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Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675.

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Reichthum Göttlicher Güte.
wie es etzliche nicht ungegründet erklären/ umb des Mes-
vers. 11.siae willen/ der gleichen Namen/ als wahrer GOtt/ mit dir
träget/) sey gnädig meiner Missethat/ die da groß ist. Es
ist das Vorgeben der Päbstler zuwider dem demüthigen
Gebet des Davids. Wann man mit Demuth/ oder eige-
nen Wercken und Leiden/ Gnade und Vergebung der Sün-
den bey GOtt erwerben könte/ so wäre Gott schuldig und
verbunden/ uns solche wiederfahren zulassen/ und als einen
gebührenden Lohn unseres Verdienstes abzustatten/ und
wäre also nicht von nöthen seine Erbarmung zu implori-
ren/ und solche Gaben ihm abzubetteln. So aber heist es:
Psalm. 32,
5. 6.
Dafür (vernimm umb die Vergebung der Missethat ihrer
Sünde) werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit.
Gedachter Jrrthum ist so hefftig dem allertheuresten und
vollkommenen Verdienst unsers Herrn Jesu Christi
entgegen/ daß er auch dasselbe schnur stracks mit alle seiner
Krafft und Würckung läugnet und aufhebet. Hättestu dir
was kunt erwerben/ was darff Christus für dich sterben?
Und also widerspricht derselbe auch der gantzen heiligen
Schrifft/ derer Jnhalt dieser ist: Nicht umb der Wercke
willen/ die wir gethan hatten/ sondern nach seiner Barm-
hertzigkeit machet uns Gott selig/ durch unsern Herrn
Tit. 3, 5. 6.Jesum Christum. Daher der eifferige Vorfechter des
in h. l.Römischen Glaubens/ der Cardinal Bellarminus selbst
sich hier eines bessern besinnet/ und schreibet: Non intelligit
humilitatem, virtutem, sed abjectionem & vilitatem;

David verstehet hier nicht die Demuth/ die Tugend/ son-
vid. B.
Gerh. C. C.
lib.
2. spec.
part.
3.
art. 16. c. 5.
p.
102.
dern seine Verachtung und Wenigkeit. Dem stimmet Gene-
brardus
bey: Vide, sagt er/ humilitatem, hoc est, miseri-
am meam;
Sihe an meine Demuth/ das ist/ mein Elend.
Welche Erklärung auch dem Jesuiten Lorino behaget.

Es

Reichthum Goͤttlicher Guͤte.
wie es etzliche nicht ungegruͤndet erklaͤren/ umb des Meſ-
verſ. 11.ſiæ willen/ der gleichen Namen/ als wahrer GOtt/ mit dir
traͤget/) ſey gnädig meiner Miſſethat/ die da groß iſt. Es
iſt das Vorgeben der Paͤbſtler zuwider dem demuͤthigen
Gebet des Davids. Wann man mit Demuth/ oder eige-
nen Wercken und Leiden/ Gnade und Vergebung der Suͤn-
den bey GOtt erwerben koͤnte/ ſo waͤre Gott ſchuldig und
verbunden/ uns ſolche wiederfahren zulaſſen/ und als einen
gebuͤhrenden Lohn unſeres Verdienſtes abzuſtatten/ und
waͤre alſo nicht von noͤthen ſeine Erbarmung zu implori-
ren/ und ſolche Gaben ihm abzubetteln. So aber heiſt es:
Pſalm. 32,
5. 6.
Dafuͤr (vernimm umb die Vergebung der Miſſethat ihrer
Suͤnde) werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit.
Gedachter Jrrthum iſt ſo hefftig dem allertheureſten und
vollkommenen Verdienſt unſers Herrn Jeſu Chriſti
entgegen/ daß er auch daſſelbe ſchnur ſtracks mit alle ſeiner
Krafft und Wuͤrckung laͤugnet und aufhebet. Haͤtteſtu dir
was kunt erwerben/ was darff Chriſtus fuͤr dich ſterben?
Und alſo widerſpricht derſelbe auch der gantzen heiligen
Schrifft/ derer Jnhalt dieſer iſt: Nicht umb der Wercke
willen/ die wir gethan hatten/ ſondern nach ſeiner Barm-
hertzigkeit machet uns Gott ſelig/ durch unſern Herrn
Tit. 3, 5. 6.Jeſum Chriſtum. Daher der eifferige Vorfechter des
in h. l.Roͤmiſchen Glaubens/ der Cardinal Bellarminus ſelbſt
ſich hier eines beſſern beſinnet/ und ſchreibet: Non intelligit
humilitatem, virtutem, ſed abjectionem & vilitatem;

David verſtehet hier nicht die Demuth/ die Tugend/ ſon-
vid. B.
Gerh. C. C.
lib.
2. ſpec.
part.
3.
art. 16. c. 5.
p.
102.
dern ſeine Verachtung und Wenigkeit. Dem ſtimmet Gene-
brardus
bey: Vide, ſagt er/ humilitatem, hoc eſt, miſeri-
am meam;
Sihe an meine Demuth/ das iſt/ mein Elend.
Welche Erklaͤrung auch dem Jeſuiten Lorino behaget.

Es
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[44/0044] Reichthum Goͤttlicher Guͤte. wie es etzliche nicht ungegruͤndet erklaͤren/ umb des Meſ- ſiæ willen/ der gleichen Namen/ als wahrer GOtt/ mit dir traͤget/) ſey gnädig meiner Miſſethat/ die da groß iſt. Es iſt das Vorgeben der Paͤbſtler zuwider dem demuͤthigen Gebet des Davids. Wann man mit Demuth/ oder eige- nen Wercken und Leiden/ Gnade und Vergebung der Suͤn- den bey GOtt erwerben koͤnte/ ſo waͤre Gott ſchuldig und verbunden/ uns ſolche wiederfahren zulaſſen/ und als einen gebuͤhrenden Lohn unſeres Verdienſtes abzuſtatten/ und waͤre alſo nicht von noͤthen ſeine Erbarmung zu implori- ren/ und ſolche Gaben ihm abzubetteln. So aber heiſt es: Dafuͤr (vernimm umb die Vergebung der Miſſethat ihrer Suͤnde) werden dich alle Heiligen bitten zur rechten Zeit. Gedachter Jrrthum iſt ſo hefftig dem allertheureſten und vollkommenen Verdienſt unſers Herrn Jeſu Chriſti entgegen/ daß er auch daſſelbe ſchnur ſtracks mit alle ſeiner Krafft und Wuͤrckung laͤugnet und aufhebet. Haͤtteſtu dir was kunt erwerben/ was darff Chriſtus fuͤr dich ſterben? Und alſo widerſpricht derſelbe auch der gantzen heiligen Schrifft/ derer Jnhalt dieſer iſt: Nicht umb der Wercke willen/ die wir gethan hatten/ ſondern nach ſeiner Barm- hertzigkeit machet uns Gott ſelig/ durch unſern Herrn Jeſum Chriſtum. Daher der eifferige Vorfechter des Roͤmiſchen Glaubens/ der Cardinal Bellarminus ſelbſt ſich hier eines beſſern beſinnet/ und ſchreibet: Non intelligit humilitatem, virtutem, ſed abjectionem & vilitatem; David verſtehet hier nicht die Demuth/ die Tugend/ ſon- dern ſeine Verachtung und Wenigkeit. Dem ſtimmet Gene- brardus bey: Vide, ſagt er/ humilitatem, hoc eſt, miſeri- am meam; Sihe an meine Demuth/ das iſt/ mein Elend. Welche Erklaͤrung auch dem Jeſuiten Lorino behaget. Es verſ. 11. Pſalm. 32, 5. 6. Tit. 3, 5. 6. in h. l. vid. B. Gerh. C. C. lib. 2. ſpec. part. 3. art. 16. c. 5. p. 102.

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Zitationshilfe: Kühn, Johann Heinrich: J. N. J. Reichthum Göttlicher Güte. Dresden, 1675, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508612/44>, abgerufen am 23.11.2024.