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Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742.

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immer geschonet, und nicht viel geredet, er hernach, so lange es
seine Umstände zuliessen, starck zu reden angefangen. Er sagte
auch: Nun komme ich zu meinen lieben Kindern, und küsse sie.

§. 37.

Hierauf fing ich an: Es würde nun bald die Zeit kommen, da
er freudig ausrufen würde: Jch habe einen guten Kampf ge-
kämpfet, ich habe Glauben gehalten etc.
antwortete er abermal:
Nicht uns, HErr, nicht uns. Jch sagte: Die Lehrer mylykshmh,
diejenigen, welche andere im Wege zur Seligkeit klug machen,
werden leuchten wie des Himmels Glantz, und die, so viele
zur Gerechtigkeit bringen, wie die Sterne immer und ewig-
lich;
Er sagte hierauf: Trotz sey dir, Satan, daß du mir diesen
Trost raubest. Wie er sich denn über den Evangelischen Trost
sehr freudig bezeigte, und mehr als einmal sagte: Diesen Trost
hat kein Heide: Diese Freudigkeit kan ein Heide nicht haben. Auch
im Tode sey getrost. Jch redete weiter von der Herrlichkeit des zu-
künftigen Lebens, was man aus GOttes Wort sagen kan. Er
ergriff mich bey der Hand, und sagte: Das verstehen Sie nicht,
ich werde es aber bald erfahren. Zu verschiedenen malen richtete
er sich damit auf, daß uns die Sünde aus Gnaden in Christo ver-
geben würde. Wobey ich die Worte anführete: Wohl dem, dem
die Ubertretungen vergeben sind:
Davon bereits oben erzehlet
worden.

§. 38.

Jn seinem gantzen Todes-Kampfe, und da er in der größten
Hitze lag, sahe er in dem Angesicht so freudig und lieblich aus,
(wenn ich nicht Teutsch zu schreiben hätte, so wolte ich setzen,
charmant) daß ich mich daran recht ergetzet. Er lachte in die 5.
mal recht freudig und laut, und wies erst mit der lincken Hand:
Hier stehen die Engel, und warten auf mich; hernach auch mit
der rechten: Hier stehen auch welche. Als er nun 3. mal gelacht,
fragte ich ihn: Aber sagen Sie mir doch, warum Sie lachen? Er:
Das können Sie mir wohl selbst sagen. Jch brachte die Worte des
Liedes vor: GOttes Kinder saen zwar traurig und mit

Thrä-

immer geſchonet, und nicht viel geredet, er hernach, ſo lange es
ſeine Umſtaͤnde zulieſſen, ſtarck zu reden angefangen. Er ſagte
auch: Nun komme ich zu meinen lieben Kindern, und kuͤſſe ſie.

§. 37.

Hierauf fing ich an: Es wuͤrde nun bald die Zeit kommen, da
er freudig ausrufen wuͤrde: Jch habe einen guten Kampf ge-
kaͤmpfet, ich habe Glauben gehalten ꝛc.
antwortete er abermal:
Nicht uns, HErr, nicht uns. Jch ſagte: Die Lehrer םיליכשמה,
diejenigen, welche andere im Wege zur Seligkeit klug machen,
werden leuchten wie des Himmels Glantz, und die, ſo viele
zur Gerechtigkeit bringen, wie die Sterne immer und ewig-
lich;
Er ſagte hierauf: Trotz ſey dir, Satan, daß du mir dieſen
Troſt raubeſt. Wie er ſich denn uͤber den Evangeliſchen Troſt
ſehr freudig bezeigte, und mehr als einmal ſagte: Dieſen Troſt
hat kein Heide: Dieſe Freudigkeit kan ein Heide nicht haben. Auch
im Tode ſey getroſt. Jch redete weiter von der Herrlichkeit des zu-
kuͤnftigen Lebens, was man aus GOttes Wort ſagen kan. Er
ergriff mich bey der Hand, und ſagte: Das verſtehen Sie nicht,
ich werde es aber bald erfahren. Zu verſchiedenen malen richtete
er ſich damit auf, daß uns die Suͤnde aus Gnaden in Chriſto ver-
geben wuͤrde. Wobey ich die Worte anfuͤhrete: Wohl dem, dem
die Ubertretungen vergeben ſind:
Davon bereits oben erzehlet
worden.

§. 38.

Jn ſeinem gantzen Todes-Kampfe, und da er in der groͤßten
Hitze lag, ſahe er in dem Angeſicht ſo freudig und lieblich aus,
(wenn ich nicht Teutſch zu ſchreiben haͤtte, ſo wolte ich ſetzen,
charmant) daß ich mich daran recht ergetzet. Er lachte in die 5.
mal recht freudig und laut, und wies erſt mit der lincken Hand:
Hier ſtehen die Engel, und warten auf mich; hernach auch mit
der rechten: Hier ſtehen auch welche. Als er nun 3. mal gelacht,
fragte ich ihn: Aber ſagen Sie mir doch, warum Sie lachen? Er:
Das koͤnnen Sie mir wohl ſelbſt ſagen. Jch brachte die Worte des
Liedes vor: GOttes Kinder ſaen zwar traurig und mit

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[30/0030] immer geſchonet, und nicht viel geredet, er hernach, ſo lange es ſeine Umſtaͤnde zulieſſen, ſtarck zu reden angefangen. Er ſagte auch: Nun komme ich zu meinen lieben Kindern, und kuͤſſe ſie. §. 37. Hierauf fing ich an: Es wuͤrde nun bald die Zeit kommen, da er freudig ausrufen wuͤrde: Jch habe einen guten Kampf ge- kaͤmpfet, ich habe Glauben gehalten ꝛc. antwortete er abermal: Nicht uns, HErr, nicht uns. Jch ſagte: Die Lehrer םיליכשמה, diejenigen, welche andere im Wege zur Seligkeit klug machen, werden leuchten wie des Himmels Glantz, und die, ſo viele zur Gerechtigkeit bringen, wie die Sterne immer und ewig- lich; Er ſagte hierauf: Trotz ſey dir, Satan, daß du mir dieſen Troſt raubeſt. Wie er ſich denn uͤber den Evangeliſchen Troſt ſehr freudig bezeigte, und mehr als einmal ſagte: Dieſen Troſt hat kein Heide: Dieſe Freudigkeit kan ein Heide nicht haben. Auch im Tode ſey getroſt. Jch redete weiter von der Herrlichkeit des zu- kuͤnftigen Lebens, was man aus GOttes Wort ſagen kan. Er ergriff mich bey der Hand, und ſagte: Das verſtehen Sie nicht, ich werde es aber bald erfahren. Zu verſchiedenen malen richtete er ſich damit auf, daß uns die Suͤnde aus Gnaden in Chriſto ver- geben wuͤrde. Wobey ich die Worte anfuͤhrete: Wohl dem, dem die Ubertretungen vergeben ſind: Davon bereits oben erzehlet worden. §. 38. Jn ſeinem gantzen Todes-Kampfe, und da er in der groͤßten Hitze lag, ſahe er in dem Angeſicht ſo freudig und lieblich aus, (wenn ich nicht Teutſch zu ſchreiben haͤtte, ſo wolte ich ſetzen, charmant) daß ich mich daran recht ergetzet. Er lachte in die 5. mal recht freudig und laut, und wies erſt mit der lincken Hand: Hier ſtehen die Engel, und warten auf mich; hernach auch mit der rechten: Hier ſtehen auch welche. Als er nun 3. mal gelacht, fragte ich ihn: Aber ſagen Sie mir doch, warum Sie lachen? Er: Das koͤnnen Sie mir wohl ſelbſt ſagen. Jch brachte die Worte des Liedes vor: GOttes Kinder ſaen zwar traurig und mit Thraͤ-

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Zitationshilfe: Schöttgen, Christian: Leben und letzte Stunden HERRN Christoph Theodosii Walthers. Halle, 1742, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/386596/30>, abgerufen am 21.11.2024.