Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Christliche Leichpredigt.
schen Volckes/ oder das Königreich Franckreich/ oder
die Republick der Venediger ist: sondern es ist ein ver-
borgner hauffe/ wie geschrieben stehet Ps. 83/ 4. Sie ma-
chen listige Anschläge wider dein Volck/ und rath-
schlagen wider deine verborgene/
Lutherus: Das
sind die in Glauben der Welt verborgen leben/ daß
man sie für Ketzer helt.
So sagt Christus Luc. 17/
20. 21. Das Reich Gottes komt nicht mit euserli-
chen Geberden/
(meta paratereseos, mit euserlichem geprän-
ge/ mit grossen Ceremonien/ mit sonderlicher observanz)
Man wird auch nicht sagen/ Sihe hie oder da ist
es/ denn sehet das Reich Gottes ist inwendig in
euch.
Eben also ist auch ein Christ auff dieser Welt
gantz verborgen/ er fuhret nur vor sich her ein stilles gott-
fürchtiges eingezognes Leben/ daß da die gantze Welt
nicht stehet und spüret/ was an jhm und in jhm ist: Nie-
mand sihet seinen Glauben/ den er im Hertzen hat/ Nie-
mand kennet seine Wercke/ ob dieselbige rechtschaffen gut
und wol gemeinet sein/ sondern das weiß alles alleine
GOtt der HErr. Und dennoch ist er warhafftig ein
Kind Gottes/ ein Bruder und Schwester Christi/ ein
grosser Himmels-Fürst/ ja ein Triumphirlicher Uber-
winder der Welt/ des Teuffels/ des Todes und der Hell.
Denn des Königes Tochter die ist gantz herrlich inwen-
dig/ Psal. 45/ 14.

Das ist nun der gröste Trost eines Christen-Men-
schen mitten in seinem Creutze/ wenn er schon von der gan-
tzen Welt verachtet und verlachet/ vernichtet und gerich-
tet wird/ wie denn geschrieben stehet Job. 12/ 4. 5. Der
Ger[ec]hte und Frome muß verlachet sein/ und ist
ein ve[r]achtet Lichtlein vön den gedancken der Stol-

tzen/

Chriſtliche Leichpredigt.
ſchen Volckes/ oder das Koͤnigreich Franckreich/ oder
die Republick der Venediger iſt: ſondern es iſt ein ver-
borgner hauffe/ wie geſchrieben ſtehet Pſ. 83/ 4. Sie ma-
chen liſtige Anſchläge wider dein Volck/ und rath-
ſchlagen wider deine verborgene/
Lutherus: Das
ſind die in Glauben der Welt verborgen leben/ daß
man ſie fuͤr Ketzer helt.
So ſagt Chriſtus Luc. 17/
20. 21. Das Reich Gottes komt nicht mit euſerli-
chen Geberdẽ/
(μετα ϖαρατηρήσεως, mit euſerlichem gepraͤn-
ge/ mit groſſen Ceremonien/ mit ſonderlicher obſervanz)
Man wird auch nicht ſagen/ Sihe hie oder da iſt
es/ denn ſehet das Reich Gottes iſt inwendig in
euch.
Eben alſo iſt auch ein Chriſt auff dieſer Welt
gantz verborgen/ er fuhret nur vor ſich her ein ſtilles gott-
fürchtiges eingezognes Leben/ daß da die gantze Welt
nicht ſtehet und ſpuͤret/ was an jhm und in jhm iſt: Nie-
mand ſihet ſeinen Glauben/ den er im Hertzen hat/ Nie-
mand kennet ſeine Wercke/ ob dieſelbige rechtſchaffen gut
und wol gemeinet ſein/ ſondern das weiß alles alleine
GOtt der HErr. Und dennoch iſt er warhafftig ein
Kind Gottes/ ein Bruder und Schweſter Chriſti/ ein
groſſer Himmels-Fuͤrſt/ ja ein Triumphirlicher Uber-
winder der Welt/ des Teuffels/ des Todes und der Hell.
Denn des Koͤniges Tochter die iſt gantz herrlich inwen-
dig/ Pſal. 45/ 14.

Das iſt nun der groͤſte Troſt eines Chriſten-Men-
ſchen mitten in ſeinem Creutze/ wenn er ſchon von der gan-
tzen Welt verachtet und verlachet/ vernichtet und gerich-
tet wird/ wie denn geſchrieben ſtehet Job. 12/ 4. 5. Der
Ger[ec]hte und Frome muß verlachet ſein/ und iſt
ein ve[r]achtet Lichtlein voͤn den gedancken der Stol-

tzen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0038" n="[38]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Chri&#x017F;tliche Leichpredigt.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chen Volckes/ oder das Ko&#x0364;nigreich Franckreich/ oder<lb/>
die Republick der Venediger i&#x017F;t: &#x017F;ondern es i&#x017F;t ein ver-<lb/>
borgner hauffe/ wie ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet P&#x017F;. 83/ 4. <hi rendition="#fr">Sie ma-<lb/>
chen li&#x017F;tige An&#x017F;chläge wider dein Volck/ und rath-<lb/>
&#x017F;chlagen wider deine verborgene/</hi> Lutherus: <hi rendition="#fr">Das<lb/>
&#x017F;ind die in Glauben der Welt verborgen leben/ daß<lb/>
man &#x017F;ie fu&#x0364;r Ketzer helt.</hi> So &#x017F;agt Chri&#x017F;tus Luc. 17/<lb/>
20. 21. <hi rendition="#fr">Das Reich Gottes komt nicht mit eu&#x017F;erli-<lb/>
chen Geberde&#x0303;/</hi> (&#x03BC;&#x03B5;&#x03C4;&#x03B1; &#x03D6;&#x03B1;&#x03C1;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B7;&#x03C1;&#x03AE;&#x03C3;&#x03B5;&#x03C9;&#x03C2;, mit eu&#x017F;erlichem gepra&#x0364;n-<lb/>
ge/ mit gro&#x017F;&#x017F;en Ceremonien/ mit &#x017F;onderlicher <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervanz</hi>)<lb/><hi rendition="#fr">Man wird auch nicht &#x017F;agen/ Sihe hie oder da i&#x017F;t<lb/>
es/ denn &#x017F;ehet das Reich Gottes i&#x017F;t inwendig in<lb/>
euch.</hi> Eben al&#x017F;o i&#x017F;t auch ein Chri&#x017F;t auff die&#x017F;er Welt<lb/>
gantz verborgen/ er fuhret nur vor &#x017F;ich her ein &#x017F;tilles gott-<lb/>
fürchtiges eingezognes Leben/ daß da die gantze Welt<lb/>
nicht &#x017F;tehet und &#x017F;pu&#x0364;ret/ was an jhm und in jhm i&#x017F;t: Nie-<lb/>
mand &#x017F;ihet &#x017F;einen Glauben/ den er im Hertzen hat/ Nie-<lb/>
mand kennet &#x017F;eine Wercke/ ob die&#x017F;elbige recht&#x017F;chaffen gut<lb/>
und wol gemeinet &#x017F;ein/ &#x017F;ondern das weiß alles alleine<lb/>
GOtt der HErr. Und dennoch i&#x017F;t er warhafftig ein<lb/>
Kind Gottes/ ein Bruder und Schwe&#x017F;ter Chri&#x017F;ti/ ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Himmels-Fu&#x0364;r&#x017F;t/ ja ein Triumphirlicher Uber-<lb/>
winder der Welt/ des Teuffels/ des Todes und der Hell.<lb/>
Denn des Ko&#x0364;niges Tochter die i&#x017F;t gantz herrlich inwen-<lb/>
dig/ P&#x017F;al. 45/ 14.</p><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t nun der gro&#x0364;&#x017F;te <hi rendition="#fr">Tro&#x017F;t</hi> eines Chri&#x017F;ten-Men-<lb/>
&#x017F;chen mitten in &#x017F;einem Creutze/ wenn er &#x017F;chon von der gan-<lb/>
tzen Welt verachtet und verlachet/ vernichtet und gerich-<lb/>
tet wird/ wie denn ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet Job. 12/ 4. 5. <hi rendition="#fr">Der<lb/>
Ger<supplied>ec</supplied>hte und Frome muß verlachet &#x017F;ein/ und i&#x017F;t<lb/>
ein ve<supplied>r</supplied>achtet Lichtlein vo&#x0364;n den gedancken der Stol-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">tzen/</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[38]/0038] Chriſtliche Leichpredigt. ſchen Volckes/ oder das Koͤnigreich Franckreich/ oder die Republick der Venediger iſt: ſondern es iſt ein ver- borgner hauffe/ wie geſchrieben ſtehet Pſ. 83/ 4. Sie ma- chen liſtige Anſchläge wider dein Volck/ und rath- ſchlagen wider deine verborgene/ Lutherus: Das ſind die in Glauben der Welt verborgen leben/ daß man ſie fuͤr Ketzer helt. So ſagt Chriſtus Luc. 17/ 20. 21. Das Reich Gottes komt nicht mit euſerli- chen Geberdẽ/ (μετα ϖαρατηρήσεως, mit euſerlichem gepraͤn- ge/ mit groſſen Ceremonien/ mit ſonderlicher obſervanz) Man wird auch nicht ſagen/ Sihe hie oder da iſt es/ denn ſehet das Reich Gottes iſt inwendig in euch. Eben alſo iſt auch ein Chriſt auff dieſer Welt gantz verborgen/ er fuhret nur vor ſich her ein ſtilles gott- fürchtiges eingezognes Leben/ daß da die gantze Welt nicht ſtehet und ſpuͤret/ was an jhm und in jhm iſt: Nie- mand ſihet ſeinen Glauben/ den er im Hertzen hat/ Nie- mand kennet ſeine Wercke/ ob dieſelbige rechtſchaffen gut und wol gemeinet ſein/ ſondern das weiß alles alleine GOtt der HErr. Und dennoch iſt er warhafftig ein Kind Gottes/ ein Bruder und Schweſter Chriſti/ ein groſſer Himmels-Fuͤrſt/ ja ein Triumphirlicher Uber- winder der Welt/ des Teuffels/ des Todes und der Hell. Denn des Koͤniges Tochter die iſt gantz herrlich inwen- dig/ Pſal. 45/ 14. Das iſt nun der groͤſte Troſt eines Chriſten-Men- ſchen mitten in ſeinem Creutze/ wenn er ſchon von der gan- tzen Welt verachtet und verlachet/ vernichtet und gerich- tet wird/ wie denn geſchrieben ſtehet Job. 12/ 4. 5. Der Gerechte und Frome muß verlachet ſein/ und iſt ein verachtet Lichtlein voͤn den gedancken der Stol- tzen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/389173
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/389173/38
Zitationshilfe: Pomarius, Samuel: Christliches Sterben und Christliches Leben. Oels, 1659, S. [38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/389173/38>, abgerufen am 21.11.2024.