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Albinus, Friedrich: Adeliche Ehren und Gedächtnis Seule. Brieg, 1655.

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Sohn; Denn ob Er wol auf Erden ein armer
Knecht war/ ist Er doch seinem Ewigen Vater nach
derselben Dürfftigen Knechts gestalt an seine rechte
Seite gesetzt/ und Jhm alle Gewalt gegeben worden
im Himmel und auf Erden/ drumb Sie sich seinen
Fußstapffen nach zu folgen nicht schämen dürffen.
Und weil Sie GOtt der Herr hienieden auf
Psal. 82.seinen Stul gesetzt/ auch seines Namens gewürdi-
get/ daß Er Sie Jhres Ambts halben Götter ge-
heissen/ so sehen Sie wol zu/ daß Sie jhren Re-
genten Stul nicht besudeln mit Geitz und Ungerech-
tigkeit/ daß Sie Jhre Unterthanen vielmehr Hertz-
lich lieben/ Jhren Nutz befödern/ zur Nahrung
Jhnen helffen/ nicht mit allerhand Neuerung be-
schweren/ nicht unerträgliche Bürden Jhnen auf-
legen/ sondern wie über Brüder und Miterben
der Seeligkeit herschen: Gleich wie der Kopf mehr
vor den Leib alß vor sich selbst sorgt: Also sol auch
frome Obrigkeit den Nutz Jhrer Unterthanen Jh-
rem privat und eignem Nutz weit vorziehen/ und alle
Jhre Sorge dahin richten/ daß Jhre treue Unter-
thanen wol gedeyen/ wachsen und zu nehmen/ das
sol Jhres Hertzens Freude sein: Es machen auch
kleine Vortheil grosse Schälcke und bringen wenig
Gedeyens/ mag leicht so kommt ein krummes Reiß
in weg/ das reisst alles auf einmal wieder dahin und
lässt zu letzt ein böse Gewissen. O Seelig ist
der Regent/ der sich mit Job seines gutten Gewis-

sens

Sohn; Denn ob Er wol auf Erden ein armer
Knecht war/ iſt Er doch ſeinem Ewigen Vater nach
derſelben Duͤrfftigen Knechts geſtalt an ſeine rechte
Seite geſetzt/ und Jhm alle Gewalt gegeben worden
im Himmel und auf Erden/ drumb Sie ſich ſeinen
Fußſtapffen nach zu folgen nicht ſchaͤmen duͤrffen.
Und weil Sie GOtt der Herr hienieden auf
Pſal. 82.ſeinen Stul geſetzt/ auch ſeines Namens gewuͤrdi-
get/ daß Er Sie Jhres Ambts halben Goͤtter ge-
heiſſen/ ſo ſehen Sie wol zu/ daß Sie jhren Re-
genten Stul nicht beſudeln mit Geitz und Ungerech-
tigkeit/ daß Sie Jhre Unterthanen vielmehr Hertz-
lich lieben/ Jhren Nutz befoͤdern/ zur Nahrung
Jhnen helffen/ nicht mit allerhand Neuerung be-
ſchweren/ nicht unertraͤgliche Buͤrden Jhnen auf-
legen/ ſondern wie uͤber Bruͤder und Miterben
der Seeligkeit herſchen: Gleich wie der Kopf mehr
vor den Leib alß vor ſich ſelbſt ſorgt: Alſo ſol auch
frome Obrigkeit den Nutz Jhrer Unterthanen Jh-
rem privat und eignem Nutz weit vorziehen/ und alle
Jhre Sorge dahin richten/ daß Jhre treue Unter-
thanen wol gedeyen/ wachſen und zu nehmen/ das
ſol Jhres Hertzens Freude ſein: Es machen auch
kleine Vortheil groſſe Schaͤlcke und bringen wenig
Gedeyens/ mag leicht ſo kommt ein krummes Reiß
in weg/ das reiſſt alles auf einmal wieder dahin und
laͤſſt zu letzt ein boͤſe Gewiſſen. O Seelig iſt
der Regent/ der ſich mit Job ſeines gutten Gewiſ-

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[0026] Sohn; Denn ob Er wol auf Erden ein armer Knecht war/ iſt Er doch ſeinem Ewigen Vater nach derſelben Duͤrfftigen Knechts geſtalt an ſeine rechte Seite geſetzt/ und Jhm alle Gewalt gegeben worden im Himmel und auf Erden/ drumb Sie ſich ſeinen Fußſtapffen nach zu folgen nicht ſchaͤmen duͤrffen. Und weil Sie GOtt der Herr hienieden auf ſeinen Stul geſetzt/ auch ſeines Namens gewuͤrdi- get/ daß Er Sie Jhres Ambts halben Goͤtter ge- heiſſen/ ſo ſehen Sie wol zu/ daß Sie jhren Re- genten Stul nicht beſudeln mit Geitz und Ungerech- tigkeit/ daß Sie Jhre Unterthanen vielmehr Hertz- lich lieben/ Jhren Nutz befoͤdern/ zur Nahrung Jhnen helffen/ nicht mit allerhand Neuerung be- ſchweren/ nicht unertraͤgliche Buͤrden Jhnen auf- legen/ ſondern wie uͤber Bruͤder und Miterben der Seeligkeit herſchen: Gleich wie der Kopf mehr vor den Leib alß vor ſich ſelbſt ſorgt: Alſo ſol auch frome Obrigkeit den Nutz Jhrer Unterthanen Jh- rem privat und eignem Nutz weit vorziehen/ und alle Jhre Sorge dahin richten/ daß Jhre treue Unter- thanen wol gedeyen/ wachſen und zu nehmen/ das ſol Jhres Hertzens Freude ſein: Es machen auch kleine Vortheil groſſe Schaͤlcke und bringen wenig Gedeyens/ mag leicht ſo kommt ein krummes Reiß in weg/ das reiſſt alles auf einmal wieder dahin und laͤſſt zu letzt ein boͤſe Gewiſſen. O Seelig iſt der Regent/ der ſich mit Job ſeines gutten Gewiſ- ſens Pſal. 82.

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Zitationshilfe: Albinus, Friedrich: Adeliche Ehren und Gedächtnis Seule. Brieg, 1655, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509342/26>, abgerufen am 24.11.2024.