Thebesius, Adam: Sterbender Christen Seelen-Schatz. Breslau, 1631.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Sterbender Christen

Jericho/ das vns gleichsam gefangen hal-
ten wil/ vnd nachstellet. Aber der Glau-
be ist das rechte Seil/ dadurch wir der
Welt vnd dero hinterlist entfliehen können.
Simson hatte seine Krafft in Haaren. Da
jhm Delila die Locken seines Haares abschu-
re/ fieng sie an jhn zu zwingen/ denn seine
Judi. 16.
v. 9.Krafft war von jhm gewiechen/ Judic. 16.
Also haben alle Christen jhre Stärcke in
den Haaren/ die auß jhrem Haupte Christo
wachsen. Den Gläubigen ist alles möglich/
Mar. 9.
v. 23.Marc. 9. Aber wenn wir vns die Delilam,
die Welt/ die Haar abscheren/ vnd durch
dero vnnachleßliche Versuchung die Glau-
bensstercke nemen lassen/ so ist vnser Krafft
dahin/ vnd kan vns eine schwache Delila,
ein geringes Creutz vnd Anfechtung zwin-
gen vnd vberwinden/ wie man zur zeit der
Verfolgung sihet. Ein rechter Glaube si-
het auff GOtt/ hanget an GOtt/ ruhet
inn GOtt/ hoffet auff GOtt/ vnd leidet sich
druber in der Welt. O jhr Creutz- vnd
GlaubensKämpffer/ das ist nicht ewer

Christen-

Sterbender Chriſten

Jericho/ das vns gleichſam gefangen hal-
ten wil/ vnd nachſtellet. Aber der Glau-
be iſt das rechte Seil/ dadurch wir der
Welt vnd dero hinterliſt entfliehen koͤnnen.
Simſon hatte ſeine Krafft in Haaren. Da
jhm Delila die Locken ſeines Haares abſchu-
re/ fieng ſie an jhn zu zwingen/ denn ſeine
Judi. 16.
v. 9.Krafft war von jhm gewiechen/ Judic. 16.
Alſo haben alle Chriſten jhre Staͤrcke in
den Haaren/ die auß jhrem Haupte Chriſto
wachſen. Den Glaͤubigen iſt alles moͤglich/
Mar. 9.
v. 23.Marc. 9. Aber wenn wir vns die Delilam,
die Welt/ die Haar abſcheren/ vnd durch
dero vnnachleßliche Verſuchung die Glau-
bensſtercke nemen laſſen/ ſo iſt vnſer Krafft
dahin/ vnd kan vns eine ſchwache Delila,
ein geringes Creutz vnd Anfechtung zwin-
gen vnd vberwinden/ wie man zur zeit der
Verfolgung ſihet. Ein rechter Glaube ſi-
het auff GOtt/ hanget an GOtt/ ruhet
inn GOtt/ hoffet auff GOtt/ vnd leidet ſich
drůber in der Welt. O jhr Creutz- vnd
GlaubensKaͤmpffer/ das iſt nicht ewer

Chriſten-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0102" n="[102]"/><fw type="header" place="top">Sterbender Chri&#x017F;ten</fw><lb/>
Jericho/ das vns gleich&#x017F;am gefangen hal-<lb/>
ten wil/ vnd nach&#x017F;tellet. Aber der Glau-<lb/>
be i&#x017F;t das rechte Seil/ dadurch wir der<lb/>
Welt vnd dero hinterli&#x017F;t entfliehen ko&#x0364;nnen.<lb/><hi rendition="#aq">Sim&#x017F;on</hi> hatte &#x017F;eine Krafft in Haaren. Da<lb/>
jhm <hi rendition="#aq">Delila</hi> die Locken &#x017F;eines Haares ab&#x017F;chu-<lb/>
re/ fieng &#x017F;ie an jhn zu zwingen/ denn &#x017F;eine<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Judi. 16.<lb/>
v.</hi> 9.</note>Krafft war von jhm gewiechen/ <hi rendition="#aq">Judic.</hi> 16.<lb/>
Al&#x017F;o haben alle Chri&#x017F;ten jhre Sta&#x0364;rcke in<lb/>
den Haaren/ die auß jhrem Haupte Chri&#x017F;to<lb/>
wach&#x017F;en. Den Gla&#x0364;ubigen i&#x017F;t alles mo&#x0364;glich/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Mar. 9.<lb/>
v.</hi> 23.</note><hi rendition="#aq">Marc.</hi> 9. Aber wenn wir vns die <hi rendition="#aq">Delilam,</hi><lb/>
die Welt/ die Haar ab&#x017F;cheren/ vnd durch<lb/>
dero vnnachleßliche Ver&#x017F;uchung die Glau-<lb/>
bens&#x017F;tercke nemen la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o i&#x017F;t vn&#x017F;er Krafft<lb/>
dahin/ vnd kan vns eine &#x017F;chwache <hi rendition="#aq">Delila,</hi><lb/>
ein geringes Creutz vnd Anfechtung zwin-<lb/>
gen vnd vberwinden/ wie man zur zeit der<lb/>
Verfolgung &#x017F;ihet. Ein rechter Glaube &#x017F;i-<lb/>
het auff GOtt/ hanget an GOtt/ ruhet<lb/>
inn GOtt/ hoffet auff GOtt/ vnd leidet &#x017F;ich<lb/>
dr&#x016F;ber in der Welt. O jhr Creutz- vnd<lb/>
GlaubensKa&#x0364;mpffer/ das i&#x017F;t nicht ewer<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Chri&#x017F;ten-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[[102]/0102] Sterbender Chriſten Jericho/ das vns gleichſam gefangen hal- ten wil/ vnd nachſtellet. Aber der Glau- be iſt das rechte Seil/ dadurch wir der Welt vnd dero hinterliſt entfliehen koͤnnen. Simſon hatte ſeine Krafft in Haaren. Da jhm Delila die Locken ſeines Haares abſchu- re/ fieng ſie an jhn zu zwingen/ denn ſeine Krafft war von jhm gewiechen/ Judic. 16. Alſo haben alle Chriſten jhre Staͤrcke in den Haaren/ die auß jhrem Haupte Chriſto wachſen. Den Glaͤubigen iſt alles moͤglich/ Marc. 9. Aber wenn wir vns die Delilam, die Welt/ die Haar abſcheren/ vnd durch dero vnnachleßliche Verſuchung die Glau- bensſtercke nemen laſſen/ ſo iſt vnſer Krafft dahin/ vnd kan vns eine ſchwache Delila, ein geringes Creutz vnd Anfechtung zwin- gen vnd vberwinden/ wie man zur zeit der Verfolgung ſihet. Ein rechter Glaube ſi- het auff GOtt/ hanget an GOtt/ ruhet inn GOtt/ hoffet auff GOtt/ vnd leidet ſich drůber in der Welt. O jhr Creutz- vnd GlaubensKaͤmpffer/ das iſt nicht ewer Chriſten- Judi. 16. v. 9. Mar. 9. v. 23.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/523586
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/523586/102
Zitationshilfe:	Thebesius, Adam: Sterbender Christen Seelen-Schatz. Breslau, 1631, S. [102]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523586/102>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.