Schlegel, Christoph: Glückseliger Reichthumb. Leutschau, 1647.aus trewem Hertzen/ aus Väterlicher liebe. Das erfordert Si- Will einer ein Löblicher Richter seyn/ so muß er sich ferner IV. Vorsichtigkeit. Das er sich in vorfallenden sachen was E iij
aus trewem Hertzen/ aus Vaͤterlicher liebe. Das erfordert Si- Will einer ein Loͤblicher Richter ſeyn/ ſo muß er ſich ferner IV. Vorſichtigkeit. Das er ſich in vorfallenden ſachen was E iij
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aus trewem Hertzen/ aus Vaͤterlicher liebe. Das erfordert Si-
rach cap. 4. Halt dich gegen die Waͤiſen/ wie ein Vater/ und
gegen jhre Mutter/ wie ein Haußherr/ So wirſtu ſeyn/ wie
ein Sohn des Allerhoͤheſten/ und er wird dich lieber haben/
denn dich deine Mutter hat.
Sirach 4.
verß 10. 11
Will einer ein Loͤblicher Richter ſeyn/ ſo muß er ſich ferner
befleiſſen der
IV. Vorſichtigkeit. Das er ſich in vorfallenden ſachen
nicht uͤbereile/ ſondern vorſichtiglich handele/ und ehe er etwas
ſchlieſſe oder thue/ zu erſt fleißig erforſche/ wie ſich die ſache ver-
halte/ und wie er derſelben einen ausſchlag geben ſoll. Das hat
Job gethan/ der in ſeinem Ehrenruhm fort faͤhret/ und ſpricht:
Welche Sache ich nicht wuſte/ die erforſchet ich. Je ſchwerer
und zweifelhaffter die Faͤlle ſind/ je mehr bedarff es nachfor-
ſchens/ erkundigens und nachſinnens. Man muß erforſchen/
1. Wie ſich die Sache verhalte. Denn auch in Gericht-ſachen
wird befunden/ was Sirach 19. cap. ſagt: Man leugt gern auff
die Leute/ darumb glaͤube nicht alles/ was du hoͤreſt. Man
gibt manchmahl einen an/ er habe dieſes oder jenes geredet oder
gethan/ was ſtraffwuͤrdig iſt: Vnd thut jhm doch unrecht. Ein
ander/ der unrecht gehandelt hat/ bemuͤhet ſich/ durch ſeine gute
Freunde den Richter uͤberreden und einnehmen zu laſſen/ als ob
er gar unſchuldig waͤre/ und der ander jhm unrecht gethan haͤtte.
Da weiß man offtmahls die ſache alſo ſcheinbar vorzubringen/
mit ſo vielen umbſtaͤnden/ das man faſt dencken ſollte/ Es ſey
nicht muͤglich/ ein ding ſo umbſtaͤndlich zubeſchreiben/ und mit
ſo vieler einſtimmung zu bekraͤfftigen/ wenn es nicht wahr waͤre.
Aber/ wenn man die andere Parthey auch hoͤret/ ſo befindet ſich
ein anders/ und wird der betrug offenbahr. Darumb ſoll ein
Richter nicht ſchlieſſen auff fliegende reden/ oder auff das an-
bringen einer Parthey/ ſondern die andere auch hoͤren/ und ſonſt
gebuͤhrliche mittel brauchen/ dadurch er die That recht erkundi-
gen kan. Gott ſelbſt/ wiewol er allwiſſend iſt/ und alles ſiehet/
was
Sirach 19.
verß 15.
E iij
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