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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Götlicher Güte.
wie es Jeremias anführet: Herr/ wir erkennen unser
Gottloß Wesen/ und unser Väter Missethat; denn wir
haben wider dich gesündiget. Wie hertzlich betete und
Dan. 9, 5.beichtete Daniel seinem GOtt; Wir haben gesündiget/
unrecht gethan/ sind Gottloß gewesen/ und abtrünnig wor-
den/ wir sind von deinen Gebothen und Rechten gewichen.
Kurtz/ aber kräfftig ware des Zöllners Beichte im Tempel;
Luc. 18, 13.GOtt sey mir Sünder gnädig. Denen hastu O Mensch/
O Sünder/ nachzufolgen. Hinaus mit der Gewissens-
Quaal/ mit dem Hertzens-Schmertz und Seelen-Marter.
Wann dir frey stünde/ die schwere Last/ die dich ietzt zu bo-
den drücken/ und dir die Glieder zerbrechen und zermalmen
würde/ abzuwerffen/ wie bald würdestu die fallen lassen?
Ach! bedencke deiner Seelen Gefahr unter der grausamen
Sünden-Last Schäme dich nicht dem Artzte die Wunde
zuweisen/ und die Beschwerung zuentdencken/ deinem Gott/
dem Herrn deinem Artzt deinen verzweiffelt bösen Scha-
Jer. 30, 12.den/ und deine sonst unheilbare Wunde anzuzeigen. Cur
vereris, Domino indicare, quod veritus non es, ipso

Chrysost.praesente committere, sagt Chrysostomus: Was scheuestu
dich/ dem Herrn zugestehen/ was du vor ihm ungescheut
hast dürffen begehen? Auch mit dem kanstu ihm seine erfo-
derte und gebührende Ehre und Lob geben/ wann du in de-
müthiger Sünden-Bekäntnis ihn als den gerechten Rich-
ter und Rächer derselben ansihest/ und doch dabey seinem
gnädigen Vater-Hertzen vertrauest. Willige und fleißige
Sünden-Entdeckung bringt ein Abscheu für derselben:
Da hingegen ihre Verhaltung sie nur mehret/ und unser
böß-geneigtes Hertz in Sicherheit stürtzet/ die denn der
Rom. 6, 23.Sünden Sold/ den ewigen Tod/ leicht erlanget. Wer
Prov. 28,
v.
13.
sie aber bekennet/ und lässet/ der wird Barmhertzigkeit er-

lan-

Reichthum Goͤtlicher Guͤte.
wie es Jeremias anführet: Herr/ wir erkennen unſer
Gottloß Weſen/ und unſer Vaͤter Miſſethat; denn wir
haben wider dich geſuͤndiget. Wie hertzlich betete und
Dan. 9, 5.beichtete Daniel ſeinem GOtt; Wir haben geſündiget/
unrecht gethan/ ſind Gottloß geweſen/ und abtruͤnnig wor-
den/ wir ſind von deinen Gebothen und Rechten gewichen.
Kurtz/ aber kraͤfftig ware des Zoͤllners Beichte im Tempel;
Luc. 18, 13.GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig. Denen haſtu O Menſch/
O Suͤnder/ nachzufolgen. Hinaus mit der Gewiſſens-
Quaal/ mit dem Hertzens-Schmertz und Seelen-Marter.
Wann dir frey ſtuͤnde/ die ſchwere Laſt/ die dich ietzt zu bo-
den druͤcken/ und dir die Glieder zerbrechen und zermalmen
wuͤrde/ abzuwerffen/ wie bald wuͤrdeſtu die fallen laſſen?
Ach! bedencke deiner Seelen Gefahr unter der grauſamen
Sünden-Laſt Schaͤme dich nicht dem Artzte die Wunde
zuweiſen/ und die Beſchwerung zuentdencken/ deinem Gott/
dem Herrn deinem Artzt deinen verzweiffelt boͤſen Scha-
Jer. 30, 12.den/ und deine ſonſt unheilbare Wunde anzuzeigen. Cur
vereris, Domino indicare, quod veritus non es, ipsô

Chryſoſt.præſente committere, ſagt Chryſoſtomus: Was ſcheueſtu
dich/ dem Herrn zugeſtehen/ was du vor ihm ungeſcheut
haſt dürffen begehen? Auch mit dem kanſtu ihm ſeine erfo-
derte und gebuͤhrende Ehre und Lob geben/ wann du in de-
muͤthiger Suͤnden-Bekäntnis ihn als den gerechten Rich-
ter und Raͤcher derſelben anſiheſt/ und doch dabey ſeinem
gnaͤdigen Vater-Hertzen vertraueſt. Willige und fleißige
Suͤnden-Entdeckung bringt ein Abſcheu fuͤr derſelben:
Da hingegen ihre Verhaltung ſie nur mehret/ und unſer
boͤß-geneigtes Hertz in Sicherheit ſtuͤrtzet/ die denn der
Rom. 6, 23.Suͤnden Sold/ den ewigen Tod/ leicht erlanget. Wer
Prov. 28,
v.
13.
ſie aber bekennet/ und laͤſſet/ der wird Barmhertzigkeit er-

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[66/0066] Reichthum Goͤtlicher Guͤte. wie es Jeremias anführet: Herr/ wir erkennen unſer Gottloß Weſen/ und unſer Vaͤter Miſſethat; denn wir haben wider dich geſuͤndiget. Wie hertzlich betete und beichtete Daniel ſeinem GOtt; Wir haben geſündiget/ unrecht gethan/ ſind Gottloß geweſen/ und abtruͤnnig wor- den/ wir ſind von deinen Gebothen und Rechten gewichen. Kurtz/ aber kraͤfftig ware des Zoͤllners Beichte im Tempel; GOtt ſey mir Suͤnder gnaͤdig. Denen haſtu O Menſch/ O Suͤnder/ nachzufolgen. Hinaus mit der Gewiſſens- Quaal/ mit dem Hertzens-Schmertz und Seelen-Marter. Wann dir frey ſtuͤnde/ die ſchwere Laſt/ die dich ietzt zu bo- den druͤcken/ und dir die Glieder zerbrechen und zermalmen wuͤrde/ abzuwerffen/ wie bald wuͤrdeſtu die fallen laſſen? Ach! bedencke deiner Seelen Gefahr unter der grauſamen Sünden-Laſt Schaͤme dich nicht dem Artzte die Wunde zuweiſen/ und die Beſchwerung zuentdencken/ deinem Gott/ dem Herrn deinem Artzt deinen verzweiffelt boͤſen Scha- den/ und deine ſonſt unheilbare Wunde anzuzeigen. Cur vereris, Domino indicare, quod veritus non es, ipsô præſente committere, ſagt Chryſoſtomus: Was ſcheueſtu dich/ dem Herrn zugeſtehen/ was du vor ihm ungeſcheut haſt dürffen begehen? Auch mit dem kanſtu ihm ſeine erfo- derte und gebuͤhrende Ehre und Lob geben/ wann du in de- muͤthiger Suͤnden-Bekäntnis ihn als den gerechten Rich- ter und Raͤcher derſelben anſiheſt/ und doch dabey ſeinem gnaͤdigen Vater-Hertzen vertraueſt. Willige und fleißige Suͤnden-Entdeckung bringt ein Abſcheu fuͤr derſelben: Da hingegen ihre Verhaltung ſie nur mehret/ und unſer boͤß-geneigtes Hertz in Sicherheit ſtuͤrtzet/ die denn der Suͤnden Sold/ den ewigen Tod/ leicht erlanget. Wer ſie aber bekennet/ und laͤſſet/ der wird Barmhertzigkeit er- lan- Dan. 9, 5. Luc. 18, 13. Jer. 30, 12. Chryſoſt. Rom. 6, 23. Prov. 28, v. 13.

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/66>, abgerufen am 29.11.2024.