Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.

Bild:
<< vorherige Seite

Die II. LeichPredigt.
Tauffe mit der Heydnischen opffer blut hat lassen wider
abwaschen/ der hats gäntzlich dafür gehalten/ das die seele
des Macedonischen Königs Alexandri in seinen Leib ge-
fahren sey/ vnd habe die vorsorge getragen/ das sie nach
seinem Abscheyde/ in einen armen Man gerahten würde.
So ist bey den Heyden gar ein gemeiner wahn gewesen/
die seele Ajacis sey in einen Löwe: Agamemnonis in Adler/
Julij Caesaris in einen Cometstern: des Thersitae in einen
Affen gefahren/ vnd was der Heydnischen Phantaseyen
mehr gewesen sein/ damit sie jre thorheit zimlicher massen
haben an tag geben. Die andern aber die von solcher me
tempsukhosei Pythagorea nicht vil gehalten/ die haben sonsten
jhre Pfanthaseyen vnd liebliche anbildung gehabt/ von
Campo Elysio, vnd haben fürgegeben/ es sey vnter der Erden
ein besonderer ort/ eine schöne lustige Awe/ oder eine grü-
ne wiesen/ darauff die seelen vortrefflicher Leute herumb
spaciren/ vnd haben alda jhre frewd vnd ergätzligkeit/ wel-
ches alles schendliche lügen sind/ wie denn wider solche ge-
schriben haben/ die Christlichen Lehrer Justin. Mart. Conful.
qst: Graec. in respons. de resurrectione 20 & 21 & in Dial.
cum Tryph. Jud. post princip. August. de C. D. lib. 10. c. 30.
& alibi.
Jtem/ Eusebi de [unleserliches Material - Zeichen fehlt]par. Evang. lib. 13. c. 10. &c.
Die Manichaei halten auch einen besondern schwarm hier-
von/ denn sie gaben für/ dz die seelen derer sonderlich so jhrer
lehre beypflichteten/ auffgenommen würden/ in den Monden/
darumb neme der Monden also ab vnd zu/ darnach wür-
den sie Monden versetzet in ein Schifflein an die Sonne/
vnd von danen in Himmel/ wie Epiphanius solches wider-
leget/ Haeres. 66. Manich. Welche Lehre sie von etlichen
Heyden entlehnet/ die auch für gaben/ das die seelen der

fromen

Die II. LeichPredigt.
Tauffe mit der Heydniſchen opffer blut hat laſſen wider
abwaſchen/ der hats gaͤntzlich dafuͤr gehalten/ das die ſeele
des Macedoniſchẽ Koͤnigs Alexandri in ſeinen Leib ge-
fahren ſey/ vnd habe die vorſorge getragen/ das ſie nach
ſeinem Abſcheyde/ in einen armen Man gerahten wuͤrde.
So iſt bey den Heyden gar ein gemeiner wahn geweſen/
die ſeele Ajacis ſey in einen Loͤwe: Agamemnonis in Adler/
Julij Cæſaris in einen Cometſtern: des Therſitæ in einen
Affen gefahꝛen/ vnd was der Heydniſchen Phantaſeyen
mehr geweſen ſein/ damit ſie jre thorheit zimlicher maſſen
haben an tag geben. Die andern aber die von ſolcher με
τεμψυχώσει Pythagorea nicht vil gehalten/ die habẽ ſonſten
jhre Pfanthaſeyen vnd liebliche anbildung gehabt/ von
Campo Elyſio, vnd habẽ fuͤrgegeben/ es ſey vnter der Erdẽ
ein beſonderer ort/ eine ſchoͤne luſtige Awe/ oder eine gruͤ-
ne wieſen/ darauff die ſeelen vortrefflicher Leute herumb
ſpaciren/ vnd haben alda jhꝛe frewd vnd ergaͤtzligkeit/ wel-
ches alles ſchendliche luͤgen ſind/ wie denn wider ſolche ge-
ſchriben haben/ die Chriſtlichẽ Lehꝛer Juſtin. Mart. Cõful.
qst: Græc. in responſ. de reſurrectione 20 & 21 & in Dial.
cum Tryph. Jud. poſt princip. Auguſt. de C. D. lib. 10. c. 30.
& alibi.
Jtem/ Euſebiꝰ de [unleserliches Material – Zeichen fehlt]par. Evang. lib. 13. c. 10. &c.
Die Manichæi haltẽ auch einen beſondern ſchwarm hier-
von/ deñ ſie gabẽ fuͤr/ dz die ſeelen derer ſonderlich ſo jhꝛer
lehꝛe beypflichteten/ auffgenom̃en wuͤrdẽ/ in den Mondẽ/
darumb neme der Monden alſo ab vnd zu/ darnach wuͤr-
den ſie Monden verſetzet in ein Schifflein an die Soñe/
vnd von danen in Him̃el/ wie Epiphanius ſolches wider-
leget/ Hæres. 66. Manich. Welche Lehre ſie von etlichen
Heyden entlehnet/ die auch fuͤr gaben/ das die ſeelen der

fromen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0050" n="[50]"/><fw type="header" place="top">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> LeichPredigt.</fw><lb/>
Tauffe mit der Heydni&#x017F;chen opffer blut hat la&#x017F;&#x017F;en wider<lb/>
abwa&#x017F;chen/ der hats ga&#x0364;ntzlich dafu&#x0364;r gehalten/ das die &#x017F;eele<lb/>
des Macedoni&#x017F;che&#x0303; Ko&#x0364;nigs <hi rendition="#aq">Alexandri</hi> in &#x017F;einen Leib ge-<lb/>
fahren &#x017F;ey/ vnd habe die vor&#x017F;orge getragen/ das &#x017F;ie nach<lb/>
&#x017F;einem Ab&#x017F;cheyde/ in einen armen Man gerahten wu&#x0364;rde.<lb/>
So i&#x017F;t bey den Heyden gar ein gemeiner wahn gewe&#x017F;en/<lb/>
die &#x017F;eele <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ajacis</hi></hi> &#x017F;ey in einen Lo&#x0364;we: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Agamemnonis</hi></hi> in Adler/<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Julij Cæ&#x017F;aris</hi></hi> in einen Comet&#x017F;tern: des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ther&#x017F;itæ</hi></hi> in einen<lb/>
Affen gefah&#xA75B;en/ vnd was der Heydni&#x017F;chen Phanta&#x017F;eyen<lb/>
mehr gewe&#x017F;en &#x017F;ein/ damit &#x017F;ie jre thorheit zimlicher ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
haben an tag geben. Die andern aber die von &#x017F;olcher &#x03BC;&#x03B5;<lb/>
&#x03C4;&#x03B5;&#x03BC;&#x03C8;&#x03C5;&#x03C7;&#x03CE;&#x03C3;&#x03B5;&#x03B9; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pythagorea</hi></hi> nicht vil gehalten/ die habe&#x0303; &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
jhre Pfantha&#x017F;eyen vnd liebliche anbildung gehabt/ von<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Campo Ely&#x017F;io,</hi></hi> vnd habe&#x0303; fu&#x0364;rgegeben/ es &#x017F;ey vnter der Erde&#x0303;<lb/>
ein be&#x017F;onderer ort/ eine &#x017F;cho&#x0364;ne lu&#x017F;tige Awe/ oder eine gru&#x0364;-<lb/>
ne wie&#x017F;en/ darauff die &#x017F;eelen vortrefflicher Leute herumb<lb/>
&#x017F;paciren/ vnd haben alda jh&#xA75B;e frewd vnd erga&#x0364;tzligkeit/ wel-<lb/>
ches alles &#x017F;chendliche lu&#x0364;gen &#x017F;ind/ wie denn wider &#x017F;olche ge-<lb/>
&#x017F;chriben haben/ die Chri&#x017F;tliche&#x0303; Leh&#xA75B;er <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ju&#x017F;tin. Mart. Co&#x0303;ful.<lb/>
qst: Græc. in respon&#x017F;. de re&#x017F;urrectione 20 &amp; 21 &amp; in Dial.<lb/>
cum Tryph. Jud. po&#x017F;t princip. Augu&#x017F;t. de C. D. lib. 10. c. 30.<lb/>
&amp; alibi.</hi></hi> Jtem/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eu&#x017F;ebi&#xA770; de <gap reason="illegible" unit="chars"/>par. Evang. lib. 13. c. 10. &amp;c.</hi></hi><lb/>
Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Manichæi</hi></hi> halte&#x0303; auch einen be&#x017F;ondern &#x017F;chwarm hier-<lb/>
von/ den&#x0303; &#x017F;ie gabe&#x0303; fu&#x0364;r/ dz die &#x017F;eelen derer &#x017F;onderlich &#x017F;o jh&#xA75B;er<lb/>
leh&#xA75B;e beypflichteten/ auffgenom&#x0303;en wu&#x0364;rde&#x0303;/ in den Monde&#x0303;/<lb/>
darumb neme der Monden al&#x017F;o ab vnd zu/ darnach wu&#x0364;r-<lb/>
den &#x017F;ie Monden ver&#x017F;etzet in ein Schifflein an die Son&#x0303;e/<lb/>
vnd von danen in Him&#x0303;el/ wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Epiphanius</hi></hi> &#x017F;olches wider-<lb/>
leget/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hæres. 66. Manich.</hi></hi> Welche Lehre &#x017F;ie von etlichen<lb/>
Heyden entlehnet/ die auch fu&#x0364;r gaben/ das die &#x017F;eelen der<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">fromen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[50]/0050] Die II. LeichPredigt. Tauffe mit der Heydniſchen opffer blut hat laſſen wider abwaſchen/ der hats gaͤntzlich dafuͤr gehalten/ das die ſeele des Macedoniſchẽ Koͤnigs Alexandri in ſeinen Leib ge- fahren ſey/ vnd habe die vorſorge getragen/ das ſie nach ſeinem Abſcheyde/ in einen armen Man gerahten wuͤrde. So iſt bey den Heyden gar ein gemeiner wahn geweſen/ die ſeele Ajacis ſey in einen Loͤwe: Agamemnonis in Adler/ Julij Cæſaris in einen Cometſtern: des Therſitæ in einen Affen gefahꝛen/ vnd was der Heydniſchen Phantaſeyen mehr geweſen ſein/ damit ſie jre thorheit zimlicher maſſen haben an tag geben. Die andern aber die von ſolcher με τεμψυχώσει Pythagorea nicht vil gehalten/ die habẽ ſonſten jhre Pfanthaſeyen vnd liebliche anbildung gehabt/ von Campo Elyſio, vnd habẽ fuͤrgegeben/ es ſey vnter der Erdẽ ein beſonderer ort/ eine ſchoͤne luſtige Awe/ oder eine gruͤ- ne wieſen/ darauff die ſeelen vortrefflicher Leute herumb ſpaciren/ vnd haben alda jhꝛe frewd vnd ergaͤtzligkeit/ wel- ches alles ſchendliche luͤgen ſind/ wie denn wider ſolche ge- ſchriben haben/ die Chriſtlichẽ Lehꝛer Juſtin. Mart. Cõful. qst: Græc. in responſ. de reſurrectione 20 & 21 & in Dial. cum Tryph. Jud. poſt princip. Auguſt. de C. D. lib. 10. c. 30. & alibi. Jtem/ Euſebiꝰ de _ par. Evang. lib. 13. c. 10. &c. Die Manichæi haltẽ auch einen beſondern ſchwarm hier- von/ deñ ſie gabẽ fuͤr/ dz die ſeelen derer ſonderlich ſo jhꝛer lehꝛe beypflichteten/ auffgenom̃en wuͤrdẽ/ in den Mondẽ/ darumb neme der Monden alſo ab vnd zu/ darnach wuͤr- den ſie Monden verſetzet in ein Schifflein an die Soñe/ vnd von danen in Him̃el/ wie Epiphanius ſolches wider- leget/ Hæres. 66. Manich. Welche Lehre ſie von etlichen Heyden entlehnet/ die auch fuͤr gaben/ das die ſeelen der fromen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523629/50
Zitationshilfe: Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/50>, abgerufen am 18.12.2024.