Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.Abdanckungs-Rede. trübten zu Trost vorhielte/ hier sehe man ja/ und könne ge-wiß seyn/ daß bey ihr ein Hertz voll Glaubens/ Andacht und heiligen Geistes seyn müsse/ der in ihr ruffe das A[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ba/ lieber Vater/ und ihrem Hertzen Zeugnis gebe/ daß Sie ein Kind GOttes sey/ und der Heil. Geist Sie auch vertrete mit un- aussprechlichen Seuffzen. JESUS war da in ihrem Her- zen und auff Jhrer Zunge/ Jhr Advocat und Fürsprecher bey1. Joh. 2, 1. dem Vater/ wie sie Jhn öffters nennete/ der ihre Sache wider den Satan/ Sünde und Tod ausführete. Eine so tapffere und gute Streiterin war die Seelige. Tapfferkeit und Stär- cke ist eine Tugend/ die sonst von grossen Männern pflegt ge- rühmet zu werden; Weiber aber nennet der Heilige Geist schwächere Werckzeuge/ dieweil sie/ ob schon nicht durchge-1. Petr. 3, 7. hends/ doch gemeiniglich an Leibes- und Gemüths-Kräfften schwächer sind/ als die Männer; iedoch sind Weiber Tugendsa- me/ wie denn dieses ihr gemeiner Ehren-Titul ist/ so müssen wir gläuben/ daß die Tugend-Schwestern in einer unzer- trenneten Gesellschafft zusammen halten/ und sich mit ihren Armen so fest in einander schliessen/ als Glieder einer Kette/ und gleichwie Erbarkeit/ Zucht Demuth/ Mildigkeit; also kan auch wohl Tapfferkeit/ welche in der Sitten-Lehrer Tugend- Register sonst die erste Tugend ist/ bey ihnen gefunden wer- den. Man lieset ja von Helden-müthigen und tapffern Weibs- Personen in Göttlichen und weltlichen Schrifften zur Gnüge: Erwieß nicht Jael/ zur Richter in Jsrael Zeit/ eine Helden-Jud. 4, 21. sq müthige That an dem Kriegs-Held Sissera, und durchbohrte mit einem Nagel seinen Schlaff/ daß Er davon in den Todes- Schlaff einsanck? Bekand ist die Heldin Judith/ wie sie sichJud. 10. sq. unter ein gantzes Kriegs-Herr wagte/ und den großmütigen Holofernem erlegte. Wer hat die erste Monarchie der Assy- rer höher erhoben/ als die tapffere Semiramis? ihre Heeres- Züge streckten sich biß in Lybien/ Arabien und Jndien; ein son- G 3
Abdanckungs-Rede. truͤbten zu Troſt vorhielte/ hier ſehe man ja/ und koͤnne ge-wiß ſeyn/ daß bey ihr ein Hertz voll Glaubens/ Andacht und heiligen Geiſtes ſeyn muͤſſe/ der in ihr ruffe das A[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ba/ lieber Vater/ und ihrem Hertzen Zeugnis gebe/ daß Sie ein Kind GOttes ſey/ und der Heil. Geiſt Sie auch vertrete mit un- ausſprechlichen Seuffzen. JESUS war da in ihrem Her- zen und auff Jhrer Zunge/ Jhr Advocat und Fuͤrſprecher bey1. Joh. 2, 1. dem Vater/ wie ſie Jhn oͤffters nennete/ der ihre Sache wider den Satan/ Suͤnde und Tod ausfuͤhrete. Eine ſo tapffere und gute Streiterin war die Seelige. Tapfferkeit und Staͤr- cke iſt eine Tugend/ die ſonſt von groſſen Maͤnnern pflegt ge- ruͤhmet zu werden; Weiber aber nennet der Heilige Geiſt ſchwaͤchere Werckzeuge/ dieweil ſie/ ob ſchon nicht durchge-1. Petr. 3, 7. hends/ doch gemeiniglich an Leibes- und Gemuͤths-Kraͤfften ſchwaͤcher ſind/ als die Maͤnner; iedoch ſind Weiber Tugendſa- me/ wie denn dieſes ihr gemeiner Ehren-Titul iſt/ ſo muͤſſen wir glaͤuben/ daß die Tugend-Schweſtern in einer unzer- trenneten Geſellſchafft zuſammen halten/ und ſich mit ihren Armen ſo feſt in einander ſchlieſſen/ als Glieder einer Kette/ und gleichwie Erbarkeit/ Zucht Demuth/ Mildigkeit; alſo kan auch wohl Tapfferkeit/ welche in der Sitten-Lehrer Tugend- Regiſter ſonſt die erſte Tugend iſt/ bey ihnen gefunden wer- den. Man lieſet ja von Helden-muͤthigen und tapffern Weibs- Perſonen in Goͤttlichen und weltlichen Schrifften zur Gnuͤge: Erwieß nicht Jael/ zur Richter in Jſrael Zeit/ eine Helden-Jud. 4, 21. ſq muͤthige That an dem Kriegs-Held Siſſera, und durchbohrte mit einem Nagel ſeinen Schlaff/ daß Er davon in den Todes- Schlaff einſanck? Bekand iſt die Heldin Judith/ wie ſie ſichJud. 10. ſq. unter ein gantzes Kriegs-Herr wagte/ und den großmuͤtigen Holofernem erlegte. Wer hat die erſte Monarchie der Aſſy- rer hoͤher erhoben/ als die tapffere Semiramis? ihre Heeres- Zuͤge ſtreckten ſich biß in Lybien/ Arabien und Jndien; ein ſon- G 3
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Abdanckungs-Rede.
truͤbten zu Troſt vorhielte/ hier ſehe man ja/ und koͤnne ge-
wiß ſeyn/ daß bey ihr ein Hertz voll Glaubens/ Andacht und
heiligen Geiſtes ſeyn muͤſſe/ der in ihr ruffe das A_ba/ lieber
Vater/ und ihrem Hertzen Zeugnis gebe/ daß Sie ein Kind
GOttes ſey/ und der Heil. Geiſt Sie auch vertrete mit un-
ausſprechlichen Seuffzen. JESUS war da in ihrem Her-
zen und auff Jhrer Zunge/ Jhr Advocat und Fuͤrſprecher bey
dem Vater/ wie ſie Jhn oͤffters nennete/ der ihre Sache wider
den Satan/ Suͤnde und Tod ausfuͤhrete. Eine ſo tapffere
und gute Streiterin war die Seelige. Tapfferkeit und Staͤr-
cke iſt eine Tugend/ die ſonſt von groſſen Maͤnnern pflegt ge-
ruͤhmet zu werden; Weiber aber nennet der Heilige Geiſt
ſchwaͤchere Werckzeuge/ dieweil ſie/ ob ſchon nicht durchge-
hends/ doch gemeiniglich an Leibes- und Gemuͤths-Kraͤfften
ſchwaͤcher ſind/ als die Maͤnner; iedoch ſind Weiber Tugendſa-
me/ wie denn dieſes ihr gemeiner Ehren-Titul iſt/ ſo muͤſſen
wir glaͤuben/ daß die Tugend-Schweſtern in einer unzer-
trenneten Geſellſchafft zuſammen halten/ und ſich mit ihren
Armen ſo feſt in einander ſchlieſſen/ als Glieder einer Kette/
und gleichwie Erbarkeit/ Zucht Demuth/ Mildigkeit; alſo kan
auch wohl Tapfferkeit/ welche in der Sitten-Lehrer Tugend-
Regiſter ſonſt die erſte Tugend iſt/ bey ihnen gefunden wer-
den. Man lieſet ja von Helden-muͤthigen und tapffern Weibs-
Perſonen in Goͤttlichen und weltlichen Schrifften zur Gnuͤge:
Erwieß nicht Jael/ zur Richter in Jſrael Zeit/ eine Helden-
muͤthige That an dem Kriegs-Held Siſſera, und durchbohrte
mit einem Nagel ſeinen Schlaff/ daß Er davon in den Todes-
Schlaff einſanck? Bekand iſt die Heldin Judith/ wie ſie ſich
unter ein gantzes Kriegs-Herr wagte/ und den großmuͤtigen
Holofernem erlegte. Wer hat die erſte Monarchie der Aſſy-
rer hoͤher erhoben/ als die tapffere Semiramis? ihre Heeres-
Zuͤge ſtreckten ſich biß in Lybien/ Arabien und Jndien; ein
ſon-
1. Joh. 2, 1.
1. Petr. 3, 7.
Jud. 4, 21. ſq
Jud. 10. ſq.
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Zitationshilfe: | Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/53>, abgerufen am 16.02.2025. |