Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704].Abdanckungs-Rede. da empfängt den erqvickenden Lebens-Geruch aus GOtt:Denn das Evangelium ist ein Geruch des Lebens zum Leben/ denen die da seelig werden. Der Glau- be die Zunge/ die das güttige Wort GOTTES und die Kräffte der zukünfftigen Welt schmecket: Da heist es; Schmecket und sehet/ wie freundlich der HErr ist! Der Glaube die Hand/ damit wir den Gecreutzigten hal- ten und in Jhm erhalten das ewige Leben. Der Glaube das Auge/ das CHristum siehet: Seelig sind/ die rei- nes Hertzens sind/ die werden GOTT schauen! Der Glaube ist die feste Lötung/ dadurch aus zweyen eins wird/ und das kräfftige Jawort/ welches die bußfertige Seele mit dem Bräutigam Christo auf sein liebreiches An- erbieten wechselt/ und mit Jhm sich unaufflößlich verbin- det/ der Glaube hänget sich an CHristo/ wie eine Klette am Kleide: Er umbfasset Jhn/ wie Jacob im Ringen den HErrn/ den er nicht lassen wolt: Ja durch den Glauben entstehet eine so genaue Vereinigung zwischen CHristo und der Seelen/ wie zwischen der Mutter und dem Kin- de/ das sie im Leibe trägt: Wie zwischen einem Stamm und dem Reiselein/ das darinnen gepfroffet und gepflan- tzet: Wie zwischen einem Weinstock und den Reben/ da- von diese aus jenem allen Safft ziehen: Wie zwischen Haupt und Gliedern/ die genau zusammen halten. Durch den Glauben herrschen wir über Sünd/ Tod und Teufel. Durch den Glauben ist alles unser/ was GOTTES und Christi ist. Jener Vater sagte zu seinem Sohn: Alles was mein ist/ das ist dein. So sagt auch CHristus: Alles was mein ist/ das ist dein. Diß Wort ergreifft der
Abdanckungs-Rede. da empfaͤngt den erqvickenden Lebens-Geruch aus GOtt:Denn das Evangelium iſt ein Geruch des Lebens zum Leben/ denen die da ſeelig werden. Der Glau- be die Zunge/ die das guͤttige Wort GOTTES und die Kraͤffte der zukuͤnfftigen Welt ſchmecket: Da heiſt es; Schmecket und ſehet/ wie freundlich der HErꝛ iſt! Der Glaube die Hand/ damit wir den Gecreutzigten hal- ten und in Jhm erhalten das ewige Leben. Der Glaube das Auge/ das CHriſtum ſiehet: Seelig ſind/ die rei- nes Hertzens ſind/ die werden GOTT ſchauen! Der Glaube iſt die feſte Loͤtung/ dadurch aus zweyen eins wird/ und das kraͤfftige Jawort/ welches die bußfertige Seele mit dem Braͤutigam Chriſto auf ſein liebreiches An- erbieten wechſelt/ und mit Jhm ſich unauffloͤßlich verbin- det/ der Glaube haͤnget ſich an CHriſto/ wie eine Klette am Kleide: Er umbfaſſet Jhn/ wie Jacob im Ringen den HErrn/ den er nicht laſſen wolt: Ja durch den Glauben entſtehet eine ſo genaue Vereinigung zwiſchen CHriſto und der Seelen/ wie zwiſchen der Mutter und dem Kin- de/ das ſie im Leibe traͤgt: Wie zwiſchen einem Stamm und dem Reiſelein/ das darinnen gepfroffet und gepflan- tzet: Wie zwiſchen einem Weinſtock und den Reben/ da- von dieſe aus jenem allen Safft ziehen: Wie zwiſchen Haupt und Gliedern/ die genau zuſammen halten. Durch den Glauben herꝛſchen wir uͤber Suͤnd/ Tod und Teufel. Durch den Glauben iſt alles unſer/ was GOTTES und Chriſti iſt. Jener Vater ſagte zu ſeinem Sohn: Alles was mein iſt/ das iſt dein. So ſagt auch CHriſtus: Alles was mein iſt/ das iſt dein. Diß Wort ergreifft der
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Abdanckungs-Rede.
da empfaͤngt den erqvickenden Lebens-Geruch aus GOtt:
Denn das Evangelium iſt ein Geruch des Lebens
zum Leben/ denen die da ſeelig werden. Der Glau-
be die Zunge/ die das guͤttige Wort GOTTES und die
Kraͤffte der zukuͤnfftigen Welt ſchmecket: Da heiſt es;
Schmecket und ſehet/ wie freundlich der HErꝛ iſt!
Der Glaube die Hand/ damit wir den Gecreutzigten hal-
ten und in Jhm erhalten das ewige Leben. Der Glaube
das Auge/ das CHriſtum ſiehet: Seelig ſind/ die rei-
nes Hertzens ſind/ die werden GOTT ſchauen!
Der Glaube iſt die feſte Loͤtung/ dadurch aus zweyen eins
wird/ und das kraͤfftige Jawort/ welches die bußfertige
Seele mit dem Braͤutigam Chriſto auf ſein liebreiches An-
erbieten wechſelt/ und mit Jhm ſich unauffloͤßlich verbin-
det/ der Glaube haͤnget ſich an CHriſto/ wie eine Klette
am Kleide: Er umbfaſſet Jhn/ wie Jacob im Ringen den
HErrn/ den er nicht laſſen wolt: Ja durch den Glauben
entſtehet eine ſo genaue Vereinigung zwiſchen CHriſto
und der Seelen/ wie zwiſchen der Mutter und dem Kin-
de/ das ſie im Leibe traͤgt: Wie zwiſchen einem Stamm
und dem Reiſelein/ das darinnen gepfroffet und gepflan-
tzet: Wie zwiſchen einem Weinſtock und den Reben/ da-
von dieſe aus jenem allen Safft ziehen: Wie zwiſchen
Haupt und Gliedern/ die genau zuſammen halten. Durch
den Glauben herꝛſchen wir uͤber Suͤnd/ Tod und Teufel.
Durch den Glauben iſt alles unſer/ was GOTTES und
Chriſti iſt. Jener Vater ſagte zu ſeinem Sohn: Alles
was mein iſt/ das iſt dein. So ſagt auch CHriſtus:
Alles was mein iſt/ das iſt dein. Diß Wort ergreifft
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Zitationshilfe: | Titus, Andrea: Glaube/ Liebe/ Hoffnung/ Gedult/ Als 4. Haupt-Tugenden Eines Christen. Schlichtingsheim, [1704], S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392456/7>, abgerufen am 16.02.2025. |