Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.über den Erschlagenen in meinem Volck. Glück gehabt/ daß er von jederman im Leben geliebet/ und im Tode betrau-ret wird. Absonderlich aber hat er sich mit seinen und seines Weibes Freunden und Anverwandten wohl vertragen/ in vertraulicher Freund- schafft/ Harmonie und Einigkeit gelebet. Jn der Historia rühmet man viel von des Damonis und Pythiae, Castoris und Pollucis auffrichtiger Freund- und Brüderschafft/ Lucianus und Tullius hatten einander so lieb/ daß sich ein jedweder den Todt darum wünschete/ damit der andere seine Jahre leben möchte. (vid. Adam. Corn. Cop. P 1. p. 643. seq.) Und eine dergleichen/ ja noch genauere Freundschafft hielte er mit seinen Freunden/ und sonderlich mit dem/ der ihn nachgehends ins Unglück ge- bracht. War er nun Jonathan in vielen Tugenden gleich/ so hatte er auch fast gleiches Unglück mit demselben. Denn was den p. Modum Occisionis, oder das Unglück und die Arth desselben Sonsten dräuet der grosse GOtt denen Ruchlosen einen gewaltsamen Von Jonathan heist es: er sey erschlagen. Jonathan ist auff deinen fos- B 3
uͤber den Erſchlagenen in meinem Volck. Gluͤck gehabt/ daß er von jederman im Leben geliebet/ und im Tode betrau-ret wird. Abſonderlich aber hat er ſich mit ſeinen und ſeines Weibes Freunden und Anverwandten wohl vertragen/ in vertraulicher Freund- ſchafft/ Harmonie und Einigkeit gelebet. Jn der Hiſtoria ruͤhmet man viel von des Damonis und Pythiæ, Caſtoris und Pollucis auffrichtiger Freund- und Bruͤderſchafft/ Lucianus und Tullius hatten einander ſo lieb/ daß ſich ein jedweder den Todt darum wuͤnſchete/ damit der andere ſeine Jahre leben moͤchte. (vid. Adam. Corn. Cop. P 1. p. 643. ſeq.) Und eine dergleichen/ ja noch genauere Freundſchafft hielte er mit ſeinen Freunden/ und ſonderlich mit dem/ der ihn nachgehends ins Ungluͤck ge- bracht. War er nun Jonathan in vielen Tugenden gleich/ ſo hatte er auch faſt gleiches Ungluͤck mit demſelben. Denn was den p. Modum Occiſionis, oder das Ungluͤck und die Arth deſſelben Sonſten draͤuet der groſſe GOtt denen Ruchloſen einen gewaltſamen Von Jonathan heiſt es: er ſey erſchlagen. Jonathan iſt auff deinen foſ- B 3
<TEI> <text> <body> <div type="fsSermon" n="1"> <div type="fsMainPart" n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">uͤber den Erſchlagenen in meinem Volck.</hi></fw><lb/> Gluͤck gehabt/ daß er von jederman im Leben geliebet/ und im Tode betrau-<lb/> ret wird. Abſonderlich aber hat er ſich mit ſeinen und ſeines Weibes<lb/> Freunden und Anverwandten wohl vertragen/ in vertraulicher Freund-<lb/> ſchafft/ <hi rendition="#aq">Harmoni</hi>e und Einigkeit gelebet. Jn der <hi rendition="#aq">Hiſtoria</hi> ruͤhmet man<lb/> viel von des <hi rendition="#aq">Damonis</hi> und <hi rendition="#aq">Pythiæ, Caſtoris</hi> und <hi rendition="#aq">Pollucis</hi> auffrichtiger<lb/> Freund- und Bruͤderſchafft/ <hi rendition="#aq">Lucianus</hi> und <hi rendition="#aq">Tullius</hi> hatten einander ſo<lb/> lieb/ daß ſich ein jedweder den Todt darum wuͤnſchete/ damit der andere<lb/> ſeine Jahre leben moͤchte. (<hi rendition="#aq">vid. Adam. Corn. Cop. P 1. p. 643. ſeq.</hi>)<lb/> Und eine dergleichen/ ja noch genauere Freundſchafft hielte er mit ſeinen<lb/> Freunden/ und ſonderlich mit dem/ der ihn nachgehends ins Ungluͤck ge-<lb/> bracht. War er nun Jonathan in vielen Tugenden gleich/ ſo hatte er<lb/> auch faſt gleiches Ungluͤck mit demſelben. Denn was den</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">p. Modum Occiſionis,</hi> oder <hi rendition="#fr">das Ungluͤck und die Arth deſſelben</hi><lb/> anbelanget/ <hi rendition="#fr">ſo war er erſchoſſen.</hi></p><lb/> <p>Sonſten draͤuet der groſſe GOtt denen Ruchloſen einen gewaltſamen<lb/> Tod/ und ſollen dieſelben von Rechts wegen erſchlagen werden/ wie aus<lb/> dem Munde Davids zu erſehen: Den Gottloſen wird das Ungluͤck toͤdten/<lb/> und die den Gerechten haſſen/ werden Schuld haben/ (<hi rendition="#aq">Pſal. XXXIV,</hi> 22.)<lb/> Oder wie ſich die Goͤttliche Majeſtaͤt vernehmen laͤſt: Die Blutgierigen<lb/> und Falſchen werden ihr Leben nicht zur Helffte bringen/ (<hi rendition="#aq">Pſal. LV,</hi> 24.)<lb/> Welches Cain wohl wuſte/ und ſich deßwegen/ nach begangenem Bruder-<lb/> Mord und angehoͤrter gebuͤhrender Straffe/ gegen GOtt vernehmen ließ:<lb/> So wird mirs gehen/ daß mich todt ſchlage/ wer mich findet; (<hi rendition="#aq">Gen. IV,</hi><lb/> 14.) und <hi rendition="#aq">Julius Cæſar</hi> in der That erfahren muſte/ welcher/ nach vielen ver-<lb/> uͤbten Todtſchlaͤgen/ endlich mit 23. Wunden zu todt geſtochen wurde. Al-<lb/> leine/ wie es ehemahls dem frommen und unſchuldigen Prieſter <hi rendition="#aq">Ahimelech</hi><lb/> und ſeinem gantzen Hauſe zu <hi rendition="#aq">Nobe</hi> ergieng/ daß er ſelb 85. auff einen Tag<lb/> erſchlagen wurde; (1. <hi rendition="#aq">Sam. XXII,</hi> 18.) und dem redlichen <hi rendition="#aq">Uriæ,</hi> der unver-<lb/> ſchuldeter Weiſe an die Spitze des Krieges geſtellet/ und darinnen ermor-<lb/> det wurde/ (2. <hi rendition="#aq">Sam. XI,</hi> 15. 17.) Alſo iſt es auch unſerm ſelig-verſtorbenen<lb/> Mitbruder (gleich wie GOtt ſonſt die Seinigen in manches Creutz und<lb/> Ungluͤck/ nach ſeinem heiligen und unerforſchlichen Rath/ gerathen laͤſ-<lb/> ſet/) ergangen/ denn ſein Ungluͤck beſtehet darinnen/ daß er erſchoſſen wor-<lb/> den.</p><lb/> <p>Von Jonathan heiſt es: er ſey erſchlagen. Jonathan iſt auff deinen<lb/> Hoͤhen etſchlagen. Der Heil. Geiſt braucht in ſeiner Sprache das oben<lb/> angefuͤhrte und erklaͤrte Wort <supplied>ᔀᔀᑤᒕᑤ</supplied> welches ſo viel/ als <hi rendition="#aq">vulneratum, con-</hi><lb/> <fw type="sig" place="bottom">B 3</fw><fw type="catch" place="bottom"><hi rendition="#aq">foſ-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
uͤber den Erſchlagenen in meinem Volck.
Gluͤck gehabt/ daß er von jederman im Leben geliebet/ und im Tode betrau-
ret wird. Abſonderlich aber hat er ſich mit ſeinen und ſeines Weibes
Freunden und Anverwandten wohl vertragen/ in vertraulicher Freund-
ſchafft/ Harmonie und Einigkeit gelebet. Jn der Hiſtoria ruͤhmet man
viel von des Damonis und Pythiæ, Caſtoris und Pollucis auffrichtiger
Freund- und Bruͤderſchafft/ Lucianus und Tullius hatten einander ſo
lieb/ daß ſich ein jedweder den Todt darum wuͤnſchete/ damit der andere
ſeine Jahre leben moͤchte. (vid. Adam. Corn. Cop. P 1. p. 643. ſeq.)
Und eine dergleichen/ ja noch genauere Freundſchafft hielte er mit ſeinen
Freunden/ und ſonderlich mit dem/ der ihn nachgehends ins Ungluͤck ge-
bracht. War er nun Jonathan in vielen Tugenden gleich/ ſo hatte er
auch faſt gleiches Ungluͤck mit demſelben. Denn was den
p. Modum Occiſionis, oder das Ungluͤck und die Arth deſſelben
anbelanget/ ſo war er erſchoſſen.
Sonſten draͤuet der groſſe GOtt denen Ruchloſen einen gewaltſamen
Tod/ und ſollen dieſelben von Rechts wegen erſchlagen werden/ wie aus
dem Munde Davids zu erſehen: Den Gottloſen wird das Ungluͤck toͤdten/
und die den Gerechten haſſen/ werden Schuld haben/ (Pſal. XXXIV, 22.)
Oder wie ſich die Goͤttliche Majeſtaͤt vernehmen laͤſt: Die Blutgierigen
und Falſchen werden ihr Leben nicht zur Helffte bringen/ (Pſal. LV, 24.)
Welches Cain wohl wuſte/ und ſich deßwegen/ nach begangenem Bruder-
Mord und angehoͤrter gebuͤhrender Straffe/ gegen GOtt vernehmen ließ:
So wird mirs gehen/ daß mich todt ſchlage/ wer mich findet; (Gen. IV,
14.) und Julius Cæſar in der That erfahren muſte/ welcher/ nach vielen ver-
uͤbten Todtſchlaͤgen/ endlich mit 23. Wunden zu todt geſtochen wurde. Al-
leine/ wie es ehemahls dem frommen und unſchuldigen Prieſter Ahimelech
und ſeinem gantzen Hauſe zu Nobe ergieng/ daß er ſelb 85. auff einen Tag
erſchlagen wurde; (1. Sam. XXII, 18.) und dem redlichen Uriæ, der unver-
ſchuldeter Weiſe an die Spitze des Krieges geſtellet/ und darinnen ermor-
det wurde/ (2. Sam. XI, 15. 17.) Alſo iſt es auch unſerm ſelig-verſtorbenen
Mitbruder (gleich wie GOtt ſonſt die Seinigen in manches Creutz und
Ungluͤck/ nach ſeinem heiligen und unerforſchlichen Rath/ gerathen laͤſ-
ſet/) ergangen/ denn ſein Ungluͤck beſtehet darinnen/ daß er erſchoſſen wor-
den.
Von Jonathan heiſt es: er ſey erſchlagen. Jonathan iſt auff deinen
Hoͤhen etſchlagen. Der Heil. Geiſt braucht in ſeiner Sprache das oben
angefuͤhrte und erklaͤrte Wort ᔀᔀᑤᒕᑤ welches ſo viel/ als vulneratum, con-
foſ-
B 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |