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Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615.

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Leichpredigt.
Leuten hiervon zu discurriren vnd Vnterredung zu halten.
Hat sie es sonsten nicht allezeit jederman zu Sinne machen
können/ so bedencke man dieses/ daß sie auch ein Mensch ge-
wesen/ vnd jhre Schwacheiten vnd Gebrechligkeiten gehabt/
vnd sol der Mensch noch geboren werden/ der es allen Leuten
recht machet. So hat es auch wol die hohe Nothdurfft erfor-
dert/ daß sie bißweilen vber Vngebür bey jhren Vnterthanen
vnd Gesindlein geeifert/ vnd in jhrer weitleufftigen mühsa-
men Haußhaltung das Haußregiment mit gebürendem ernst
gefüret hat. Denn wo das Weiberregiment in einer haußhal-
tung l[i]get/ vnd das Gesindlein nur seines ejgnen kopfs lebet/
o da mus sie gewißlich gar bald zu grund vnd boden gehen.

Gleich wie aber fromme Christen des lieben CreutzesJhr Creutz.
nicht können geübriget seyn: also hat auch jhr der fromme ge-
trewe Gott zum öfftern aus seinem Creutzbecher geschencket/
in dem Er sie mit beschwerlichen Kranckheiten zum öfftern
daheime gesuchet/ vnd jhr bißanhero fast alle halbe Jahr hat
auff Gehorsam gebotten auff welchem sie aber GOtt dem
Herrn gedültiglich ausgehalten/ vnd es für eine gnädige
Väterliche Züchtigung erkennet/ sich auch zum öfftern dabey
jhres Sterbstündleins erinnert/ doch also vnd dergestalt/ daß
sie sich vor dem Tode keines Weges entsetzet/ sondern viel-
mehr sich dahin erkläret/ daß sie zu jhrem Sterbstündelein
willig vnd bereit sey/ ja mit frewden es annemen wolle/ wenn
vnser Herr Gott ein außspannen mit jhr machete/ denn
sagte sie die gressen Beschwerungen/ die ich an meinem Leibe
habe/ machen daß ich dieses Lebens gar müde vnd vberdrüs[-]
sig werde.

Nach dem sie aber vnser lieber Gott vor 8. WochenJhre kranck/
h[e]it.

mit
E ij

Leichpredigt.
Leuten hiervon zu diſcurriren vnd Vnterredung zu halten.
Hat ſie es ſonſten nicht allezeit jederman zu Sinne machen
koͤnnen/ ſo bedencke man dieſes/ daß ſie auch ein Menſch ge-
weſen/ vnd jhre Schwacheiten vnd Gebrechligkeiten gehabt/
vnd ſol der Menſch noch geboren werden/ der es allen Leuten
recht machet. So hat es auch wol die hohe Nothdurfft erfor-
dert/ daß ſie bißweilen vber Vngebuͤr bey jhren Vnterthanen
vnd Geſindlein geeifert/ vnd in jhrer weitleufftigen muͤhſa-
men Haußhaltung das Haußregiment mit gebuͤrendem ernſt
gefuͤret hat. Denn wo das Weiberregiment in einer haußhal-
tung l[i]get/ vnd das Geſindlein nur ſeines ejgnen kopfs lebet/
o da mus ſie gewißlich gar bald zu grund vnd boden gehen.

Gleich wie aber fromme Chriſten des lieben CreutzesJhr Creutz.
nicht koͤnnen geuͤbriget ſeyn: alſo hat auch jhr der fromme ge-
trewe Gott zum oͤfftern aus ſeinem Creutzbecher geſchencket/
in dem Er ſie mit beſchwerlichen Kranckheiten zum oͤfftern
daheime geſuchet/ vnd jhr bißanhero faſt alle halbe Jahr hat
auff Gehorſam gebotten auff welchem ſie aber GOtt dem
Herrn geduͤltiglich ausgehalten/ vnd es fuͤr eine gnaͤdige
Vaͤterliche Zuͤchtigung erkennet/ ſich auch zum oͤfftern dabey
jhres Sterbſtuͤndleins erinnert/ doch alſo vnd dergeſtalt/ daß
ſie ſich vor dem Tode keines Weges entſetzet/ ſondern viel-
mehr ſich dahin erklaͤret/ daß ſie zu jhrem Sterbſtuͤndelein
willig vnd bereit ſey/ ja mit frewden es annemen wolle/ wenn
vnſer Herr Gott ein außſpannen mit jhr machete/ denn
ſagte ſie die greſſen Beſchwerungen/ die ich an meinem Leibe
habe/ machen daß ich dieſes Lebens gar muͤde vnd vberdruͤſ[-]
ſig werde.

Nach dem ſie aber vnſer lieber Gott vor 8. WochenJhre kranck/
h[e]it.

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[[35]/0035] Leichpredigt. Leuten hiervon zu diſcurriren vnd Vnterredung zu halten. Hat ſie es ſonſten nicht allezeit jederman zu Sinne machen koͤnnen/ ſo bedencke man dieſes/ daß ſie auch ein Menſch ge- weſen/ vnd jhre Schwacheiten vnd Gebrechligkeiten gehabt/ vnd ſol der Menſch noch geboren werden/ der es allen Leuten recht machet. So hat es auch wol die hohe Nothdurfft erfor- dert/ daß ſie bißweilen vber Vngebuͤr bey jhren Vnterthanen vnd Geſindlein geeifert/ vnd in jhrer weitleufftigen muͤhſa- men Haußhaltung das Haußregiment mit gebuͤrendem ernſt gefuͤret hat. Denn wo das Weiberregiment in einer haußhal- tung liget/ vnd das Geſindlein nur ſeines ejgnen kopfs lebet/ o da mus ſie gewißlich gar bald zu grund vnd boden gehen. Gleich wie aber fromme Chriſten des lieben Creutzes nicht koͤnnen geuͤbriget ſeyn: alſo hat auch jhr der fromme ge- trewe Gott zum oͤfftern aus ſeinem Creutzbecher geſchencket/ in dem Er ſie mit beſchwerlichen Kranckheiten zum oͤfftern daheime geſuchet/ vnd jhr bißanhero faſt alle halbe Jahr hat auff Gehorſam gebotten auff welchem ſie aber GOtt dem Herrn geduͤltiglich ausgehalten/ vnd es fuͤr eine gnaͤdige Vaͤterliche Zuͤchtigung erkennet/ ſich auch zum oͤfftern dabey jhres Sterbſtuͤndleins erinnert/ doch alſo vnd dergeſtalt/ daß ſie ſich vor dem Tode keines Weges entſetzet/ ſondern viel- mehr ſich dahin erklaͤret/ daß ſie zu jhrem Sterbſtuͤndelein willig vnd bereit ſey/ ja mit frewden es annemen wolle/ wenn vnſer Herr Gott ein außſpannen mit jhr machete/ denn ſagte ſie die greſſen Beſchwerungen/ die ich an meinem Leibe habe/ machen daß ich dieſes Lebens gar muͤde vnd vberdruͤſ- ſig werde. Jhr Creutz. Nach dem ſie aber vnſer lieber Gott vor 8. Wochen mit Jhre kranck/ heit. E ij

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Zitationshilfe: Rehefeldt, Tobias: Mori lucrum. Leipzig, 1615. , S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523844/35>, abgerufen am 24.11.2024.