Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.Leichen-Carmina. Allein es muß vorher der grosse Hirt der SchafeAus seinem Tod und Grab siegreich gefüh- ret seyn, So nimmt den Seeligen aus seinem Todes Schlafe Der treue Lebens-Fürst in seine Wohnung ein. Wer wolte denn nicht gern mit seinem JEsu sterben, Wenn man mit ihm gewiß zum Leben auf- ersteht? Nur dieser kan die Kron der Ewigkeit ererben, Der auch im Leiden mit zu gleichem Theile geht. Der Heyland ist nunmehr ins Heiligthum ge- gangen, Als Priester, der für uns sich selbst zum Opfer giebt, Als Lehrer, der sein Volck mit brünstigem Ver- langen Nach ihrer Seeligkeit biß in den Tod geliebt: Herr Hencke sorgt und wacht vor seine liebe Heerde, Die ihn zwar kurtze Zeit als ihren Hirten kenn't, Wie Paulus von sich sagt, daß er geopfert werde: So ist diß Licht verbrannt, indem es andern brennt. Erlischt ein helles Licht, so nehmen Finsternissen Statt
Leichen-Carmina. Allein es muß vorher der groſſe Hirt der SchafeAus ſeinem Tod und Grab ſiegreich gefuͤh- ret ſeyn, So nimmt den Seeligen aus ſeinem Todes Schlafe Der treue Lebens-Fuͤrſt in ſeine Wohnung ein. Wer wolte denn nicht gern mit ſeinem JEſu ſterben, Wenn man mit ihm gewiß zum Leben auf- erſteht? Nur dieſer kan die Kron der Ewigkeit ererben, Der auch im Leiden mit zu gleichem Theile geht. Der Heyland iſt nunmehr ins Heiligthum ge- gangen, Als Prieſter, der fuͤr uns ſich ſelbſt zum Opfer giebt, Als Lehrer, der ſein Volck mit bruͤnſtigem Ver- langen Nach ihreꝛ Seeligkeit biß in den Tod geliebt: Herr Hencke ſorgt und wacht vor ſeine liebe Heerde, Die ihn zwar kurtze Zeit als ihren Hirten kenn’t, Wie Paulus von ſich ſagt, daß er geopfert werde: So iſt diß Licht verbrannt, indem es andern brennt. Erliſcht ein helles Licht, ſo nehmen Finſterniſſen Statt
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Leichen-Carmina.
Allein es muß vorher der groſſe Hirt der Schafe
Aus ſeinem Tod und Grab ſiegreich gefuͤh-
ret ſeyn,
So nimmt den Seeligen aus ſeinem Todes
Schlafe
Der treue Lebens-Fuͤrſt in ſeine Wohnung
ein.
Wer wolte denn nicht gern mit ſeinem JEſu
ſterben,
Wenn man mit ihm gewiß zum Leben auf-
erſteht?
Nur dieſer kan die Kron der Ewigkeit ererben,
Der auch im Leiden mit zu gleichem Theile
geht.
Der Heyland iſt nunmehr ins Heiligthum ge-
gangen,
Als Prieſter, der fuͤr uns ſich ſelbſt zum Opfer
giebt,
Als Lehrer, der ſein Volck mit bruͤnſtigem Ver-
langen
Nach ihreꝛ Seeligkeit biß in den Tod geliebt:
Herr Hencke ſorgt und wacht vor ſeine liebe
Heerde,
Die ihn zwar kurtze Zeit als ihren Hirten
kenn’t,
Wie Paulus von ſich ſagt, daß er geopfert
werde:
So iſt diß Licht verbrannt, indem es andern
brennt.
Erliſcht ein helles Licht, ſo nehmen Finſterniſſen
Statt
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Zitationshilfe: | Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/376914/94>, abgerufen am 16.02.2025. |