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Güttner, Gabriel: Trias Primitiarum Das ist: Drey Chrisliche Predigten. Leipzig, 1616.

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Die Ander Leichpredigt.
ein/ als auch jedes Vater vnd Mutterhertz/ gar wol vndmentario spi-
ritus &. arma
tam
skepa-
steria, qu[a]
amuntebia
advers[us] ten-
tationem gra-
vissimarum
observata spi-
cula.

leicht erachten kan: Denn dieses ist der rechte Kampff
vnd Scharmützel/ darein man in solchem zustande gar
leichte gerathen kan: Aber da sehet zu/ daß jhr kempf-
fet einen guten Kampff des Glaubens.

Kommen euch diese gefehrliche Gedancken ein/
als wolte euch Gott nicht mehr also in Gnaden ansehen/
wie er hiebevorn gethan/ sondern vielleicht wol imDe occulta[ti]
one & nega-
[ti]one gratiae
& [misercor]-
diae divinae.

Zorn gar die Handt von euch abziehen/ vnnd euch ver-
lassen/ weil er so instendig mit seinem Creutz vnnd
AngstBecher bey euch anhielte: So wisset/ das in die-
sem Kampff viel heilige Leute vor euch gewesen seyn/Tentatio hoc
puo gravior
& periculosi-
or, eo com-
munior, quod
probantur ex-
emplo.

Wie klaget vnd seufftzet doch nur hierüber König Da-
vid/ Psal. 77. Wird denn der HErr ewiglich ver-
stossen/ vnd keine Gnade mehr erzeigen? Jsts
denn gar aus mit seiner Güte/ vnd hat die verheis-
sung ein ende? Hat den Gott vergessen gnedig
a
Davidis.
Psal. 77.
8.
9. 10.

zu seyn/ vnd seine Barmhertzigkeit für Zorn ver-
schlossen? Sol denn vmbsonst seyn/ das mein
Hertz vnsträfflich lebt/ vnnd ich meine Hen-
Psal. 73. 13.
Psal. 6. 4
Psal. 13. 1.
2. 3.

de in vnschuld wasche? Jch din geplaget täglich/
vnnd meine straffe ist alle Morgen da. Ach du
HErr/ wie lange? Wie lange wilstu mein so gar
vergessen? Wie lange verbirgstu dein Antlitz für
mir? Wie lange sol ich sorgen in meiner Seelen/
vnd mich engsten in meinem Hertzen täglich?
b
Christi.

So hat auch CHristus selbst an diesem harten
Kampff vnd Scharmützel treten müssen: Denn da er

am
M ij

Die Ander Leichpredigt.
ein/ als auch jedes Vater vnd Mutterhertz/ gar wol vndmentario ſpi-
ritus &. arma
tàm
σκεπα-
στήρια, qu[a]
ἀμυντήβία
adverſ[us] ten-
tationem gra-
viſsimarum
obſervata ſpi-
cula.

leicht erachten kan: Denn dieſes iſt der rechte Kampff
vnd Scharmuͤtzel/ darein man in ſolchem zuſtande gar
leichte gerathen kan: Aber da ſehet zu/ daß jhr kempf-
fet einen guten Kampff des Glaubens.

Kommen euch dieſe gefehrliche Gedancken ein/
als wolte euch Gott nicht mehr alſo in Gnaden anſehen/
wie er hiebevorn gethan/ ſondern vielleicht wol imDe occulta[ti]
one & nega-
[ti]one gratiæ
& [miſercor]-
diæ divinæ.

Zorn gar die Handt von euch abziehen/ vnnd euch ver-
laſſen/ weil er ſo inſtendig mit ſeinem Creutz vnnd
AngſtBecher bey euch anhielte: So wiſſet/ das in die-
ſem Kampff viel heilige Leute vor euch geweſen ſeyn/Tentatio hoc
puo gravior
& periculoſi-
or, eo com-
munior, quod
probantur ex-
emplo.

Wie klaget vnd ſeufftzet doch nur hieruͤber Koͤnig Da-
vid/ Pſal. 77. Wird denn der HErr ewiglich ver-
ſtoſſen/ vnd keine Gnade mehr erzeigen? Jſts
denn gar aus mit ſeiner Guͤte/ vnd hat die verheiſ-
ſung ein ende? Hat den Gott vergeſſen gnedig
α
Davidis.
Pſal. 77. ꝟ
8.
9. 10.

zu ſeyn/ vnd ſeine Barmhertzigkeit fuͤr Zorn ver-
ſchloſſen? Sol denn vmbſonſt ſeyn/ das mein
Hertz vnſtraͤfflich lebt/ vnnd ich meine Hen-
Pſal. 73. ꝟ 13.
Pſal. 6. ꝟ 4
Pſal. 13. ꝟ 1.
2. 3.

de in vnſchuld waſche? Jch din geplaget taͤglich/
vnnd meine ſtraffe iſt alle Morgen da. Ach du
HErr/ wie lange? Wie lange wilſtu mein ſo gar
vergeſſen? Wie lange verbirgſtu dein Antlitz fuͤr
mir? Wie lange ſol ich ſorgen in meiner Seelen/
vnd mich engſten in meinem Hertzen taͤglich?
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Chriſti.

So hat auch CHriſtus ſelbſt an dieſem harten
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Zitationshilfe: Güttner, Gabriel: Trias Primitiarum Das ist: Drey Chrisliche Predigten. Leipzig, 1616, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523543/91>, abgerufen am 24.11.2024.