Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nerger, Jacob: Justa Funebria Polsnitziana. Breslau, 1632.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erste Predigt.
Wen lieb hat Gott/
Den durch den Todt/
Reist bald hinweg auß aller Noth.

Weil jhr nun das höret/ so sollet jhr den frühreiffen
vnd vnzeitigen Tod deß seeligen Kindes (wie Fleisch vnd
Blut davon judiciret) nicht achten für ein Zorn zei-
chen/ sondern vielmehr erkennen/ daß es ein Gnaden-
vnd Liebezeichen sey/ dem seeligen Hertzlin gerne gönnen/
daß es Gott auß grosser Vatersliebe der Seelen nach
in seinen Paradiß Garten transferiret hat/ vnnd euch
frewen/ daß jhr in ewrem Ehestande ein solch Pfläntzlin
aufferzogen/ daß Gott gefallen/ den himmlischen Lust-
garten damit zuschmücken. Jhr könnet jtzt sagen: O
du seeliges Hertzlein! du warest wol ein schön Pfropff-
reißlein/ welches vnseren Ehstand zierete/ daß wir man-
che augen- vnd hertzenlust an deinem gewächse hatten/
wir liebeten dich hertzlich/ wolten dich gerne länger erzo-
gen haben/ alleine weil dich der so hoch liebet/ der dich ge-
geben/ vnd bey sich haben wil/ wie schmertzlich es vns
zwar fellet/ müssen wir doch vnsern willen dem besten wil-
len Gottes submittiren vnd selber bekennen/ daß dir
gar wol widerfahren/ in dem dich Gott auß hertzlicher
Vaterliebe in einem seeligen Stündlein so gar sanfft wie
ein Lichtlein ohn vbrig wehe/ von dem grossen Vnglück
der Welt/ so allenthalben auffgehet/ vnnd darinnen wir

noch
D ij
Die Erſte Predigt.
Wen lieb hat Gott/
Den durch den Todt/
Reiſt bald hinweg auß aller Noth.

Weil jhr nun das hoͤret/ ſo ſollet jhr den fruͤhreiffen
vnd vnzeitigen Tod deß ſeeligen Kindes (wie Fleiſch vnd
Blut davon judiciret) nicht achten fuͤr ein Zorn zei-
chen/ ſondern vielmehr erkennen/ daß es ein Gnaden-
vnd Liebezeichen ſey/ dem ſeeligen Hertzlin gerne goͤnnen/
daß es Gott auß groſſer Vatersliebe der Seelen nach
in ſeinen Paradiß Garten transferiret hat/ vnnd euch
frewen/ daß jhr in ewrem Eheſtande ein ſolch Pflaͤntzlin
aufferzogen/ daß Gott gefallen/ den himmliſchen Luſt-
garten damit zuſchmuͤcken. Jhr koͤnnet jtzt ſagen: O
du ſeeliges Hertzlein! du wareſt wol ein ſchoͤn Pfropff-
reißlein/ welches vnſeren Ehſtand zierete/ daß wir man-
che augen- vnd hertzenluſt an deinem gewaͤchſe hatten/
wir liebeten dich hertzlich/ wolten dich gerne laͤnger erzo-
gen haben/ alleine weil dich der ſo hoch liebet/ der dich ge-
geben/ vnd bey ſich haben wil/ wie ſchmertzlich es vns
zwar fellet/ muͤſſen wiꝛ doch vnſern willen dem beſten wil-
len Gottes ſubmittiren vnd ſelber bekennen/ daß dir
gar wol widerfahren/ in dem dich Gott auß hertzlicher
Vaterliebe in einem ſeeligen Stuͤndlein ſo gar ſanfft wie
ein Lichtlein ohn vbrig wehe/ von dem groſſen Vngluͤck
der Welt/ ſo allenthalben auffgehet/ vnnd darinnen wir

noch
D ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0027" n="25"/>
            <fw place="top" type="header">Die Er&#x017F;te Predigt.</fw><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Wen lieb hat Gott/</l><lb/>
              <l>Den durch den Todt/</l><lb/>
              <l>Rei&#x017F;t bald hinweg auß aller Noth.</l>
            </lg><lb/>
            <p>Weil jhr nun das ho&#x0364;ret/ &#x017F;o &#x017F;ollet jhr den fru&#x0364;hreiffen<lb/>
vnd vnzeitigen Tod deß &#x017F;eeligen Kindes (wie Flei&#x017F;ch vnd<lb/>
Blut davon <hi rendition="#aq">judiciret</hi>) nicht achten fu&#x0364;r ein Zorn zei-<lb/>
chen/ &#x017F;ondern vielmehr erkennen/ daß es ein Gnaden-<lb/>
vnd Liebezeichen &#x017F;ey/ dem &#x017F;eeligen Hertzlin gerne go&#x0364;nnen/<lb/>
daß es Gott auß gro&#x017F;&#x017F;er Vatersliebe der Seelen nach<lb/>
in &#x017F;einen Paradiß Garten <hi rendition="#aq">transferi</hi>ret hat/ vnnd euch<lb/>
frewen/ daß jhr in ewrem Ehe&#x017F;tande ein &#x017F;olch Pfla&#x0364;ntzlin<lb/>
aufferzogen/ daß Gott gefallen/ den himmli&#x017F;chen Lu&#x017F;t-<lb/>
garten damit zu&#x017F;chmu&#x0364;cken. Jhr ko&#x0364;nnet jtzt &#x017F;agen: O<lb/>
du &#x017F;eeliges Hertzlein! du ware&#x017F;t wol ein &#x017F;cho&#x0364;n Pfropff-<lb/>
reißlein/ welches vn&#x017F;eren Eh&#x017F;tand zierete/ daß wir man-<lb/>
che augen- vnd hertzenlu&#x017F;t an deinem gewa&#x0364;ch&#x017F;e hatten/<lb/>
wir liebeten dich hertzlich/ wolten dich gerne la&#x0364;nger erzo-<lb/>
gen haben/ alleine weil dich der &#x017F;o hoch liebet/ der dich ge-<lb/>
geben/ vnd bey &#x017F;ich haben wil/ wie &#x017F;chmertzlich es vns<lb/>
zwar fellet/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wi&#xA75B; doch vn&#x017F;ern willen dem be&#x017F;ten wil-<lb/>
len Gottes <hi rendition="#aq">&#x017F;ubmitti</hi>ren vnd &#x017F;elber bekennen/ daß dir<lb/>
gar wol widerfahren/ in dem dich Gott auß hertzlicher<lb/>
Vaterliebe in einem &#x017F;eeligen Stu&#x0364;ndlein &#x017F;o gar &#x017F;anfft wie<lb/>
ein Lichtlein ohn vbrig wehe/ von dem gro&#x017F;&#x017F;en Vnglu&#x0364;ck<lb/>
der Welt/ &#x017F;o allenthalben auffgehet/ vnnd darinnen wir<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D ij</fw><fw place="bottom" type="catch">noch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0027] Die Erſte Predigt. Wen lieb hat Gott/ Den durch den Todt/ Reiſt bald hinweg auß aller Noth. Weil jhr nun das hoͤret/ ſo ſollet jhr den fruͤhreiffen vnd vnzeitigen Tod deß ſeeligen Kindes (wie Fleiſch vnd Blut davon judiciret) nicht achten fuͤr ein Zorn zei- chen/ ſondern vielmehr erkennen/ daß es ein Gnaden- vnd Liebezeichen ſey/ dem ſeeligen Hertzlin gerne goͤnnen/ daß es Gott auß groſſer Vatersliebe der Seelen nach in ſeinen Paradiß Garten transferiret hat/ vnnd euch frewen/ daß jhr in ewrem Eheſtande ein ſolch Pflaͤntzlin aufferzogen/ daß Gott gefallen/ den himmliſchen Luſt- garten damit zuſchmuͤcken. Jhr koͤnnet jtzt ſagen: O du ſeeliges Hertzlein! du wareſt wol ein ſchoͤn Pfropff- reißlein/ welches vnſeren Ehſtand zierete/ daß wir man- che augen- vnd hertzenluſt an deinem gewaͤchſe hatten/ wir liebeten dich hertzlich/ wolten dich gerne laͤnger erzo- gen haben/ alleine weil dich der ſo hoch liebet/ der dich ge- geben/ vnd bey ſich haben wil/ wie ſchmertzlich es vns zwar fellet/ muͤſſen wiꝛ doch vnſern willen dem beſten wil- len Gottes ſubmittiren vnd ſelber bekennen/ daß dir gar wol widerfahren/ in dem dich Gott auß hertzlicher Vaterliebe in einem ſeeligen Stuͤndlein ſo gar ſanfft wie ein Lichtlein ohn vbrig wehe/ von dem groſſen Vngluͤck der Welt/ ſo allenthalben auffgehet/ vnnd darinnen wir noch D ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523764/27
Zitationshilfe: Nerger, Jacob: Justa Funebria Polsnitziana. Breslau, 1632, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523764/27>, abgerufen am 24.11.2024.