Lindner, Abraham: Traur-und Trost Advent des HERREN JEsu/ Bey Christlichem Leichbegängnüs. Steinaw an der Oder, 1662.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

des HErren JEsu/

(g) Siehe ich komme bald und mein Lohn mit mir/[g] c. ult. v 12
nu ist aber ja des Menschen Tod/ eines jeglichen Menschen
jüngster oder letzter Tag/ wie solte denn auch bey dieser Zu-
kunfft des HErren/ wenn Er durch den Tod unser oder
der lieben Unsrigen kömmt nicht gleichfals herrlicher
Lohn und Belohnung seyn? Habens doch die Heyden
etlicher massen erkandt/ und den Tod ein praemium oder
Belohnung genennet. Denn von dem Cleobis und Bi-
ton erzehlet aus dem Herodoto (h) der Cicero, (i) daß/(h) in Clio si-
ve 1. lib. c. 31.
(i) l. 1. Tusc.
Qst. p. 173.
als diese zweene Söhne ihre Mutter in Mangel und verzöge-
rung des zugviehes auff einem Wagen nach einer Capel
geführet/ und die Mutter die Götter gebeten hatte/ daß sie
ihren Söhnen für solche erwiesene Kindliche Liebe und Treue
die gröste Belohnung gäbe/ als einem Menschen von
GOtt könte gegeben werden/ sein sie des Morgens todt
gefunden worden. Deßgleichen wäre dem Trophonio
(k) und Agamedi wiederfahren/ welche nach dem sie den(k) cicero d.
l.
Tempel Apollinis zu Delphis gebauet/ und einen nicht
geringen Lohn doch aber nichts gewisses/ sondern was
dem Menschen am besten wäre/ begehret/ mit vertröstung
dessen gewehret zu werden am dritten Tage gleichfals todt
sein gefunden worden. Darauß auch die Heyden ge-
schlossen/ daß ein frühzeitiger Todt für das allerbeste/ unnd
für die herrliche Belohnung von den Göttern selbst geschä-
tzet würde. Wie solten denn die Christen die ein weitbesseres
Leben nach diesem zu hoffen es nicht dafür halten? Möchte
aber gleichwol jemand aus GOttes Wort solchen Ein-
wurff bringen unnd sagen: Der Todt ist gleichwol der
Sünden Sold/ (l) wie sol Er denn für einen so herrlichen(l) Rom. 6.
v. 23.
Lohn zu achten seyn/ oder so herrliche Belohnungen mit sich

bringen

des HErren JEſu/

(g) Siehe ich komme bald und mein Lohn mit mir/[g] c. ult. v 12
nu iſt aber ja des Menſchen Tod/ eines jeglichen Menſchen
juͤngſter oder letzter Tag/ wie ſolte denn auch bey dieſer Zu-
kunfft des HErren/ wenn Er durch den Tod unſer oder
der lieben Unſrigen koͤmmt nicht gleichfals herrlicher
Lohn und Belohnung ſeyn? Habens doch die Heyden
etlicher maſſen erkandt/ und den Tod ein præmium oder
Belohnung genennet. Denn von dem Cleobis und Bi-
ton erzehlet aus dem Herodoto (h) der Cicero, (i) daß/(h) in Clio ſi-
ve 1. lib. c. 31.
(i) l. 1. Tuſc.
Qst. p. 173.
als dieſe zweene Soͤhne ihre Mutter in Mangel und verzoͤge-
rung des zugviehes auff einem Wagen nach einer Capel
gefuͤhret/ und die Mutter die Goͤtter gebeten hatte/ daß ſie
ihren Soͤhnen fuͤr ſolche erwieſene Kindliche Liebe und Treue
die groͤſte Belohnung gaͤbe/ als einem Menſchen von
GOtt koͤnte gegeben werden/ ſein ſie des Morgens todt
gefunden worden. Deßgleichen waͤre dem Trophonio
(k) und Agamedi wiederfahren/ welche nach dem ſie den(k) cicero d.
l.
Tempel Apollinis zu Delphis gebauet/ und einen nicht
geringen Lohn doch aber nichts gewiſſes/ ſondern was
dem Menſchen am beſten waͤre/ begehret/ mit vertroͤſtung
deſſen gewehret zu werden am dritten Tage gleichfals todt
ſein gefunden worden. Darauß auch die Heyden ge-
ſchloſſen/ daß ein fruͤhzeitiger Todt fuͤr das allerbeſte/ unnd
fuͤr die herrliche Belohnung von den Goͤttern ſelbſt geſchaͤ-
tzet wuͤrde. Wie ſolten denn die Chriſten die ein weitbeſſeres
Leben nach dieſem zu hoffen es nicht dafuͤr halten? Moͤchte
aber gleichwol jemand aus GOttes Wort ſolchen Ein-
wurff bringen unnd ſagen: Der Todt iſt gleichwol der
Suͤnden Sold/ (l) wie ſol Er denn fuͤr einen ſo herrlichen(l) Rom. 6.
v. 23.
Lohn zu achten ſeyn/ oder ſo herrliche Belohnungen mit ſich

bringen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0023"/><fw type="header" place="top">des HErren <persName>JE&#x017F;u</persName>/</fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(g)</hi></hi> Siehe ich komme bald und mein Lohn mit mir/<note place="right"><hi rendition="#aq">[<hi rendition="#i">g</hi>] <hi rendition="#i">c. ult. v</hi></hi><hi rendition="#i"> 12</hi></note><lb/>
nu i&#x017F;t aber ja des Men&#x017F;chen Tod/ eines jeglichen Men&#x017F;chen<lb/>
ju&#x0364;ng&#x017F;ter oder letzter Tag/ wie &#x017F;olte denn auch bey die&#x017F;er Zu-<lb/>
kunfft des HErren/ wenn Er durch den Tod un&#x017F;er oder<lb/>
der lieben Un&#x017F;rigen ko&#x0364;mmt nicht gleichfals herrlicher<lb/>
Lohn und Belohnung &#x017F;eyn? Habens doch die Heyden<lb/>
etlicher ma&#x017F;&#x017F;en erkandt/ und den Tod ein <hi rendition="#aq">præmium</hi> oder<lb/>
Belohnung genennet. Denn von dem <hi rendition="#aq">Cleobis</hi> und <hi rendition="#aq">Bi-<lb/>
ton</hi> erzehlet aus dem <hi rendition="#aq"><persName>Herodoto</persName><hi rendition="#i">(h)</hi></hi> der <hi rendition="#aq"><persName>Cicero</persName>, <hi rendition="#i">(i)</hi></hi> daß/<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(h) in Clio &#x017F;i-<lb/>
ve 1. lib. c. 31.<lb/>
(i) l. 1. Tu&#x017F;c.<lb/>
Qst. p.</hi> 173.</hi></note><lb/>
als die&#x017F;e zweene So&#x0364;hne ihre Mutter in Mangel und verzo&#x0364;ge-<lb/>
rung des zugviehes auff einem Wagen nach einer Capel<lb/>
gefu&#x0364;hret/ und die Mutter die Go&#x0364;tter gebeten hatte/ daß &#x017F;ie<lb/>
ihren So&#x0364;hnen fu&#x0364;r &#x017F;olche erwie&#x017F;ene Kindliche Liebe und Treue<lb/>
die gro&#x0364;&#x017F;te Belohnung ga&#x0364;be/ als einem Men&#x017F;chen von<lb/>
GOtt ko&#x0364;nte gegeben werden/ &#x017F;ein &#x017F;ie des Morgens todt<lb/>
gefunden worden. Deßgleichen wa&#x0364;re dem <hi rendition="#aq">Trophonio<lb/>
(<hi rendition="#i">k</hi>)</hi> und <hi rendition="#aq">Agamedi</hi> wiederfahren/ welche nach dem &#x017F;ie den<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">(k) cicero d.<lb/>
l.</hi></hi></note><lb/>
Tempel <hi rendition="#aq">Apollinis</hi> zu <hi rendition="#aq"><placeName>Delphis</placeName></hi> gebauet/ und einen nicht<lb/>
geringen Lohn doch aber nichts gewi&#x017F;&#x017F;es/ &#x017F;ondern was<lb/>
dem Men&#x017F;chen am be&#x017F;ten wa&#x0364;re/ begehret/ mit vertro&#x0364;&#x017F;tung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en gewehret zu werden am dritten Tage gleichfals todt<lb/>
&#x017F;ein gefunden worden. Darauß auch die Heyden ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ daß ein fru&#x0364;hzeitiger Todt fu&#x0364;r das allerbe&#x017F;te/ unnd<lb/>
fu&#x0364;r die herrliche Belohnung von den Go&#x0364;ttern &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
tzet wu&#x0364;rde. Wie &#x017F;olten denn die Chri&#x017F;ten die ein weitbe&#x017F;&#x017F;eres<lb/>
Leben nach die&#x017F;em zu hoffen es nicht dafu&#x0364;r halten? Mo&#x0364;chte<lb/>
aber gleichwol jemand aus GOttes Wort &#x017F;olchen Ein-<lb/>
wurff bringen unnd &#x017F;agen: Der Todt i&#x017F;t gleichwol der<lb/>
Su&#x0364;nden Sold/ <hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">l</hi>)</hi> wie &#x017F;ol Er denn fu&#x0364;r einen &#x017F;o herrlichen<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">(l) Rom. 6.<lb/>
v.</hi> 23.</hi></note><lb/>
Lohn zu achten &#x017F;eyn/ oder &#x017F;o herrliche Belohnungen mit &#x017F;ich<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">bringen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[0023] des HErren JEſu/ (g) Siehe ich komme bald und mein Lohn mit mir/ nu iſt aber ja des Menſchen Tod/ eines jeglichen Menſchen juͤngſter oder letzter Tag/ wie ſolte denn auch bey dieſer Zu- kunfft des HErren/ wenn Er durch den Tod unſer oder der lieben Unſrigen koͤmmt nicht gleichfals herrlicher Lohn und Belohnung ſeyn? Habens doch die Heyden etlicher maſſen erkandt/ und den Tod ein præmium oder Belohnung genennet. Denn von dem Cleobis und Bi- ton erzehlet aus dem Herodoto (h) der Cicero, (i) daß/ als dieſe zweene Soͤhne ihre Mutter in Mangel und verzoͤge- rung des zugviehes auff einem Wagen nach einer Capel gefuͤhret/ und die Mutter die Goͤtter gebeten hatte/ daß ſie ihren Soͤhnen fuͤr ſolche erwieſene Kindliche Liebe und Treue die groͤſte Belohnung gaͤbe/ als einem Menſchen von GOtt koͤnte gegeben werden/ ſein ſie des Morgens todt gefunden worden. Deßgleichen waͤre dem Trophonio (k) und Agamedi wiederfahren/ welche nach dem ſie den Tempel Apollinis zu Delphis gebauet/ und einen nicht geringen Lohn doch aber nichts gewiſſes/ ſondern was dem Menſchen am beſten waͤre/ begehret/ mit vertroͤſtung deſſen gewehret zu werden am dritten Tage gleichfals todt ſein gefunden worden. Darauß auch die Heyden ge- ſchloſſen/ daß ein fruͤhzeitiger Todt fuͤr das allerbeſte/ unnd fuͤr die herrliche Belohnung von den Goͤttern ſelbſt geſchaͤ- tzet wuͤrde. Wie ſolten denn die Chriſten die ein weitbeſſeres Leben nach dieſem zu hoffen es nicht dafuͤr halten? Moͤchte aber gleichwol jemand aus GOttes Wort ſolchen Ein- wurff bringen unnd ſagen: Der Todt iſt gleichwol der Suͤnden Sold/ (l) wie ſol Er denn fuͤr einen ſo herrlichen Lohn zu achten ſeyn/ oder ſo herrliche Belohnungen mit ſich bringen [g] c. ult. v 12 (h) in Clio ſi- ve 1. lib. c. 31. (i) l. 1. Tuſc. Qst. p. 173. (k) cicero d. l. (l) Rom. 6. v. 23.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): Dieses Werk steht unter der „Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz“ (CC BY-SA).
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/509380
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/509380/23
Zitationshilfe:	Lindner, Abraham: Traur-und Trost Advent des HERREN JEsu/ Bey Christlichem Leichbegängnüs. Steinaw an der Oder, 1662, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509380/23>, abgerufen am 27.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.