Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.Reichthum Götlicher Güte. denn mit Ungedult quäle ich mich nur selbst. Verstundendiß doch die Heiden/ und schreibt der Poet Horatius; Levi-Horatius, us sit patientia, quicquid corrigere est nefas. Mach dir leicht mit Leiden/ was du nicht solst meiden. Und was will sich die elende Erde und Asche/ der Mensch/ der Wurm/ die Made wider den Herrn/ den Allmächtigen erheben/ und wider ihn murren? Die mit dem Herrn haddern/ müssen zu Grunde gehen/ über ihnen wird er donnern im Himmel.1. Sam. 2. v. 10. Da sich das Volck in der Wüsten ungedultig machet/ ge- fiel es übel für den Ohren des Herrn/ und als der Herr hörete/ ergrimmete sein Zorn/ und zündet das Feuer des Herrn unter ihnen an/ das verzehret die äusersten Lager.Num. 11, 1 Ja die ewig[e] ungedultige Verzagung wird eine Eigenschaft aller Verdamten seyn. So thut demnach ein Ungedultiger wohl närrisch/ wie Salomo anmercket. Folge doch liebesProv. 14, v. 17. Creutz-Hertz deinem GOtt/ der selbst den Ehren-Titul des Gedultigen ihm geben lässet. Herr/ Herr Gott/ barmhertzig und gnädig/ und gedultig und von grosser Gnade und Treue/ so preiset ihn Mose. David stimmetExod. 34, v. 6. offtmahls bey/ und singet; Barmhertzig und gnädig ist der Herr/ gedultig/ und von grosser Güte. Paulus nennet ihnPsal. 103, v. 8. den GOtt der Gedult/ zun Röm. am 15. Der allergütig-145, 8. & c. sie GOtt beweiset auch solchen seinen tröstlichen NamenRom. 15, 5. selbst/ wenn er die wohlverdiente Straffe zurücke hält/ und gleich mit Verlangen auf der Menschen Besserung wartet. So hatte er Gedult zu den Zeiten Noe; Hat auch noch ietzt1. Pet. 3. 20. Gedult mit uns/ und wil nicht/ daß iemand verlohren wer- de/ sondern daß sich iedermann zur Busse kehre. Daher du2. Pet. 3, 9. den Reichthum solcher seiner Gedult und Langmüthig- keit nicht verachten solst/ dabey auch in seine heilige Fuß-Rom. 2, 4. stapffen treten/ und Gedult mit ihm haben/ wie er mit dir. Ja G 3
Reichthum Goͤtlicher Guͤte. denn mit Ungedult quaͤle ich mich nur ſelbſt. Verſtundendiß doch die Heiden/ und ſchreibt der Poet Horatius; Levi-Horatius, us ſit patientià, quicquid corrigere eſt nefas. Mach dir leicht mit Leiden/ was du nicht ſolſt meiden. Und was will ſich die elende Erde und Aſche/ der Menſch/ der Wurm/ die Made wider den Herrn/ den Allmächtigen erheben/ und wider ihn murren? Die mit dem Herrn haddern/ muͤſſen zu Grunde gehen/ uͤber ihnen wird er donnern im Himmel.1. Sam. 2. v. 10. Da ſich das Volck in der Wuͤſten ungedultig machet/ ge- fiel es uͤbel fuͤr den Ohren des Herrn/ und als der Herr hoͤrete/ ergrimmete ſein Zorn/ und zuͤndet das Feuer des Herrn unter ihnen an/ das verzehret die aͤuſerſten Lager.Num. 11, 1 Ja die ewig[e] ungedultige Verzagung wird eine Eigenſchaft aller Verdamten ſeyn. So thut demnach ein Ungedultiger wohl naͤrriſch/ wie Salomo anmercket. Folge doch liebesProv. 14, v. 17. Creutz-Hertz deinem GOtt/ der ſelbſt den Ehren-Titul des Gedultigen ihm geben laͤſſet. Herr/ Herr Gott/ barmhertzig und gnaͤdig/ und gedultig und von groſſer Gnade und Treue/ ſo preiſet ihn Moſe. David ſtimmetExod. 34, v. 6. offtmahls bey/ und ſinget; Barmhertzig und gnaͤdig iſt der Herr/ gedultig/ und von groſſer Guͤte. Paulus neñet ihnPſal. 103, v. 8. den GOtt der Gedult/ zun Roͤm. am 15. Der allerguͤtig-145, 8. & c. ſie GOtt beweiſet auch ſolchen ſeinen troͤſtlichen NamenRom. 15, 5. ſelbſt/ wenn er die wohlverdiente Straffe zuruͤcke haͤlt/ und gleich mit Verlangen auf der Menſchen Beſſerung wartet. So hatte er Gedult zu den Zeiten Noe; Hat auch noch ietzt1. Pet. 3. 20. Gedult mit uns/ und wil nicht/ daß iemand verlohren wer- de/ ſondern daß ſich iedermann zur Buſſe kehre. Daher du2. Pet. 3, 9. den Reichthum ſolcher ſeiner Gedult und Langmuͤthig- keit nicht verachten ſolſt/ dabey auch in ſeine heilige Fuß-Rom. 2, 4. ſtapffen treten/ und Gedult mit ihm haben/ wie er mit dir. Ja G 3
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Reichthum Goͤtlicher Guͤte.
denn mit Ungedult quaͤle ich mich nur ſelbſt. Verſtunden
diß doch die Heiden/ und ſchreibt der Poet Horatius; Levi-
us ſit patientià, quicquid corrigere eſt nefas. Mach dir
leicht mit Leiden/ was du nicht ſolſt meiden. Und was will
ſich die elende Erde und Aſche/ der Menſch/ der Wurm/ die
Made wider den Herrn/ den Allmächtigen erheben/ und
wider ihn murren? Die mit dem Herrn haddern/ muͤſſen
zu Grunde gehen/ uͤber ihnen wird er donnern im Himmel.
Da ſich das Volck in der Wuͤſten ungedultig machet/ ge-
fiel es uͤbel fuͤr den Ohren des Herrn/ und als der Herr
hoͤrete/ ergrimmete ſein Zorn/ und zuͤndet das Feuer des
Herrn unter ihnen an/ das verzehret die aͤuſerſten Lager.
Ja die ewige ungedultige Verzagung wird eine Eigenſchaft
aller Verdamten ſeyn. So thut demnach ein Ungedultiger
wohl naͤrriſch/ wie Salomo anmercket. Folge doch liebes
Creutz-Hertz deinem GOtt/ der ſelbſt den Ehren-Titul
des Gedultigen ihm geben laͤſſet. Herr/ Herr Gott/
barmhertzig und gnaͤdig/ und gedultig und von groſſer
Gnade und Treue/ ſo preiſet ihn Moſe. David ſtimmet
offtmahls bey/ und ſinget; Barmhertzig und gnaͤdig iſt der
Herr/ gedultig/ und von groſſer Guͤte. Paulus neñet ihn
den GOtt der Gedult/ zun Roͤm. am 15. Der allerguͤtig-
ſie GOtt beweiſet auch ſolchen ſeinen troͤſtlichen Namen
ſelbſt/ wenn er die wohlverdiente Straffe zuruͤcke haͤlt/ und
gleich mit Verlangen auf der Menſchen Beſſerung wartet.
So hatte er Gedult zu den Zeiten Noe; Hat auch noch ietzt
Gedult mit uns/ und wil nicht/ daß iemand verlohren wer-
de/ ſondern daß ſich iedermann zur Buſſe kehre. Daher du
den Reichthum ſolcher ſeiner Gedult und Langmuͤthig-
keit nicht verachten ſolſt/ dabey auch in ſeine heilige Fuß-
ſtapffen treten/ und Gedult mit ihm haben/ wie er mit dir.
Ja
Horatius,
1. Sam. 2.
v. 10.
Num. 11, 1
Prov. 14,
v. 17.
Exod. 34,
v. 6.
Pſal. 103,
v. 8.
145, 8. & c.
Rom. 15, 5.
1. Pet. 3. 20.
2. Pet. 3, 9.
Rom. 2, 4.
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Zitationshilfe: | Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/53>, abgerufen am 27.07.2024. |