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Scheffrich, Jakob: Christi agonia [gr.] Et Piorum etoanaeia. Oels, 1624.

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Christliche Leich vnd Ehrenpredigt.

Darauff hat man vberm Schloß daselbst gesehen mit
güldenen Buchstaben die 4. Literas I. N. R. I. (Jesus
Nazarenus Rex Judaeorum,
die man auff Christi Creutz
gehäfftet.) Jtem diese MDLVI. vnd darunter/ Ende
diess Reichs.
Darüber sich jedermann der es gesehen
verwundert hat. Aber diß ist auch nicht vnserer Historien
gleich/ Sintemal sie so weit von einander als Himmel vnd
Erden sein. Etliche vnter den Patribus vnd Kirchenlehrern
haben solchen bluttigen Kampff sehr extenuiret, vnd mit
mancherley glossen depraviret vnd verfälschet. Hilari istHilarius
vixit sec.
4.

der meynung/ als wann Christus durchauß keine schmertzen
empfunden noch gefühlet. Origenes schreibet: ChristusOrigenes
sec.
3.

non fuit contristatus, sed caepit contristari. Das ist:
Christus ist nicht Warhafftig trawrig gewesen/ sondern
hat nur angefangen Trawrig zu werden. TheophylactusTheophyl.
alias Vul-
garius di-
ctus sec.
6.

erwischet das Griechische Wörtlein osei quasi, Als/ vnd
ist in der meynung/ als wenn Christus nicht habe Blut ge-
schwitzet/ sondern sein Schweiß sey nur den Blutstropffen
ähnlich gewesen. Epiphanius erkläret die Wort Luc. 22.Luc. 22.
v.
43.

Es erschein jhm ein Engel vom Himmel vnd stärcket jhn/
so kurtz vor vnserm Text stehen: Das der Engel zu ChristoEpiphan.
sec.
4.

kommen/ nicht jhn zustärcken/ sondern jhn anzureden/ Tua
est potentia,
bedencke deine Macht die du hast. Aber was
darffs solcher weit gesuchten glossen vnd verkehreten meinung:
die Wort sind gar zu hell vnd klar/ also das sie keine frembde
Explication admittiren vnd annehmen. Dannen heroAmbrosius
vixit sec.
4.

recht der frome Bischoff zu Meyland geschrieben: Minus
mihi contulisset Christus, nisi meum quoque non
suscepisset affectum.
Das ist/ Jch hette mich wenig
meines Herrn Christi zufrewen/ wann Er nicht auch
alle meine affecten vnd begierden/ die Sünde außgenommen/

hette
Chriſtliche Leich vnd Ehrenpredigt.

Darauff hat man vberm Schloß daſelbſt geſehen mit
guͤldenen Buchſtaben die 4. Literas I. N. R. I. (Jesus
Nazarenus Rex Judæorum,
die man auff Chriſti Creutz
gehaͤfftet.) Jtem dieſe MDLVI. vnd darunter/ Ende
dieſs Reichs.
Daruͤber ſich jedermann der es geſehen
verwundert hat. Aber diß iſt auch nicht vnſerer Hiſtorien
gleich/ Sintemal ſie ſo weit von einander als Himmel vñ
Erden ſein. Etliche vnter den Patribus vñ Kirchenlehrern
haben ſolchen bluttigen Kampff ſehr extenuiret, vnd mit
mancherley gloſſen depraviret vñ verfaͤlſchet. Hilari iſtHilarius
vixit ſec.
4.

der meynung/ als wañ Chriſtus durchauß keine ſchmertzen
empfunden noch gefuͤhlet. Origenes ſchreibet: ChristusOrigenes
ſec.
3.

non fuit contriſtatus, ſed cæpit contriſtari. Das iſt:
Chriſtus iſt nicht Warhafftig trawrig geweſen/ ſondern
hat nur angefangen Trawrig zu werden. TheophylactusTheophyl.
aliàs Vul-
garius di-
ctus ſec.
6.

erwiſchet das Griechiſche Woͤꝛtlein ὡσεὶ quaſi, Als/ vnd
iſt in der meynung/ als wenn Chꝛiſtus nicht habe Blut ge-
ſchwitzet/ ſondern ſein Schweiß ſey nur den Blutstropffen
aͤhnlich geweſen. Epiphanius erklaͤret die Woꝛt Luc. 22.Luc. 22.
v.
43.

Es erſchein jhm ein Engel vom Himmel vnd ſtaͤrcket jhn/
ſo kurtz vor vnſerm Text ſtehen: Das der Engel zu ChꝛiſtoEpiphan.
ſec.
4.

kommen/ nicht jhn zuſtaͤrcken/ ſondern jhn anzureden/ Tua
eſt potentia,
bedencke deine Macht die du haſt. Aber was
darffs ſolcher weit geſuchten gloſſen vñ verkehꝛetẽ meinung:
die Woꝛt ſind gar zu hell vñ klar/ alſo das ſie keine frembde
Explication admittiren vnd annehmen. Dannen heroAmbroſius
vixit ſec.
4.

recht der frome Biſchoff zu Meyland geſchrieben: Minus
mihi contuliſſet Christus, niſi meum quoque non
ſuſcepiſſet affectum.
Das iſt/ Jch hette mich wenig
meines Herrn Chꝛiſti zufrewen/ wann Er nicht auch
alle meine affecten vnd begierden/ die Suͤnde außgenom̃en/

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[[23]/0023] Chriſtliche Leich vnd Ehrenpredigt. Darauff hat man vberm Schloß daſelbſt geſehen mit guͤldenen Buchſtaben die 4. Literas I. N. R. I. (Jesus Nazarenus Rex Judæorum, die man auff Chriſti Creutz gehaͤfftet.) Jtem dieſe MDLVI. vnd darunter/ Ende dieſs Reichs. Daruͤber ſich jedermann der es geſehen verwundert hat. Aber diß iſt auch nicht vnſerer Hiſtorien gleich/ Sintemal ſie ſo weit von einander als Himmel vñ Erden ſein. Etliche vnter den Patribus vñ Kirchenlehrern haben ſolchen bluttigen Kampff ſehr extenuiret, vnd mit mancherley gloſſen depraviret vñ verfaͤlſchet. Hilariꝰ iſt der meynung/ als wañ Chriſtus durchauß keine ſchmertzen empfunden noch gefuͤhlet. Origenes ſchreibet: Christus non fuit contriſtatus, ſed cæpit contriſtari. Das iſt: Chriſtus iſt nicht Warhafftig trawrig geweſen/ ſondern hat nur angefangen Trawrig zu werden. Theophylactus erwiſchet das Griechiſche Woͤꝛtlein ὡσεὶ quaſi, Als/ vnd iſt in der meynung/ als wenn Chꝛiſtus nicht habe Blut ge- ſchwitzet/ ſondern ſein Schweiß ſey nur den Blutstropffen aͤhnlich geweſen. Epiphanius erklaͤret die Woꝛt Luc. 22. Es erſchein jhm ein Engel vom Himmel vnd ſtaͤrcket jhn/ ſo kurtz vor vnſerm Text ſtehen: Das der Engel zu Chꝛiſto kommen/ nicht jhn zuſtaͤrcken/ ſondern jhn anzureden/ Tua eſt potentia, bedencke deine Macht die du haſt. Aber was darffs ſolcher weit geſuchten gloſſen vñ verkehꝛetẽ meinung: die Woꝛt ſind gar zu hell vñ klar/ alſo das ſie keine frembde Explication admittiren vnd annehmen. Dannen hero recht der frome Biſchoff zu Meyland geſchrieben: Minus mihi contuliſſet Christus, niſi meum quoque non ſuſcepiſſet affectum. Das iſt/ Jch hette mich wenig meines Herrn Chꝛiſti zufrewen/ wann Er nicht auch alle meine affecten vnd begierden/ die Suͤnde außgenom̃en/ hette Hilarius vixit ſec. 4. Origenes ſec. 3. Theophyl. aliàs Vul- garius di- ctus ſec. 6. Luc. 22. v. 43. Epiphan. ſec. 4. Ambroſius vixit ſec. 4.

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Zitationshilfe: Scheffrich, Jakob: Christi agonia [gr.] Et Piorum etoanaeia. Oels, 1624, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511792/23>, abgerufen am 24.11.2024.