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Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.

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Abdanckungs-Rede.
Nun aber ists gemachet wohl
Daß Er sey ohne Noth.

Demnach so gönnet ihme doch/ betrübteste/ diesen seeligen
Wechsel den ihme GOtt gegönnet! Nun ist Er ja aus den
Blauen-Neides-Thal dieser Welt gekommen in den Obern
Blauen Himmels-Saal!

Hier ist keine Hoffnung daß sich Streit und Neid eher
werden endern biß die Welt selbsten in Staub geleget/ wie etwa
dorten Hannibal von der Feindseeligkeit zwischen Rom und
Carthago geurtheilet. Aber/ der seelige Herr Siegel ist nun
aus allen Neid und Streit zur Freud und Herrligkeit gelanget.

O wie freuet sich dessen seine Seele! sagende:

Nun ruht wohl mein entseelter Leib
Gott du der meinen Schutz-HErr bleib!

Mit diesen Trost trucknet/ betrübteste/ eure nassen Augen/
und erleuchtert euren schweren Creutz-Gang! Wollet ihr aber/
alle seine Hinterbliebene lieber wissen/ was Er zu guter letzte von
Euch begehret? Jch antworte: Nichts als mit Epaminonda
ut memoriam Sui servetis.
Seiner sollet Jhr in besten einge-
denck verbleiben: Jn solchen Andencken sollet Jhr Euch seine
liebe Frau Mutter/ Frau Wittib/ und einiges Vaterlose
Wäißlein/ zum besten lassen anbefohlen seyn.

Zuletzte dancket Er auch für alle treue Jhme Lebens-Zeit
über erwiesen/ und insonderheit seiner hertzlieben Frau Mut-
ter für alle Mütterliche Treu und sorgfältige Aufferzucht:
Seiner Eheliebsten und nunmehro betrübten Frau Wit-
tib/ geliebten Geschwister/ für alle Wohlthat/ die man in sei-
ner langwierigen Niederlage auch mit Gedult an Jhm gewen-
det. Sein Wundsch ist: Gott wolle für alles ein reicher Ver-

gelter
Abdanckungs-Rede.
Nun aber iſts gemachet wohl
Daß Er ſey ohne Noth.

Demnach ſo goͤnnet ihme doch/ betruͤbteſte/ dieſen ſeeligen
Wechſel den ihme GOtt gegoͤnnet! Nun iſt Er ja aus den
Blauen-Neides-Thal dieſer Welt gekommen in den Obern
Blauen Himmels-Saal!

Hier iſt keine Hoffnung daß ſich Streit und Neid eher
werden endern biß die Welt ſelbſten in Staub geleget/ wie etwa
dorten Hannibal von der Feindſeeligkeit zwiſchen Rom und
Carthago geurtheilet. Aber/ der ſeelige Herr Siegel iſt nun
aus allen Neid und Streit zur Freud und Herrligkeit gelanget.

O wie freuet ſich deſſen ſeine Seele! ſagende:

Nun ruht wohl mein entſeelter Leib
Gott du der meinen Schutz-HErr bleib!

Mit dieſen Troſt trucknet/ betruͤbteſte/ eure naſſen Augen/
und erleuchtert euren ſchweren Creutz-Gang! Wollet ihr aber/
alle ſeine Hinterbliebene lieber wiſſen/ was Er zu guter letzte von
Euch begehret? Jch antworte: Nichts als mit Epaminondâ
ut memoriam Sui ſervetis.
Seiner ſollet Jhr in beſten einge-
denck verbleiben: Jn ſolchen Andencken ſollet Jhr Euch ſeine
liebe Frau Mutter/ Frau Wittib/ und einiges Vaterloſe
Waͤißlein/ zum beſten laſſen anbefohlen ſeyn.

Zuletzte dancket Er auch fuͤr alle treue Jhme Lebens-Zeit
uͤber erwieſen/ und inſonderheit ſeiner hertzlieben Frau Mut-
ter fuͤr alle Muͤtterliche Treu und ſorgfaͤltige Aufferzucht:
Seiner Eheliebſten und nunmehro betruͤbten Frau Wit-
tib/ geliebten Geſchwiſter/ fuͤr alle Wohlthat/ die man in ſei-
ner langwierigen Niederlage auch mit Gedult an Jhm gewen-
det. Sein Wundſch iſt: Gott wolle fuͤr alles ein reicher Ver-

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[[63]/0063] Abdanckungs-Rede. Nun aber iſts gemachet wohl Daß Er ſey ohne Noth. Demnach ſo goͤnnet ihme doch/ betruͤbteſte/ dieſen ſeeligen Wechſel den ihme GOtt gegoͤnnet! Nun iſt Er ja aus den Blauen-Neides-Thal dieſer Welt gekommen in den Obern Blauen Himmels-Saal! Hier iſt keine Hoffnung daß ſich Streit und Neid eher werden endern biß die Welt ſelbſten in Staub geleget/ wie etwa dorten Hannibal von der Feindſeeligkeit zwiſchen Rom und Carthago geurtheilet. Aber/ der ſeelige Herr Siegel iſt nun aus allen Neid und Streit zur Freud und Herrligkeit gelanget. O wie freuet ſich deſſen ſeine Seele! ſagende: Nun ruht wohl mein entſeelter Leib Gott du der meinen Schutz-HErr bleib! Mit dieſen Troſt trucknet/ betruͤbteſte/ eure naſſen Augen/ und erleuchtert euren ſchweren Creutz-Gang! Wollet ihr aber/ alle ſeine Hinterbliebene lieber wiſſen/ was Er zu guter letzte von Euch begehret? Jch antworte: Nichts als mit Epaminondâ ut memoriam Sui ſervetis. Seiner ſollet Jhr in beſten einge- denck verbleiben: Jn ſolchen Andencken ſollet Jhr Euch ſeine liebe Frau Mutter/ Frau Wittib/ und einiges Vaterloſe Waͤißlein/ zum beſten laſſen anbefohlen ſeyn. Zuletzte dancket Er auch fuͤr alle treue Jhme Lebens-Zeit uͤber erwieſen/ und inſonderheit ſeiner hertzlieben Frau Mut- ter fuͤr alle Muͤtterliche Treu und ſorgfaͤltige Aufferzucht: Seiner Eheliebſten und nunmehro betruͤbten Frau Wit- tib/ geliebten Geſchwiſter/ fuͤr alle Wohlthat/ die man in ſei- ner langwierigen Niederlage auch mit Gedult an Jhm gewen- det. Sein Wundſch iſt: Gott wolle fuͤr alles ein reicher Ver- gelter

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Zitationshilfe: Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/63>, abgerufen am 27.11.2024.