Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696].

Bild:
<< vorherige Seite

erhabenen Augen.
Prov. 14. v. 10. Doch soll hie beydes beysammen seyn.
Dem auch der theure Knecht des HERRN gehorsam-
lich nachkommet: daß er/ mit Warheit/ schreiben kan:
Und ich thät des andern Morgens/ wie mir befohlen
war. Verwundert man sich über dem Befehl; so fast
noch mehr/ über dem Gehorsam. Denn GOTTES
Wege sind nicht unsere: und hat derselbe schlechthin
Macht zu sprechen/ was Er wil: weil nicht nur alle
Menschen/ sondern alle Creaturen/ bloß in seiner Hand
sind. Daß aber auch ein Mensch in GOTTES We-
ge/ die nicht seine sind/ sich gleichwol also finden kan: ist
gewiß so sehre zu bewundern/ als zu bemercken. Doch
war auch der Befehl kein solches Joch/ als gar nicht zu
ertragen ist. Und konte den Propheten darzu disponi-
ren/ daß GOTT sprach: Jch wils thun/ Jch wil
deine Augen-Lust nehmen.
Denn dadurch ward
er allerdings gesichert: daß GOTT noch grössere Lust
an der Augen-Lust hatte/ denn er selbst: und sie so neh-
men wolte: daß er sie/ zu rechter Zeit/ in desto grösserer
Liebligkeit und Schönheit/ zu des Propheten ungleich-
grösserer Augen-Lust/ wiedergeben könte. Was GOTT
selbst zu fich nimmt/ muß Jhme nicht mißfallen. Was
Er nimmet/ kommet traun in solche Hände: die das
nicht schlimmern/ sondern bessern. Die Hände aber
dürffen nichts vor sich: drumb sie so nehmen/ daß sie

wieder-
A 3

erhabenen Augen.
Prov. 14. v. 10. Doch ſoll hie beydes beyſammen ſeyn.
Dem auch der theure Knecht des HERRN gehorſam-
lich nachkommet: daß er/ mit Warheit/ ſchreiben kan:
Und ich thaͤt des andern Morgens/ wie mir befohlen
war. Verwundert man ſich uͤber dem Befehl; ſo faſt
noch mehr/ uͤber dem Gehorſam. Denn GOTTES
Wege ſind nicht unſere: und hat derſelbe ſchlechthin
Macht zu ſprechen/ was Er wil: weil nicht nur alle
Menſchen/ ſondern alle Creaturen/ bloß in ſeiner Hand
ſind. Daß aber auch ein Menſch in GOTTES We-
ge/ die nicht ſeine ſind/ ſich gleichwol alſo finden kan: iſt
gewiß ſo ſehre zu bewundern/ als zu bemercken. Doch
war auch der Befehl kein ſolches Joch/ als gar nicht zu
ertragen iſt. Und konte den Propheten darzu diſponi-
ren/ daß GOTT ſprach: Jch wils thun/ Jch wil
deine Augen-Luſt nehmen.
Denn dadurch ward
er allerdings geſichert: daß GOTT noch groͤſſere Luſt
an der Augen-Luſt hatte/ denn er ſelbſt: und ſie ſo neh-
men wolte: daß er ſie/ zu rechter Zeit/ in deſto groͤſſerer
Liebligkeit und Schoͤnheit/ zu des Propheten ungleich-
groͤſſerer Augen-Luſt/ wiedergeben koͤnte. Was GOTT
ſelbſt zu fich nimmt/ muß Jhme nicht mißfallen. Was
Er nimmet/ kommet traun in ſolche Haͤnde: die das
nicht ſchlimmern/ ſondern beſſern. Die Haͤnde aber
duͤrffen nichts vor ſich: drumb ſie ſo nehmen/ daß ſie

wieder-
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">erhabenen Augen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Prov. 14. v.</hi> 10. Doch &#x017F;oll hie beydes bey&#x017F;ammen &#x017F;eyn.<lb/>
Dem auch der theure Knecht des HERRN gehor&#x017F;am-<lb/>
lich nachkommet: daß er/ mit Warheit/ &#x017F;chreiben kan:<lb/>
Und ich tha&#x0364;t des andern Morgens/ wie mir befohlen<lb/>
war. Verwundert man &#x017F;ich u&#x0364;ber dem Befehl; &#x017F;o fa&#x017F;t<lb/>
noch mehr/ u&#x0364;ber dem Gehor&#x017F;am. Denn GOTTES<lb/>
Wege &#x017F;ind nicht un&#x017F;ere: und hat der&#x017F;elbe &#x017F;chlechthin<lb/>
Macht zu &#x017F;prechen/ was Er wil: weil nicht nur alle<lb/>
Men&#x017F;chen/ &#x017F;ondern alle Creaturen/ bloß in &#x017F;einer Hand<lb/>
&#x017F;ind. Daß aber auch ein Men&#x017F;ch in GOTTES We-<lb/>
ge/ die nicht &#x017F;eine &#x017F;ind/ &#x017F;ich gleichwol al&#x017F;o finden kan: i&#x017F;t<lb/>
gewiß &#x017F;o &#x017F;ehre zu bewundern/ als zu bemercken. Doch<lb/>
war auch der Befehl kein &#x017F;olches Joch/ als gar nicht zu<lb/>
ertragen i&#x017F;t. Und konte den Propheten darzu <hi rendition="#aq">di&#x017F;poni-</hi><lb/>
ren/ daß GOTT &#x017F;prach: Jch wils thun/ <hi rendition="#fr">Jch wil<lb/>
deine Augen-Lu&#x017F;t nehmen.</hi> Denn dadurch ward<lb/>
er allerdings ge&#x017F;ichert: daß GOTT noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Lu&#x017F;t<lb/>
an der Augen-Lu&#x017F;t hatte/ denn er &#x017F;elb&#x017F;t: und &#x017F;ie &#x017F;o neh-<lb/>
men wolte: daß er &#x017F;ie/ zu rechter Zeit/ in de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer<lb/>
Liebligkeit und Scho&#x0364;nheit/ zu des Propheten ungleich-<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer Augen-Lu&#x017F;t/ wiedergeben ko&#x0364;nte. Was GOTT<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu fich nimmt/ muß Jhme nicht mißfallen. Was<lb/>
Er nimmet/ kommet traun in &#x017F;olche Ha&#x0364;nde: die das<lb/>
nicht &#x017F;chlimmern/ &#x017F;ondern be&#x017F;&#x017F;ern. Die Ha&#x0364;nde aber<lb/>
du&#x0364;rffen nichts vor &#x017F;ich: drumb &#x017F;ie &#x017F;o nehmen/ daß &#x017F;ie<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">A 3</fw><fw type="catch" place="bottom">wieder-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0005] erhabenen Augen. Prov. 14. v. 10. Doch ſoll hie beydes beyſammen ſeyn. Dem auch der theure Knecht des HERRN gehorſam- lich nachkommet: daß er/ mit Warheit/ ſchreiben kan: Und ich thaͤt des andern Morgens/ wie mir befohlen war. Verwundert man ſich uͤber dem Befehl; ſo faſt noch mehr/ uͤber dem Gehorſam. Denn GOTTES Wege ſind nicht unſere: und hat derſelbe ſchlechthin Macht zu ſprechen/ was Er wil: weil nicht nur alle Menſchen/ ſondern alle Creaturen/ bloß in ſeiner Hand ſind. Daß aber auch ein Menſch in GOTTES We- ge/ die nicht ſeine ſind/ ſich gleichwol alſo finden kan: iſt gewiß ſo ſehre zu bewundern/ als zu bemercken. Doch war auch der Befehl kein ſolches Joch/ als gar nicht zu ertragen iſt. Und konte den Propheten darzu diſponi- ren/ daß GOTT ſprach: Jch wils thun/ Jch wil deine Augen-Luſt nehmen. Denn dadurch ward er allerdings geſichert: daß GOTT noch groͤſſere Luſt an der Augen-Luſt hatte/ denn er ſelbſt: und ſie ſo neh- men wolte: daß er ſie/ zu rechter Zeit/ in deſto groͤſſerer Liebligkeit und Schoͤnheit/ zu des Propheten ungleich- groͤſſerer Augen-Luſt/ wiedergeben koͤnte. Was GOTT ſelbſt zu fich nimmt/ muß Jhme nicht mißfallen. Was Er nimmet/ kommet traun in ſolche Haͤnde: die das nicht ſchlimmern/ ſondern beſſern. Die Haͤnde aber duͤrffen nichts vor ſich: drumb ſie ſo nehmen/ daß ſie wieder- A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/509978
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/509978/5
Zitationshilfe: Lange, Samuel: Die nach den Rettungs-Bergen erhabenen Augen. Görlitz, [1696], S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509978/5>, abgerufen am 21.11.2024.