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Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672.

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Lebenslauff.
und geliebet/ in seinen vielfältigen beschwerlichen
Kranckheiten biß in sein seliges Ende fleissig gepfleget.
Jhre Kinder zufoderst zu der Gottesfurcht mit Sorg-
falt und Ernst gehalten/ und daß die Söhne sonderlich
zu allen Guten/ und zu erlernung anständigen Wissen-
schafften angeführet würden/ keinen Fleiß noch Kosten
gesparet/ gestalt auch die zwey ältisten Söhne meistlich
umb besserer habilitirung wegen abwesend gewesen/ und
der Mittelste wenig Wochen vor ihren Tod auff die
Universitet Tübingen verschicket worden; Der Eltere
aber gleich in procinctu gestanden/ seine Studia Acade-
mica
zu continuiren.

Gegen ihren Herrn Vater/ hat Sie einen unauß-
setzlichen Gehorsam/ so wohl vor/ als nach ihrer Ver-
heyrahtung erwiesen/ so daß er sich nicht zu erinnern
vermag/ daß Sie Jhn jemahls erzürnet; Und Jhm da-
hero dieser wider die Ordnung der Natur erfolgte To-
des fall desto schmertzlicher fället. Ein gleichmässiges
bezeuget von Jhr solches ihres Vaters jetzige Ehliebste;
und gegen ihres seel. Mannes Kindere voriger Ehe/ hat
Sie sich nicht als eine Stieff- sondern leibliche Mutter
erzeuget/ und Sie zum Theil erzogen/ die Sie dann
auch wie leibliche Kinder hinwieder geliebet und geehret/
und die schöne Tugend der Einigkeit unter einander bli-
cken lassen. Der Lügen und Falschheit ist Sie eine gros-
se Feindin; Hingegen der Auffrichtigkeit zugethan ge-
wesen. Auff Jhr Wort kunte man sich verlassen. De-
nen/ die ihrer Hülffe in einen und andern vonnöthen
hatten/ ließ Sie solche gern wiederfahren/ so daß ihrer
viel eine grosse Gutthäterin verlohren haben werden.
Pracht und Hoffart hat Sie gehasset/ sich bey ihren

ziemli-
G 2

Lebenslauff.
und geliebet/ in ſeinen vielfaͤltigen beſchwerlichen
Kranckheiten biß in ſein ſeliges Ende fleiſſig gepfleget.
Jhre Kinder zufoderſt zu der Gottesfurcht mit Sorg-
falt und Ernſt gehalten/ und daß die Soͤhne ſonderlich
zu allen Guten/ und zu erlernung anſtaͤndigen Wiſſen-
ſchafften angefuͤhret wuͤrden/ keinen Fleiß noch Koſten
geſparet/ geſtalt auch die zwey aͤltiſten Soͤhne meiſtlich
umb beſſerer habilitirung wegen abweſend geweſen/ und
der Mittelſte wenig Wochen vor ihren Tod auff die
Univerſitet Tuͤbingen verſchicket worden; Der Eltere
aber gleich in procinctu geſtanden/ ſeine Studia Acade-
mica
zu continuiren.

Gegen ihren Herꝛn Vater/ hat Sie einen unauß-
ſetzlichen Gehorſam/ ſo wohl vor/ als nach ihrer Ver-
heyrahtung erwieſen/ ſo daß er ſich nicht zu erinnern
vermag/ daß Sie Jhn jemahls erzuͤrnet; Und Jhm da-
hero dieſer wider die Ordnung der Natur erfolgte To-
des fall deſto ſchmertzlicher faͤllet. Ein gleichmaͤſſiges
bezeuget von Jhr ſolches ihres Vaters jetzige Ehliebſte;
und gegen ihres ſeel. Mannes Kindere voriger Ehe/ hat
Sie ſich nicht als eine Stieff- ſondern leibliche Mutter
erzeuget/ und Sie zum Theil erzogen/ die Sie dann
auch wie leibliche Kinder hinwieder geliebet und geehret/
und die ſchoͤne Tugend der Einigkeit unter einander bli-
cken laſſen. Der Luͤgen und Falſchheit iſt Sie eine groſ-
ſe Feindin; Hingegen der Auffrichtigkeit zugethan ge-
weſen. Auff Jhr Wort kunte man ſich verlaſſen. De-
nen/ die ihrer Huͤlffe in einen und andern vonnoͤthen
hatten/ ließ Sie ſolche gern wiederfahren/ ſo daß ihrer
viel eine groſſe Gutthaͤterin verlohren haben werden.
Pracht und Hoffart hat Sie gehaſſet/ ſich bey ihren

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G 2
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Zitationshilfe: Schubert, Christian: Apostolische Glaubens-Wage. Merseburg, 1672, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508139/51>, abgerufen am 24.11.2024.