Strobach, Johann Georg: Des grossen Abrahams Gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Pirna, 1713.gesegnetes Gedächtniß zu Hebron. Kräfften/ jedoch nicht mit aller Gewalt/ sondern allsachte/ nach undnach/ wie ein Wasser/ das keinen Zugang mehr hat/ vertrocknet und aussen bleibet. Er war Lebens satt/ Er wolte auffgelöset undPhil. 1, 23. bey Christo seyn. Er wolte gerne die sterbliche Hütte ablegen/ daheim seyn/ und ausser dem Leibe wallen. Und so starb Er2. Cor. 5. in einem ruhigen Alter. So eine schwere Last/ als sonst das Al- ter zu seyn pfleget/ ward ihm doch solches über die maß nicht be- schwerlich/ man hörte da keine Klage. GOtt that dem lieben Manne eine sonderbahre Gnade/ daß Er sich mit seinem Gesich- te/ Gehöre/ Sprache/ Händen und Füssen wohl behelffen kunte/ Sein Alter war wie seine Jugend. Und da ja in die LängeDevt. 33, 25. die Amts-Sorge und Hauß-Last wolte zu schwer werden/ nahm selbige sein lieber Sohn auff seine Schultern/ und trug sie an sei- ner Statt/ und machte damit dem lieben Vater ein ruhiges Al- ter. Denn diese nicht allzugemeine Gnade und hohe Wohlthat erwiese der grosse Patron und Priester-Freund/ der Hochselige Herr Hoff-Rath von Schönberg/ daß Er dem lieben alten Vater seinen geliebten Sohn an die Seite setzte/ und damit in sei- nem Alter beruhigte. Jedoch gebrauchte Er solche Ruhe nicht zu einem müßigen und faulen Leben/ sondern Er halff im Hause GOttes so lange arbeiten/ als die Kräffte noch zuliessen. So ru- hig als aber sein Alter war/ dorffte es doch nicht gäntzlich ohne Unruhe bleiben. Acht Wochen vor seinem seligen Ende fiel der liebe Mann in eine fast grosse Gemüths-Unruhe/ da Er sich mit vielen traurigen Gedancken sehr beschweret befand/ aber doch nicht sonderlich entdecken/ noch darüber klagen/ sondern lieber sein Leyden in sich selbst verbergen und heimlich tragen wolte. Wie aber der fromme GOTT den Gerechten nicht ewig will in der Unruhe lassen/ also ward Er auch bald wieder in die vorige Ruhe versetzt/ und zwar auff eine Verwunderungs-volle Weise. Nach vier wöchentlicher ausgestander Unruhe gerieth Er frühe Morgens in einen sanfften Schlaff/ da Ihm nicht anders vor- kommt/
geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron. Kraͤfften/ jedoch nicht mit aller Gewalt/ ſondern allſachte/ nach undnach/ wie ein Waſſer/ das keinen Zugang mehr hat/ vertrocknet und auſſen bleibet. Er war Lebens ſatt/ Er wolte auffgeloͤſet undPhil. 1, 23. bey Chriſto ſeyn. Er wolte gerne die ſterbliche Huͤtte ablegen/ daheim ſeyn/ und auſſer dem Leibe wallen. Und ſo ſtarb Er2. Cor. 5. in einem ruhigen Alter. So eine ſchwere Laſt/ als ſonſt das Al- ter zu ſeyn pfleget/ ward ihm doch ſolches uͤber die maß nicht be- ſchwerlich/ man hoͤrte da keine Klage. GOtt that dem lieben Manne eine ſonderbahre Gnade/ daß Er ſich mit ſeinem Geſich- te/ Gehoͤre/ Sprache/ Haͤnden und Fuͤſſen wohl behelffen kunte/ Sein Alter war wie ſeine Jugend. Und da ja in die LaͤngeDevt. 33, 25. die Amts-Sorge und Hauß-Laſt wolte zu ſchwer werden/ nahm ſelbige ſein lieber Sohn auff ſeine Schultern/ und trug ſie an ſei- ner Statt/ und machte damit dem lieben Vater ein ruhiges Al- ter. Denn dieſe nicht allzugemeine Gnade und hohe Wohlthat erwieſe der groſſe Patron und Prieſter-Freund/ der Hochſelige Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg/ daß Er dem lieben alten Vater ſeinen geliebten Sohn an die Seite ſetzte/ und damit in ſei- nem Alter beruhigte. Jedoch gebrauchte Er ſolche Ruhe nicht zu einem muͤßigen und faulen Leben/ ſondern Er halff im Hauſe GOttes ſo lange arbeiten/ als die Kraͤffte noch zulieſſen. So ru- hig als aber ſein Alter war/ dorffte es doch nicht gaͤntzlich ohne Unruhe bleiben. Acht Wochen vor ſeinem ſeligen Ende fiel der liebe Mann in eine faſt groſſe Gemuͤths-Unruhe/ da Er ſich mit vielen traurigen Gedancken ſehr beſchweret befand/ aber doch nicht ſonderlich entdecken/ noch daruͤber klagen/ ſondern lieber ſein Leyden in ſich ſelbſt verbergen und heimlich tragen wolte. Wie aber der fromme GOTT den Gerechten nicht ewig will in der Unruhe laſſen/ alſo ward Er auch bald wieder in die vorige Ruhe verſetzt/ und zwar auff eine Verwunderungs-volle Weiſe. Nach vier woͤchentlicher ausgeſtander Unruhe gerieth Er fruͤhe Morgens in einen ſanfften Schlaff/ da Ihm nicht anders vor- kommt/
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geſegnetes Gedaͤchtniß zu Hebron.
Kraͤfften/ jedoch nicht mit aller Gewalt/ ſondern allſachte/ nach und
nach/ wie ein Waſſer/ das keinen Zugang mehr hat/ vertrocknet
und auſſen bleibet. Er war Lebens ſatt/ Er wolte auffgeloͤſet und
bey Chriſto ſeyn. Er wolte gerne die ſterbliche Huͤtte ablegen/
daheim ſeyn/ und auſſer dem Leibe wallen. Und ſo ſtarb Er
in einem ruhigen Alter. So eine ſchwere Laſt/ als ſonſt das Al-
ter zu ſeyn pfleget/ ward ihm doch ſolches uͤber die maß nicht be-
ſchwerlich/ man hoͤrte da keine Klage. GOtt that dem lieben
Manne eine ſonderbahre Gnade/ daß Er ſich mit ſeinem Geſich-
te/ Gehoͤre/ Sprache/ Haͤnden und Fuͤſſen wohl behelffen kunte/
Sein Alter war wie ſeine Jugend. Und da ja in die Laͤnge
die Amts-Sorge und Hauß-Laſt wolte zu ſchwer werden/ nahm
ſelbige ſein lieber Sohn auff ſeine Schultern/ und trug ſie an ſei-
ner Statt/ und machte damit dem lieben Vater ein ruhiges Al-
ter. Denn dieſe nicht allzugemeine Gnade und hohe Wohlthat
erwieſe der groſſe Patron und Prieſter-Freund/ der Hochſelige
Herr Hoff-Rath von Schoͤnberg/ daß Er dem lieben alten
Vater ſeinen geliebten Sohn an die Seite ſetzte/ und damit in ſei-
nem Alter beruhigte. Jedoch gebrauchte Er ſolche Ruhe nicht
zu einem muͤßigen und faulen Leben/ ſondern Er halff im Hauſe
GOttes ſo lange arbeiten/ als die Kraͤffte noch zulieſſen. So ru-
hig als aber ſein Alter war/ dorffte es doch nicht gaͤntzlich ohne
Unruhe bleiben. Acht Wochen vor ſeinem ſeligen Ende fiel der
liebe Mann in eine faſt groſſe Gemuͤths-Unruhe/ da Er ſich mit
vielen traurigen Gedancken ſehr beſchweret befand/ aber doch
nicht ſonderlich entdecken/ noch daruͤber klagen/ ſondern lieber
ſein Leyden in ſich ſelbſt verbergen und heimlich tragen wolte.
Wie aber der fromme GOTT den Gerechten nicht ewig will in
der Unruhe laſſen/ alſo ward Er auch bald wieder in die vorige
Ruhe verſetzt/ und zwar auff eine Verwunderungs-volle Weiſe.
Nach vier woͤchentlicher ausgeſtander Unruhe gerieth Er fruͤhe
Morgens in einen ſanfften Schlaff/ da Ihm nicht anders vor-
kommt/
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2. Cor. 5.
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