Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.Des grossen Abrahams der sündlichen Geburth und erblich anerschaffener Ungerechtig-keit liegen bleiben/ oder nach der Wiedergeburth in das vorige ungerechte Wesen schändlich wiederum zurücke fallen/ und die zu- gerechnete Gerechtigkeit verleugnen. Ach! in Wahrheit/ wann der ohne dem allwissende und allenthalben gegenwärtige GOTT vom Himmel auff die Menschen-Kinder schauet/ zu sehen/ Psal. 14, 3.ob jemand klug sey/ und nach GOtt frage/ da findet Er lau- ter Ungerechte/ da ist keiner/ der nach GOtt frage/ sie sind al- le abgewichen/ es ist keiner/ der Gutes thue/ auch nicht einer. Auch in der Wiedergeburth will es nicht zulangen/ daß bey er- eignetem Zurückfall von der Gerechtigkeit der Mensch durch sei- ne Wercke und Verdienst wieder könte gerecht werden/ die Ge- rechtigkeit/ wie vom Anfang/ biß zum Ende/ kömmet auff lauter Gnade GOttes und Christi Verdienst/ und dann apprehensive Gal. 2, 16.auff den Glauben an. Wir wissen/ sagt Paulus/ daß der Mensch durch des Gesetzes Werck nicht gerecht wird/ son- Eph. 2, 8. 9.dern durch den Glauben an JEsum Christum. Aus Gna- den/ sagt er zu seinen Ephesern/ seyd ihr seelig worden durch den Glauben/ und dasselbe nicht aus euch/ GOttes Ga- be ist es/ nicht aus den Wercken/ auff daß sich nicht jemand 1. Cor. 1, 30. Es. 53, 12.rühme. Christus/ und kein ander/ ist uns von GOtt ge- macht zur Gerechtigkeit. Der ist der gerechte Knecht/ der durch sein Erkänntniß viel gerecht macht/ denn Er trägt ih- Jer. 23, 6. Rom. 4, 4.re Sünden. Ja/ Er ist der HErr/ der unsere Gerechtig- keit ist. Wer an den gläubet/ der ist gerecht/ denn eben durch den Glauben wird ihm die Gerechtigkeit Christi zugerechnet/ da- rum auch unsere vor GOtt giltige Gerechtigkeit imputativa, die zugerechnete Gerechtigkeit genennet wird. Wer nun CHristi sauer-erworbene Gerechtigkeit im Glauben ergreifft/ die ihm im Wort und Sacrament angebothen und ausgehändiget wird/ und in solcher Gerechtigkeit vor GOtt und vor der Welt und sei- nem eigenen Gewissen schlecht und recht/ fromm und gottfürchtig wan-
Des groſſen Abrahams der ſuͤndlichen Geburth und erblich anerſchaffener Ungerechtig-keit liegen bleiben/ oder nach der Wiedergeburth in das vorige ungerechte Weſen ſchaͤndlich wiederum zuruͤcke fallen/ und die zu- gerechnete Gerechtigkeit verleugnen. Ach! in Wahrheit/ wann der ohne dem allwiſſende und allenthalben gegenwaͤrtige GOTT vom Himmel auff die Menſchen-Kinder ſchauet/ zu ſehen/ Pſal. 14, 3.ob jemand klug ſey/ und nach GOtt frage/ da findet Er lau- ter Ungerechte/ da iſt keiner/ der nach GOtt frage/ ſie ſind al- le abgewichen/ es iſt keiner/ der Gutes thue/ auch nicht einer. Auch in der Wiedergeburth will es nicht zulangen/ daß bey er- eignetem Zuruͤckfall von der Gerechtigkeit der Menſch durch ſei- ne Wercke und Verdienſt wieder koͤnte gerecht werden/ die Ge- rechtigkeit/ wie vom Anfang/ biß zum Ende/ koͤmmet auff lauter Gnade GOttes und Chriſti Verdienſt/ und dann apprehenſivè Gal. 2, 16.auff den Glauben an. Wir wiſſen/ ſagt Paulus/ daß der Menſch durch des Geſetzes Werck nicht gerecht wird/ ſon- Eph. 2, 8. 9.dern durch den Glauben an JEſum Chriſtum. Aus Gna- den/ ſagt er zu ſeinen Epheſern/ ſeyd ihr ſeelig worden durch den Glauben/ und daſſelbe nicht aus euch/ GOttes Ga- be iſt es/ nicht aus den Wercken/ auff daß ſich nicht jemand 1. Cor. 1, 30. Eſ. 53, 12.ruͤhme. Chriſtus/ und kein ander/ iſt uns von GOtt ge- macht zur Gerechtigkeit. Der iſt der gerechte Knecht/ der durch ſein Erkaͤnntniß viel gerecht macht/ denn Er traͤgt ih- Jer. 23, 6. Rom. 4, 4.re Suͤnden. Ja/ Er iſt der HErr/ der unſere Gerechtig- keit iſt. Wer an den glaͤubet/ der iſt gerecht/ denn eben durch den Glauben wird ihm die Gerechtigkeit Chriſti zugerechnet/ da- rum auch unſere vor GOtt giltige Gerechtigkeit imputativa, die zugerechnete Gerechtigkeit genennet wird. Wer nun CHriſti ſauer-erworbene Gerechtigkeit im Glauben ergreifft/ die ihm im Wort und Sacrament angebothen und ausgehaͤndiget wird/ und in ſolcher Gerechtigkeit vor GOtt und vor der Welt und ſei- nem eigenen Gewiſſen ſchlecht und recht/ fromm und gottfuͤrchtig wan-
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Des groſſen Abrahams
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gerechnete Gerechtigkeit verleugnen. Ach! in Wahrheit/ wann
der ohne dem allwiſſende und allenthalben gegenwaͤrtige GOTT
vom Himmel auff die Menſchen-Kinder ſchauet/ zu ſehen/
ob jemand klug ſey/ und nach GOtt frage/ da findet Er lau-
ter Ungerechte/ da iſt keiner/ der nach GOtt frage/ ſie ſind al-
le abgewichen/ es iſt keiner/ der Gutes thue/ auch nicht einer.
Auch in der Wiedergeburth will es nicht zulangen/ daß bey er-
eignetem Zuruͤckfall von der Gerechtigkeit der Menſch durch ſei-
ne Wercke und Verdienſt wieder koͤnte gerecht werden/ die Ge-
rechtigkeit/ wie vom Anfang/ biß zum Ende/ koͤmmet auff lauter
Gnade GOttes und Chriſti Verdienſt/ und dann apprehenſivè
auff den Glauben an. Wir wiſſen/ ſagt Paulus/ daß der
Menſch durch des Geſetzes Werck nicht gerecht wird/ ſon-
dern durch den Glauben an JEſum Chriſtum. Aus Gna-
den/ ſagt er zu ſeinen Epheſern/ ſeyd ihr ſeelig worden
durch den Glauben/ und daſſelbe nicht aus euch/ GOttes Ga-
be iſt es/ nicht aus den Wercken/ auff daß ſich nicht jemand
ruͤhme. Chriſtus/ und kein ander/ iſt uns von GOtt ge-
macht zur Gerechtigkeit. Der iſt der gerechte Knecht/ der
durch ſein Erkaͤnntniß viel gerecht macht/ denn Er traͤgt ih-
re Suͤnden. Ja/ Er iſt der HErr/ der unſere Gerechtig-
keit iſt. Wer an den glaͤubet/ der iſt gerecht/ denn eben durch
den Glauben wird ihm die Gerechtigkeit Chriſti zugerechnet/ da-
rum auch unſere vor GOtt giltige Gerechtigkeit imputativa, die
zugerechnete Gerechtigkeit genennet wird. Wer nun CHriſti
ſauer-erworbene Gerechtigkeit im Glauben ergreifft/ die ihm
im Wort und Sacrament angebothen und ausgehaͤndiget wird/
und in ſolcher Gerechtigkeit vor GOtt und vor der Welt und ſei-
nem eigenen Gewiſſen ſchlecht und recht/ fromm und gottfuͤrchtig
wan-
Pſal. 14, 3.
Gal. 2, 16.
Eph. 2, 8. 9.
1. Cor. 1, 30.
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Rom. 4, 4.
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Zitationshilfe: | Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392437/4>, abgerufen am 16.02.2025. |