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Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585.

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Leichpredigt/ vber den Spruch

Als nu Dinstages/ den 23. Martij, seiner Gnaden in
gegenwart der betrübten Greffin vnd Söne/ der Dia-
con
zn gemüth führete/ wie der liebe Gott dieselbe noch
vnter dem lieben Creutze hielte/ vnd man doch der besse-
rung hoffen solte vnd müste/ wegen vielfaltiger Göttli-
cher verheissungen. Psal. 50. Ruff mich an etc. Psal. 91.
Jch wil jn erhören/ Jch bin bey jm in der noth/ etc.
Psal. 77. Jch sprach/ Jch mus das leiden/ die rechte
Hand des Höhesten kan alles endern/ Hat seine Gna-
de hertzlich geseufftzet. Vnd als der Caplan hinzu ge-
than. Psal. 55. Wirff dein anliegen auff den HErrn/ etc.
Rom. 8. Jst Gott für vns/ wer mag wider vns sein. Hat
sich sein Gnaden abgewand auff eine Seite/ vnd die
Threnen kaum verhalten mögen/ doch der Seinen ge-
schonet. Da nu S. G. sich wider etwas friesch vmbsa-
he/ sagte der Caplan darauff ein Exempel/ vnd sprach
der fromme König Ezechias (fiel S. G. jm in die rede/
vnd sagte/ Es were Hiskias gewesen/ wie Esa. 38. stün-
de) hette in seiner Kranckheit hertzlich gebetet vnd ge-
weinet/ das er sein Leben noch eine zeitlang erbitten
möchte/ desgleichen solte S. G. auch thun/ etc. Darü-
ber ist S. G. fast weichmütig worden/ hat doch nichts
geantwortet/ sondern nur jmmer tieff geseufftzet. Vnd
da S. G. der Spruch 1. Cor. 10. Gott ist getrew/ der vns
nicht lest versuchen/ etc. fürgesaget worden/ hat dieselbe
den/ selbs von worte zu worte nachgesaget.

Am Mitwochen den 24. Martij, hat S. G. schwer-
lich angefangen zu reden/ vnd weil S. G. wenig schlaf-
fen hat können/ ist das Delirium, vnd verrückung der
Sinne vnd Vernunfft/ darauff erfolget. Vnd hat S. G.
damals schwerlich antwort geben/ vnd reden können.
Jn massen dieselbe niemals so sehr schwach gewesen/

das
Leichpredigt/ vber den Spruch

Als nu Dinſtages/ den 23. Martij, ſeiner Gnaden in
gegenwart der betruͤbten Greffin vnd Soͤne/ der Dia-
con
zn gemuͤth fuͤhrete/ wie der liebe Gott dieſelbe noch
vnter dem lieben Creutze hielte/ vnd man doch der beſſe-
rung hoffen ſolte vnd muͤſte/ wegen vielfaltiger Goͤttli-
cher verheiſſungen. Pſal. 50. Ruff mich an etc. Pſal. 91.
Jch wil jn erhoͤren/ Jch bin bey jm in der noth/ etc.
Pſal. 77. Jch ſprach/ Jch mus das leiden/ die rechte
Hand des Hoͤheſten kan alles endern/ Hat ſeine Gna-
de hertzlich geſeufftzet. Vnd als der Caplan hinzu ge-
than. Pſal. 55. Wirff dein anliegen auff den HErrn/ etc.
Rom. 8. Jſt Gott fuͤr vns/ wer mag wider vns ſein. Hat
ſich ſein Gnaden abgewand auff eine Seite/ vnd die
Threnen kaum verhalten moͤgen/ doch der Seinen ge-
ſchonet. Da nu S. G. ſich wider etwas frieſch vmbſa-
he/ ſagte der Caplan darauff ein Exempel/ vnd ſprach
der fromme Koͤnig Ezechias (fiel S. G. jm in die rede/
vnd ſagte/ Es were Hiskias geweſen/ wie Eſa. 38. ſtuͤn-
de) hette in ſeiner Kranckheit hertzlich gebetet vnd ge-
weinet/ das er ſein Leben noch eine zeitlang erbitten
moͤchte/ desgleichen ſolte S. G. auch thun/ etc. Daruͤ-
ber iſt S. G. faſt weichmuͤtig worden/ hat doch nichts
geantwortet/ ſondern nur jmmer tieff geſeufftzet. Vnd
da S. G. der Spruch 1. Cor. 10. Gott iſt getrew/ der vns
nicht leſt verſuchen/ etc. fuͤrgeſaget worden/ hat dieſelbe
den/ ſelbs von worte zu worte nachgeſaget.

Am Mitwochen den 24. Martij, hat S. G. ſchwer-
lich angefangen zu reden/ vnd weil S. G. wenig ſchlaf-
fen hat koͤnnen/ iſt das Delirium, vnd verruͤckung der
Sinne vnd Vernunfft/ darauff erfolget. Vnd hat S. G.
damals ſchwerlich antwort geben/ vnd reden koͤnnen.
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Zitationshilfe: Roth, Friedrich: Leichpredigt. Eisleben, 1585, S. [60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524295/60>, abgerufen am 24.11.2024.