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Grebius, Nicolaus: Ovicula Christi Das ist/ Eine Ehrn vnnd Leichpredigt. Nürnberg, 1615.

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WJe wartet dann der Herr Christus Jesus seiner Schäf-
lein? wie nimpt er sich jhrer an? was für Gnade vnnd
Wolthaten erzeiget er jnen? Der Herr Christus selbst/
welcher nicht liegen kan/ erzehlet vier vnterschiedene Woltha-
ten/ so er seinen Schäflein vnd wahren Christen erzeigt. Die
erste Wolthat ist diese/ nemlich die Erkentnuß seiner Schäflein.
Jch kenne sie (meine Schäflein) spricht er. Wenn allhie
der Herr Christus spricht: Er kenne seine Schafe/ gibt Er
darmit zu verstehen/ daß Er nicht allein jhre Namen/ jhren Zu-
stand/ jr Hertz/ jr anligen vnd Creutz wol wisse: Sondern sie auch
hertzlich liebe. Dann wann in der Schrifft stehet/ daß GOtt die
seinen kenne/ heisset es so viel/ daß GOtt nicht allein jhren Zu-
stand jnn vnd außwendig wisse/ sondern sie auch mit sonderbarer
brünstiger Liebe vmbfahe/ verba notitiae notant affectum
singularem,
das ist/ das Wörtlein kennen oder wissen heisset
offt in heiliger Schrifft so viel/ als sonderlich lieben. Die andere
Wolthat ist diese/ nemlich das Geschencke deß ewigen Lebens.
Die Vnsterbligkeit vnnd das ewige Leben sind vns zwar in vn-
serm ersten Vater Adam, als ein stück deß Ebenbilds Gottes/
angeschaffen gewesen/ allein vnsere erste Eltern haben das Eben-
bild Gottes durch jhren Fall nicht allein jnen/ sondern auch vns
verlohren/ vnd vns der Frewden deß Himlischen Paradises ver-
lustig gemacht: Christus aber/ vnser Erlöser/ als der andere
Adam, hat es vns allen mit seinem thewren gehorsam wider er-
worben/ vnd gibt es seinen Schäflein/ welche jn hören/ vnd jhm
folgen/ in diesem Leben zwar im Glauben vnd in gewisser Hoff-
nung/ hiernechst aber im schawen. Jch lebe/ vnd jr solt auch
leben/
spricht er/ Iohan. 14. Dann also spricht Er im vorha-Ioh. 14.
v.
19.

benden Text: Jch gebe meinen Schäflein das ewige
Leben.
Solches bezeuget auch Paulus Rom. 6. da er spricht:Rom. 6.
v.
23.

Das ewige Leben ist eine Gabe Gottes in Christo

Jesu.
C ij

WJe wartet dann der Herꝛ Chriſtus Jeſus ſeiner Schaͤf-
lein? wie nimpt er ſich jhrer an? was fuͤr Gnade vnnd
Wolthaten erzeiget er jnen? Der Herr Chriſtus ſelbſt/
welcher nicht liegen kan/ erzehlet vier vnterſchiedene Woltha-
ten/ ſo er ſeinen Schaͤflein vnd wahren Chriſten erzeigt. Die
erſte Wolthat iſt dieſe/ nemlich die Erkentnuß ſeiner Schaͤflein.
Jch kenne ſie (meine Schaͤflein) ſpricht er. Wenn allhie
der Herꝛ Chriſtus ſpricht: Er kenne ſeine Schafe/ gibt Er
darmit zu verſtehen/ daß Er nicht allein jhre Namen/ jhren Zu-
ſtand/ jr Hertz/ jr anligen vñ Creutz wol wiſſe: Sondern ſie auch
hertzlich liebe. Dann wann in der Schrifft ſtehet/ daß GOtt die
ſeinen kenne/ heiſſet es ſo viel/ daß GOtt nicht allein jhren Zu-
ſtand jnn vnd außwendig wiſſe/ ſondern ſie auch mit ſonderbarer
bruͤnſtiger Liebe vmbfahe/ verba notitiæ notant affectum
ſingularem,
das iſt/ das Woͤrtlein kennen oder wiſſen heiſſet
offt in heiliger Schrifft ſo viel/ als ſonderlich lieben. Die andere
Wolthat iſt dieſe/ nemlich das Geſchencke deß ewigen Lebens.
Die Vnſterbligkeit vnnd das ewige Leben ſind vns zwar in vn-
ſerm erſten Vater Adam, als ein ſtuͤck deß Ebenbilds Gottes/
angeſchaffen geweſen/ allein vnſere erſte Eltern haben das Eben-
bild Gottes durch jhren Fall nicht allein jnẽ/ ſondern auch vns
verlohren/ vnd vns der Frewden deß Himliſchen Paradiſes ver-
luſtig gemacht: Chriſtus aber/ vnſer Erloͤſer/ als der andere
Adam, hat es vns allen mit ſeinem thewren gehorſam wider er-
worben/ vnd gibt es ſeinen Schaͤflein/ welche jn hoͤren/ vnd jhm
folgen/ in dieſem Leben zwar im Glauben vnd in gewiſſer Hoff-
nung/ hiernechſt aber im ſchawẽ. Jch lebe/ vnd jr ſolt auch
leben/
ſpricht er/ Iohan. 14. Dann alſo ſpricht Er im vorha-Ioh. 14.
v.
19.

benden Text: Jch gebe meinen Schaͤflein das ewige
Leben.
Solches bezeuget auch Paulus Rom. 6. da er ſpricht:Rom. 6.
v.
23.

Das ewige Leben iſt eine Gabe Gottes in Chriſto

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Zitationshilfe: Grebius, Nicolaus: Ovicula Christi Das ist/ Eine Ehrn vnnd Leichpredigt. Nürnberg, 1615, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523849/19>, abgerufen am 23.11.2024.