Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Du stirbest noch zufrüh dem treuen Ehgemahl,
Die Du durch GOttes Zug zum Eh-Schatz auserlesen,
Und die sich glücklich schätzt, daß Sie Dir lieb gewesen,
Und Dich gehabt. Jedoch nicht mehr! Ey das bringt Qvaal.
Allein, was tadeln wir des weisen GOttes Rath!
Er weiß die rechte Zeit uns von der Welt zu nehmen:
Wir Christen müssen uns das nicht zu tragen schämen,
Was GOtt beschlossen hat: Er ist von Rath und That.
Drum stirbt Er nicht zu früh, Er hat Sein Haus bestellt,
Durch Buß und Glauben sich mit seinem GOtt verbunden,
Und dadurch Seine Feind gelücklich überwunden,
Daß Er dem Principal als Sieger wohlgefällt.
Er hat Sein Testament vor kurtzer Zeit gemacht,
Und was Er hinterläßt, gar weißlich eingetheilet:
So hat der Tod gar nicht zu früh Jhn übereilet,
Er hat has Seine ja in schönste Ordnung bracht.
Und was die Schul betrifft, hat Er auch die bestellt,
Und das Examen noch zu rechter Zeit gehalten,
Er translocirete, und konte das verwalten,
Wovon er in der Welt bey allen Ruhm erhält.
Der Ober-Schul-Patron rufft Jhn nunmehr zu Sich,
Examinirt Jhn auch; und weil Er gut bestanden,
So ist vor seine Treu der Gnaden-Lohn verhanden.
Er spricht: Geh ein zur Freud, ruh aus, erqvicke dich!
Hat der Herr Rector dieß vor die gehabte Müh,
So ist Er höchst beglückt, so darf man Jhn nicht klagen,
Und den Betrübten kan man das zum Troste sagen:
Jhr Mann, Jhr Freund, Patron, der stirbet nicht zu früh.
M. Christian Geißler.


Wein Lauban, laß es zu, daß deines Lehrers Gruft,
Daß deines Böttners Grab auch in entfernter Luft
Ein schwaches Musenchor zu Leid und Klag erwecke,
Daß es den innern Schmerz durch dieses Blatt entdecke.
Dein
L
Du ſtirbeſt noch zufruͤh dem treuen Ehgemahl,
Die Du durch GOttes Zug zum Eh-Schatz auserleſen,
Und die ſich gluͤcklich ſchaͤtzt, daß Sie Dir lieb geweſen,
Und Dich gehabt. Jedoch nicht mehr! Ey das bringt Qvaal.
Allein, was tadeln wir des weiſen GOttes Rath!
Er weiß die rechte Zeit uns von der Welt zu nehmen:
Wir Chriſten muͤſſen uns das nicht zu tragen ſchaͤmen,
Was GOtt beſchloſſen hat: Er iſt von Rath und That.
Drum ſtirbt Er nicht zu fruͤh, Er hat Sein Haus beſtellt,
Durch Buß und Glauben ſich mit ſeinem GOtt verbunden,
Und dadurch Seine Feind geluͤcklich uͤberwunden,
Daß Er dem Principal als Sieger wohlgefaͤllt.
Er hat Sein Teſtament vor kurtzer Zeit gemacht,
Und was Er hinterlaͤßt, gar weißlich eingetheilet:
So hat der Tod gar nicht zu fruͤh Jhn uͤbereilet,
Er hat has Seine ja in ſchoͤnſte Ordnung bracht.
Und was die Schul betrifft, hat Er auch die beſtellt,
Und das Examen noch zu rechter Zeit gehalten,
Er translocirete, und konte das verwalten,
Wovon er in der Welt bey allen Ruhm erhaͤlt.
Der Ober-Schul-Patron rufft Jhn nunmehr zu Sich,
Examinirt Jhn auch; und weil Er gut beſtanden,
So iſt vor ſeine Treu der Gnaden-Lohn verhanden.
Er ſpricht: Geh ein zur Freud, ruh aus, erqvicke dich!
Hat der Herr Rector dieß vor die gehabte Muͤh,
So iſt Er hoͤchſt begluͤckt, ſo darf man Jhn nicht klagen,
Und den Betruͤbten kan man das zum Troſte ſagen:
Jhr Mann, Jhr Freund, Patron, der ſtirbet nicht zu fruͤh.
M. Chriſtian Geißler.


Wein Lauban, laß es zu, daß deines Lehrers Gruft,
Daß deines Boͤttners Grab auch in entfernter Luft
Ein ſchwaches Muſenchor zu Leid und Klag erwecke,
Daß es den innern Schmerz durch dieſes Blatt entdecke.
Dein
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0082" n="81"/>
            <l> <hi rendition="#fr">Du &#x017F;tirbe&#x017F;t noch zufru&#x0364;h dem treuen Ehgemahl,</hi> </l><lb/>
            <l>Die Du durch GOttes Zug zum Eh-Schatz auserle&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und die &#x017F;ich glu&#x0364;cklich &#x017F;cha&#x0364;tzt, daß Sie Dir lieb gewe&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Und Dich gehabt. Jedoch nicht mehr! Ey das bringt Qvaal.</l><lb/>
            <l>Allein, was tadeln wir des wei&#x017F;en GOttes Rath!</l><lb/>
            <l>Er weiß die rechte Zeit uns von der Welt zu nehmen:</l><lb/>
            <l>Wir Chri&#x017F;ten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns das nicht zu tragen &#x017F;cha&#x0364;men,</l><lb/>
            <l>Was GOtt be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hat: Er i&#x017F;t von Rath und That.</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Drum &#x017F;tirbt Er nicht zu fru&#x0364;h,</hi> Er hat Sein Haus be&#x017F;tellt,</l><lb/>
            <l>Durch Buß und Glauben &#x017F;ich mit &#x017F;einem GOtt verbunden,</l><lb/>
            <l>Und dadurch Seine Feind gelu&#x0364;cklich u&#x0364;berwunden,</l><lb/>
            <l>Daß Er dem <hi rendition="#aq">Principal</hi> als Sieger wohlgefa&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Er hat Sein Te&#x017F;tament vor kurtzer Zeit gemacht,</l><lb/>
            <l>Und was Er hinterla&#x0364;ßt, gar weißlich eingetheilet:</l><lb/>
            <l>So hat der Tod gar nicht zu fru&#x0364;h Jhn u&#x0364;bereilet,</l><lb/>
            <l>Er hat has Seine ja in &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Ordnung bracht.</l><lb/>
            <l>Und was die <hi rendition="#fr">Schul</hi> betrifft, hat Er auch die be&#x017F;tellt,</l><lb/>
            <l>Und das <hi rendition="#aq">Examen</hi> noch zu rechter Zeit gehalten,</l><lb/>
            <l>Er <hi rendition="#aq">translocire</hi>te, und konte das verwalten,</l><lb/>
            <l>Wovon er in der Welt bey allen Ruhm erha&#x0364;lt.</l><lb/>
            <l>Der Ober-Schul-Patron rufft Jhn nunmehr zu Sich,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Examinir</hi>t Jhn auch; und weil Er gut be&#x017F;tanden,</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t vor &#x017F;eine Treu der Gnaden-Lohn verhanden.</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Geh ein zur Freud, ruh aus, erqvicke dich!</hi></l><lb/>
            <l>Hat der <hi rendition="#fr">Herr</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rector</hi></hi> dieß vor die gehabte Mu&#x0364;h,</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t Er ho&#x0364;ch&#x017F;t beglu&#x0364;ckt, &#x017F;o darf man Jhn nicht klagen,</l><lb/>
            <l>Und den <hi rendition="#fr">Betru&#x0364;bten</hi> kan man das zum Tro&#x017F;te &#x017F;agen:</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jhr Mann, Jhr Freund,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Patron</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">der &#x017F;tirbet nicht zu fru&#x0364;h.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">M.</hi><persName>Chri&#x017F;tian Geißler</persName>.</hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">W</hi>ein <placeName>Lauban</placeName>,</hi> laß es zu, daß deines Lehrers Gruft,</l><lb/>
            <l>Daß deines <hi rendition="#fr"><persName>Bo&#x0364;ttners</persName></hi> Grab auch in entfernter Luft</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;chwaches Mu&#x017F;enchor zu Leid und Klag erwecke,</l><lb/>
            <l>Daß es den innern Schmerz durch die&#x017F;es Blatt entdecke.</l><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom">L</fw>
            <fw type="catch" place="bottom">Dein</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0082] Du ſtirbeſt noch zufruͤh dem treuen Ehgemahl, Die Du durch GOttes Zug zum Eh-Schatz auserleſen, Und die ſich gluͤcklich ſchaͤtzt, daß Sie Dir lieb geweſen, Und Dich gehabt. Jedoch nicht mehr! Ey das bringt Qvaal. Allein, was tadeln wir des weiſen GOttes Rath! Er weiß die rechte Zeit uns von der Welt zu nehmen: Wir Chriſten muͤſſen uns das nicht zu tragen ſchaͤmen, Was GOtt beſchloſſen hat: Er iſt von Rath und That. Drum ſtirbt Er nicht zu fruͤh, Er hat Sein Haus beſtellt, Durch Buß und Glauben ſich mit ſeinem GOtt verbunden, Und dadurch Seine Feind geluͤcklich uͤberwunden, Daß Er dem Principal als Sieger wohlgefaͤllt. Er hat Sein Teſtament vor kurtzer Zeit gemacht, Und was Er hinterlaͤßt, gar weißlich eingetheilet: So hat der Tod gar nicht zu fruͤh Jhn uͤbereilet, Er hat has Seine ja in ſchoͤnſte Ordnung bracht. Und was die Schul betrifft, hat Er auch die beſtellt, Und das Examen noch zu rechter Zeit gehalten, Er translocirete, und konte das verwalten, Wovon er in der Welt bey allen Ruhm erhaͤlt. Der Ober-Schul-Patron rufft Jhn nunmehr zu Sich, Examinirt Jhn auch; und weil Er gut beſtanden, So iſt vor ſeine Treu der Gnaden-Lohn verhanden. Er ſpricht: Geh ein zur Freud, ruh aus, erqvicke dich! Hat der Herr Rector dieß vor die gehabte Muͤh, So iſt Er hoͤchſt begluͤckt, ſo darf man Jhn nicht klagen, Und den Betruͤbten kan man das zum Troſte ſagen: Jhr Mann, Jhr Freund, Patron, der ſtirbet nicht zu fruͤh. M. Chriſtian Geißler. Wein Lauban, laß es zu, daß deines Lehrers Gruft, Daß deines Boͤttners Grab auch in entfernter Luft Ein ſchwaches Muſenchor zu Leid und Klag erwecke, Daß es den innern Schmerz durch dieſes Blatt entdecke. Dein L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508578/82
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/82>, abgerufen am 22.11.2024.