Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Bester Weiberschmuck.

vieler fürtrefflicher Theologen in der Stadt Torgaw ge-
halten worden.

Bey solchem Synodo ist nicht wenig Sorg vnnd Be-
kümmernüß fürgefallen/ theils wegen des Käyserlichen
Bundes mit dem Romischen Babst/ theils wegen der Pa-
pisten grewlicher Drewung/ daß sie die Lutherische Reli-
gion im Röm: Reich zu Grund außrotten vnnd vertilgen
wolten. Jn diesem gefehrlichen Zustand hat D. Luther
aus dem 45. Psalm seinen schönen vnd frewdigen Gesang
gestellet: Ein feste Burg ist vnser Gott. Vnd haben
sich die andern anwesenden Theologen neben jhme vergli-
chen wegen eines Formulars/ welches von den fürnemsten
Häupt Stücken jhrer Christlichen Lehre im vorstehenden
Reichstage dem Käyser solte vberantwortet werden.

Jn solcher Handlung aber/ welche domals im Pfarr-
Hause zu Torgaw ist gehalten worden/ ist Philippus Me-
lanchthon wegen eines frembden Botens aus der Stuben
abgefodert worden. Da er aber widerumb hat in die Stub
gehen wollen/ wird er gewar/ daß des Pfarrers/ vnnd der
Diaconen Weiber vnnd Kinder in einer Stuben darneben
beysammen sind/ vnnd ist sonderlich eine Mutter vnter jh-
nen/ die ein wenig Zugemüß zur MittagsMalzeit einge-
schnitten/ vnd zwey kleine Kinder bey sich gehabt/ eines an
jhrer Brust liegend/ daß sie gestillet/ das ander für jhr ste-
hend/ welches gebetet hat. Solches hat Philippus mit
grosser Verwunderung vnnd Lust angesehen/ gehöret vnnd
drauff gesaget: O tres sanctos & Deo gratos labores: O
wie sind das drey heilige vnd Gott wolgefellige Ar-
beiten. Hierauff ist er mit frölichen Hertzen vnd Ange-
sicht zu den andern Theologen wider in die Stuben gegan-

gen/

Beſter Weiberſchmuck.

vieler fuͤrtrefflicher Theologen in der Stadt Torgaw ge-
halten worden.

Bey ſolchem Synodo iſt nicht wenig Sorg vnnd Be-
kuͤmmernuͤß fuͤrgefallen/ theils wegen des Kaͤyſerlichen
Bundes mit dem Romiſchen Babſt/ theils wegen der Pa-
piſten grewlicher Drewung/ daß ſie die Lutheriſche Reli-
gion im Roͤm: Reich zu Grund außrotten vnnd vertilgen
wolten. Jn dieſem gefehrlichen Zuſtand hat D. Luther
aus dem 45. Pſalm ſeinen ſchoͤnen vnd frewdigen Geſang
geſtellet: Ein feſte Burg iſt vnſer Gott. Vnd haben
ſich die andern anweſenden Theologen neben jhme vergli-
chen wegen eines Formulars/ welches von den fuͤrnemſten
Haͤupt Stuͤcken jhrer Chriſtlichen Lehre im vorſtehenden
Reichstage dem Kaͤyſer ſolte vberantwortet werden.

Jn ſolcher Handlung aber/ welche domals im Pfarꝛ-
Hauſe zu Torgaw iſt gehalten worden/ iſt Philippus Me-
lanchthon wegen eines frembden Botens aus der Stuben
abgefodert worden. Da er aber widerumb hat in die Stub
gehen wollen/ wird er gewar/ daß des Pfarrers/ vnnd der
Diaconen Weiber vnnd Kinder in einer Stuben darneben
beyſammen ſind/ vnnd iſt ſonderlich eine Mutter vnter jh-
nen/ die ein wenig Zugemuͤß zur MittagsMalzeit einge-
ſchnitten/ vnd zwey kleine Kinder bey ſich gehabt/ eines an
jhrer Bruſt liegend/ daß ſie geſtillet/ das ander fuͤr jhr ſte-
hend/ welches gebetet hat. Solches hat Philippus mit
groſſer Verwunderung vnnd Luſt angeſehen/ gehoͤret vnnd
drauff geſaget: O tres ſanctos & Deo gratos labores: O
wie ſind das drey heilige vnd Gott wolgefellige Ar-
beiten. Hierauff iſt er mit froͤlichen Hertzen vnd Ange-
ſicht zu den andern Theologen wider in die Stuben gegan-

gen/

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0044" n="42"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Be&#x017F;ter Weiber&#x017F;chmuck.</hi></fw><lb/>
vieler fu&#x0364;rtrefflicher Theologen in der Stadt Torgaw ge-<lb/>
halten worden.</p><lb/>
              <p>Bey &#x017F;olchem <hi rendition="#aq">Synodo</hi> i&#x017F;t nicht wenig Sorg vnnd Be-<lb/>
ku&#x0364;mmernu&#x0364;ß fu&#x0364;rgefallen/ theils wegen des Ka&#x0364;y&#x017F;erlichen<lb/>
Bundes mit dem Romi&#x017F;chen Bab&#x017F;t/ theils wegen der Pa-<lb/>
pi&#x017F;ten grewlicher Drewung/ daß &#x017F;ie die Lutheri&#x017F;che Reli-<lb/>
gion im Ro&#x0364;m: Reich zu Grund außrotten vnnd vertilgen<lb/>
wolten. Jn die&#x017F;em gefehrlichen Zu&#x017F;tand hat D. Luther<lb/>
aus dem 45. P&#x017F;alm &#x017F;einen &#x017F;cho&#x0364;nen vnd frewdigen Ge&#x017F;ang<lb/>
ge&#x017F;tellet: Ein fe&#x017F;te Burg i&#x017F;t vn&#x017F;er Gott. Vnd haben<lb/>
&#x017F;ich die andern anwe&#x017F;enden Theologen neben jhme vergli-<lb/>
chen wegen eines Formulars/ welches von den fu&#x0364;rnem&#x017F;ten<lb/>
Ha&#x0364;upt Stu&#x0364;cken jhrer Chri&#x017F;tlichen Lehre im vor&#x017F;tehenden<lb/>
Reichstage dem Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;olte vberantwortet werden.</p><lb/>
              <p>Jn &#x017F;olcher Handlung aber/ welche domals im Pfar&#xA75B;-<lb/>
Hau&#x017F;e zu Torgaw i&#x017F;t gehalten worden/ i&#x017F;t <hi rendition="#aq">Philippus Me-<lb/>
lanchthon</hi> wegen eines frembden Botens aus der Stuben<lb/>
abgefodert worden. Da er aber widerumb hat in die Stub<lb/>
gehen wollen/ wird er gewar/ daß des Pfarrers/ vnnd der<lb/>
Diaconen Weiber vnnd Kinder in einer Stuben darneben<lb/>
bey&#x017F;ammen &#x017F;ind/ vnnd i&#x017F;t &#x017F;onderlich eine Mutter vnter jh-<lb/>
nen/ die ein wenig Zugemu&#x0364;ß zur MittagsMalzeit einge-<lb/>
&#x017F;chnitten/ vnd zwey kleine Kinder bey &#x017F;ich gehabt/ eines an<lb/>
jhrer Bru&#x017F;t liegend/ daß &#x017F;ie ge&#x017F;tillet/ das ander fu&#x0364;r jhr &#x017F;te-<lb/>
hend/ welches gebetet hat. Solches hat Philippus mit<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Verwunderung vnnd Lu&#x017F;t ange&#x017F;ehen/ geho&#x0364;ret vnnd<lb/>
drauff ge&#x017F;aget: <hi rendition="#aq">O tres &#x017F;anctos &amp; Deo gratos labores:</hi> O<lb/>
wie &#x017F;ind das drey heilige vnd Gott wolgefellige Ar-<lb/>
beiten. Hierauff i&#x017F;t er mit fro&#x0364;lichen Hertzen vnd Ange-<lb/>
&#x017F;icht zu den andern Theologen wider in die Stuben gegan-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">gen/</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[42/0044] Beſter Weiberſchmuck. vieler fuͤrtrefflicher Theologen in der Stadt Torgaw ge- halten worden. Bey ſolchem Synodo iſt nicht wenig Sorg vnnd Be- kuͤmmernuͤß fuͤrgefallen/ theils wegen des Kaͤyſerlichen Bundes mit dem Romiſchen Babſt/ theils wegen der Pa- piſten grewlicher Drewung/ daß ſie die Lutheriſche Reli- gion im Roͤm: Reich zu Grund außrotten vnnd vertilgen wolten. Jn dieſem gefehrlichen Zuſtand hat D. Luther aus dem 45. Pſalm ſeinen ſchoͤnen vnd frewdigen Geſang geſtellet: Ein feſte Burg iſt vnſer Gott. Vnd haben ſich die andern anweſenden Theologen neben jhme vergli- chen wegen eines Formulars/ welches von den fuͤrnemſten Haͤupt Stuͤcken jhrer Chriſtlichen Lehre im vorſtehenden Reichstage dem Kaͤyſer ſolte vberantwortet werden. Jn ſolcher Handlung aber/ welche domals im Pfarꝛ- Hauſe zu Torgaw iſt gehalten worden/ iſt Philippus Me- lanchthon wegen eines frembden Botens aus der Stuben abgefodert worden. Da er aber widerumb hat in die Stub gehen wollen/ wird er gewar/ daß des Pfarrers/ vnnd der Diaconen Weiber vnnd Kinder in einer Stuben darneben beyſammen ſind/ vnnd iſt ſonderlich eine Mutter vnter jh- nen/ die ein wenig Zugemuͤß zur MittagsMalzeit einge- ſchnitten/ vnd zwey kleine Kinder bey ſich gehabt/ eines an jhrer Bruſt liegend/ daß ſie geſtillet/ das ander fuͤr jhr ſte- hend/ welches gebetet hat. Solches hat Philippus mit groſſer Verwunderung vnnd Luſt angeſehen/ gehoͤret vnnd drauff geſaget: O tres ſanctos & Deo gratos labores: O wie ſind das drey heilige vnd Gott wolgefellige Ar- beiten. Hierauff iſt er mit froͤlichen Hertzen vnd Ange- ſicht zu den andern Theologen wider in die Stuben gegan- gen/

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/523541
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/523541/44
Zitationshilfe:	Lehen, Melchior: Optimus mulierum ornatus. Jena, 1617, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523541/44>, abgerufen am 24.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.