Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Breuer, Balthasar: Christliche Leichpredigt/ Vber die selige Hinfahrt. Liegnitz, [1613].

Bild:
<< vorherige Seite

mit eingebildet/ vnd/ wie zuvor/ also diese Tage stets ein
Büchlein von Christlicher vorbereitung zu einem seligen ab-
schiede gelesen. Vnd an der Mittwoch nach mittage/ als er
am Häupte vmb das rechte Ohr weisete vnd sagte: Es were
jm ein starcker flus davor gefallen/ das er wenig mitte hören
könte/ sprach er bald weiter drauff: Der liebe Gott klopffet
nur jmmer an/ vnd heisset mich fertig sein: Nu er komme in
Gnaden wenn er wil/ ich bin durch seine hülffe bereit. O
eine sehnliche merckliche Rede! fast wie der liebe Simeon/
HErr nu lestu deinen Diener im Friede fahren: Vnd gleich
als wenn der wunderbare GOtt mit fleiß drauff gewartet
hette/ das er solche worte seinen Verwandten vnd Zuhörern
zum trost vnd beyspiel zuvor von sich geben solte: sintemal
es sich hernach nicht lange mit jhm verzogen; ob mans gleich
Menschlicher weise nicht gedacht hette. Denn als er ohn ge-
fehr drey stunden in denselben Abend gesagt: Es were jhm
von dem Ohre gar weg in die Stirne gezogen/ sich drauff
zur Nachtruh geschicket/ die Treppen nach der Schlafkam-
mer allein oder vngeführet gestiegen/ mit seinem hertzlichen
Abendgebet vnd Gott wol bewusten Seufftzern sich einge-
segnet/ vnd aber nicht gar lange gelegen: haben die vori-
gen beschwerungen sich mit grosser hefftigkeit wieder gefun-
den/ vnd jmmer vermehret; Davon er gegen Mitternacht
so sehr schwach worden/ das er mit tragen hat mussen in die
Stuben gebracht werden; die Sprach also verlohren/ das
man jhm zwar anfangs etwas/ hernach aber nichts verste-
hen können/ biß er gar stille geschwiegen/ vnd es das anse-
hen mit jhm gewonnen/ als ziehe er bald davon. Darumb
denn hertzlich vber jm gebetet/ etliche Benachbarte erfodert/
vnd in eil mögliche mittel zu erquickung gebraucht worden.
Vnd weil ich ohne das hinnen in der Stad war/ vnd jhn am
tage zuvor besucht hatte: bin ich auff begehren auch eilend

nach

mit eingebildet/ vnd/ wie zuvor/ alſo dieſe Tage ſtets ein
Buͤchlein von Chriſtlicher vorbereitung zu einem ſeligen ab-
ſchiede geleſen. Vnd an der Mittwoch nach mittage/ als er
am Haͤupte vmb das rechte Ohr weiſete vnd ſagte: Es were
jm ein ſtarcker flus davor gefallen/ das er wenig mitte hoͤren
koͤnte/ ſprach er bald weiter drauff: Der liebe Gott klopffet
nur jmmer an/ vnd heiſſet mich fertig ſein: Nu er komme in
Gnaden wenn er wil/ ich bin durch ſeine huͤlffe bereit. O
eine ſehnliche merckliche Rede! faſt wie der liebe Simeon/
HErr nu leſtu deinen Diener im Friede fahren: Vnd gleich
als wenn der wunderbare GOtt mit fleiß drauff gewartet
hette/ das er ſolche worte ſeinen Verwandten vnd Zuhoͤrern
zum troſt vnd beyſpiel zuvor von ſich geben ſolte: ſintemal
es ſich hernach nicht lange mit jhm verzogen; ob mans gleich
Menſchlicher weiſe nicht gedacht hette. Deñ als er ohn ge-
fehr drey ſtunden in denſelben Abend geſagt: Es were jhm
von dem Ohre gar weg in die Stirne gezogen/ ſich drauff
zur Nachtruh geſchicket/ die Treppen nach der Schlafkam-
mer allein oder vngefuͤhret geſtiegen/ mit ſeinem hertzlichen
Abendgebet vnd Gott wol bewuſten Seufftzern ſich einge-
ſegnet/ vnd aber nicht gar lange gelegen: haben die vori-
gen beſchwerungen ſich mit groſſer hefftigkeit wieder gefun-
den/ vnd jmmer vermehret; Davon er gegen Mitternacht
ſo ſehr ſchwach worden/ das er mit tragen hat muſſen in die
Stuben gebracht werden; die Sprach alſo verlohren/ das
man jhm zwar anfangs etwas/ hernach aber nichts verſte-
hen koͤnnen/ biß er gar ſtille geſchwiegen/ vnd es das anſe-
hen mit jhm gewonnen/ als ziehe er bald davon. Darumb
denn hertzlich vber jm gebetet/ etliche Benachbarte erfodert/
vnd in eil moͤgliche mittel zu erquickung gebraucht worden.
Vnd weil ich ohne das hinnen in der Stad war/ vnd jhn am
tage zuvor beſucht hatte: bin ich auff begehren auch eilend

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="fsPersonalia" n="2">
          <p><pb facs="#f0034" n="[34]"/>
mit eingebildet/ vnd/ wie zuvor/ al&#x017F;o die&#x017F;e Tage &#x017F;tets ein<lb/>
Bu&#x0364;chlein von Chri&#x017F;tlicher vorbereitung zu einem &#x017F;eligen ab-<lb/>
&#x017F;chiede gele&#x017F;en. Vnd an der Mittwoch nach mittage/ als er<lb/>
am Ha&#x0364;upte vmb das rechte Ohr wei&#x017F;ete vnd &#x017F;agte: Es were<lb/>
jm ein &#x017F;tarcker flus davor gefallen/ das er wenig mitte ho&#x0364;ren<lb/>
ko&#x0364;nte/ &#x017F;prach er bald weiter drauff: Der liebe Gott klopffet<lb/>
nur jmmer an/ vnd hei&#x017F;&#x017F;et mich fertig &#x017F;ein: Nu er komme in<lb/>
Gnaden wenn er wil/ ich bin durch &#x017F;eine hu&#x0364;lffe bereit. O<lb/>
eine &#x017F;ehnliche merckliche Rede! fa&#x017F;t wie der liebe Simeon/<lb/>
HErr nu le&#x017F;tu deinen Diener im Friede fahren: Vnd gleich<lb/>
als wenn der wunderbare GOtt mit fleiß drauff gewartet<lb/>
hette/ das er &#x017F;olche worte &#x017F;einen Verwandten vnd Zuho&#x0364;rern<lb/>
zum tro&#x017F;t vnd bey&#x017F;piel zuvor von &#x017F;ich geben &#x017F;olte: &#x017F;intemal<lb/>
es &#x017F;ich hernach nicht lange mit jhm verzogen; ob mans gleich<lb/>
Men&#x017F;chlicher wei&#x017F;e nicht gedacht hette. Den&#x0303; als er ohn ge-<lb/>
fehr drey &#x017F;tunden in den&#x017F;elben Abend ge&#x017F;agt: Es were jhm<lb/>
von dem Ohre gar weg in die Stirne gezogen/ &#x017F;ich drauff<lb/>
zur Nachtruh ge&#x017F;chicket/ die Treppen nach der Schlafkam-<lb/>
mer allein oder vngefu&#x0364;hret ge&#x017F;tiegen/ mit &#x017F;einem hertzlichen<lb/>
Abendgebet vnd Gott wol bewu&#x017F;ten Seufftzern &#x017F;ich einge-<lb/>
&#x017F;egnet/ vnd aber nicht gar lange gelegen: haben die vori-<lb/>
gen be&#x017F;chwerungen &#x017F;ich mit gro&#x017F;&#x017F;er hefftigkeit wieder gefun-<lb/>
den/ vnd jmmer vermehret; Davon er gegen Mitternacht<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr &#x017F;chwach worden/ das er mit tragen hat mu&#x017F;&#x017F;en in die<lb/>
Stuben gebracht werden; die Sprach al&#x017F;o verlohren/ das<lb/>
man jhm zwar anfangs etwas/ hernach aber nichts ver&#x017F;te-<lb/>
hen ko&#x0364;nnen/ biß er gar &#x017F;tille ge&#x017F;chwiegen/ vnd es das an&#x017F;e-<lb/>
hen mit jhm gewonnen/ als ziehe er bald davon. Darumb<lb/>
denn hertzlich vber jm gebetet/ etliche Benachbarte erfodert/<lb/>
vnd in eil mo&#x0364;gliche mittel zu erquickung gebraucht worden.<lb/>
Vnd weil ich ohne das hinnen in der Stad war/ vnd jhn am<lb/>
tage zuvor be&#x017F;ucht hatte: bin ich auff begehren auch eilend<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[34]/0034] mit eingebildet/ vnd/ wie zuvor/ alſo dieſe Tage ſtets ein Buͤchlein von Chriſtlicher vorbereitung zu einem ſeligen ab- ſchiede geleſen. Vnd an der Mittwoch nach mittage/ als er am Haͤupte vmb das rechte Ohr weiſete vnd ſagte: Es were jm ein ſtarcker flus davor gefallen/ das er wenig mitte hoͤren koͤnte/ ſprach er bald weiter drauff: Der liebe Gott klopffet nur jmmer an/ vnd heiſſet mich fertig ſein: Nu er komme in Gnaden wenn er wil/ ich bin durch ſeine huͤlffe bereit. O eine ſehnliche merckliche Rede! faſt wie der liebe Simeon/ HErr nu leſtu deinen Diener im Friede fahren: Vnd gleich als wenn der wunderbare GOtt mit fleiß drauff gewartet hette/ das er ſolche worte ſeinen Verwandten vnd Zuhoͤrern zum troſt vnd beyſpiel zuvor von ſich geben ſolte: ſintemal es ſich hernach nicht lange mit jhm verzogen; ob mans gleich Menſchlicher weiſe nicht gedacht hette. Deñ als er ohn ge- fehr drey ſtunden in denſelben Abend geſagt: Es were jhm von dem Ohre gar weg in die Stirne gezogen/ ſich drauff zur Nachtruh geſchicket/ die Treppen nach der Schlafkam- mer allein oder vngefuͤhret geſtiegen/ mit ſeinem hertzlichen Abendgebet vnd Gott wol bewuſten Seufftzern ſich einge- ſegnet/ vnd aber nicht gar lange gelegen: haben die vori- gen beſchwerungen ſich mit groſſer hefftigkeit wieder gefun- den/ vnd jmmer vermehret; Davon er gegen Mitternacht ſo ſehr ſchwach worden/ das er mit tragen hat muſſen in die Stuben gebracht werden; die Sprach alſo verlohren/ das man jhm zwar anfangs etwas/ hernach aber nichts verſte- hen koͤnnen/ biß er gar ſtille geſchwiegen/ vnd es das anſe- hen mit jhm gewonnen/ als ziehe er bald davon. Darumb denn hertzlich vber jm gebetet/ etliche Benachbarte erfodert/ vnd in eil moͤgliche mittel zu erquickung gebraucht worden. Vnd weil ich ohne das hinnen in der Stad war/ vnd jhn am tage zuvor beſucht hatte: bin ich auff begehren auch eilend nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/510581
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/510581/34
Zitationshilfe: Breuer, Balthasar: Christliche Leichpredigt/ Vber die selige Hinfahrt. Liegnitz, [1613], S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510581/34>, abgerufen am 23.11.2024.