Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löwe, Valentin: Eine kurtze Evangelische Trost-Predigt. Leipzig, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Leichpredigt.
vom hertzen reisset/ vnd vergessen alle solche leidtragende
hertzen der trewen vermahnung des fleissigen Haußpredi-Sir. 38.
gers/ welche er in seinem schönen lehrreichen Buch mit fol-
genden worten giebet: Laß die trawrigkeit nicht in
dein hertz/
sondern schlage sie von dir/ vnd dencke an das
ende/ vnd vergieß es nicht: Denn es ist kein wiederkommen.
Es hilfft jhn nicht/ vnd du thust dir schaden. Gedencke an
jhn/ wie er gestorben ist/ so mustu auch sterben. Gestern
wars an mir/ heute ists an dir.

Nachmals giebet es auch solche Leute/ die sich wenigEph. 1.
Iohan.
1.

darumb bekümmern/ wenn der getrewe himlische Vater sei-
ne in Christo erwehlte vnd gefellige Gnadenkinder/ durch
den zeitlichen Tod zu sich fodert/ Von welchen denn der
geistreiche Prophet Esaias redet/ vnd saget: Der Gerech-Esa. 56.
te kompt vmb/ vnd niemand ist/ der es zu hertzen neme/ Vnd
heilige Leute werden auffgerafft/ vnd niemand achtet drauff.
Sonderlich aber werden vnterweilen solche vnchristliche
lieblose Leute gemercket/ welche eine sonderbare frewde dar-
ob schöpffen/ wenn die jenigen todes verfahren/ denen sie in
jhrem leben nicht allzu hold gewesen/ Da sie doch billich be-
dencken solten/ was jhnen der heilige Geist in die ohren
schreyet/ da er durch den weisen Man Sirach saget: FreweSir. 8.
dich nicht/ daß dein feind stirbet: Gedencke/ daß
wir alle sterben müssen.
Freylich ist kein lebendiger
Mensch exemtae passionis, sondern es ist einem jeden vn-Hebr. 9.
ter vns gesetzet ein mal zu sterben/ kan sich auch keiner so
hoch auffschürtzen/ daß er diesem im Buch der offenbarungApoc. 6.
Johannis abgemahlten Reuter auff dem fählen Pferd/ derRom. 5.
durch die sünde vber vns armiret worden/ entrinnen möchte.

Dero-
B iij

Leichpredigt.
vom hertzen reiſſet/ vnd vergeſſen alle ſolche leidtragende
hertzen der trewen vermahnung des fleiſſigen Haußpredi-Sir. 38.
gers/ welche er in ſeinem ſchoͤnen lehrreichen Buch mit fol-
genden worten giebet: Laß die trawrigkeit nicht in
dein hertz/
ſondern ſchlage ſie von dir/ vnd dencke an das
ende/ vnd vergieß es nicht: Denn es iſt kein wiederkommen.
Es hilfft jhn nicht/ vnd du thuſt dir ſchaden. Gedencke an
jhn/ wie er geſtorben iſt/ ſo muſtu auch ſterben. Geſtern
wars an mir/ heute iſts an dir.

Nachmals giebet es auch ſolche Leute/ die ſich wenigEph. 1.
Iohan.
1.

darumb bekuͤmmern/ wenn der getrewe himliſche Vater ſei-
ne in Chriſto erwehlte vnd gefellige Gnadenkinder/ durch
den zeitlichen Tod zu ſich fodert/ Von welchen denn der
geiſtreiche Prophet Eſaias redet/ vnd ſaget: Der Gerech-Eſa. 56.
te kompt vmb/ vnd niemand iſt/ der es zu hertzen neme/ Vnd
heilige Leute werden auffgerafft/ vnd niemand achtet drauff.
Sonderlich aber werden vnterweilen ſolche vnchriſtliche
liebloſe Leute gemercket/ welche eine ſonderbare frewde dar-
ob ſchoͤpffen/ wenn die jenigen todes verfahren/ denen ſie in
jhrem leben nicht allzu hold geweſen/ Da ſie doch billich be-
dencken ſolten/ was jhnen der heilige Geiſt in die ohren
ſchreyet/ da er durch den weiſen Man Sirach ſaget: FreweSir. 8.
dich nicht/ daß dein feind ſtirbet: Gedencke/ daß
wir alle ſterben muͤſſen.
Freylich iſt kein lebendiger
Menſch exemtæ paſſionis, ſondern es iſt einem jeden vn-Hebr. 9.
ter vns geſetzet ein mal zu ſterben/ kan ſich auch keiner ſo
hoch auffſchuͤrtzen/ daß er dieſem im Buch der offenbarungApoc. 6.
Johannis abgemahlten Reuter auff dem faͤhlen Pferd/ derRom. 5.
durch die ſuͤnde vber vns armiret worden/ entrinnen moͤchte.

Dero-
B iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0013"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
vom hertzen rei&#x017F;&#x017F;et/ vnd verge&#x017F;&#x017F;en alle &#x017F;olche leidtragende<lb/>
hertzen der trewen vermahnung des flei&#x017F;&#x017F;igen Haußpredi-<note place="right"><hi rendition="#aq">Sir.</hi> 38.</note><lb/>
gers/ welche er in &#x017F;einem &#x017F;cho&#x0364;nen lehrreichen Buch mit fol-<lb/>
genden worten giebet: <hi rendition="#fr">Laß die trawrigkeit nicht in<lb/>
dein hertz/</hi> &#x017F;ondern &#x017F;chlage &#x017F;ie von dir/ vnd dencke an das<lb/>
ende/ vnd vergieß es nicht: Denn es i&#x017F;t kein wiederkommen.<lb/>
Es hilfft jhn nicht/ vnd du thu&#x017F;t dir &#x017F;chaden. Gedencke an<lb/>
jhn/ wie er ge&#x017F;torben i&#x017F;t/ &#x017F;o mu&#x017F;tu auch &#x017F;terben. Ge&#x017F;tern<lb/>
wars an mir/ heute i&#x017F;ts an dir.</p><lb/>
              <p>Nachmals giebet es auch &#x017F;olche Leute/ die &#x017F;ich wenig<note place="right"><hi rendition="#aq">Eph. 1.<lb/>
Iohan.</hi> 1.</note><lb/>
darumb beku&#x0364;mmern/ wenn der getrewe himli&#x017F;che Vater &#x017F;ei-<lb/>
ne in Chri&#x017F;to erwehlte vnd gefellige Gnadenkinder/ durch<lb/>
den zeitlichen Tod zu &#x017F;ich fodert/ Von welchen denn der<lb/>
gei&#x017F;treiche Prophet E&#x017F;aias redet/ vnd &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Der Gerech-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">E&#x017F;a.</hi> 56.</note><lb/><hi rendition="#fr">te</hi> kompt vmb/ vnd niemand i&#x017F;t/ der es zu hertzen neme/ Vnd<lb/>
heilige Leute werden auffgerafft/ vnd niemand achtet drauff.<lb/>
Sonderlich aber werden vnterweilen &#x017F;olche vnchri&#x017F;tliche<lb/>
lieblo&#x017F;e Leute gemercket/ welche eine &#x017F;onderbare frewde dar-<lb/>
ob &#x017F;cho&#x0364;pffen/ wenn die jenigen todes verfahren/ denen &#x017F;ie in<lb/>
jhrem leben nicht allzu hold gewe&#x017F;en/ Da &#x017F;ie doch billich be-<lb/>
dencken &#x017F;olten/ was jhnen der heilige Gei&#x017F;t in die ohren<lb/>
&#x017F;chreyet/ da er durch den wei&#x017F;en Man Sirach &#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Frewe</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Sir.</hi> 8.</note><lb/><hi rendition="#fr">dich nicht/ daß dein feind &#x017F;tirbet: Gedencke/ daß<lb/>
wir alle &#x017F;terben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> Freylich i&#x017F;t kein lebendiger<lb/>
Men&#x017F;ch <hi rendition="#aq">exemtæ pa&#x017F;&#x017F;ionis,</hi> &#x017F;ondern es i&#x017F;t einem jeden vn-<note place="right"><hi rendition="#aq">Hebr.</hi> 9.</note><lb/>
ter vns ge&#x017F;etzet ein mal zu &#x017F;terben/ kan &#x017F;ich auch keiner &#x017F;o<lb/>
hoch auff&#x017F;chu&#x0364;rtzen/ daß er die&#x017F;em im Buch der offenbarung<note place="right"><hi rendition="#aq">Apoc.</hi> 6.</note><lb/>
Johannis abgemahlten Reuter auff dem fa&#x0364;hlen Pferd/ der<note place="right"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 5.</note><lb/>
durch die &#x017F;u&#x0364;nde vber vns armiret worden/ entrinnen mo&#x0364;chte.</p><lb/>
              <fw type="sig" place="bottom">B iij</fw>
              <fw type="catch" place="bottom">Dero-</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0013] Leichpredigt. vom hertzen reiſſet/ vnd vergeſſen alle ſolche leidtragende hertzen der trewen vermahnung des fleiſſigen Haußpredi- gers/ welche er in ſeinem ſchoͤnen lehrreichen Buch mit fol- genden worten giebet: Laß die trawrigkeit nicht in dein hertz/ ſondern ſchlage ſie von dir/ vnd dencke an das ende/ vnd vergieß es nicht: Denn es iſt kein wiederkommen. Es hilfft jhn nicht/ vnd du thuſt dir ſchaden. Gedencke an jhn/ wie er geſtorben iſt/ ſo muſtu auch ſterben. Geſtern wars an mir/ heute iſts an dir. Sir. 38. Nachmals giebet es auch ſolche Leute/ die ſich wenig darumb bekuͤmmern/ wenn der getrewe himliſche Vater ſei- ne in Chriſto erwehlte vnd gefellige Gnadenkinder/ durch den zeitlichen Tod zu ſich fodert/ Von welchen denn der geiſtreiche Prophet Eſaias redet/ vnd ſaget: Der Gerech- te kompt vmb/ vnd niemand iſt/ der es zu hertzen neme/ Vnd heilige Leute werden auffgerafft/ vnd niemand achtet drauff. Sonderlich aber werden vnterweilen ſolche vnchriſtliche liebloſe Leute gemercket/ welche eine ſonderbare frewde dar- ob ſchoͤpffen/ wenn die jenigen todes verfahren/ denen ſie in jhrem leben nicht allzu hold geweſen/ Da ſie doch billich be- dencken ſolten/ was jhnen der heilige Geiſt in die ohren ſchreyet/ da er durch den weiſen Man Sirach ſaget: Frewe dich nicht/ daß dein feind ſtirbet: Gedencke/ daß wir alle ſterben muͤſſen. Freylich iſt kein lebendiger Menſch exemtæ paſſionis, ſondern es iſt einem jeden vn- ter vns geſetzet ein mal zu ſterben/ kan ſich auch keiner ſo hoch auffſchuͤrtzen/ daß er dieſem im Buch der offenbarung Johannis abgemahlten Reuter auff dem faͤhlen Pferd/ der durch die ſuͤnde vber vns armiret worden/ entrinnen moͤchte. Eph. 1. Iohan. 1. Eſa. 56. Sir. 8. Hebr. 9. Apoc. 6. Rom. 5. Dero- B iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508615/13
Zitationshilfe: Löwe, Valentin: Eine kurtze Evangelische Trost-Predigt. Leipzig, 1610, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508615/13>, abgerufen am 27.11.2024.