Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.Die bittere Klage ches Wesen geniessen soll zur Rechten GOttes ewiglich/ (Ps. XVI, 11.) Wo-mit Cyprianus überein stimmt/ wenn er in seiner Exhort Martyr. schreibet: Mors est transitus de labore ad refrigerium; Und Chrysostomus: Mors est transmigratio a deterioribus ad meliora, non homo, sed ho- minis miseria moritur. Der Todt ist nichts/ denn nur ein Eingang in das Leben/ Da uns der HErr fürs Creutz viel Freud und Lust will geben. Ey! wer wolte sich denn nicht täglich zu seinem Todte bereiten/ und mit Da- Laß mich bey Zeit mein Hauß bestellen/ Daß ich bereit sey für und für/ Und sage frisch in allen Fällen: HErr/ wie du wilt/ so schicks mit mir! Doch lasset uns bey dieser Bereitung zum Todte nicht alle Liebe unserer treu- Und dem lasset uns bey Absterben unserer lieben Freunde und Anverwand- Ehe-
Die bittere Klage ches Weſen genieſſen ſoll zur Rechten GOttes ewiglich/ (Pſ. XVI, 11.) Wo-mit Cyprianus uͤberein ſtimmt/ wenn er in ſeiner Exhort Martyr. ſchreibet: Mors eſt tranſitus de labore ad refrigerium; Und Chryſoſtomus: Mors eſt transmigratio à deterioribus ad meliora, non homo, ſed ho- minis miſeria moritur. Der Todt iſt nichts/ denn nur ein Eingang in das Leben/ Da uns der HErr fuͤrs Creutz viel Freud und Luſt will geben. Ey! wer wolte ſich denn nicht taͤglich zu ſeinem Todte bereiten/ und mit Da- Laß mich bey Zeit mein Hauß beſtellen/ Daß ich bereit ſey fuͤr und fuͤr/ Und ſage friſch in allen Faͤllen: HErr/ wie du wilt/ ſo ſchicks mit mir! Doch laſſet uns bey dieſer Bereitung zum Todte nicht alle Liebe unſerer treu- Und dem laſſet uns bey Abſterben unſerer lieben Freunde und Anverwand- Ehe-
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Die bittere Klage
ches Weſen genieſſen ſoll zur Rechten GOttes ewiglich/ (Pſ. XVI, 11.) Wo-
mit Cyprianus uͤberein ſtimmt/ wenn er in ſeiner Exhort Martyr. ſchreibet:
Mors eſt tranſitus de labore ad refrigerium; Und Chryſoſtomus:
Mors eſt transmigratio à deterioribus ad meliora, non homo, ſed ho-
minis miſeria moritur.
Der Todt iſt nichts/ denn nur ein Eingang in das Leben/
Da uns der HErr fuͤrs Creutz viel Freud und Luſt will geben.
Ey! wer wolte ſich denn nicht taͤglich zu ſeinem Todte bereiten/ und mit Da-
vid ſeuffzen: HErr/ lehre uns bedencken/ daß wir ſterben muͤſſen/ auf daß
wir klug und ſelig werden/ (Pſ. XC, 17.)
Laß mich bey Zeit mein Hauß beſtellen/
Daß ich bereit ſey fuͤr und fuͤr/
Und ſage friſch in allen Faͤllen:
HErr/ wie du wilt/ ſo ſchicks mit mir!
Doch laſſet uns bey dieſer Bereitung zum Todte nicht alle Liebe unſerer treu-
en und auffrichtigen Freunde in und nach ihrem Todte gaͤntzlich vergeſſen/
ſondern eos decenter lugeamus, ſie gebuͤhrender maßen beweinen/ beklagen
und betrauren/ ſonderlich wann ſie etwan durch einen ploͤtzlichen/ ſchnellen
und gewaltſamen Todt von uns hinweg geriſſen worden. David hat dieſe
Chriſten-Pflicht wohl gelernet/ deswegen hieß ſeine Trauer-Klage uͤber den
verſtorbenen Jonathan: Es iſt mir leid um dich/ mein Bruder Jona-
than; welche er nachgehends bey Verluſt ſeines ungerathenen Sohnes
weit nachdruͤcklicher wiederholete: Ach! mein Sohn Abſolon/ mein Sohn/
mein Sohn Abſolon! wolte GOtt! ich muͤſte fuͤr dich ſterben. O Abſo-
lon! mein Sohn/ mein Sohn! (2. Sam. XVIII, 33.)
Und dem laſſet uns bey Abſterben unſerer lieben Freunde und Anverwand-
ten nachfolgen/ und ſie gebuͤhrender Weiſe beweinen. Dahin gehet Sy-
rachs und Pauli Vermahnung: Mein Kind/ wenn dir einer ſtirbt/ ſo be-
weine ihn/ und beklage ihn/ als waͤre dir groß Leid geſchehen; Du ſolt bit-
terlich weinen/ und hertzlich betruͤbt ſeyn/ und Leide tragen/ darnach er geweſt
iſt/ (Syr XXXVIII, 16. 17.) Welchen Befehl alle fromme Chriſten Altes und
Neues Teſtamentes zu ihrer Zeit beobachtet/ und ihre ſelig-Verſtorbene
ſchmertzlich beklaget und beweinet haben. Vom Cleandro iſt bekannt/ daß
er bey ſeiner Liebſten Abſterben einen gantzen Pocal voller Thraͤnen auffge-
ſamlet/ und der Leiche auffgeopffert habe. (vid. Adam. Corn. Cop. P. I. p.
524.) Warum ſolten wir nicht dieſem Exempel nachfolgen/ zumahl da wir
wiſſen/ daß es unſere naͤchſten Bluts-Freunde und Anverwandten/ unſer
Ehe-
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Zitationshilfe: | Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/36>, abgerufen am 16.02.2025. |