Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mollenfeld, Johann: Christliche LeichPredigt/ Bey dem seligen Abschied. Darmstadt, 1617.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leich Predigt/
erzogen. Sie haben jhn zur Schul gehalten/ zu Heydelberg/ vnd
allhie zu Wormbs: nachden er nu in Scholis triuialibus seine fun-
damenta in linguis & humanioribus litteris
gelegt/ so ist er auff
zeitige berathschlagung/ seiner Adelichen Vormund vnd Freund
neben einem priuato Praeceptore geschickt worden vff die Acade-
mi
Straßburg/ so dann auch auff die Vniuersitet Heydelberg vnd
Tübingen. Darbey aber ist es nit verblieben/ sonder er ist verschickt
worden in Franckreich/ da er dann nit allein seine frantzösische sprach
gelernet/ sonder sich auch in andern freyen Künsten exercirt. Nach
dem er nu gantz Galliam perlustrirt, ist er abgefordert worden/ vnd
sich an den Churfürstl. Heydelbergischen Hof begeben/ vnd daselbst
vor einen Hof Juncker trewlich vnd fleissig gedienet. Anno 1602. im
22. Jahr seines Alters/ hat er mit vorwissen beyderseyts Adelichen
Freundschafft sich verlobt vnd verheyrath mit der WolEdlen vnd
viel Tugendsamen Jungfraw Amelia/ gebohrne Horneckin von
Weinheim/ seine Ehe hat er in stäter lieb vnd trew friedlichen zuge-
bracht/ in welcher jn auch Gott mit Leibes Frucht gesegnet/ welche
er zu aller Gottes Forcht/ Zucht vnd Erbarkeit mit allem fleiß hat
aufferzogen. Jn seinem Hauß ist er nicht gewesen ein
Syr. 4. 35.Löw oder ein Wüterich gegen sein Gesinde/ sondern das-
selbe mit guter bescheydenheit regieret. Er ist ein rechter Christ vnd
Christophorus gewesen/ welcher den Namen mit der That gehabt/
Ignatius.dann er verstanden vnd sehr wol gewust/ was Ignatius sagt: Ou monon
keisthai dei khrisianos, alla kai ei'nai. ou' ga`r to legein alla to ei'nai maka'rion poiei. Es
gebürt sich daß wir nit allein Christen genennet werden/ sonder daß
wir auch mit der That vnd Warheit Christen seyen. Dann nit der
Name/ sondern die That machet felig. Sein Christenthumb hat er
damit bezeugt/ daß er fleissig/ fleissig Gottes Wort gehört. Dahe-
ro man in seinen Büchern diß Symbolum findet: Verbum Dei au-
diendun, frequenter, diligenter, ardenter, perseueranter.
Dz ist/
man muß Gottes Wort hören nit ein/ sonder offt vnd vilmal/ man

muß

Chriſtliche Leich Predigt/
erzogen. Sie haben jhn zur Schul gehalten/ zu Heydelberg/ vnd
allhie zu Wormbs: nachdẽ er nu in Scholis triuialibus ſeine fun-
damenta in linguis & humanioribus litteris
gelegt/ ſo iſt er auff
zeitige berathſchlagung/ ſeiner Adelichen Vormund vnd Freund
neben einem priuato Præceptore geſchickt worden vff die Acade-
mi
Straßburg/ ſo dann auch auff die Vniuerſitet Heydelberg vnd
Tuͤbingen. Darbey aber iſt es nit verblieben/ ſonder er iſt verſchickt
worden in Franckreich/ da er dañ nit allein ſeine fꝛantzoͤſiſche ſprach
gelernet/ ſonder ſich auch in andern freyen Kuͤnſten exercirt. Nach
dem er nu gantz Galliam perluſtrirt, iſt er abgefordert worden/ vnd
ſich an den Churfuͤrſtl. Heydelbergiſchen Hof begeben/ vnd daſelbſt
vor einen Hof Juncker trewlich vñ fleiſſig gedienet. Anno 1602. im
22. Jahr ſeines Alters/ hat er mit vorwiſſen beyderſeyts Adelichen
Freundſchafft ſich verlobt vnd verheyrath mit der WolEdlen vnd
viel Tugendſamen Jungfraw Amelia/ gebohrne Horneckin von
Weinheim/ ſeine Ehe hat er in ſtaͤter lieb vnd trew friedlichen zuge-
bracht/ in welcher jn auch Gott mit Leibes Frucht geſegnet/ welche
er zu aller Gottes Forcht/ Zucht vnd Erbarkeit mit allem fleiß hat
aufferzogen. Jn ſeinem Hauß iſt er nicht geweſen ein
Syr. 4. 35.Loͤw oder ein Wuͤterich gegen ſein Geſinde/ ſondern daſ-
ſelbe mit guter beſcheydenheit regieret. Er iſt ein rechter Chriſt vnd
Chriſtophorus geweſen/ welcher den Namen mit der That gehabt/
Ignatius.dañ er verſtanden vnd ſehr wol gewuſt/ was Ignatius ſagt: Οὐ μόνον
κεῖσθαι δεῖ χριςιανὸς, ἀλλὰ καὶ ει᾽ναι. ου᾽ γα`ρ τὸ λέγειν ἀλλὰ τὸ ει᾽ναι μακα´ριον ποιεῖ. Es
gebuͤrt ſich daß wir nit allein Chriſten genennet werden/ ſonder daß
wir auch mit der That vnd Warheit Chriſten ſeyen. Dann nit der
Name/ ſondern die That machet felig. Sein Chriſtenthumb hat er
damit bezeugt/ daß er fleiſſig/ fleiſſig Gottes Wort gehoͤrt. Dahe-
ro man in ſeinen Buͤcheꝛn diß Symbolum findet: Verbum Dei au-
diendũ, frequenter, diligenter, ardenter, perſeueranter.
Dz iſt/
man muß Gottes Wort hoͤren nit ein/ ſonder offt vnd vilmal/ man

muß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0020" n="20"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leich Predigt/</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">erzogen.</hi> Sie haben jhn zur Schul gehalten/ zu Heydelberg/ vnd<lb/>
allhie zu Wormbs: nachde&#x0303; er nu in <hi rendition="#aq">Scholis triuialibus</hi> &#x017F;eine <hi rendition="#aq">fun-<lb/>
damenta in linguis &amp; humanioribus litteris</hi> gelegt/ &#x017F;o i&#x017F;t er auff<lb/>
zeitige berath&#x017F;chlagung/ &#x017F;einer Adelichen Vormund vnd Freund<lb/>
neben einem <hi rendition="#aq">priuato Præceptore</hi> ge&#x017F;chickt worden vff die <hi rendition="#aq">Acade-<lb/>
mi</hi> Straßburg/ &#x017F;o dann auch auff die <hi rendition="#aq">Vniuer&#x017F;itet</hi> Heydelberg vnd<lb/>
Tu&#x0364;bingen. Darbey aber i&#x017F;t es nit verblieben/ &#x017F;onder er i&#x017F;t ver&#x017F;chickt<lb/>
worden in Franckreich/ da er dan&#x0303; nit allein &#x017F;eine f&#xA75B;antzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che &#x017F;prach<lb/>
gelernet/ &#x017F;onder &#x017F;ich auch in andern freyen Ku&#x0364;n&#x017F;ten <hi rendition="#aq">exercirt.</hi> Nach<lb/>
dem er nu gantz <hi rendition="#aq">Galliam perlu&#x017F;trirt,</hi> i&#x017F;t er abgefordert worden/ vnd<lb/>
&#x017F;ich an den Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Heydelbergi&#x017F;chen Hof begeben/ vnd da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
vor einen Hof Juncker trewlich vn&#x0303; flei&#x017F;&#x017F;ig gedienet. Anno 1602. im<lb/>
22. Jahr &#x017F;eines Alters/ hat er mit vorwi&#x017F;&#x017F;en beyder&#x017F;eyts Adelichen<lb/>
Freund&#x017F;chafft &#x017F;ich verlobt vnd verheyrath mit der WolEdlen vnd<lb/>
viel Tugend&#x017F;amen Jungfraw Amelia/ gebohrne Horneckin von<lb/>
Weinheim/ &#x017F;eine Ehe hat er in &#x017F;ta&#x0364;ter lieb vnd trew friedlichen zuge-<lb/>
bracht/ in welcher jn auch Gott mit Leibes Frucht ge&#x017F;egnet/ welche<lb/>
er zu aller Gottes Forcht/ Zucht vnd Erbarkeit mit allem fleiß hat<lb/>
aufferzogen. <hi rendition="#fr">Jn &#x017F;einem Hauß i&#x017F;t er nicht gewe&#x017F;en ein</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Syr.</hi> 4. 35.</hi></note><hi rendition="#fr">Lo&#x0364;w oder ein Wu&#x0364;terich gegen &#x017F;ein Ge&#x017F;inde/</hi> &#x017F;ondern da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe mit guter be&#x017F;cheydenheit regieret. Er i&#x017F;t ein rechter Chri&#x017F;t vnd<lb/>
Chri&#x017F;tophorus gewe&#x017F;en/ welcher den Namen mit der That gehabt/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ignatius.</hi></hi></note>dan&#x0303; er ver&#x017F;tanden vnd &#x017F;ehr wol gewu&#x017F;t/ was <hi rendition="#aq">Ignatius</hi> &#x017F;agt: &#x039F;&#x1F50; &#x03BC;&#x03CC;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;<lb/>
&#x03BA;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03C3;&#x03B8;&#x03B1;&#x03B9; &#x03B4;&#x03B5;&#x1FD6; &#x03C7;&#x03C1;&#x03B9;&#x03C2;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD;&#x1F78;&#x03C2;, &#x1F00;&#x03BB;&#x03BB;&#x1F70; &#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x03B5;&#x03B9;&#x1FBD;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9;. &#x03BF;&#x03C5;&#x1FBD; &#x03B3;&#x03B1;&#x1FEF;&#x03C1; &#x03C4;&#x1F78; &#x03BB;&#x03AD;&#x03B3;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD; &#x1F00;&#x03BB;&#x03BB;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F78; &#x03B5;&#x03B9;&#x1FBD;&#x03BD;&#x03B1;&#x03B9; &#x03BC;&#x03B1;&#x03BA;&#x03B1;&#x1FFD;&#x03C1;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD; &#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B5;&#x1FD6;. Es<lb/>
gebu&#x0364;rt &#x017F;ich daß wir nit allein Chri&#x017F;ten genennet werden/ &#x017F;onder daß<lb/>
wir auch mit der That vnd Warheit Chri&#x017F;ten &#x017F;eyen. Dann nit der<lb/>
Name/ &#x017F;ondern die That machet felig. Sein Chri&#x017F;tenthumb hat er<lb/>
damit bezeugt/ daß er flei&#x017F;&#x017F;ig/ flei&#x017F;&#x017F;ig Gottes Wort geho&#x0364;rt. Dahe-<lb/>
ro man in &#x017F;einen Bu&#x0364;che&#xA75B;n diß <hi rendition="#aq">Symbolum</hi> findet: <hi rendition="#aq">Verbum Dei au-<lb/>
diendu&#x0303;, frequenter, diligenter, ardenter, per&#x017F;eueranter.</hi> Dz i&#x017F;t/<lb/>
man muß Gottes Wort ho&#x0364;ren nit ein/ &#x017F;onder offt vnd vilmal/ man<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">muß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0020] Chriſtliche Leich Predigt/ erzogen. Sie haben jhn zur Schul gehalten/ zu Heydelberg/ vnd allhie zu Wormbs: nachdẽ er nu in Scholis triuialibus ſeine fun- damenta in linguis & humanioribus litteris gelegt/ ſo iſt er auff zeitige berathſchlagung/ ſeiner Adelichen Vormund vnd Freund neben einem priuato Præceptore geſchickt worden vff die Acade- mi Straßburg/ ſo dann auch auff die Vniuerſitet Heydelberg vnd Tuͤbingen. Darbey aber iſt es nit verblieben/ ſonder er iſt verſchickt worden in Franckreich/ da er dañ nit allein ſeine fꝛantzoͤſiſche ſprach gelernet/ ſonder ſich auch in andern freyen Kuͤnſten exercirt. Nach dem er nu gantz Galliam perluſtrirt, iſt er abgefordert worden/ vnd ſich an den Churfuͤrſtl. Heydelbergiſchen Hof begeben/ vnd daſelbſt vor einen Hof Juncker trewlich vñ fleiſſig gedienet. Anno 1602. im 22. Jahr ſeines Alters/ hat er mit vorwiſſen beyderſeyts Adelichen Freundſchafft ſich verlobt vnd verheyrath mit der WolEdlen vnd viel Tugendſamen Jungfraw Amelia/ gebohrne Horneckin von Weinheim/ ſeine Ehe hat er in ſtaͤter lieb vnd trew friedlichen zuge- bracht/ in welcher jn auch Gott mit Leibes Frucht geſegnet/ welche er zu aller Gottes Forcht/ Zucht vnd Erbarkeit mit allem fleiß hat aufferzogen. Jn ſeinem Hauß iſt er nicht geweſen ein Loͤw oder ein Wuͤterich gegen ſein Geſinde/ ſondern daſ- ſelbe mit guter beſcheydenheit regieret. Er iſt ein rechter Chriſt vnd Chriſtophorus geweſen/ welcher den Namen mit der That gehabt/ dañ er verſtanden vnd ſehr wol gewuſt/ was Ignatius ſagt: Οὐ μόνον κεῖσθαι δεῖ χριςιανὸς, ἀλλὰ καὶ ει᾽ναι. ου᾽ γα`ρ τὸ λέγειν ἀλλὰ τὸ ει᾽ναι μακα´ριον ποιεῖ. Es gebuͤrt ſich daß wir nit allein Chriſten genennet werden/ ſonder daß wir auch mit der That vnd Warheit Chriſten ſeyen. Dann nit der Name/ ſondern die That machet felig. Sein Chriſtenthumb hat er damit bezeugt/ daß er fleiſſig/ fleiſſig Gottes Wort gehoͤrt. Dahe- ro man in ſeinen Buͤcheꝛn diß Symbolum findet: Verbum Dei au- diendũ, frequenter, diligenter, ardenter, perſeueranter. Dz iſt/ man muß Gottes Wort hoͤren nit ein/ ſonder offt vnd vilmal/ man muß Syr. 4. 35. Ignatius.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/524107
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/524107/20
Zitationshilfe: Mollenfeld, Johann: Christliche LeichPredigt/ Bey dem seligen Abschied. Darmstadt, 1617, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/524107/20>, abgerufen am 27.11.2024.