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Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601.

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Christliche Leichpredigt.
vnd trübsal/ als die liebe sanfftmut/ welche mit S. Pau-
lo spricht/ 1. Corinth. 11. So wir vns selber richteten/ so
würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet wer-
den/ so werden wir von dem Herrn gezüchtiget/ auff
das wir nicht sampt der Welt verdampt werden. Vnd das
ist auch die ander vbung/ die ein Christenmensch in creutz
vnd trübsal/ wenn dasselbe mit grossen hauffen zu jm ein-
stürmet/ an jme selbst durch Demut/ Gedult vnd Sanfft-
mut beweisen sol.

Nun wollen wir auch kürtzlich anhören/ wie derdokimasia,
hominis in
cruce & cala-
mitatibus.
3.
Erga proximun
a.
Per charitaten.

Mensch in Creutz vnd trübsal seine vbung auch gegen dem
Nehesten anstellen sol/ als Erstlich durch die Liebe/ das
er jhm sein Creutz vnd vngemach nicht wünsche noch gön-
ne/ sondern bitte/ Gott wolle jhn darfür behüten vnd be-
wahren. Die Liebe/ spricht S. Paulus/ 1. Corinth. 13.
trachtet nicht nach schaden. Darumb vbet ein Christgleu-
biger Mensch die liebe gegen dem Nehesten in seinem creutz
also/ das er gedenckt/ es sey gnug an jhme/ das jhn Gott
mit dem lieben Creutz so hart beleget/ etc. Ein fein exempel
haben wir an König Dauid/ 2. Sam. 15. da derselbe von
seinem frömmichen Absolon von Land vnd leuten ins elend
verjaget wird/ wollen viel gute leute/ als seine liebe ge-
trewe/ geistliches vnd weltliches standes/ freywillig mit jh-
me ins elend ziehen/ aber er wils nicht geschehen lassen/
sondern bittet vnd vermanet sie/ das sie wider vmbkehren/
vnd wünschet darneben von hertzen/ das jhnen Gott solche
barmhertzigkeit vnd trewe reichlich erstatten vnd vergelten
wolle. Das mag eine rechte vbung heissen/ der liebe gegen
dem Nehesten. 2. Zum andern sol ein Christenmenschb.
Per fidelitaten.

auch seine trew beweisen/ gegen seinem Nehesten/ also

vnd

Chriſtliche Leichpredigt.
vnd truͤbſal/ als die liebe ſanfftmut/ welche mit S. Pau-
lo ſpricht/ 1. Corinth. 11. So wir vns ſelber richteten/ ſo
wuͤrden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet wer-
den/ ſo werden wir von dem Herrn gezuͤchtiget/ auff
das wir nicht ſampt der Welt verdampt werden. Vnd das
iſt auch die ander vbung/ die ein Chriſtenmenſch in creutz
vnd truͤbſal/ wenn daſſelbe mit groſſen hauffen zu jm ein-
ſtuͤrmet/ an jme ſelbſt durch Demut/ Gedult vnd Sanfft-
mut beweiſen ſol.

Nun wollen wir auch kuͤrtzlich anhoͤren/ wie derδοκιμασία,
hominis in
cruce & cala-
mitatibus.
3.
Erga proximũ
a.
Per charitatẽ.

Menſch in Creutz vnd truͤbſal ſeine vbung auch gegen dem
Neheſten anſtellen ſol/ als Erſtlich durch die Liebe/ das
er jhm ſein Creutz vnd vngemach nicht wuͤnſche noch goͤn-
ne/ ſondern bitte/ Gott wolle jhn darfuͤr behuͤten vnd be-
wahren. Die Liebe/ ſpricht S. Paulus/ 1. Corinth. 13.
trachtet nicht nach ſchaden. Darumb vbet ein Chriſtgleu-
biger Menſch die liebe gegen dem Neheſten in ſeinem creutz
alſo/ das er gedenckt/ es ſey gnug an jhme/ das jhn Gott
mit dem lieben Creutz ſo hart beleget/ ꝛc. Ein fein exempel
haben wir an Koͤnig Dauid/ 2. Sam. 15. da derſelbe von
ſeinem froͤmmichen Abſolon von Land vnd leuten ins elend
verjaget wird/ wollen viel gute leute/ als ſeine liebe ge-
trewe/ geiſtliches vnd weltliches ſtandes/ freywillig mit jh-
me ins elend ziehen/ aber er wils nicht geſchehen laſſen/
ſondern bittet vnd vermanet ſie/ das ſie wider vmbkehren/
vnd wuͤnſchet darneben von hertzen/ das jhnen Gott ſolche
barmhertzigkeit vnd trewe reichlich erſtatten vnd vergelten
wolle. Das mag eine rechte vbung heiſſen/ der liebe gegen
dem Neheſten. 2. Zum andern ſol ein Chriſtenmenſchb.
Per fidelitatẽ.

auch ſeine trew beweiſen/ gegen ſeinem Neheſten/ alſo

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[[23]/0023] Chriſtliche Leichpredigt. vnd truͤbſal/ als die liebe ſanfftmut/ welche mit S. Pau- lo ſpricht/ 1. Corinth. 11. So wir vns ſelber richteten/ ſo wuͤrden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet wer- den/ ſo werden wir von dem Herrn gezuͤchtiget/ auff das wir nicht ſampt der Welt verdampt werden. Vnd das iſt auch die ander vbung/ die ein Chriſtenmenſch in creutz vnd truͤbſal/ wenn daſſelbe mit groſſen hauffen zu jm ein- ſtuͤrmet/ an jme ſelbſt durch Demut/ Gedult vnd Sanfft- mut beweiſen ſol. Nun wollen wir auch kuͤrtzlich anhoͤren/ wie der Menſch in Creutz vnd truͤbſal ſeine vbung auch gegen dem Neheſten anſtellen ſol/ als Erſtlich durch die Liebe/ das er jhm ſein Creutz vnd vngemach nicht wuͤnſche noch goͤn- ne/ ſondern bitte/ Gott wolle jhn darfuͤr behuͤten vnd be- wahren. Die Liebe/ ſpricht S. Paulus/ 1. Corinth. 13. trachtet nicht nach ſchaden. Darumb vbet ein Chriſtgleu- biger Menſch die liebe gegen dem Neheſten in ſeinem creutz alſo/ das er gedenckt/ es ſey gnug an jhme/ das jhn Gott mit dem lieben Creutz ſo hart beleget/ ꝛc. Ein fein exempel haben wir an Koͤnig Dauid/ 2. Sam. 15. da derſelbe von ſeinem froͤmmichen Abſolon von Land vnd leuten ins elend verjaget wird/ wollen viel gute leute/ als ſeine liebe ge- trewe/ geiſtliches vnd weltliches ſtandes/ freywillig mit jh- me ins elend ziehen/ aber er wils nicht geſchehen laſſen/ ſondern bittet vnd vermanet ſie/ das ſie wider vmbkehren/ vnd wuͤnſchet darneben von hertzen/ das jhnen Gott ſolche barmhertzigkeit vnd trewe reichlich erſtatten vnd vergelten wolle. Das mag eine rechte vbung heiſſen/ der liebe gegen dem Neheſten. 2. Zum andern ſol ein Chriſtenmenſch auch ſeine trew beweiſen/ gegen ſeinem Neheſten/ alſo vnd δοκιμασία, hominis in cruce & cala- mitatibus. 3. Erga proximũ a. Per charitatẽ. b. Per fidelitatẽ.

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Zitationshilfe: Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601, S. [23]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510288/23>, abgerufen am 21.11.2024.