Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche
heisse/ als Brodt. Daraus schleust er/ die Phrygen müssen
doch eher denn die Aegyptier gewesen sein/ weil auch der Ae-
gyptier Kinder von jhnen selbst derselben sprache geredet ha-
ben/ vnd musten also die Aegyptier den Phrygen weichen/
gewonnen geben/ jhnen denn vorzug vnnd die erstigkeit las-
sen.

Aber Oder lecherlichen prob! Wie haben die armen
Jungen Kinder anders können reden lernen/ als jhnen von
den Ziegen ist vorgebleket worden?

Der Apostel Paulus entscheidet diesen Hochmütigen
vnd nichtigen streit in vnserm Texte gar richtig/ vnd spricht/
das sich keine Nation für der andern rühmen könne noch
solle/ das sie aus vnd von jhnen selbst gewachßen vnnd ent-
standen/ sondern sie haben alle einen Stammbawm/ den er-
sten Menschen Adam/ von dessen Blut sein alle andere
Menschen vnd geschlechter auff Erden entsprossen vnd her-
kommen.

Also/ ob wol etliche vorneme Adeliche geschlechte je
eins älter ist denn das andere/ so muß man doch solches einen
jedern passiren vnnd gut sein lassen. Endlich aber muß
man sie alle an den ersten Menschen/ davon sie jhren Vhr-
sprung haben/ remittiren vnd verweisen. Da hat sich
denn keiner für dem andern zu rühmen/ sondern sie haben al-
le einen Vater/ gleichen anfang vnd vhrsprung.

Wenn nu Ja allhier ein Klügling were/ der einwen-
den vnd sagen wolte/ es were Ja Adam allein nicht gnug-
sam gewesen/ sondern es hette auch Eva darzu kommen müs-
sen/ daß das Menschliche geschlechte erbawet vnnd ausge-
breitet würde: Dem antwortet Augustinus l. 14. de Ci-
vit. Dei Cap.
1. also: Duorum primorum hominum cre-

atus

Chriſtliche
heiſſe/ als Brodt. Daraus ſchleuſt er/ die Phrygen muͤſſen
doch eher denn die Aegyptier geweſen ſein/ weil auch der Ae-
gyptier Kinder von jhnen ſelbſt derſelben ſprache geredet ha-
ben/ vnd muſten alſo die Aegyptier den Phrygen weichen/
gewonnen geben/ jhnen denn vorzug vnnd die erſtigkeit laſ-
ſen.

Aber Oder lecherlichen prob! Wie haben die armen
Jungen Kinder anders koͤnnen reden lernen/ als jhnen von
den Ziegen iſt vorgebleket worden?

Der Apoſtel Paulus entſcheidet dieſen Hochmuͤtigen
vnd nichtigen ſtreit in vnſerm Texte gar richtig/ vñ ſpricht/
das ſich keine Nation fuͤr der andern ruͤhmen koͤnne noch
ſolle/ das ſie aus vnd von jhnen ſelbſt gewachßen vnnd ent-
ſtanden/ ſondern ſie haben alle einen Stam̃bawm/ den er-
ſten Menſchen Adam/ von deſſen Blut ſein alle andere
Menſchen vnd geſchlechter auff Erden entſproſſen vnd her-
kommen.

Alſo/ ob wol etliche vorneme Adeliche geſchlechte je
eins aͤlter iſt denn das andere/ ſo muß man doch ſolches einẽ
jedern paſſiren vnnd gut ſein laſſen. Endlich aber muß
man ſie alle an den erſten Menſchen/ davon ſie jhren Vhr-
ſprung haben/ remittiren vnd verweiſen. Da hat ſich
deñ keiner fuͤr dem andern zu ruͤhmen/ ſondern ſie haben al-
le einen Vater/ gleichen anfang vnd vhrſprung.

Wenn nu Ja allhier ein Kluͤgling were/ der einwen-
den vnd ſagen wolte/ es were Ja Adam allein nicht gnug-
ſam geweſen/ ſondern es hette auch Eva darzu kom̃en muͤſ-
ſen/ daß das Menſchliche geſchlechte erbawet vnnd ausge-
breitet wuͤrde: Dem antwortet Auguſtinus l. 14. de Ci-
vit. Dei Cap.
1. alſo: Duorum primorum hominum cre-

atus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0016" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche</hi></fw><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;e/ als Brodt. Daraus &#x017F;chleu&#x017F;t er/ die Phrygen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
doch eher denn die Aegyptier gewe&#x017F;en &#x017F;ein/ weil auch der Ae-<lb/>
gyptier Kinder von jhnen &#x017F;elb&#x017F;t der&#x017F;elben &#x017F;prache geredet ha-<lb/>
ben/ vnd mu&#x017F;ten al&#x017F;o die Aegyptier den Phrygen weichen/<lb/>
gewonnen geben/ jhnen denn vorzug vnnd die er&#x017F;tigkeit la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Aber Oder lecherlichen prob! Wie haben die armen<lb/>
Jungen Kinder anders ko&#x0364;nnen reden lernen/ als jhnen von<lb/>
den Ziegen i&#x017F;t vorgebleket worden?</p><lb/>
            <p>Der Apo&#x017F;tel Paulus ent&#x017F;cheidet die&#x017F;en Hochmu&#x0364;tigen<lb/>
vnd nichtigen &#x017F;treit in vn&#x017F;erm Texte gar richtig/ vn&#x0303; &#x017F;pricht/<lb/>
das &#x017F;ich keine Nation fu&#x0364;r der andern ru&#x0364;hmen ko&#x0364;nne noch<lb/>
&#x017F;olle/ das &#x017F;ie aus vnd von jhnen &#x017F;elb&#x017F;t gewachßen vnnd ent-<lb/>
&#x017F;tanden/ &#x017F;ondern &#x017F;ie haben alle einen Stam&#x0303;bawm/ den er-<lb/>
&#x017F;ten Men&#x017F;chen Adam/ von de&#x017F;&#x017F;en Blut &#x017F;ein alle andere<lb/>
Men&#x017F;chen vnd ge&#x017F;chlechter auff Erden ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en vnd her-<lb/>
kommen.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o/ ob wol etliche vorneme Adeliche ge&#x017F;chlechte je<lb/>
eins a&#x0364;lter i&#x017F;t denn das andere/ &#x017F;o muß man doch &#x017F;olches eine&#x0303;<lb/>
jedern pa&#x017F;&#x017F;iren vnnd gut &#x017F;ein la&#x017F;&#x017F;en. Endlich aber muß<lb/>
man &#x017F;ie alle an den er&#x017F;ten Men&#x017F;chen/ davon &#x017F;ie jhren Vhr-<lb/>
&#x017F;prung haben/ <hi rendition="#aq">remittiren</hi> vnd verwei&#x017F;en. Da hat &#x017F;ich<lb/>
den&#x0303; keiner fu&#x0364;r dem andern zu ru&#x0364;hmen/ &#x017F;ondern &#x017F;ie haben al-<lb/>
le einen Vater/ gleichen anfang vnd vhr&#x017F;prung.</p><lb/>
            <p>Wenn nu Ja allhier ein Klu&#x0364;gling were/ der einwen-<lb/>
den vnd &#x017F;agen wolte/ es were Ja Adam allein nicht gnug-<lb/>
&#x017F;am gewe&#x017F;en/ &#x017F;ondern es hette auch Eva darzu kom&#x0303;en mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ daß das Men&#x017F;chliche ge&#x017F;chlechte erbawet vnnd ausge-<lb/>
breitet wu&#x0364;rde: Dem antwortet <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus l. 14. de Ci-<lb/>
vit. Dei Cap.</hi> 1. al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">Duorum primorum hominum cre-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">atus</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0016] Chriſtliche heiſſe/ als Brodt. Daraus ſchleuſt er/ die Phrygen muͤſſen doch eher denn die Aegyptier geweſen ſein/ weil auch der Ae- gyptier Kinder von jhnen ſelbſt derſelben ſprache geredet ha- ben/ vnd muſten alſo die Aegyptier den Phrygen weichen/ gewonnen geben/ jhnen denn vorzug vnnd die erſtigkeit laſ- ſen. Aber Oder lecherlichen prob! Wie haben die armen Jungen Kinder anders koͤnnen reden lernen/ als jhnen von den Ziegen iſt vorgebleket worden? Der Apoſtel Paulus entſcheidet dieſen Hochmuͤtigen vnd nichtigen ſtreit in vnſerm Texte gar richtig/ vñ ſpricht/ das ſich keine Nation fuͤr der andern ruͤhmen koͤnne noch ſolle/ das ſie aus vnd von jhnen ſelbſt gewachßen vnnd ent- ſtanden/ ſondern ſie haben alle einen Stam̃bawm/ den er- ſten Menſchen Adam/ von deſſen Blut ſein alle andere Menſchen vnd geſchlechter auff Erden entſproſſen vnd her- kommen. Alſo/ ob wol etliche vorneme Adeliche geſchlechte je eins aͤlter iſt denn das andere/ ſo muß man doch ſolches einẽ jedern paſſiren vnnd gut ſein laſſen. Endlich aber muß man ſie alle an den erſten Menſchen/ davon ſie jhren Vhr- ſprung haben/ remittiren vnd verweiſen. Da hat ſich deñ keiner fuͤr dem andern zu ruͤhmen/ ſondern ſie haben al- le einen Vater/ gleichen anfang vnd vhrſprung. Wenn nu Ja allhier ein Kluͤgling were/ der einwen- den vnd ſagen wolte/ es were Ja Adam allein nicht gnug- ſam geweſen/ ſondern es hette auch Eva darzu kom̃en muͤſ- ſen/ daß das Menſchliche geſchlechte erbawet vnnd ausge- breitet wuͤrde: Dem antwortet Auguſtinus l. 14. de Ci- vit. Dei Cap. 1. alſo: Duorum primorum hominum cre- atus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508146
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508146/16
Zitationshilfe: Mauritius, Joachim: Adelicher vnd anderer vornehmen Geschlechter erster Anfang vnd endlicher Untergang. Wittenberg, 1626, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508146/16>, abgerufen am 24.11.2024.