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Volcius, Melchior: Christliche Leichpredigt Auß dem Propheten Hezechiel. Augsburg, 1614.

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werden/ welches auch gleich bald darauff geschicht/ vnd im
volgenden tag auff den Abend sein Weib stirbt. Wie
schmertzlich vnd betrübt aber dem Heyligen Propheten di-
ser vnuersehener todfall seines lieben Ehegemahls fürkom-
men/ wissen vnd verstehen die fromme Eheleut am besten/ die
auch inn solcher Creützschül gewesen/ vnd es erfaren haben.
Dann obwol Ezechiel ein hocherleüchter Mann Gottes vnd
Prophet gewesen/ so war er doch auch ein Mensch/ d fleisch
vnd blüt vnd Menschliche affect vnd neigung/ wie andere
Menschen/ gehabt hat/ dahero Jme bey solchem vnuerse-
henen Todfall seines Weibs anderst nit zu gemüth ist ge-
wesen/ dann eim anderen Mann/ dem sein liebes Weib stir-
bet/ mit deren er inn frid vnd lieb gelebt hat. Sonderlich
weil sie/ deß Propheten Weib/ wie auß den worten deß Her-
ren leicht abzunemmen/ ein fromb Christlich Weib vnd tre-
we gehüfen gewesen/ ab deren der Prophet seines hertzen
lust vnd freud gehabt hat.

Was aber Gott der Herr hie von deß Propheten
Weib redet/ dessen stelt er vns ein Exempel für bey gegen-
wertiger Leich an vnser im Herren nun selig entschlaffnen
lieben mit Schwester seligen/ von deren mit warheit/ wie
menigklich bewußt/ hat können gesagt werden/ das sie de-
siderabile oculorum Viri,
das ist/ Jhres Manns au-
genlust gewesen. Aber es hat geheissen bey Gott: Jch
will dir deiner augen lust weg nemmen durch eine
plag/ Welches auch leider geschehen/ vnd jr Mann dardurch
in höchstes betrübnuß vnd traurigkeit gesetzt worden ist.

Nun weißt keiner welcher jetz der erst sein wirt/ zu dem
Gott sagen wirt/ oder villeicht schon gesagt hat: Jch will
dir deiner augen lust nemmen durch ein plag: vil-

leicht
B

werden/ welches auch gleich bald darauff geſchicht/ vnd im
volgenden tag auff den Abend ſein Weib ſtirbt. Wie
ſchmertzlich vnd betruͤbt aber dem Heyligen Pꝛopheten di-
ſer vnuerſehener todfall ſeines liebẽ Ehegemahls fürkom-
men/ wiſſen vñ verſtehen die from̃e Eheleut am beſten/ die
auch iñ ſolcher Creützſchuͤl geweſen/ vnd es erfaren haben.
Dañ obwol Ezechiel ein hocherleüchter Mañ Gottes vnd
Pꝛophet geweſen/ ſo war er doch auch ein Menſch/ ď fleiſch
vnd bluͤt vnd Menſchliche affect vnd neigung/ wie andere
Menſchen/ gehabt hat/ dahero Jme bey ſolchem vnuerſe-
henen Todfall ſeines Weibs anderſt nit zu gemuͤth iſt ge-
weſen/ dann eim anderen Mañ/ dem ſein liebes Weib ſtir-
bet/ mit deren er inn frid vnd lieb gelebt hat. Sonderlich
weil ſie/ deß Pꝛopheten Weib/ wie auß den woꝛtẽ deß Her-
ren leicht abzunem̃en/ ein fromb Chꝛiſtlich Weib vnd tre-
we gehüfen geweſen/ ab deren der Pꝛophet ſeines hertzen
luſt vnd freud gehabt hat.

Was aber Gott der Herꝛ hie von deß Pꝛopheten
Weib redet/ deſſen ſtelt er vns ein Exempel für bey gegen-
wertiger Leich an vnſer im Herꝛen nun ſelig entſchlaffnen
lieben mit Schweſter ſeligen/ von deren mit warheit/ wie
menigklich bewußt/ hat koͤnnen geſagt werden/ das ſie de-
ſiderabile oculorum Viri,
das iſt/ Jhꝛes Manns au-
genluſt geweſen. Aber es hat geheiſſen bey Gott: Jch
will dir deiner augen luſt weg nem̃en durch eine
plag/ Welches auch leider geſchehẽ/ vñ jr Mañ dardurch
in hoͤchſtes betruͤbnuß vnd traurigkeit geſetzt woꝛden iſt.

Nun weißt keiner welcher jetz der erſt ſein wirt/ zu dem
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dir deiner augen luſt nem̃en durch ein plag: vil-

leicht
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Zitationshilfe: Volcius, Melchior: Christliche Leichpredigt Auß dem Propheten Hezechiel. Augsburg, 1614, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523566/9>, abgerufen am 21.11.2024.