran- do exercitus Martyrum & confessorum, choros virgi- num speculando & omnium Sanctorum. O meine Seele erseufze inbrünstig/ und verlange hefftig/ daß du möchtest kommen in die Himmlische Stadt/ die da droben ist/ von welcher solche Herr- liche Dinge gesagt werden. Durch die Liebe kanstu dahin gelan- gen/ einem Liebenden ist nichts schwer/ nichts unmöglich; Die Seele/ die diese Himmlische Wohnung lieben/ die gehet gar offt in dasselbige Hauß hinein/ sie durchläufft gantz bekant alle Strassen und Gassen/ dieses Himmlischen Jerusalems/ alle Wohnungen dieses Hauses vom Himmel. Sie besuchet die Patriarchen und Propheten/ sie grüsset die Aposteln/ sie verwundert sich über das Heer der Märtyrer und der freudigen Bekenner/ sie durchschauet die Menge der heiligen Jungfrauen/ und aller anderer Einwoh- ner dieser Himmlischen Wohnung. Unter solche Himmels-ver- langende Seelen setzen wir auch unseren numehr in dem Schoß JEsu seeligst lebenden Herrn DIACONUM. Sein natür- liches Verlangen zog Jhn zwar dahin/ da Jhm der Allwaltende GOtt eine geheiligte Gemeine zu unterrichten und seelig zu ma- chen anvertrauet hatte/ darunter Er auch seine andere Helffte sei- nes Hertzens (nemlich seine Hertzgeliebte Ehe-Gehülffin) woh- nend hatte; Doch hat endlich das Geistliche und Himmlische Ver- langen
Himmels-Verlangen Cap. 24.JEſu. Der heilige Auguſtinus war auch gantz und gar vondieſem Verlangen nach bieſem Himmels-Hauſe eingenommen/ wie Er von ihm ſelber zeuget in ſeinem Manual. Da Er ſeine Seele alſo anredet: O anima mea ſuſpira ardenter, & deſi- dera vehementer, ut poſſis pervenire ad iſtam ſupernam civitatem, de quantam glorioſa dicta ſunt. Amore po- tes adſcendere, amanti nihil eſt diifficile, nihil impoſſibile, anima, quæ amat, adſcendit frequenter, & currit fami- liariter per plateas cœleſtis Jeruſalem, viſitando illos Pa- triarchas & Prophetas, ſalutando Apoſtolos, admiran- do exercitus Martyrum & confeſſorum, choros virgi- num ſpeculando & omnium Sanctorum. O meine Seele erſeufze inbruͤnſtig/ und verlange hefftig/ daß du möchteſt kom̃en in die Him̃liſche Stadt/ die da droben iſt/ von welcher ſolche Herr- liche Dinge geſagt werden. Durch die Liebe kanſtu dahin gelan- gen/ einem Liebenden iſt nichts ſchwer/ nichts unmoͤglich; Die Seele/ die dieſe Him̃liſche Wohnung lieben/ die gehet gar offt in daſſelbige Hauß hinein/ ſie durchlaͤufft gantz bekant alle Straſſen und Gaſſen/ dieſes Himmliſchen Jeruſalems/ alle Wohnungen dieſes Hauſes vom Himmel. Sie beſuchet die Patriarchen und Propheten/ ſie gruͤſſet die Apoſteln/ ſie verwundert ſich uͤber das Heer der Maͤrtyrer und der freudigen Bekenner/ ſie durchſchauet die Menge der heiligen Jungfrauen/ und aller anderer Einwoh- ner dieſer Himmliſchen Wohnung. Unter ſolche Himmels-ver- langende Seelen ſetzen wir auch unſeren numehr in dem Schoß JEſu ſeeligſt lebenden Herrn DIACONUM. Sein natuͤr- liches Verlangen zog Jhn zwar dahin/ da Jhm der Allwaltende GOtt eine geheiligte Gemeine zu unterrichten und ſeelig zu ma- chen anvertrauet hatte/ darunter Er auch ſeine andere Helffte ſei- nes Hertzens (nemlich ſeine Hertzgeliebte Ehe-Gehuͤlffin) woh- nend hatte; Doch hat endlich das Geiſtliche und Him̃liſche Ver- langen
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Himmels-Verlangen
JEſu. Der heilige Auguſtinus war auch gantz und gar von
dieſem Verlangen nach bieſem Himmels-Hauſe eingenommen/
wie Er von ihm ſelber zeuget in ſeinem Manual. Da Er ſeine
Seele alſo anredet: O anima mea ſuſpira ardenter, & deſi-
dera vehementer, ut poſſis pervenire ad iſtam ſupernam
civitatem, de quantam glorioſa dicta ſunt. Amore po-
tes adſcendere, amanti nihil eſt diifficile, nihil impoſſibile,
anima, quæ amat, adſcendit frequenter, & currit fami-
liariter per plateas cœleſtis Jeruſalem, viſitando illos Pa-
triarchas & Prophetas, ſalutando Apoſtolos, admiran-
do exercitus Martyrum & confeſſorum, choros virgi-
num ſpeculando & omnium Sanctorum. O meine Seele
erſeufze inbruͤnſtig/ und verlange hefftig/ daß du möchteſt kom̃en
in die Him̃liſche Stadt/ die da droben iſt/ von welcher ſolche Herr-
liche Dinge geſagt werden. Durch die Liebe kanſtu dahin gelan-
gen/ einem Liebenden iſt nichts ſchwer/ nichts unmoͤglich; Die
Seele/ die dieſe Him̃liſche Wohnung lieben/ die gehet gar offt in
daſſelbige Hauß hinein/ ſie durchlaͤufft gantz bekant alle Straſſen
und Gaſſen/ dieſes Himmliſchen Jeruſalems/ alle Wohnungen
dieſes Hauſes vom Himmel. Sie beſuchet die Patriarchen und
Propheten/ ſie gruͤſſet die Apoſteln/ ſie verwundert ſich uͤber das
Heer der Maͤrtyrer und der freudigen Bekenner/ ſie durchſchauet
die Menge der heiligen Jungfrauen/ und aller anderer Einwoh-
ner dieſer Himmliſchen Wohnung. Unter ſolche Himmels-ver-
langende Seelen ſetzen wir auch unſeren numehr in dem Schoß
JEſu ſeeligſt lebenden Herrn DIACONUM. Sein natuͤr-
liches Verlangen zog Jhn zwar dahin/ da Jhm der Allwaltende
GOtt eine geheiligte Gemeine zu unterrichten und ſeelig zu ma-
chen anvertrauet hatte/ darunter Er auch ſeine andere Helffte ſei-
nes Hertzens (nemlich ſeine Hertzgeliebte Ehe-Gehuͤlffin) woh-
nend hatte; Doch hat endlich das Geiſtliche und Him̃liſche Ver-
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Cap. 24.
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