Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite


Jhr Musen, die ihr sonst am Qveisse freudig spielt,
Wo euer Hertz nicht auch die bange Regung fühlt,
Die unsre Brust beklemmt, so kommt mit eurem Schilffe
Doch unsrer Blödigkeit und Schwachheit itzt zu Hülffe.
Klingt euer Ton doch auch so traurig und betrübt,
Daß euer Zuspruch uns gar wenig Hoffnung giebt,
Durch euer heischres Rohr und unsre schlaffe Saiten
Dem theuren Lehrer heut ein Denckmahl zu bereiten;
Dem Lehrer, dessen Treu uns so beglückt gemacht,
Der stets für unser Heil gesorget und gewacht,
Der uns die Wissenschafft und Tugenden zu üben
Durch seinen Unterricht und Beyspiel angetrieben,
So groß war seine Treu! So groß war unser Glück!
Nunmehr verkehrt sich das in einem Augenblick,
Da Rector Böttner stirbt. O Nachricht voller Schrecken!
Wie solte der Verlust nicht Schmertz und Gram erwecken?
Ach Nahme, welchen wir mit Ehrfurcht stets genennt!
Wer Böttners Wissenschafft, wer Böttners Tugend
kennt,
Wer
O 2


Jhr Muſen, die ihr ſonſt am Qveiſſe freudig ſpielt,
Wo euer Hertz nicht auch die bange Regung fuͤhlt,
Die unſre Bruſt beklemmt, ſo kommt mit eurem Schilffe
Doch unſrer Bloͤdigkeit und Schwachheit itzt zu Huͤlffe.
Klingt euer Ton doch auch ſo traurig und betruͤbt,
Daß euer Zuſpruch uns gar wenig Hoffnung giebt,
Durch euer heiſchres Rohr und unſre ſchlaffe Saiten
Dem theuren Lehrer heut ein Denckmahl zu bereiten;
Dem Lehrer, deſſen Treu uns ſo begluͤckt gemacht,
Der ſtets fuͤr unſer Heil geſorget und gewacht,
Der uns die Wiſſenſchafft und Tugenden zu uͤben
Durch ſeinen Unterricht und Beyſpiel angetrieben,
So groß war ſeine Treu! So groß war unſer Gluͤck!
Nunmehr verkehrt ſich das in einem Augenblick,
Da Rector Boͤttner ſtirbt. O Nachricht voller Schrecken!
Wie ſolte der Verluſt nicht Schmertz und Gram erwecken?
Ach Nahme, welchen wir mit Ehrfurcht ſtets genennt!
Wer Boͤttners Wiſſenſchafft, wer Boͤttners Tugend
kennt,
Wer
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsEpicedia" n="1">
        <pb facs="#f0108" n="107"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>hr Mu&#x017F;en, die ihr &#x017F;on&#x017F;t am Qvei&#x017F;&#x017F;e freudig &#x017F;pielt,</l><lb/>
            <l>Wo euer Hertz nicht auch die bange Regung fu&#x0364;hlt,</l><lb/>
            <l>Die un&#x017F;re Bru&#x017F;t beklemmt, &#x017F;o kommt mit eurem Schilffe</l><lb/>
            <l>Doch un&#x017F;rer Blo&#x0364;digkeit und Schwachheit itzt zu Hu&#x0364;lffe.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">K</hi>lingt euer Ton doch auch &#x017F;o traurig und betru&#x0364;bt,</l><lb/>
            <l>Daß euer Zu&#x017F;pruch uns gar wenig Hoffnung giebt,</l><lb/>
            <l>Durch euer hei&#x017F;chres Rohr und un&#x017F;re &#x017F;chlaffe Saiten</l><lb/>
            <l>Dem theuren Lehrer heut ein Denckmahl zu bereiten;</l><lb/>
            <l>Dem Lehrer, de&#x017F;&#x017F;en Treu uns &#x017F;o beglu&#x0364;ckt gemacht,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;tets fu&#x0364;r un&#x017F;er Heil ge&#x017F;orget und gewacht,</l><lb/>
            <l>Der uns die Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und Tugenden zu u&#x0364;ben</l><lb/>
            <l>Durch &#x017F;einen Unterricht und Bey&#x017F;piel angetrieben,</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o groß war &#x017F;eine Treu! So groß war un&#x017F;er Glu&#x0364;ck!</l><lb/>
            <l>Nunmehr verkehrt &#x017F;ich das in einem Augenblick,</l><lb/>
            <l>Da <hi rendition="#aq">Rector</hi> <hi rendition="#fr"><persName>Bo&#x0364;ttner</persName></hi> &#x017F;tirbt. O Nachricht voller Schrecken!</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;olte der Verlu&#x017F;t nicht Schmertz und Gram erwecken?</l><lb/>
            <l>Ach Nahme, welchen wir mit Ehrfurcht &#x017F;tets genennt!</l><lb/>
            <l>Wer <hi rendition="#fr"><persName>Bo&#x0364;ttners</persName></hi> Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft, wer <hi rendition="#fr"><persName>Bo&#x0364;ttners</persName></hi> Tugend</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kennt,</hi> </l><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom">O 2</fw>
            <fw type="catch" place="bottom">Wer</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0108] Jhr Muſen, die ihr ſonſt am Qveiſſe freudig ſpielt, Wo euer Hertz nicht auch die bange Regung fuͤhlt, Die unſre Bruſt beklemmt, ſo kommt mit eurem Schilffe Doch unſrer Bloͤdigkeit und Schwachheit itzt zu Huͤlffe. Klingt euer Ton doch auch ſo traurig und betruͤbt, Daß euer Zuſpruch uns gar wenig Hoffnung giebt, Durch euer heiſchres Rohr und unſre ſchlaffe Saiten Dem theuren Lehrer heut ein Denckmahl zu bereiten; Dem Lehrer, deſſen Treu uns ſo begluͤckt gemacht, Der ſtets fuͤr unſer Heil geſorget und gewacht, Der uns die Wiſſenſchafft und Tugenden zu uͤben Durch ſeinen Unterricht und Beyſpiel angetrieben, So groß war ſeine Treu! So groß war unſer Gluͤck! Nunmehr verkehrt ſich das in einem Augenblick, Da Rector Boͤttner ſtirbt. O Nachricht voller Schrecken! Wie ſolte der Verluſt nicht Schmertz und Gram erwecken? Ach Nahme, welchen wir mit Ehrfurcht ſtets genennt! Wer Boͤttners Wiſſenſchafft, wer Boͤttners Tugend kennt, Wer O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508578/108
Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/108>, abgerufen am 23.11.2024.