Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].Lebens-Lauff. übrigt seyn kan/ mit höchster Freundligkeit und De-muth declinirt und abgewendet. Die Muschel weiß ihren bey sich führenden Perlen-Schatz so fleißig zu be- wahren: daß sie bey Annahung einer sie zu betasten fertigen Hand sich zurücke ziehet: ja sie wohl gar ein- qvetschet und beschädiget: wo nicht die gröste Vorsich- tigkeit angewendet wird. Mich deucht ich finde hir das Bild der sonderlichen Vorsorge: welche die Wohl- selige Frau Knorrin vor Jhre allerliebsten Kin- der-Schätze getragen: die Sie sonsten nicht an das Licht der Sonnen gestellet: als den Himmlischen Thau heilsamer Lehre und anständiger Sitten einzusaugen: da Sie selbte hingegen vor der Welt und ihrer Eytel- keit aufs festeste verschlossen hielt: und alles dasjenige abwendete/ wodurch Jhrer zarten Seele einiges Aerger- niß/ oder dem Leibe einiger Schaden zuwachsen möchte. Sie erwieß sich vergnügt: wenn Sie/ was zu Jhrer eigenen Beqvemligkeit erogiret werden sollen/ den Kin- dern/ wie die Muschel der Perle ihren Nahrungs- Safft/ zueignen konte. Wiewol die Perlen ungleich sind an Schönheit und Wohl-
Lebens-Lauff. uͤbrigt ſeyn kan/ mit hoͤchſter Freundligkeit und De-muth declinirt und abgewendet. Die Muſchel weiß ihren bey ſich fuͤhrenden Perlen-Schatz ſo fleißig zu be- wahren: daß ſie bey Annahung einer ſie zu betaſten fertigen Hand ſich zuruͤcke ziehet: ja ſie wohl gar ein- qvetſchet und beſchaͤdiget: wo nicht die groͤſte Vorſich- tigkeit angewendet wird. Mich deucht ich finde hir das Bild der ſonderlichen Vorſorge: welche die Wohl- ſelige Frau Knorrin vor Jhre allerliebſten Kin- der-Schaͤtze getragen: die Sie ſonſten nicht an das Licht der Sonnen geſtellet: als den Himmliſchen Thau heilſamer Lehre und anſtaͤndiger Sitten einzuſaugen: da Sie ſelbte hingegen vor der Welt und ihrer Eytel- keit aufs feſteſte verſchloſſen hielt: und alles dasjenige abwendete/ wodurch Jhrer zarten Seele einiges Aerger- niß/ oder dem Leibe einiger Schaden zuwachſen moͤchte. Sie erwieß ſich vergnuͤgt: wenn Sie/ was zu Jhrer eigenen Beqvemligkeit erogiret werden ſollen/ den Kin- dern/ wie die Muſchel der Perle ihren Nahrungs- Safft/ zueignen konte. Wiewol die Perlen ungleich ſind an Schoͤnheit und Wohl-
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Lebens-Lauff.
uͤbrigt ſeyn kan/ mit hoͤchſter Freundligkeit und De-
muth declinirt und abgewendet. Die Muſchel weiß
ihren bey ſich fuͤhrenden Perlen-Schatz ſo fleißig zu be-
wahren: daß ſie bey Annahung einer ſie zu betaſten
fertigen Hand ſich zuruͤcke ziehet: ja ſie wohl gar ein-
qvetſchet und beſchaͤdiget: wo nicht die groͤſte Vorſich-
tigkeit angewendet wird. Mich deucht ich finde hir
das Bild der ſonderlichen Vorſorge: welche die Wohl-
ſelige Frau Knorrin vor Jhre allerliebſten Kin-
der-Schaͤtze getragen: die Sie ſonſten nicht an das
Licht der Sonnen geſtellet: als den Himmliſchen Thau
heilſamer Lehre und anſtaͤndiger Sitten einzuſaugen:
da Sie ſelbte hingegen vor der Welt und ihrer Eytel-
keit aufs feſteſte verſchloſſen hielt: und alles dasjenige
abwendete/ wodurch Jhrer zarten Seele einiges Aerger-
niß/ oder dem Leibe einiger Schaden zuwachſen moͤchte.
Sie erwieß ſich vergnuͤgt: wenn Sie/ was zu Jhrer
eigenen Beqvemligkeit erogiret werden ſollen/ den Kin-
dern/ wie die Muſchel der Perle ihren Nahrungs-
Safft/ zueignen konte.
Wiewol die Perlen ungleich ſind an Schoͤnheit und
Koſtbarkeit: fuͤhren ſie dennoch deſſenthalben keinen
Krieg untereinander. Ein Stern goͤnnet dem andern
das Licht/ eine Perle der ander ihren Glantz. Die
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