Francius, Johannes: Christliche Vnd in Gottes Wort gegründete Leichpredigt. Oels, 1598.Leichpredigt. geantwortet: Hoc totum quod homo est, est calamitas,Lauter Jammer vnd Elend ist der Mensch/ so vil seiner ist. Homerus spricht auch: Nullum miserius homine nutrit terra, omnium eorum animantium, quae & aerem inspi- rant, & super terram gradiuntur; Auff Erden ist kein elen- der Thier/ vnter allen die auff Erden leben vnd wallen/ als eben der Mensch. Euripides: Humana vita revera non est vita, sed calamitts, Gewiß ist deß Menschen leben nicht für ein leben zu achten/ sondern fur eitel Jammer vnd Elend. Plinius: Omnes miserias dixeris, cum hominem dixeris, Wer mit einem Namen alles elend außsprechen wil/ der nen- ne nur einen Menschen. Wiewol aber die Weltweisen sich hefftig bekümmert haben/ was doch die vrsach solches Jam- mers sey. Jedoch haben sie dieselbigen niemals gründlich er- fahren kunnen. Jn Gottes Wort aber alleine wirdt vns dieselbige Vrsach angezeigt/ Daß nemlich solches Jam- mers/ die einige vnd vornemste Vrsach sey die Sünde/ Psal. 90. Denn vnser Missethat stellestu vor dich/ Vnser vner- kante Sünde ans Liecht für dein Angesicht. Rom. 6. Der Sünden sold ist der Tod. Darumm auch die Weltweisen/ weil sie solche Vrsach nicht gründlich gewust/ sich entweder in jh- rem Creutz/ nicht haben können zu frieden geben/ vnd auff Gott grewlich gescholten vnd gemurret/ oder gar verzweyffelt/ vnd sich entleibet/ wie von Catone vnd Bruto zu lesen. Die Heiligen Gottes aber/ ob sie von Gott gleich hart heimgesucht werden/ so demütigen sie sich doch vnter die gewaltige Hand Gottes/ bekennen jhre Sünde/ bitten Gott vmb gnade mit dem Propheten Michea cap. 7. sprechende/ Iran Dei portabo, quia peccaviei, Jch wil deß Herren Zorn tragen/ denn ich hab jhm gesündiget. Iten Ps. 145. Der Herr ist gerecht in allen sei- nen wegen/ vnd heilig in allen seinen wercken: Hüten sich auch so vil menschlich vnd möglich für g[r]oben eusserlichen Sünden: Vnd B ij
Leichpredigt. geantwortet: Hoc totum quod homo eſt, eſt calamitas,Lauter Jammer vnd Elend iſt der Menſch/ ſo vil ſeiner iſt. Homerus ſpricht auch: Nullum miſerius homine nutrit terra, omnium eorum animantium, quæ & aërem inſpi- rant, & ſuper terram gradiuntur; Auff Erden iſt kein elen- der Thier/ vnter allen die auff Erden leben vnd wallen/ als eben der Menſch. Euripides: Humana vita revera non eſt vita, ſed calamitts, Gewiß iſt deß Menſchen leben nicht fuͤr ein leben zu achten/ ſondern fůr eitel Jammer vnd Elend. Plinius: Omnes miſerias dixeris, cum hominem dixeris, Wer mit einem Namen alles elend außſprechen wil/ der nen- ne nur einen Menſchen. Wiewol aber die Weltweiſen ſich hefftig bekuͤmmert haben/ was doch die vrſach ſolches Jam- mers ſey. Jedoch haben ſie dieſelbigen niemals gruͤndlich er- fahren kůnnen. Jn Gottes Wort aber alleine wirdt vns dieſelbige Vrſach angezeigt/ Daß nemlich ſolches Jam- mers/ die einige vnd vornemſte Vrſach ſey die Suͤnde/ Pſal. 90. Denn vnſer Miſſethat ſtelleſtu vor dich/ Vnſer vner- kante Suͤnde ans Liecht fuͤr dein Angeſicht. Rom. 6. Der Suͤndẽ ſold iſt der Tod. Darum̃ auch die Weltweiſen/ weil ſie ſolche Vrſach nicht gruͤndlich gewuſt/ ſich entweder in jh- rem Creutz/ nicht haben koͤnnen zu frieden geben/ vnd auff Gott grewlich geſcholtẽ vñ gemurꝛet/ oder gar verzweyffelt/ vnd ſich entleibet/ wie von Catone vnd Bruto zu leſen. Die Heiligẽ Gottes aber/ ob ſie võ Gott gleich hart heimgeſucht werden/ ſo demuͤtigen ſie ſich doch vnter die gewaltige Hand Gottes/ bekennen jhre Suͤnde/ bitten Gott vmb gnade mit dem Propheten Michęa cap. 7. ſprechende/ Irã Dei portabo, quia peccaviei, Jch wil deß Herꝛen Zorn tragen/ deñ ich hab jhm geſuͤndiget. Itẽ Pſ. 145. Der Herꝛ iſt gerecht in allen ſei- nen wegen/ vñ heilig in allen ſeinen wercken: Huͤten ſich auch ſo vil menſchlich vñ moͤglich fuͤr g[r]oben euſſerlichẽ Suͤnden: Vnd B ij
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rant, & ſuper terram gradiuntur; Auff Erden iſt kein elen-
der Thier/ vnter allen die auff Erden leben vnd wallen/ als
eben der Menſch. Euripides: Humana vita revera non eſt
vita, ſed calamitts, Gewiß iſt deß Menſchen leben nicht fuͤr
ein leben zu achten/ ſondern fůr eitel Jammer vnd Elend.
Plinius: Omnes miſerias dixeris, cum hominem dixeris,
Wer mit einem Namen alles elend außſprechen wil/ der nen-
ne nur einen Menſchen. Wiewol aber die Weltweiſen ſich
hefftig bekuͤmmert haben/ was doch die vrſach ſolches Jam-
mers ſey. Jedoch haben ſie dieſelbigen niemals gruͤndlich er-
fahren kůnnen. Jn Gottes Wort aber alleine wirdt vns
dieſelbige Vrſach angezeigt/ Daß nemlich ſolches Jam-
mers/ die einige vnd vornemſte Vrſach ſey die Suͤnde/ Pſal.
90. Denn vnſer Miſſethat ſtelleſtu vor dich/ Vnſer vner-
kante Suͤnde ans Liecht fuͤr dein Angeſicht. Rom. 6. Der
Suͤndẽ ſold iſt der Tod. Darum̃ auch die Weltweiſen/ weil
ſie ſolche Vrſach nicht gruͤndlich gewuſt/ ſich entweder in jh-
rem Creutz/ nicht haben koͤnnen zu frieden geben/ vnd auff
Gott grewlich geſcholtẽ vñ gemurꝛet/ oder gar verzweyffelt/
vnd ſich entleibet/ wie von Catone vnd Bruto zu leſen. Die
Heiligẽ Gottes aber/ ob ſie võ Gott gleich hart heimgeſucht
werden/ ſo demuͤtigen ſie ſich doch vnter die gewaltige Hand
Gottes/ bekennen jhre Suͤnde/ bitten Gott vmb gnade mit
dem Propheten Michęa cap. 7. ſprechende/ Irã Dei portabo,
quia peccaviei, Jch wil deß Herꝛen Zorn tragen/ deñ ich hab
jhm geſuͤndiget. Itẽ Pſ. 145. Der Herꝛ iſt gerecht in allen ſei-
nen wegen/ vñ heilig in allen ſeinen wercken: Huͤten ſich auch
ſo vil menſchlich vñ moͤglich fuͤr groben euſſerlichẽ Suͤnden:
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Zitationshilfe: | Francius, Johannes: Christliche Vnd in Gottes Wort gegründete Leichpredigt. Oels, 1598, S. [11]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/539213/11>, abgerufen am 05.07.2024. |