Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628.

Bild:
<< vorherige Seite

keit vernewert sich in mir. Aber leyder/ leyder/
Jerem. 17.
12.
jetzund mussen sie mit dem Propheten Jeremia klagen
vnd sagen: Vnsere auschläge sind zertrennet/
die vnser Hertz besessen haben: Vnsere hoff-
nung ist plötzlich dahin geflogen/ wie die flo-
cken von den Bäwmen. O Wenzell liebstes
Söhnlein/ du trost vnser augen/ du frewde
vnsers Hertzens: O wie geschwinde hastu
dich auß vnsern armen verlohren? O wie
vnversehens mussen wir dir zu Grabe nach-
folgen: wir hetten vermeinet/ du O liebes
Kind soltest vnß dermahleines das Begräb-
nüs ausrichten. Aber O wie vnversehens
hat sich das blat gewendet. O liebstes
Söhnlein/ liebstes Schätzlein/ wolte Gott
wir solten heut an deiner statt in die Erde ge-
setzt vnd gesencket werden.

Weil denn nu diesem allen also: vnd das leyd
bey diesen Adelichen Eltern so groß ist: Wer wolte
nicht ein hertzliches mitleyden mit jhnen tragen? Wer
wolte nicht jhre bluttende vnd verwundete hertzen gern
heilen helffen?

Welch ein hertzliches vnd schmertzliches mitley-
den Jch für meine Person mit jhnen trage; davon wil
Jch nicht sagen: es wirds der am besten wissen/ der

allwissend

keit vernewert ſich in mir. Aber leyder/ leyder/
Jerem. 17.
12.
jetzund muſſen ſie mit dem Propheten Jeremia klagen
vnd ſagen: Vnſere auſchlaͤge ſind zertrennet/
die vnſer Hertz beſeſſen haben: Vnſere hoff-
nung iſt ploͤtzlich dahin geflogen/ wie die flo-
cken von den Baͤwmen. O Wenzell liebſtes
Soͤhnlein/ du troſt vnſer augen/ du frewde
vnſers Hertzens: O wie geſchwinde haſtu
dich auß vnſern armen verlohren? O wie
vnverſehens muſſen wir dir zu Grabe nach-
folgen: wir hetten vermeinet/ du O liebes
Kind ſolteſt vnß dermahleines das Begraͤb-
nuͤs ausrichten. Aber O wie vnverſehens
hat ſich das blat gewendet. O liebſtes
Soͤhnlein/ liebſtes Schaͤtzlein/ wolte Gott
wir ſolten heut an deiner ſtatt in die Erde ge-
ſetzt vnd geſencket werden.

Weil denn nu dieſem allen alſo: vnd das leyd
bey dieſen Adelichen Eltern ſo groß iſt: Wer wolte
nicht ein hertzliches mitleyden mit jhnen tragen? Wer
wolte nicht jhre bluttende vnd verwundete hertzen gern
heilen helffen?

Welch ein hertzliches vnd ſchmertzliches mitley-
den Jch fuͤr meine Perſon mit jhnen trage; davon wil
Jch nicht ſagen: es wirds der am beſten wiſſen/ der

allwiſſend
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsExordium" n="2">
          <p><pb facs="#f0008" n="[8]"/><hi rendition="#fr">keit vernewert &#x017F;ich in mir.</hi> Aber leyder/ leyder/<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Jerem.</hi> 17.<lb/>
12.</note>jetzund mu&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie mit dem Propheten Jeremia klagen<lb/>
vnd &#x017F;agen: <hi rendition="#fr">Vn&#x017F;ere au&#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;ind zertrennet/<lb/>
die vn&#x017F;er Hertz be&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en haben: Vn&#x017F;ere hoff-<lb/>
nung i&#x017F;t plo&#x0364;tzlich dahin geflogen/ wie die flo-<lb/>
cken von den Ba&#x0364;wmen. O Wenzell lieb&#x017F;tes<lb/>
So&#x0364;hnlein/ du tro&#x017F;t vn&#x017F;er augen/ du frewde<lb/>
vn&#x017F;ers Hertzens: O wie ge&#x017F;chwinde ha&#x017F;tu<lb/>
dich auß vn&#x017F;ern armen verlohren? O wie<lb/>
vnver&#x017F;ehens mu&#x017F;&#x017F;en wir dir zu Grabe nach-<lb/>
folgen: wir hetten vermeinet/ du O liebes<lb/>
Kind &#x017F;olte&#x017F;t vnß dermahleines das Begra&#x0364;b-<lb/>
nu&#x0364;s ausrichten. Aber O wie vnver&#x017F;ehens<lb/>
hat &#x017F;ich das blat gewendet. O lieb&#x017F;tes<lb/>
So&#x0364;hnlein/ lieb&#x017F;tes Scha&#x0364;tzlein/ wolte Gott<lb/>
wir &#x017F;olten heut an deiner &#x017F;tatt in die Erde ge-<lb/>
&#x017F;etzt vnd ge&#x017F;encket werden.</hi></p><lb/>
          <p>Weil denn nu die&#x017F;em allen al&#x017F;o: vnd das leyd<lb/>
bey die&#x017F;en Adelichen Eltern &#x017F;o groß i&#x017F;t<hi rendition="#i">:</hi> Wer wolte<lb/>
nicht ein hertzliches mitleyden mit jhnen tragen? Wer<lb/>
wolte nicht jhre bluttende vnd verwundete hertzen gern<lb/>
heilen helffen?</p><lb/>
          <p>Welch ein hertzliches vnd &#x017F;chmertzliches mitley-<lb/>
den Jch fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on mit jhnen trage; davon wil<lb/>
Jch nicht &#x017F;agen: es wirds der am be&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en/ der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allwi&#x017F;&#x017F;end</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[8]/0008] keit vernewert ſich in mir. Aber leyder/ leyder/ jetzund muſſen ſie mit dem Propheten Jeremia klagen vnd ſagen: Vnſere auſchlaͤge ſind zertrennet/ die vnſer Hertz beſeſſen haben: Vnſere hoff- nung iſt ploͤtzlich dahin geflogen/ wie die flo- cken von den Baͤwmen. O Wenzell liebſtes Soͤhnlein/ du troſt vnſer augen/ du frewde vnſers Hertzens: O wie geſchwinde haſtu dich auß vnſern armen verlohren? O wie vnverſehens muſſen wir dir zu Grabe nach- folgen: wir hetten vermeinet/ du O liebes Kind ſolteſt vnß dermahleines das Begraͤb- nuͤs ausrichten. Aber O wie vnverſehens hat ſich das blat gewendet. O liebſtes Soͤhnlein/ liebſtes Schaͤtzlein/ wolte Gott wir ſolten heut an deiner ſtatt in die Erde ge- ſetzt vnd geſencket werden. Jerem. 17. 12. Weil denn nu dieſem allen alſo: vnd das leyd bey dieſen Adelichen Eltern ſo groß iſt: Wer wolte nicht ein hertzliches mitleyden mit jhnen tragen? Wer wolte nicht jhre bluttende vnd verwundete hertzen gern heilen helffen? Welch ein hertzliches vnd ſchmertzliches mitley- den Jch fuͤr meine Perſon mit jhnen trage; davon wil Jch nicht ſagen: es wirds der am beſten wiſſen/ der allwiſſend

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/522424
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/522424/8
Zitationshilfe: Albinus, Christoph: Trost Trawriger Eltern. Brieg, 1628, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/522424/8>, abgerufen am 24.11.2024.