Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676.Frommer Christen ewiges Gnaden- Wohlfahrt und Auffnehmen zu befördern/ bemühet sey/ er dar-über sich selbst consumire/ seine Kräffte schwäche/ abnehme/ und darüber wie ein Liecht verlösche. Und ist dieses ja wol erdacht und recht gesagt: Denn was ist doch unser Leben anders als ein Liecht/ ja was ist der Mensch anders als ein Liecht/ so eine weile brennet und leuchtet/ aber immer abnimbt/ biß es wieder verlö- Seneca.schet/ wie Seneca der weise Heyde auch saget: Accendimur, ex- tingvimur, medio tempore aliqvid patimur. Dahero auch Erasm. in Chil. m. f. 566die klugen Egyptier die alles durch sonderbahre Bilder abgemah- let und vorgestellet/ das Menschliche Leben durch ein brennendes Liecht abgebildet. Und ist dieses gar ein gemein Bild deß Mensch- lichen Lebens/ dessen sich viel andere/ den gebrechlichen Zustand Ursin. in A- nal. Sacr. pag. 308.desselben abzubilden/ bedienet/ wie der gelehrte Ursinus und Bau- mannus in ihren Analectis unterschiedliche Exempel anfüh- ren/ auch schon vorlängst der kluge Heyd-und Sitten-Lehrer Bauman. in Anal. S. pag. 1446.Epictetus von deß Menschen Leben saget und fraget: Qvid homo? Sicut lucerna in vento posita: Was ist der Mensch? Epict. in Al- tercat. Ha- drian.nichts anders als ein Liecht im Wind gestellt. Wie ein Liecht das in Wind stehet oder getragen und sonsten sehr beweget/ desto mehr abnimbt/ sich eher verzehret und außlöschet; also gehets auch mit den Menschen/ wenn er von starcken Winden des Creutzes und Wiederwärtigkeit sehr angeblassen/ von vielen Sorgen/ Müh und Arbeit allzusehr angegriffen und beweget wird/ so brennet und leuchtet er wol eine weile desto heller/ aber die Kräffte gehen desto mehr dahin/ der Lebens-Safft und Balsam wird durchs innerliche Feuer geschwinder verzehret/ und muß de- sto eher verlöschen: Das also auch gedachter löbl. Hertzog zu seinen Liecht und Sinnbild nicht unbillich diesen Denck-Spruch gesetzet: Aliis inserviendo me ipsum consumo. Solches Symbolum und Denck-Spruch hätte gar wol gel
Frommer Chriſten ewiges Gnaden- Wohlfahrt und Auffnehmen zu befoͤrdern/ bemuͤhet ſey/ er dar-uͤber ſich ſelbſt conſumire/ ſeine Kraͤffte ſchwaͤche/ abnehme/ und daruͤber wie ein Liecht verloͤſche. Und iſt dieſes ja wol erdacht und recht geſagt: Denn was iſt doch unſer Leben anders als ein Liecht/ ja was iſt der Menſch anders als ein Liecht/ ſo eine weile brennet und leuchtet/ aber immer abnimbt/ biß es wieder verloͤ- Seneca.ſchet/ wie Seneca der weiſe Heyde auch ſaget: Accendimur, ex- tingvimur, medio tempore aliqvid patimur. Dahero auch Eraſm. in Chil. m. f. 566die klugen Egyptier die alles durch ſonderbahre Bilder abgemah- let und vorgeſtellet/ das Menſchliche Leben durch ein brennendes Liecht abgebildet. Und iſt dieſes gar ein gemein Bild deß Menſch- lichen Lebens/ deſſen ſich viel andere/ den gebrechlichen Zuſtand Urſin. in A- nal. Sacr. pag. 308.deſſelben abzubilden/ bedienet/ wie der gelehrte Urſinus und Bau- mannus in ihren Analectis unterſchiedliche Exempel anfuͤh- ren/ auch ſchon vorlaͤngſt der kluge Heyd-und Sitten-Lehrer Bauman. in Anal. S. pag. 1446.Epictetus von deß Menſchen Leben ſaget und fraget: Qvid homo? Sicut lucerna in vento poſita: Was iſt der Menſch? Epict. in Al- tercat. Ha- drian.nichts anders als ein Liecht im Wind geſtellt. Wie ein Liecht das in Wind ſtehet oder getragen und ſonſten ſehr beweget/ deſto mehr abnimbt/ ſich eher verzehret und außloͤſchet; alſo gehets auch mit den Menſchen/ wenn er von ſtarcken Winden des Creutzes und Wiederwaͤrtigkeit ſehr angeblaſſen/ von vielen Sorgen/ Muͤh und Arbeit allzuſehr angegriffen und beweget wird/ ſo brennet und leuchtet er wol eine weile deſto heller/ aber die Kraͤffte gehen deſto mehr dahin/ der Lebens-Safft und Balſam wird durchs innerliche Feuer geſchwinder verzehret/ und muß de- ſto eher verloͤſchen: Das alſo auch gedachter loͤbl. Hertzog zu ſeinen Liecht und Sinnbild nicht unbillich dieſen Denck-Spruch geſetzet: Aliis inſerviendo me ipſum conſumo. Solches Symbolum und Denck-Spruch haͤtte gar wol gel
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Wohlfahrt und Auffnehmen zu befoͤrdern/ bemuͤhet ſey/ er dar-
uͤber ſich ſelbſt conſumire/ ſeine Kraͤffte ſchwaͤche/ abnehme/ und
daruͤber wie ein Liecht verloͤſche. Und iſt dieſes ja wol erdacht
und recht geſagt: Denn was iſt doch unſer Leben anders als ein
Liecht/ ja was iſt der Menſch anders als ein Liecht/ ſo eine weile
brennet und leuchtet/ aber immer abnimbt/ biß es wieder verloͤ-
ſchet/ wie Seneca der weiſe Heyde auch ſaget: Accendimur, ex-
tingvimur, medio tempore aliqvid patimur. Dahero auch
die klugen Egyptier die alles durch ſonderbahre Bilder abgemah-
let und vorgeſtellet/ das Menſchliche Leben durch ein brennendes
Liecht abgebildet. Und iſt dieſes gar ein gemein Bild deß Menſch-
lichen Lebens/ deſſen ſich viel andere/ den gebrechlichen Zuſtand
deſſelben abzubilden/ bedienet/ wie der gelehrte Urſinus und Bau-
mannus in ihren Analectis unterſchiedliche Exempel anfuͤh-
ren/ auch ſchon vorlaͤngſt der kluge Heyd-und Sitten-Lehrer
Epictetus von deß Menſchen Leben ſaget und fraget: Qvid
homo? Sicut lucerna in vento poſita: Was iſt der Menſch?
nichts anders als ein Liecht im Wind geſtellt. Wie ein Liecht
das in Wind ſtehet oder getragen und ſonſten ſehr beweget/ deſto
mehr abnimbt/ ſich eher verzehret und außloͤſchet; alſo gehets
auch mit den Menſchen/ wenn er von ſtarcken Winden des
Creutzes und Wiederwaͤrtigkeit ſehr angeblaſſen/ von vielen
Sorgen/ Muͤh und Arbeit allzuſehr angegriffen und beweget
wird/ ſo brennet und leuchtet er wol eine weile deſto heller/ aber die
Kraͤffte gehen deſto mehr dahin/ der Lebens-Safft und Balſam
wird durchs innerliche Feuer geſchwinder verzehret/ und muß de-
ſto eher verloͤſchen: Das alſo auch gedachter loͤbl. Hertzog zu
ſeinen Liecht und Sinnbild nicht unbillich dieſen Denck-Spruch
geſetzet:Aliis inſerviendo me ipſum conſumo.
Seneca.
Eraſm. in
Chil. m. f. 566
Urſin. in A-
nal. Sacr.
pag. 308.
Bauman. in
Anal. S.
pag. 1446.
Epict. in Al-
tercat. Ha-
drian. Solches Symbolum und Denck-Spruch haͤtte gar wol
und fuͤglich auch unſer wohl-ſeeliger Herr Siegel zu ſeinen Sie-
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Zitationshilfe: | Heyden, Benjamin: Frommer Christen Ewiges Gnaden-Trost- und Freuden-Liecht. St. Annaberg, 1676, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510974/12>, abgerufen am 07.07.2024. |