Freylinghausen, Johann Anastasius: Christliches Denckmaal, Welches Seinem Seligen Herrn Eydam, HERRN M. Georg Joh. Hencken. hrsg. v. Wiegleb, Johann Hieronymus. Halle, 1720.
DU treuer lieber Mann! Da, wer dich nur gekandt, Mit Mund und Feder ietzt sucht an den Tag zu legen, Wie werth er Dich gehabt; so soll auch mei- ne Hand Bey deinem Grabe sich mit diesem Blate regen; Da wir uns viele Jahr freund-brüderlich geliebt, Daher Dein früher Tod vor andern mich betrübt. Mich, der den neuen Ruf auch darum werth gehalten, Weil er mich so gar nah, auch selbst der Wohnung nach, Zu Deinen Umgang zog. Und nun mustu er- kalten Ein so vertrauter Freund, an dem Korn, Schrot und Schlag Ohn allen Tadel war! da ich kaum wenig Stunden Von diesem Amtes-Trost den Vorschmack nur empfunden. Was andre nun an Dir fürnemlich hochge- schätzt, Das
DU treuer lieber Mann! Da, wer dich nur gekandt, Mit Mund und Feder ietzt ſucht an den Tag zu legen, Wie werth er Dich gehabt; ſo ſoll auch mei- ne Hand Bey deinem Grabe ſich mit dieſem Blate regen; Da wir uns viele Jahr freund-bruͤderlich geliebt, Daher Dein fruͤher Tod vor andern mich betruͤbt. Mich, der den neuen Ruf auch darum werth gehalten, Weil er mich ſo gar nah, auch ſelbſt der Wohnung nach, Zu Deinen Umgang zog. Und nun muſtu er- kalten Ein ſo vertrauter Freund, an dem Korn, Schrot und Schlag Ohn allen Tadel war! da ich kaum wenig Stunden Von dieſem Amtes-Troſt den Vorſchmack nur empfunden. Was andre nun an Dir fuͤrnemlich hochge- ſchaͤtzt, Das
<TEI> <text> <body> <div type="fsEpicedia" n="1"> <div n="2"> <cit> <quote> <pb facs="#f0063" n="63"/> <fw place="top" type="header">Leichen-<hi rendition="#aq">Carmina.</hi></fw><lb/> <hi rendition="#fr">Liebe und der Kraft und der<lb/> Zucht.</hi> </quote> <bibl/> </cit><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#in">D</hi> <hi rendition="#fr">U treuer lieber Mann!</hi> </l><lb/> <l>Da, wer dich nur gekandt,</l><lb/> <l>Mit Mund und Feder ietzt ſucht an<lb/><hi rendition="#et">den Tag zu legen,</hi></l><lb/> <l>Wie werth er Dich gehabt; ſo ſoll auch mei-<lb/><hi rendition="#et">ne Hand</hi></l><lb/> <l>Bey deinem Grabe ſich mit dieſem Blate regen;</l><lb/> <l>Da wir uns viele Jahr freund-bruͤderlich<lb/><hi rendition="#et">geliebt,</hi></l><lb/> <l>Daher Dein fruͤher Tod vor andern mich<lb/><hi rendition="#et">betruͤbt.</hi></l><lb/> <l>Mich, der den neuen Ruf auch darum werth<lb/><hi rendition="#et">gehalten,</hi></l><lb/> <l>Weil er mich ſo gar nah, auch ſelbſt der<lb/><hi rendition="#et">Wohnung nach,</hi></l><lb/> <l>Zu Deinen Umgang zog. Und nun muſtu er-<lb/><hi rendition="#et">kalten</hi></l><lb/> <l>Ein ſo vertrauter Freund, an dem Korn,<lb/><hi rendition="#et">Schrot und Schlag</hi></l><lb/> <l>Ohn allen Tadel war! da ich kaum wenig<lb/><hi rendition="#et">Stunden</hi></l><lb/> <l>Von dieſem Amtes-Troſt den Vorſchmack nur<lb/><hi rendition="#et">empfunden.</hi></l><lb/> <l>Was andre nun an Dir fuͤrnemlich hochge-<lb/><hi rendition="#et">ſchaͤtzt,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Das</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0063]
Leichen-Carmina.
Liebe und der Kraft und der
Zucht.
DU treuer lieber Mann!
Da, wer dich nur gekandt,
Mit Mund und Feder ietzt ſucht an
den Tag zu legen,
Wie werth er Dich gehabt; ſo ſoll auch mei-
ne Hand
Bey deinem Grabe ſich mit dieſem Blate regen;
Da wir uns viele Jahr freund-bruͤderlich
geliebt,
Daher Dein fruͤher Tod vor andern mich
betruͤbt.
Mich, der den neuen Ruf auch darum werth
gehalten,
Weil er mich ſo gar nah, auch ſelbſt der
Wohnung nach,
Zu Deinen Umgang zog. Und nun muſtu er-
kalten
Ein ſo vertrauter Freund, an dem Korn,
Schrot und Schlag
Ohn allen Tadel war! da ich kaum wenig
Stunden
Von dieſem Amtes-Troſt den Vorſchmack nur
empfunden.
Was andre nun an Dir fuͤrnemlich hochge-
ſchaͤtzt,
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |