Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701.

Bild:
<< vorherige Seite

Abdanckungs-Rede.
gen mitleidend besuchte; folgenden Tages aber/ dem lieben
Mann in seinem heiligen Ambte einen Dienst zu erweisen/ wie-
derum zugegen war/ und den schmertzlichen Zustand genau
mit ansahe/ auch/ so viel GOtt Gnade gab/ mit Gebeth und
Trost beystunde/ und in dieser Betrachtung also zu jetziger Ver-
richtung ersehen bin worden: So werde ich auch nichts an-
ders voritzo reden können/ als daß ich als ein warhafftiger Zeu-
ge aufftrete/ und der allhier noch in Andacht versammleten
Gemeine glaubwürdig bezeuge/ wie ich die Seelige/ die letzten
Tage vor ihrem Abschiede/ habe angetroffen. Es kan dieses so-
wohl der seelig-verstorbenen zu gebührenden Nachruhm/ als
auch uns Lebenden/ um derer willen meistens alle Ceremo-
nien
bey Leichen-Begängnissen geschehen/ zu erbaulicher Nach-
richt/ wenn in dergleichen Zustand auch wir gerathen möch-
ten/ dienen/ wie wir uns Christlich drinne bezeugen sollen:
Jnsonders aber wüntsche/ daß es auch denen schmertzlich-Be-
trübten allerseits zu nöthigen Trost gedeyen möge. Jch sage
es aber kürtzlich und gründlich: Jch sahe die Wohlseelige
Frau Pfarrin als eine tapffere und gute Kämpfferin JEsu
Christi/ die ihren Glaubens-Kampff gar ritterlich kämpff-
te;
Wie etwan der Heilige Heyden-Lehrer und Apostel Pau-
lus seinen frommen Timotheum darzu ermahnete: Du Got-
tes-Mensch/ jage nach der Gerechtigkeit/ der Gottselig-
1. Tim. 6.
11.

keit/ dem Glauben/ der Liebe/ der Gedult/ der Sanfft-
muth; Kämpffe den guten Kampff des Glaubens/ er-
greiffe das ewige Leben.
Man hat eine solche kämpffen-
de Seele unter diesem Sinnbilde vorgestellet: Ein Mensch hat
auff seinem Haupt einen bestrahlten Helm/ in der rechten Hand
ein Schwerdt/ und in der lincken einen Schild mit Blute ei-
nes Lammes bemahlet/ darauff diese Worte stehen:

Aspectum Sangvinis horrent.

Sie
G 2

Abdanckungs-Rede.
gen mitleidend beſuchte; folgenden Tages aber/ dem lieben
Mann in ſeinem heiligen Ambte einen Dienſt zu erweiſen/ wie-
derum zugegen war/ und den ſchmertzlichen Zuſtand genau
mit anſahe/ auch/ ſo viel GOtt Gnade gab/ mit Gebeth und
Troſt beyſtunde/ und in dieſer Betrachtung alſo zu jetziger Ver-
richtung erſehen bin worden: So werde ich auch nichts an-
ders voritzo reden koͤnnen/ als daß ich als ein warhafftiger Zeu-
ge aufftrete/ und der allhier noch in Andacht verſammleten
Gemeine glaubwuͤrdig bezeuge/ wie ich die Seelige/ die letzten
Tage vor ihrem Abſchiede/ habe angetroffen. Es kan dieſes ſo-
wohl der ſeelig-verſtorbenen zu gebuͤhrenden Nachruhm/ als
auch uns Lebenden/ um derer willen meiſtens alle Ceremo-
nien
bey Leichen-Begaͤngniſſen geſchehen/ zu erbaulicher Nach-
richt/ wenn in dergleichen Zuſtand auch wir gerathen moͤch-
ten/ dienen/ wie wir uns Chriſtlich drinne bezeugen ſollen:
Jnſonders aber wuͤntſche/ daß es auch denen ſchmertzlich-Be-
truͤbten allerſeits zu noͤthigen Troſt gedeyen moͤge. Jch ſage
es aber kuͤrtzlich und gruͤndlich: Jch ſahe die Wohlſeelige
Frau Pfarrin als eine tapffere und gute Kaͤmpfferin JEſu
Chriſti/ die ihren Glaubens-Kampff gar ritterlich kaͤmpff-
te;
Wie etwan der Heilige Heyden-Lehrer und Apoſtel Pau-
lus ſeinen frommen Timotheum darzu ermahnete: Du Got-
tes-Menſch/ jage nach der Gerechtigkeit/ der Gottſelig-
1. Tim. 6.
11.

keit/ dem Glauben/ der Liebe/ der Gedult/ der Sanfft-
muth; Kaͤmpffe den guten Kampff des Glaubens/ er-
greiffe das ewige Leben.
Man hat eine ſolche kaͤmpffen-
de Seele unter dieſem Sinnbilde vorgeſtellet: Ein Menſch hat
auff ſeinem Haupt einen beſtrahlten Helm/ in der rechten Hand
ein Schwerdt/ und in der lincken einen Schild mit Blute ei-
nes Lammes bemahlet/ darauff dieſe Worte ſtehen:

Aſpectum Sangvinis horrent.

Sie
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsThanks" n="1">
        <p><pb facs="#f0051" n="51"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Abdanckungs-Rede.</hi></fw><lb/>
gen mitleidend be&#x017F;uchte; folgenden Tages aber/ dem lieben<lb/>
Mann in &#x017F;einem heiligen Ambte einen Dien&#x017F;t zu erwei&#x017F;en/ wie-<lb/>
derum zugegen war/ und den &#x017F;chmertzlichen Zu&#x017F;tand genau<lb/>
mit an&#x017F;ahe/ auch/ &#x017F;o viel GOtt Gnade gab/ mit Gebeth und<lb/>
Tro&#x017F;t bey&#x017F;tunde/ und in die&#x017F;er Betrachtung al&#x017F;o zu jetziger Ver-<lb/>
richtung er&#x017F;ehen bin worden: So werde ich auch nichts an-<lb/>
ders voritzo reden ko&#x0364;nnen/ als daß ich als ein warhafftiger Zeu-<lb/>
ge aufftrete/ und der allhier noch in Andacht ver&#x017F;ammleten<lb/>
Gemeine glaubwu&#x0364;rdig bezeuge/ wie ich die Seelige/ die letzten<lb/>
Tage vor ihrem Ab&#x017F;chiede/ habe angetroffen. Es kan die&#x017F;es &#x017F;o-<lb/>
wohl der &#x017F;eelig-ver&#x017F;torbenen zu gebu&#x0364;hrenden Nachruhm/ als<lb/>
auch uns Lebenden/ um derer willen mei&#x017F;tens alle <hi rendition="#aq">Ceremo-<lb/>
nien</hi> bey Leichen-Bega&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chehen/ zu erbaulicher Nach-<lb/>
richt/ wenn in dergleichen Zu&#x017F;tand auch wir gerathen mo&#x0364;ch-<lb/>
ten/ dienen/ wie wir uns Chri&#x017F;tlich drinne bezeugen &#x017F;ollen:<lb/>
Jn&#x017F;onders aber wu&#x0364;nt&#x017F;che/ daß es auch denen &#x017F;chmertzlich-Be-<lb/>
tru&#x0364;bten aller&#x017F;eits zu no&#x0364;thigen Tro&#x017F;t gedeyen mo&#x0364;ge. Jch &#x017F;age<lb/>
es aber ku&#x0364;rtzlich und gru&#x0364;ndlich: <hi rendition="#fr">Jch &#x017F;ahe die Wohl&#x017F;eelige<lb/>
Frau Pfarrin als eine tapffere und gute Ka&#x0364;mpfferin JE&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;ti/ die ihren <choice><sic>Glanbens</sic><corr>Glaubens</corr></choice>-Kampff gar ritterlich ka&#x0364;mpff-<lb/>
te;</hi> Wie etwan der Heilige Heyden-Lehrer und Apo&#x017F;tel Pau-<lb/>
lus &#x017F;einen frommen Timotheum darzu ermahnete: <hi rendition="#fr">Du Got-<lb/>
tes-Men&#x017F;ch/ jage nach der Gerechtigkeit/ der Gott&#x017F;elig-</hi><note place="right">1. <hi rendition="#aq">Tim.</hi> 6.<lb/>
11.</note><lb/><hi rendition="#fr">keit/ dem Glauben/ der Liebe/ der Gedult/ der Sanfft-<lb/>
muth; Ka&#x0364;mpffe den guten Kampff des Glaubens/ er-<lb/>
greiffe das ewige Leben.</hi> Man hat eine &#x017F;olche ka&#x0364;mpffen-<lb/>
de Seele unter die&#x017F;em Sinnbilde vorge&#x017F;tellet: Ein Men&#x017F;ch hat<lb/>
auff &#x017F;einem Haupt einen be&#x017F;trahlten Helm/ in der rechten Hand<lb/>
ein Schwerdt/ und in der lincken einen Schild mit Blute ei-<lb/>
nes Lammes bemahlet/ darauff die&#x017F;e Worte &#x017F;tehen:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">A&#x017F;pectum Sangvinis horrent.</hi> </hi> </p><lb/>
        <fw type="sig" place="bottom">G 2</fw>
        <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#fr">Sie</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0051] Abdanckungs-Rede. gen mitleidend beſuchte; folgenden Tages aber/ dem lieben Mann in ſeinem heiligen Ambte einen Dienſt zu erweiſen/ wie- derum zugegen war/ und den ſchmertzlichen Zuſtand genau mit anſahe/ auch/ ſo viel GOtt Gnade gab/ mit Gebeth und Troſt beyſtunde/ und in dieſer Betrachtung alſo zu jetziger Ver- richtung erſehen bin worden: So werde ich auch nichts an- ders voritzo reden koͤnnen/ als daß ich als ein warhafftiger Zeu- ge aufftrete/ und der allhier noch in Andacht verſammleten Gemeine glaubwuͤrdig bezeuge/ wie ich die Seelige/ die letzten Tage vor ihrem Abſchiede/ habe angetroffen. Es kan dieſes ſo- wohl der ſeelig-verſtorbenen zu gebuͤhrenden Nachruhm/ als auch uns Lebenden/ um derer willen meiſtens alle Ceremo- nien bey Leichen-Begaͤngniſſen geſchehen/ zu erbaulicher Nach- richt/ wenn in dergleichen Zuſtand auch wir gerathen moͤch- ten/ dienen/ wie wir uns Chriſtlich drinne bezeugen ſollen: Jnſonders aber wuͤntſche/ daß es auch denen ſchmertzlich-Be- truͤbten allerſeits zu noͤthigen Troſt gedeyen moͤge. Jch ſage es aber kuͤrtzlich und gruͤndlich: Jch ſahe die Wohlſeelige Frau Pfarrin als eine tapffere und gute Kaͤmpfferin JEſu Chriſti/ die ihren Glaubens-Kampff gar ritterlich kaͤmpff- te; Wie etwan der Heilige Heyden-Lehrer und Apoſtel Pau- lus ſeinen frommen Timotheum darzu ermahnete: Du Got- tes-Menſch/ jage nach der Gerechtigkeit/ der Gottſelig- keit/ dem Glauben/ der Liebe/ der Gedult/ der Sanfft- muth; Kaͤmpffe den guten Kampff des Glaubens/ er- greiffe das ewige Leben. Man hat eine ſolche kaͤmpffen- de Seele unter dieſem Sinnbilde vorgeſtellet: Ein Menſch hat auff ſeinem Haupt einen beſtrahlten Helm/ in der rechten Hand ein Schwerdt/ und in der lincken einen Schild mit Blute ei- nes Lammes bemahlet/ darauff dieſe Worte ſtehen: 1. Tim. 6. 11. Aſpectum Sangvinis horrent. Sie G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/392438
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/392438/51
Zitationshilfe: Strobach, Johann Georg: Den Groß-Schatz-Meister Jesum. Pirna, 1701, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392438/51>, abgerufen am 24.11.2024.